II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 271

No
26.1. Konoedie derrte zykIus
vom: ceöfrsspiitzer Zekung
„Komödi# der Worte.“
Drei Einakter von Arthur=chnißser.
Der Verfasser selbst verzichtet auf die Klassisi¬
zierung dieser interessanten dramatischen Arbeiten.
Die Kritik übt kein Richteramt, nur ein Nachrichten¬
amt, wenn sie solchem Werke mit Kunstregeln an den
Leib rückt. Nur Eines kann man dem ebenso geist¬
vollen wie liebenswürdigen Wiener Dichter über sein
letztes Werk sagen: Weniger wäre mehr gewesen. —
Der Seelenkenner Arthur Schnitzler verliert sich na¬
mentlich im ersten, dem ernstesten Stücke, in Tifte¬
leien, er ist es selbst, der in der „Stunde des Erken¬
nens“ die Dinge ohne tiefere Ursache in ihr Gegenteil
verkehrt und durch wahrhaft spitzfindige Dialektik ei¬
nen nur bei vorzüglicher Darstellung tragisch wirken¬
den Konflikt erkünstelt, dem nach der vorangegange¬
nen Szene jede Begründung fehlt. Frl. Grete Wil¬
sen, in der wir eine ausgezeichnete Kraft schätzen
lernten und Herr Gradnitzer, dessen Begabung
gestern wieder besonders hervortrat, verstanden es,
die Unnatur des Ausgetiftelten lebenswahr erscheinen
zu lassen und dem Einakter zum Erfolge zu verhel¬
fen. Der glitzernde Witz des Autors, der sich in seine
Sentimentalität und in seine Gefühlsanalysen unver¬
sehens mischt, täuscht über die Schwächen seiner Be¬
weisführung und wo er, wie in Herrn Preiß nur
einen unzulänglichen Interpreten findet, muß auch
der gelungensten Szene, der Aussprache Klaras mit
Ormin, die volle Wirkung ausbleiben. Daß diese
Szene nicht ganz versagte, ist das Verdienst des be¬
seelten Spieles Frl. Wilsens.
Die „Große Szene“ ist das mit Humor
erfaßte gelungene Mittelstück des Triptychons. Sie
bietet eine wundervolle Beleuchtung des „großen“,
Komödianten, der das Komödiespielen auch im Leben
nicht aufgeben kann. Herrn Gradnitzer ward mit
der Rolle des Herbort eine sehr dankbare Aufgabe
zuteil, der sich der junge Künstler mit Lust und Erfolg
hingab. Frl. Trebitsch und Herr Kraus er¬
gänzten mit bester Wirkung das vom Dichter ge¬
wünschte Bild, Herr Serbouset und Fräulein
Flamm führten sich in ihren charakteristischen Ne¬
benrollen glücklich ein.
„Das Bachusfest“, das dritte der Stücke,
kann als ein Lustspiel gelten, in dem sommerliche
Ferialliebelei der Liebe zum geistig und sittlich hö¬
her stehenden Gatten weichen muß. Damit ist durch¬
aus nicht gesagt, daß es, so unterhaltend die Wechsel¬
rede geführt ist, zu den höherstehenden Lustspielen
gehört. Die Aufführung mußte es zu bester Wirkung
bringen, denn sie lag durchwegs in guten Händen
und das ganze Um und Auf der Bahnhofsszene wirkte
belustigend. Das Liebespaar im Mittelpunkte der
Handlung, wurde von Herrn Oldau=Brand!
und Frl. Michel in jeder Hinsicht trefflich gegeben.
Herr Gradnitzer brachte die Ueberlegenheit des
Gatten leicht und natürlich zur Geltung und Herr
Justian war als Eisenbahnportier mit den nöti¬
gen Stimmitteln und Medaillen zur vollsten Zufrie¬
denheit des Publikums ausgestattet. Es folgte der
Vorstellung bis zum Schlusse mit lebhaftem Beifall
und dürfte die drei Einakter kaum auf dem Spielplan
unserer Bühne vermissen wollen.
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