II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 261

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26. 1. Konoedie der Norte—Zykius
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Ausschnitt aus: Neues Wiener Abendblatt.
tümlich empfundenen und künstlerisch vorgetragenen Prosadichtungen greift
Wiesebach als Hauptgegenstand einen heraus, der gerade jetzt von höchster
Wien
N011915
Wichtigkeit ist. Die Wehrkraft unseres Volkes und damit die Zukunft
vom:
des deutschen Wesens und Geistes beruht auf jenem Höchststande der Sittlich¬
keit, dessen Folgen sich u. a. in der Zunahme der Bevölkerungsziffer er¬
weisen. Auf die Wichtigkeit dieses Punktes aufmerksam zu machen, ist eine
der Aufgaben des Buches. In ergreifender Art schildert es deshalb die
Heiligkeit des Muttertums und der Kindeswürde. Teis realistisch, dem
Leben des Tages abgelauscht, teils in hohem Schwunge einer ins Außer¬
Theater und Kunst.
gewöhnliche gehenden Phantasie führen Wiesebachs Erzählungen dieses
Thema durch. Sie leiten uns dabei außer in vaterländische Gebiete auch
Man berichtet uns aus München
in solche des farbenglühenden Südens, nicht minder in jene der rein dichte¬
SchnEinakterzyklus „Komödie der
rischen Eingebung. Das Buch wird jedem reiche Freude bereiten. Ganz
besonders zu wünschen wäre ihm auch eine ausgiebige Verbreitung unter
Erstaufführung im König¬
unseren Soldaten im Felde.
E. Weigand.
lichen Residenztheater beifallfreudige Aufnahme ge¬
Die neuen Regensburger Breviere. Dritte Ausgabe (Brev. 9):
funden. Dem Publikum gefielen die Einakter sowie
Das vierbändige Miniatur=Brevier mit dem vergrößerten Satzspiegel
der bisherigen 48° Ausgabe. Größe des gebundenen Exemplars 83:135 mm.
auch die vorzügliche Darstellung durch die Damen
Nur auf Dünndruck (indischem) Papier. 4 Bände ungeb. N 18, geb. A 28.50
Bierkowski, v. Hagen und Ritscher und die Herren
bis J 41.10. Regensburg, Pustet, 1915. Von den in der „Allgemeinen
Steinrück, Schwannecke, Graumann und Alten.—
Rundschau“ schon zweimal näher gekennzeichneten Regensburger Brevier¬
ausgaben (1914 Nr. 26; 1915 Nr. 34) liegt nunmehr auch die sogenannte
In ganz besonderem Maße hat Steinrücks reife
Miniaturausgabe vor. Sie weist durchgängig, was Ausstattung und Text¬
Kunst sich gezeigt. — Im Volkstheater hat die Posse
anordnung betrifft, die Vorzüge der übrigen Ausgaben auf, die schlechthin
„Die schwebende Jungfrau“ von Arnyld
als mustergültig bezeichnet werden müssen. Ihr besonderer Zweck liegt in
größtmöglicher Handlichkeit. Die reformierten Proprien einer Reihe von
und Bach, mit Herrn Kopp in der Hauptrolle grbße
Diözesen und Orden liegen auch zu dieser Ausgabe bereits vor. So ist
Heiterkeit erregt.
allen berechtigten Forderungen der Brevierbeter Rechnung getragen. Es
wird sich nun eine Editio prima Ratisbonensis post typicam der Horae
Diurnae anreihen, für die jedoch ein bestimmter Erscheinungstermin noch
nicht festgestellt werden kann.
O. Heinz.
Wilh. Dederichs: Unserer Gefallenen Los. Verlag H Pott¬
hoff, Bochum. Preis 15 Pf. —
Wieder eine bereichernde Arbeit auf dem
Gebiete der religiösen Kriegsliteratur, ihrer knappen und doch gemein¬
Nusschnitt aus:
verständlichen Zusammenfassung wegen besonders für Massenverbreitung
bestens geeignet. Ein Schreiten ists vom Riesenfriedhof des Schlachtfelds
er Tagblatt,
ins Totenreich, ein liebevolles Suchen nach den Seelen unserer gefallenen
vom:
unig.
Helden. Unter Zugrundelegung der verheißungsvollen Worte aus der

Heiligen Schrift „Wir wollen euch nicht in Ungewißheit lassen über eure
Toten“ entsteht eine sichere Mutmaßung über ihren Aufenthaltsort. Und
wer besonders von denen, die um einen tapferen Krieger trauern, möchte
sich über diesen Punkt nicht unterrichten? Des Büchleins Leitung wird
zasschen-10 und s aht berneinen ja lassen.
es tröstend vollbringen.
