II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 268

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26.1. Kongedie der Norte - Zyklus
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Ausschnitt aus: REICHSPOST, WIEN
vom: O MRL 12·E

„Lied von der Erde“ das er vormals hier als Urauffüh- hatte in dem Renaissaneesach
Münchener Theaterbrief.
rung geboten und das ihm auch heute noch am Herzen Künstlerhauses eine Bühne
München, im März 1916.
liegt. Seine Interpretation ist in der Tat eine werbende.
paßte nicht recht, auch war m
Wir wissen heute, daß die Mahlersche Kunst Mittler
rationalistische Deutung einge
Schnitzlers Ehebrechereien „Die Komödie der
braucht, die fest an sie glauben und Bruno Walter ist ihr
eifriger Kommentierung zu ke
Wortwar noch reichlich oft im Spielplan
ein begeisterter Interpret im Gegensatz zu dem kühleren
nis. Jetzt hielt sich das Publ
unserer königlichen Bühne, aber es wurde ihnen in den
Verhältnis in dem die Mehrzahl der großen Dirigenten
Stimmungsvolle, Duftige, die
letzten Wochen keine Nachfolger solch suspekter Art gege¬
zu Gustav Mahler steht. Die Münchener Kommeroper
durch die mystischen Stücke
ben; das Hofschauspiel erinnerte sich vielmehr seiner Auf¬
hatte mit Donizettis „Regimentstochter“ einen starken Er= zu stilisieren und das junge
gabe, dem klassischen Spielplan eine eindringlichere Pflege
folg. Es war — setzt man einen strengeren kritischen Maß- die Pippa gar lieblich. Die K#
angedeihen zu lassen: „Hamlet“.
„Macbeth“ und „Des
stab an — der erste künstlerische Erfolg des jungen Un= neuen Direktor, einen Herrn
Meeres und der Liebe Wellen“ erschienen teilweise,
ternehmens, das sich eine angesehene Stellung zu erar¬
in Berlin; in einem hier geh#
„Othello“ völlig neu einstudiert. Den Mohren spielt
beiten scheint. Ein freundliches Verdienst war die Auf¬
sich zu neuidealistischer Richtu
Lützenkirchen durchaus bedeutend, Steinrinks „Jago“
führung von Lortzings fast vergessener Oper „Hans leider auf „Pippa“ Wedekind
fasziniert, freilich gibt er gern „mehr“ als die Rolle und
Sachs". Das farbenfreudige, eindrucksvolle Schlußbild,
„Marquis von Keith“, den m
das ist zuweilen — weniger. Die Hofoper hat Lortzings
Kaiser Maximilian I. auf Altnurnbergs Festwiese den
Residenztheater gegeben hat.
„Undine“ neu inszeniert, dann folgte Friedrich Kloses
Dichter ehrend, ist in die Illustrierten Blätter über¬
fanden damals diese Kriegsko
„Ilsebill“. Felix Mottl hat die „Dramatische Sinfo¬
gegangen. Das ist gar prächtig anzuschauen und war es
Bühne des Landes vorsetzte,
nie“ uns einst aus Karlsruhe mitgebracht und auch hier
auch in Wirklichkeit, aber was man hörte, das war doch
wählt. Die ersten Vorstellun
hat sie Wurzel gefaßt. Gehört doch Ilsebill“ zu den we¬
noch nicht so vollkommen, als man nach dem großen Auf¬
waren zwar ausverkauft, abe
nigen Opernwerken, die auch über unsere, sonst ausschlie߬
wand der Inszenierung hätte erwarten können. Musika¬
in dem sich unser Publikum
lich dem Wagnertum geweihie Festspielbühne des Prinz¬
lisch gehört der „Hans Sachs“ nicht zu Lortzings stärkeren
len hatte, fehlte. Der Beifall
regententheaters gingen, dessen versenktes Orchester für
Werken und gerade weil die stofflichen Aehnlichkeiten
zen. Die Vorstellung unterst
Kloses machtvolle Tonwogen sehr günstig ist. Davon ab¬
mit den „Meistersingern“ so groß sind, werden wir im¬
Wedekind spielte den Schwind
gesehen war die Neueinstudierung im Hoftheater sehr ver¬
mer wieder zu Vergleichen veranl#ßt. Freilich nichts ist
seiner abstrusen und bohemehe
dienstlich. Herr v. Bary als Fischer, Frau Mottl-Faßben¬
ungerechter, als solche Parallele, hie ein des Reimens
aufdringlicher Pointierung in
kundiger Schuster, der des Bürgermeisters Töchterlein ge¬
spielt jetzt die Gräfin Werdenf
rolle alternierend, erfüllen die Gestalten mit vollem,
winnt und bei Wagner das gewaltige Preislied deutscher
Tilly Wedekind eine Schauspie
blühenden Leben, die gleichzeitig als Symbole über das
Kunst.
