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20. November 1975.
sei noch die Neueinstudierung von Flotows alten „Alessandro
Stradella“ erwähnt, der nicht umzubringen ist. Die Titel¬
#rolle wurde zum ersten Male von Herrn Erb mit geradezu
überraschender Tonschönheit gesungen; das Banditenpaar
aber, das Originellste an der ganzen Oper, fand durch die
Herren Kuhn und Bauberger eine so brillante Wiederver¬
körperung, daß diese allein schon die Wiederaufnahme der
Oper lohnte, gegen deren Neueinstudierung ja weiter nichts
einzuwenden ist. Es gäbe aber gewiß noch manch andere
alte gute und dabei wertvollere Oper, die eine solche Wieder¬
Ausschnitt aus:
Theater-Courier, Berlin
aufnahme noch nötiger hätte. Ich brauche nur die Namen
Gluck, Weber, Marschner und — Cornelius zu nennen.
vom:
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Alfred Frhr. v. Menpt.
München.
Die drei Einakter Schnitzler's, Komödie der Worte“ betitelt,
brachten dem Dichter bei der hiesigen Erstaufführung im Kgl. Resi¬
denztheater viel Beifall, für den er sich selbst bedanken konnte. Einen
weiteren schönen Erfolg erzielte dort das Hofschauspiel mit einem
anderen Einakter=Abend, an dem Goethe's „Geschwister“, Friedrich
Lienhards Schelmenspiel „Der Fremde“ und Stefan Zweigs Spiel
(aus dem deutschen Rokoko „Der verwandelte Komödiant“ zur Auf¬
führung gelangten. Es war hauptsächlich das interessonte, vielver¬
sprechende Spiel des auf Anstellung gastierenden Herrn Janssen in
den Hauptrollen, welches hier den Ausschlag gab.
Im Schauspielhause wurde zu Siegfried Raabe's 40jährigem
Künstlerjubiläum Wittenbauer's „Privatdozent“ gegeben. Wie beliebt
dieser treffliche Darsteller und verdienstvolle Regisseur beim Publikum
ist, bewies das bis auf den letzten Platz ausverkaufte Haus und der
Ausschnitt aus Sikalaisch Wecinh. Taitung, Pe.
überaus reiche und herzliche Beifall. Wie er die Sympathien seiner
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Kollegen besitzt, zeigte eine in intimem Rahmen gehaltene Feier vormittags
vom:
auf der Bühne. Als Neuheit sah man dort noch ein einaktiges
Stimmungsbild „Sonnenuntergang“ von W. Krag, einem nordischen
Dichter, das hier seine Erstaufführung in Deutschland erlebte. Ein
Mlinchener Sheater.
alter Gelehrter sieht sich von einem jungen Talent überflügelt. In
Von den Münchener Theatern ist aus der letzten Zeit
dieser schmerzlichen Erkenntnis wird ihm Trost durch die Nachricht,
daß dieses Talent der Mann seines über alles geliebten Nichtchens ist.
Bedeutendes nicht zu berichten. Die Uraufführung des
Jerner gelangte als nachträgliche Ehrung von Dr. Ludwig Gang¬
„Volkstheaters“ brachte einen Schwank „Die schwebende
hofers 60. Geburtstag dessen einaktige Dorfkomödie „Das Testament“.
Jungfrau“ von den Herren Arnold und Bach, deren
zur Aufführung. Dieselbe handelt von einem reichen Bauern, der
Firma durch die vielgespielte Posse „Die spanische Fliege“
in seinem Testament durch allerlei boshafte Einfälle Rache übt und
bekannt wurde. Das neue Unternehmen dieser Sozietät wurde
sich in seiner Sterbestunde noch über die von ihm an der Nase
ohne jegliches Kapital geistiger Art gegründet. Es ist den Herren
herumgeführten Menschenkinder amüsieren will. Das erstere Werk
nichts anderes eingefallen als der altbekannte Ehemann, der es
erzielte einigen Beifall, das letztere, von einem aristophanischen Humor
mit der ehelichen Treue trotz höheren Lebensalters und ver¬
erfüllte, übte eine sehr starke Wirkung.
heirateter Tochter nicht recht ernst nimmt. Und ein Schwieger¬
Im Gärtnertheater kam die Eysler'sche Operette „Ein Tag im
sohn, der ausnahmsweise nicht mitmacht, dafür in um so
Paradies“ zur Erstaufführung und wurde bis zu dem ziemlich ab¬
schwierigeren Verdacht gerät. Wer an diesen Humoren des
fallenden Schlußakt beifällig aufgenommen. Zur Uraufführung gelangte
etwas unappetitlichen Michaelistriebes begüterter Familienväter
dort ein Weihnachtsmärchen „Der alte Lindenbaum“ von Lehrer
(diesmal ist es weder ein Mostrich=, noch ein Margarine=, noch
Josef Weber, Musik von Theo Rupprecht, das keine neuen Wege geht,
aber die Schaulust der Kleinen vollauf befriedigte.
auch ein Essigfabrikant, sondern ein Weinhändler) Geschmack
findet. der wird vielleicht auch bei diesem Stücke, dessen
Zum Schluß sei noch der beiden Neuheiten des Volkstheaters
Subalternität — auch am Schwanknivean gemessen —
be¬
gedacht, des Arnold=Bach'schen Schwankes „Die schwebende Jungfrau“
schämend ist, auf seine Parkettsitzkosten kommen, wer aber nur für
der auch hier ein Treffer gewesen und des mit Alma Lind, in der
Humor Sinn hat und nicht für seine versteckt=zotigen Ver¬
Titelrolle sehr gut wiedergegebenen Lustspiels „Klein=Eva“ „6on
O. Ott, welches ebenfalls so schnell nicht vom Spielplan verschgrinden
zerrungen, dem rate ich: Hände weg! Die Darstellung war recht
dürfte.
aut. Herr Hofrat Beck, wann werden Sie endlich Anzengruber
F. P,3.
A
spielen?
Residenz=Thegter: Einakterabende. Zuerst
Schnitzhers „Komödie der Worte“ drei Stücke, die
nach den Wiener, Berliner und Breslauer Premieren hinlänglich
bekannt sind. Steinrück soll in drei Rollen glänzend ge¬
wesen sein.
Es folgten drei Einakter: Goethes „Ge¬
schwister“ mit dem zarten Fräulein Bierkowski als
rührende Marianne, Lienhards „Der Fremde“, das
bekannte Schelmenstück von Eulenspiegels Gnaden, das man zu
Ehren des fünfzigjährigen Dichters
ausgrub, und Stefan
Zweigs lyrisch=kunstgewerblicher
Einakter vom „Ver¬
wandelten Komödianten“.