C. v. Mühlen.
Münchner Theater. „PonSchnitters Elfäklerzyklus „Die
WSANEAHANHHHNHNHNEHZEHEERAHEHHENHHGEEAHHEAHEEAHHETHHTHEAHEHNAEE
Komödie der Woche“ fand bei der Erstaufführung am Münchner
Kgl. Residenztheater nur der mittlere Einakter „Die große Szene“
N0
einen ausgiebigeren Beifall. Daß der Abend bis zum Ende inkeressierte,
Bühnen= und Musikrundschau. 72 74
war vornehmlich Dr. Steinrück zu danken, der mik animlerendem,
von kleinen Eigenmächtigkeiten nicht immer freiem Spiel den Abend
Kgl. Residenztheater. Zum ersten Male: „Komödie der Worte“.
führte.
Dr. K. M.
drei Einakter von Arthur Schnitzler. Das Haus ist ausverkauft,
1. Opli
auch für die Vorstelluchgehöre nicht zu den lieben
und meist so braven Kollegen, denen eine Karte zurückgelegt wurde.
Ich muß warten, drei Tage, ja vielleicht auch vier. Vor mir liegt
das Buch. Soll ich es aufschlagen? Ich lese es lieber nach als vor
einer Aufführung. Ich halte dies für richtiger, denn der Kritiker ist
nun einmal kein naiver Leser, er kennt die Bühne und die Schau¬
spieler und unwillkürlich, er mag wollen oder nicht, setzt er sich an das
Regiepult. Kommt er dann ins Theater, dann bringt er schon eine
festumrissene Bilderreihe mit. Ist nun die Aufführung des Spielleiters
eine andere, als die seine, so tritt er mit dem Mann der Praxis in
Gedanken in eine Polemik. Möglich, daß er sich am Ende zur Auf¬
fassung des Spielleiters bekehrt, aber jedenfalls ist er nicht der un¬
beeinflußte Genießer eines Kunstwerkes und dies soll nach meiner Mei¬
nung der Kritiker sein, solange die Gardine nicht geschlossen ist. —
Ich will im Theater zum Publikum gehören; aber wenn ich eben
warten soll, tagelang, vielleicht gar auf Erkenntnisse und auf
ästhetische Werte warten soll, die mich möglicherweise bereichern,
nun so lasse ich die guten Vorsätze fahren und schlage das Buch auf.
„Die Stunde des Erkennens“, ein guter Titel. Ein Arzt weiß
seit zehn Jahren, daß seine Frau ihn betrogen; er ver¬
schloß jedoch seinen Groll in sein Herz bis zur Stunde, da seine
Tochter verheiratet das Elternhaus verlassen Sein Verdacht ist
auf einen Unrichtigen gefallen. Wohl liebte seine Frau diesen,
seinen Freund, den er auch aus anderen Gründen stets beneidet hat,
aber sie liebte ihn so sehr, daß sie sich mit einem
— anderen ver¬
gangen hat. Die Frau läßt ihren Gatten in dem Irrtum und geht
aus dem Hause. Ich kann es mir bei der Lektüre lebhaft vorstellen,
wie Herr Steinrück den lange verschlossenen Groll entladet, mir ist's,
als hörte ich die Töne, die Kunstpausen und sähe die psychologischen
Finessen, mit denen er und Schnitzler das Publikum zu überreden
sucht, daß das menschliche Herz einer Konservenbüchse gleicht „erst bei
Bedarf zu öffnen“. Und ich sehe Frau v. Hagen, als elegante,
leidenschaftliche Frau; sehe die hoheitsvoll verächtlichen Gesten,
mit denen sie angewidert sich zum Gehen wendet. Das Publikum,
gutmütig, wie es ist, wird dabei an den peinlich komplizierten Ehe¬
bruch kaum mehr denken. Ich höre das Plätschern des Beifalls.
Nr. 2. „Die große Szene“. Ein großer Bühnenkünstler hat die
Braut eines anderen verführt. Der Betrogene stellt ihn zur
Rede und nun spielt der Mime dem Harmlosen eine vorbereitete
„Szene“ vor, indem er sich reinzuwaschen weiß. Die Gattin des
Schauspielers hat dieses Bravourstück hinter der Szene belauscht. Sie hat
über die Untreue des Mannes oft duldend hinweggesehen. Jetzt ergreift
sie jedoch der Ekel, sie will endgültig mit ihm brechen. Nun erscheint der