II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 272

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26.1. Konoedie der Norte zuklus
sprach, den Gegensatz zu ihrem oberflächlichen, die
Dinge und Menschen um sich ironisierenden Gatten
schlagend hervorzukehren. Als Frau des Schriftstel¬
hnitt aus: Teplitz-Schönauer Anzeiger
kers Staufner war Frl. Michel recht unbedeu¬
tend; dieselbe spielte auch im zweiten Stück eine
Teplitz, Bohmen
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Theaterelevin mit sehr wirksamen, heiteren Poin¬
ten. Von den übrigen Mitwirkenden beansprucht
noch die Rolle des Theaterdirektors, die Herr
Theater und Musik.
Kraus spielte, größere Beachtung. Der Darsteller
[„Komödie der Worte.“] Drei Einakter
beschränkte sich auf die Wiedergabe dessen, was ihm
der Dichter in den Mund legte und tat dies bei an¬
von ArthnDichterist ein Arzt
erkennenswertem Verständnis für den geistvollen
und es ist unleugbar, daß d#####uestimmend ist
bei den Entscheidungen, die der erstere bezüglich der
Inhalt der Worte, mit bestem Erfolge; dagegen
handelnden Personen in seinen Werken trifft.
orwandte er auf die Charakterisierung des Bühnen¬
praktikers keine besondere Sorgfalt. Herr Olden¬
Schnitzler behandelt in drei Einaktern, die unter
dem vorstehenden Gesamttitel vereinigt sind, das
Brandl hatte sich für die etwas komische Figur
Problem des Ehebruchs und zugleich die „Komödie
des Liebhabers im „Bacchusfest“ eine richtige Auf¬
der Worte“, die hohle Phrase, die anstelle der Tat be¬
fassung zurecht gelegt. Den Prof. Ormin gab Herr
tören soll. Er veranschaulicht den Gedanken an drei
Preiß mit ruhigem sachlichen Ernst, doch
ziemlich uninteressant, während Herr Serbou¬
verschiedenen Beispielen, verschieden nicht bloß in
set als Gley zu wenig aus sich herausging,
den einzelnen Handlungen, sondern auch durch das
Milien, in dem sich diese abspielen und er kommt
um die Vertrauensseligkeit des beschwatzten
Bräutigams glaubhafter zu gestalten. Im ganzen
immer zu demselben Schluß: der Ehebruch verläuft
konnte man mit dem Fluß des Dialogs recht
sanft im Verzeihen. Man kann dies nicht dramatisch
zufrieden sein. Die Inszenierung war in den
nennen und jedem anderen Autor gegenüber würde
beiden ersten Stücken lobenswert, was aber den
sich das Empfinden gegen eine Zumutung auflehnen,
Salzburger Bahnhof betrifft, wo sich der dritte
daß im Drama der eheliche Verrat so undramatisch
Einakter abspielt, wahrhaft kläglich. Abgesehen da¬
ein gutes Ausgehen finden soll. Schnitzler gegen¬
über gebietet die weitere überlegung dieser Opposi¬
von, daß es auf diesem Bahnhof zuging, wie in
einem Taubstummen=Institut. Das Publikum nahm
tion Halt. Ein Mann wie dieser wandelt nicht ohne
die „Große Szene“ mit lebhaftem Beifall auf, in
tiefe Einsicht, daß derartiges G. chehen der Natur
„Stunde des Erkennens“ folgte der guten Darstel¬
des Menschen nicht zuwiderläuft,e nen solchen Weg.
lung verdiente Anerkennung. Das letzte Stück machte
Der Arzt in ihm dringt tief in die Seele des Men¬
zu nicht geringen Teil aus vorerwähntem Grun¬
schen und der Dichter entwirft von der hohen Zinne
de — wenig Eindruck.
seiner Lebensanschauung seine Auffassung der Din¬
X.
ge, die sich zu dem Herkömmlichen in einem scharfen

Gegensatz stellt. Von den drei Einaktern, deren In###
halt wir bereits gestern wiedergegeben haben, ist F¬
„Große Szene“ in der der Schauspieler den Heldza
spielt, der wirksamste, nicht bloß weil hier die „Kill
mödie der Worte“ gewissermaßen das Hausrechs,
genießt, sondern weil auch das Milieu sich der An¬
sicht des Dichters am zweckdienlichsten anpaßt und
auch die Vorgänge trotz ihrem, allen grundsätzlichen
Annahmen widersprechenden Endverlaufe dem
Verständnis des Zuschauers entgegenkommen. Weit
unklarer stellt sich die Lösung in den beiden anderen
Stücken „Stunde des Erkennens" und „Das Bac¬
chusfest“ dar; hier gilt es, sich einigen Zwang anzu¬
fun, um mit dem Dichter zu gehen. Doch er weiß in
einer Weise zu überreden, wie kein zweiter. Unter
dem Eindrucke seiner blendenden Gespräche, seines
vielsagenden Humors und des geistvollen Aufklärungs¬
dienstes, womit er das Leben, wie es sich in seiner
Dichtung darstellt, erhellt, folgt man ihm freudig
und gern. Was die Aufführung betrifft, war Herrn
Gradnitzer die Darstellung der führenden Rol¬
len in allen drei Stücken zugewiesen. Er löste die
schwierige Aufgabe mit Geschick, indem er die ein¬
zelnen Gestalten gebührend auseinanderhielt und
in ihrer Charakterisierung dasjenige zur anschauli¬
chen Geltung brachte, worauf es zur Kennzeichnung
ihres Wesens inbezug auf die Handlung ankommt.
So war in der Wiedergabe der Rolle des Dr.
Eckold gleich von vornherein zu erkennen, daß in de
Brust dieses Mannes ein düsteres Geheimnis
schlummert, während er als Schauspieler Herbot
die naive Offenheit des liebenswürdigen Künstlers
zur Schau trug, der sich der bösen Dinge gar nicht
bewußt ist, die er mit seinem freien Liebesleben
anrichtet. Als Schriftsteller Staufner war es die
gut gespielte Unbefangenheit des Wissenden, die er
zur Schau trug, um sein Ziel, die Gattin wiederzu¬
gewinnen, zu erreichen. Als Partnerinnen standen
ihm die Damen Wilsen, Trebitsch und Michel gegen¬