II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 280

26.1. Kongedie der Norte zykius
Ausschnitt aus:
aipziger Neueste Nachrichter.
075
0204
vom:
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Komödie der Worte. Drei Einakter (Stunde des Erkennens.
— Das Bacchusfest) von Apthun
Große Szene. —
aufführung im Alten Theater zu Leipzig.
volles Theaterstück sehen will, der kommt wenigstens bei dem zweiten
dieser Einakter auf seine Rechnung; wer in einem begreiflichen
Interesse für den Wiener Dichter auf eine künstlerische Entwicklung
hofft, sieht sich enttäuscht. Daß Schnitzler stofflich wieder einmal aus
dem Kreise des Anatol und dessen Mitmenschen schöpfte, das brauchte
ja weiter nichts zu bedeuten. Daß er aber auch den Gesichtskreis nicht
zu erweitern vermochte, das ist ein bedauerlicher Stillstand. Gewiß
sind dem reiseren Menschen eine Anzahl seiner Einfälle gekommen.
Im Grunde genommen gibt er aber auch hier nichts anderes als jene
gutherzigen Gesühlsschlampereien, die von seinen älteren Einakter¬
zyklen her reiflich bekannt sind. Ob der Ehebruch sich im Hause des
Arztes, oder des Schauspielers, oder des berühmten Schriftstellers voll¬
zieht, es sind im Grunde genommen immer wieder die bekannten
flauen Situationen, die nicht ganz aufgeklärt und nicht ganz gelöst
werden, und denen gegenüber man sich schließlich nur fragt, warum
diese Einakter die „Komödie der Worte“ genannt werden. Vielleicht,
weil die Komödien der Tat doch eine andere Lösung hätten finden
müssen. Jedenfalls mutet es einen recht merkwürdig an, wenn eine
Frau, die sich von ihrem Manne trennen will, mit ihrem Geliebten
zum Bahnhof geht, um den Gatten abzuholen. Die Erklärung für den
Titel muß also der Dichter wohl selbst geben. Auf seinen Wunsch
blieben die männlichen Hauptrollen der drei Einakter in der Hand des
gleichen Schauspielers. Er beabsichtigt damit offenbar von außen her
eine straffere Zusammenfassung der Stoffe. In Leipzig fiel einem der
fähigsten unserer Darsteller die Aufgabe der Verkörperung dieser
Und Kurt Stiehler hat tatsächlich durch seinen stark
Rollen zu.
persönlichen Einschlag den Stücken Halt gegeben, ihren Inhalt ver¬
tieft und den weitaus größten Teil zu dem großen äußeren Erfolg bei¬
ge¬
getragen, den die drei Stücke — vor allem die „große Szene“
sunden haben. Er war hart und männlich als Arzt und Schriftsteller
nachgiebig und biegsam als Mensch der skrupellosen Gefühle im zwei¬
ten Stück. Hier hatte er zwei vortreffliche Partner in Fräulein
Arens und Eugen Zadeck. Martino Otto hatte einen entzückenden
Ton für ihre Agnes im Bacchusfest gefunden, Clarissa Linden war
die dankbare Aufgabe einer flotten Charge zugefallen.
Dr. L. W.
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Ausschnitt aussipziger Abendzeitung, Leipzig
vom:
HED
Kunst und Wissenschaft.
Altes Theater. Der Schnitzlerzyklus hatte gestern
abend — beinahe bis heute früh, denn erst gegen die
#nitternächtige Stunde endete das Spiel — einen
starken Erfolg, das heißt vor allem das Mittel¬
Die „Stunde
glied, „Die große Szene“.
des Erkennens“ interessierte, zumal Stieler
die Bvutalitäten, soweit es anging, milderte, und
das „Bacchusfest“ fesselte in seiner feinen Aus¬
gestaltung. Wir haben bereits vorgestern an dieser
Stelle die Werke cingehend besprochen, und dürfen
uns haute lediglich der Darstellung zuwenden. Unter
Primas Spiellaitung kamen die drei Werke stim¬
mungsvoll heraus, aber im großen und ganzen war
alles ein Stielererfolg, der diesem bewun¬
dernswerten Darsteller, nach dem zweiten Akte stür¬
mische Ovationen eintrug und dies verdientermaßen.
Sain Dr. Eckolld war schon klug berechnet und in
der Chavakterzeichnung fein gestaltet, sein Schau¬
spieler Herbot aber eine wunderbare Leistung von
echtester Ursprünglichkeit und von einer Wandlungs¬
fähigkeit, die helle Freude erwecken mußte. Aber
auch als Staufner verstand er wiedemum andere Re¬
gister zu ziehen, die in ihrer kraftvollen Gigenart
mitzureißen verstanden. Die drei Vertreter der
Damaurollen webteiferten in Unverständlichkeit, wo¬
bei sich Frl. von Orelli und Frl. Arens vor¬
wiegend gleichblieben, wogegen Frl. Otto sich we¬
nigstens stellenweise zur größeren sprecherischen
Klarheit durchrang. Von den übrigen Darstellern
ragte Herr Zadek hervor, der dem Thoaterdirektor
ein famoses Gepräge gab, ganz aus dem Leben ge¬
griffen mit jener ursprünglichen Echtheit, über die
er vorwiegend verfügt. Den Edaar Gley ivielte I
S

Herr Zeiße=Gött zu Dank und für den Dr.
Werni fand Herr Ingenohl eine ansprechende
Gestaltung. In Maske- und feiner Manier zeich¬
nete sich Herr Mamelok als Ormin aus.
Berthold Wolf.
urse eeehnge