Sudermanns „Gutgeschnit
Persönlich=Zufällige hinauswachsen. Die Tragik der Ma߬
zeitig mit Berlin hier urauf
losigkeit menschlichen Wünschens, die uns schon das
„Lohengrin“ zog ein ins — Kino. „Es sei erreicht“
Schauspielhause war der Erf
Grimmsche Märchen vom Fischer und seiner Frau in sei¬
so wurde uns in den Einladungsschreiben angezeigt und
Versen die sehr gut gemeint,
ner Schlichtheit vor die Augen rückt, hat in Kloses Musik
so fand sich denn zu einer Sondervorstellung ein, was in
gend sind, hat uns der Dichter
eine grandiose Ausdeutung erfahren. Das Werk von dem
dem „Lokalen Teil“ der Blätter als das „Geistige Mün¬
einander gesetzt, daß er uns B
Tondichter als Traum gefaßt, zog früher pausenlos an
chen“ bezeichnet wird. Also auf den weißen Flächen er
schienen die vertrauten Gestalten und irgendwo draußen Kriege geben will, die uns zeig
uns vorüber; das war künstlerisch genommen die einzige
Pfade einer Verfallskultur gen
richtige Lösung. Jetzt läßt man aus Gefälligkeit gegen
wurde dazu gesungen. Nicht gerade hervorragend, aber
das schlimmste war, daß sich die Musik nicht mit den
So sehr wir es schätzen, w
das Publikum in der Mitte den Vorhang fallen, ganz
Gesten der „Lohengrin"spieler deckte. Nein, es ist nicht
wie unsere Bühne sich im „Fliegenden Holländer“ dessen
das Gewissen schärft, so wen
ununterbrochene
erreicht, die seelenlose Mechanik kann die Bühne nicht
Reiz man früher durch eine
daß alles, was Sudermann
Wiedergabe betonte, wieder eine Caesur gestattet, wäh¬
ersetzen. Das Ganze wirkte mehr schmerzend als erhebend.
Ecke“ philosophiert, von beson
rend wir doch auch „Rheingold“ pausenlos genießen kön¬
Gleichzeitig mit Wien versuchte man hier eine „Ret- weiskraft sei. Somit verbleibt
nen, ohne daß das Publikum sich „überanstrengt". Hof¬
tung“ von Hauptmanns Glashüttenmärchen „Und Pippa derung eines Idealisten, den sü
kapellmeister Röhr leitet „Ilsebill“ mit Wärme und Hin¬
tanzt". Man hatte hier vordem nur eine Vorstellung
die Wand drücken. Viel lebens
gabe. Klose wurde vielmals gerufen. In der „musikalischen
gesehen. Vor zehn Jahren versuchte sich ein literarischer rische Theatergründer wirken d
Akademie“ dirigierte Bruno Walter Gustav Mahlers Verein mit der auswärts durchgefallenen Dichtung. Er] „Kunst“=Geschäftsmänner. In