26.1. Konoedie der Norte zuklus box 32/4
20. November 1915.
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„Der Fremde“, das zum ersten Male vor elf Jahren
aus dem Hause sei. Zehn Jahre lang hat er der Frau die
an derselben Stelle erschienen war und diesmal wie damals,
Komödie eines liebenden Gatten vorgespielt, um seine
recht gefiel, obwohl ja die eigentliche Stärke Lienhards be¬
Rache möglichst kalt zu genießen. Ueber die innere Unwahr¬
kanntlich nicht auf dramatischem Gebiete liegt. Den Schluß
scheinlichkeit dieser Voraussetzung kann der geistreiche und
machte eine völlige Neuheit, ein Spiel aus dem deutschen
raffiniert ausgeklügelte Dialog, dem zu Liebe das ganze Stück
Rokoko „Der verwandelte Komödiant“ von
geschrieben zu sein scheint, nur schwer hinweghelfen. Es ge¬
Stephan Zweig, dessen „Haus am Meer“ es vor drei
lang doch einigermaßen, aber nur, weil die Herren Steinrück
Jahren zu keinem rechten Erfolg bringen konnte. Diesmal
und Graumann, am meisten aber Frau von Hagen, sich
hatte er mehr Glück. Der verwandelte Komödiant ist ein
mit ganz ungewöhnlichem Glück in den Dienst dieser Kon¬
artiges Verslustspiel, das uns die Macht des Schauspielers
versationskomödie stellten. Verdienter war der Erfolg des
über die Gemüter der Menschen an einem drastischen Beispiel
zweiten Stückchens, das „Große Szene“ heißt und uns
erläutern soll. Ein armer wandernder Komödiant kommt als
einen Komödianten vorführt, einen großen Schauspieler, der
Bittsteller zur Favoritin eines Fürsten und erreicht durch
vor lauter Charakterdarstellung seinen eigenen Charakter ver¬
seiner Rede Zauberfluß nicht nur den erbetenen Schutz für seine
loren hat. Zum zweiten Male will ihn seine Frau ver¬
Truppe, sondern er spielt sich auch in die Gunst des Fürsten
lassen, nachdem sie unerwartet zur Zeugin einer „großen
wie seiner Favoritin hinein. So wie bei dem ersten Abend
Szene“ geworden ist, die ihr Gatte einem jungen Manne
Herr Steinrück, so hatte hier unser junger Frankfurter Gast
vorspielt, der gekommen war, um von ihm Rechenschaft für
Herr Janssen die dankbare aber schwere Aufgabe, sich dreimal
die Verführung seiner Braut zu fordern. Herr Steinrück
zu verwandeln und höchst heterogene Charaktere zu spielen.
spielte diesen Schauspieler mit großem Lacherfolg, aber die
Sein Wilhelm in den Geschwistern, sein Till Eulenspiegel als
Geschichte hat eigentlich einen sehr ernsten und traurigen
„Fremder“ und endlich sein verwandelter Komödiant zeigten,
Hintergrund. Ganz verunglückt ist das dritte Stück „Das
daß wir an diesem jungen und feurigen Schauspieler, der
Bacchusfest“; es konnte auch am Wiener Burgtheater
mich an Joseph Kainz in seiner Jugend erinnert, wohl eine
nicht durchdringen. Die junge Frau eines Schriftstellers ist
höchst willkommene Bereicherung unseres Personals erhalten
im Begriffe mit einem Anderen durchzugehen. In der Bahn¬
würden. Der sollte uns einmal den Torquato Tasso vor¬
hofshalle, wo sie, für sich, leider aber auch für das Publikum
spielen. Dieses Goethesche Drama ist wohl am längsten nicht
viel zu lange auf einen verspäteten Zug warten müssen, über¬
mehr aufgeführt worden; ich glaube, seit Possart zum letzten
rascht sie der Mann und bringt alles wieder in Ordnung,
Male den Antonio gespielt. Will ihn keiner nachspielen?
indem er seine Frau zu ihrer Pflicht zurückführt. Schnitzler
Herr Jacobi wäre der richtige Mann dafür.
hat vielleicht nichts Langweiligeres und Geistloseres ge¬
Nur kurz möchte ich noch erwähnen, daß im Hoftheater
schrieben als diese öde Szene im Salzburger Bahnhof¬
Hugo von Hofmannsthals „Altes Spiel von Jedermann“
restaurant: sie verdarb den ganzen Abend und jagte manche
wiedereinmal aufgeführt worden ist, nicht nur eine der wert¬
Zuschauer noch vor dem Schlusse aus dem Theater.
vollsten Gaben des Wiener Aestheten, sondern auch der letzten
Wertvollere Gaben brachte der zweite Einakterabend:
Jahre überhaupt. Auch hier führte die Uebernahme des
vor allem nach längerer Zeit wiedereinmal Goethes „Ge¬
Jedermann durch Herrn Janssen zu einer recht erfreulichen
schwister“, dann zur Feier des 50. Geburtstages unseres
Verjüngung in der Besetzung. — Auf dem Gebiete der Oper
Heimatdichters Friedrich Lienhard, dessen Schelmenspiel
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Es sol gezeigt werden, wie man dratisch mit dinreichender Genauigleit
energe en en den ene den den den den e den en en
denjenigen Punkt eines zu beschießenden Gegenstandes bestimmen kann, der,
als Zielpunkt benutzt, die meiste Gewähr dafür bietet, daß der Schütze den
Von unseren Hochlchulen
Gegenstand überhaupt irgendwo trifft. Dabei kann das Ziel als eine ebene
Scheibe angesehen werden, deren Form allerdings noch ganz beliebig ist. Der
gesuchte günstigste Zielpunkt ist nicht etwa der Schwerpunkt der Scheibe, er
Sitzungsberichte der K. Preuß. Akademie der Wissenschaften.
hängt auch nicht nur von der Gestalt der Scheibe, sondern ganz wesentlich
auch von der Treffsicherheit des Schützen, d. h. von seinem durch Probe¬
28. Oktober. Sitzung der physikalisch=mathematischen Klasse.
schießen feststellbaren wahrscheinlichen Fehler ab, aus dem sich nach einer
Vorsitzender Sekretär: Herr Waldeyer.
bekannten Formel der Wahrscheinlichkeitsberechnung der Genauigkeits¬
Herr Müller=Breslau las „Elastizitätstheorie des starren Luft¬
koeffizient des Schützen berechnen läßt. Die Schwierigkeit der Aufgabe liegt
darin, die Koordinaten zo und „6 des günstigsten Zielpunktes aus zwei
schiffes“.
Die Versteifung eines starren Luftschiffes gehört zu den hochgradig
Gleichungen zu ermitteln, in denen #o und „0 als Konstanten in den
statisch unbestimmten Stabwerken; ihre genaue Untersuchung verlangt die
Integralen zweier nicht in geschlossener Form auswertbarer Integrale auf¬
Aufstellung einer außerordentlich großen Zahl von Elastizitätsgleichungen,
treten. Die Lösung wird erreicht, indem der Aufgabe eine dynamische
deren jede einzelne eine große Zuhl von Unbekannten enthält. Hierzu tritt
Teutung unterlegt wird, wonach in jedem Punkte der Scheibenebene eine
die große Zahl der zu untersuchenden Belastungsfälle. Die strenge Lösung
gewisse Kraft wirkt und es darauf ankommt, denjenigen Punkt zu finden,
wird dadurch sehr erschwert, daß die Verspannung der Felder des Fachwerk¬
für den diese Kraft gleich Null wird. Es zeigt sich, daß der günstigste Ziel¬
wantels und der Ringe zur Erzielung eines geringen Schiffsgewichtes soweit
" Bensnigleitskeefsizienten des Schützen
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„Der Fremde“, das zum ersten Male vor elf Jahren
aus dem Hause sei. Zehn Jahre lang hat er der Frau die
an derselben Stelle erschienen war und diesmal wie damals,
Komödie eines liebenden Gatten vorgespielt, um seine
recht gefiel, obwohl ja die eigentliche Stärke Lienhards be¬
Rache möglichst kalt zu genießen. Ueber die innere Unwahr¬
kanntlich nicht auf dramatischem Gebiete liegt. Den Schluß
scheinlichkeit dieser Voraussetzung kann der geistreiche und
machte eine völlige Neuheit, ein Spiel aus dem deutschen
raffiniert ausgeklügelte Dialog, dem zu Liebe das ganze Stück
Rokoko „Der verwandelte Komödiant“ von
geschrieben zu sein scheint, nur schwer hinweghelfen. Es ge¬
Stephan Zweig, dessen „Haus am Meer“ es vor drei
lang doch einigermaßen, aber nur, weil die Herren Steinrück
Jahren zu keinem rechten Erfolg bringen konnte. Diesmal
und Graumann, am meisten aber Frau von Hagen, sich
hatte er mehr Glück. Der verwandelte Komödiant ist ein
mit ganz ungewöhnlichem Glück in den Dienst dieser Kon¬
artiges Verslustspiel, das uns die Macht des Schauspielers
versationskomödie stellten. Verdienter war der Erfolg des
über die Gemüter der Menschen an einem drastischen Beispiel
zweiten Stückchens, das „Große Szene“ heißt und uns
erläutern soll. Ein armer wandernder Komödiant kommt als
einen Komödianten vorführt, einen großen Schauspieler, der
Bittsteller zur Favoritin eines Fürsten und erreicht durch
vor lauter Charakterdarstellung seinen eigenen Charakter ver¬
seiner Rede Zauberfluß nicht nur den erbetenen Schutz für seine
loren hat. Zum zweiten Male will ihn seine Frau ver¬
Truppe, sondern er spielt sich auch in die Gunst des Fürsten
lassen, nachdem sie unerwartet zur Zeugin einer „großen
wie seiner Favoritin hinein. So wie bei dem ersten Abend
Szene“ geworden ist, die ihr Gatte einem jungen Manne
Herr Steinrück, so hatte hier unser junger Frankfurter Gast
vorspielt, der gekommen war, um von ihm Rechenschaft für
Herr Janssen die dankbare aber schwere Aufgabe, sich dreimal
die Verführung seiner Braut zu fordern. Herr Steinrück
zu verwandeln und höchst heterogene Charaktere zu spielen.
spielte diesen Schauspieler mit großem Lacherfolg, aber die
Sein Wilhelm in den Geschwistern, sein Till Eulenspiegel als
Geschichte hat eigentlich einen sehr ernsten und traurigen
„Fremder“ und endlich sein verwandelter Komödiant zeigten,
Hintergrund. Ganz verunglückt ist das dritte Stück „Das
daß wir an diesem jungen und feurigen Schauspieler, der
Bacchusfest“; es konnte auch am Wiener Burgtheater
mich an Joseph Kainz in seiner Jugend erinnert, wohl eine
nicht durchdringen. Die junge Frau eines Schriftstellers ist
höchst willkommene Bereicherung unseres Personals erhalten
im Begriffe mit einem Anderen durchzugehen. In der Bahn¬
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hofshalle, wo sie, für sich, leider aber auch für das Publikum
spielen. Dieses Goethesche Drama ist wohl am längsten nicht
viel zu lange auf einen verspäteten Zug warten müssen, über¬
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wiedereinmal aufgeführt worden ist, nicht nur eine der wert¬
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vollsten Gaben des Wiener Aestheten, sondern auch der letzten
Wertvollere Gaben brachte der zweite Einakterabend:
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vor allem nach längerer Zeit wiedereinmal Goethes „Ge¬
Jedermann durch Herrn Janssen zu einer recht erfreulichen
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als Zielpunkt benutzt, die meiste Gewähr dafür bietet, daß der Schütze den
Von unseren Hochlchulen
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gesuchte günstigste Zielpunkt ist nicht etwa der Schwerpunkt der Scheibe, er
Sitzungsberichte der K. Preuß. Akademie der Wissenschaften.
hängt auch nicht nur von der Gestalt der Scheibe, sondern ganz wesentlich
auch von der Treffsicherheit des Schützen, d. h. von seinem durch Probe¬
28. Oktober. Sitzung der physikalisch=mathematischen Klasse.
schießen feststellbaren wahrscheinlichen Fehler ab, aus dem sich nach einer
Vorsitzender Sekretär: Herr Waldeyer.
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Herr Müller=Breslau las „Elastizitätstheorie des starren Luft¬
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darin, die Koordinaten zo und „6 des günstigsten Zielpunktes aus zwei
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Gleichungen zu ermitteln, in denen #o und „0 als Konstanten in den
statisch unbestimmten Stabwerken; ihre genaue Untersuchung verlangt die
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