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26.1. Kongedie der Norte—Zykius
turger Cerrespenden % 70 77
Hamburg
—
die Stunde des Erkennens ist im Grundgedanken zu anzweifel¬
Hus Kunst und Leben.
bar der Gatte zu abstoßend mit seinem jahrelang verborgenen
Haß, um bei genauerem Hinsehen glaubhaft zu sein und zu
interessieren. Dem Abend war aber ein starker Erfolg beim
ONV0I /0 Deutschee Schaufpielbaue.
Publikum beschieden. Allen drei Einaktern folgte anhaltender
Fast klingt es wie bewußte Ironie auf die Zeit der Tra¬
Beifall, und die Künstler, die unter Montors kraftvoller
Spielleitung Vorzügliches leisteten und unter denen sich be¬
gödie der Taten, wenn der Dichter sein in eben dieser Zeit
erscheinendes Werk die Komödie der Worte benennt. Oder
sonders Herr Nhil, Herr Kreidemann, Herr Montor,
auch wie Spott auf das eigene Schaffen, das, der engen Künstler¬
Herr Gebhardt, Herr Lang, Fräulein Serda und Fräu¬
klause entstammend, der friedlichen Feder entfloß, während
lein Westhoven mit prächtigen Leistungen auszeichneten, wur¬
den unzählige Male hervorgerufen.
draußen in heldenmütigem Ringen die köstlichsten Güter der
P. Al, K,
Nation erkämpft werden. Der Titel unterstreicht doppelt und
dreifach den Unterschied zwischen dem Werden und Wachsen einer
neuen Zeit, der gewaltigen Reinigung und Hebung aller bestehen¬
den Werte, aller Empfindungen und Hoffnungen, dem Aufblühen
ungeahnter Ideale — und dem weltenfernen, von allem Geschehen
unberührten Formen aus dem Gedanken heraus. Ist es Teil¬
nahmlosigkeit oder Eingeständnis des Unvermögens, das über¬
wältigende Bild der Gegenwart künstlerisch zu erfassen? Die
Beantwortung dieser Frage sei dem Menschen und Dichter
Arthur Schnitzler, dem Vierundfünfzigjährigen, über¬
lassen, der sich mit den Worten Goethes erklären kann: „Kriegs¬
lieder schreiben und im Zimmer sitzen — das wäre meine Art
gewesen! Aus dem Biwak heraus, wo man nachts die Pferde
der feindlichen Vorposten wiehern hört: da hatte ich es mir ge¬
fallen lassen. Aber das war nicht mein Leben und nicht meine
Sache, sondern die von Theodor Körner. Ihn kleiden seine
Kriegslieder auch ganz vollkommen. Bei mir aber, der ich keine
kriegerische Natur bin und keinen kriegerischen Sinn habe, würden
Kriegslieder eine Maske gewesen sein, die mir sehr schlecht zu
Gesicht gestanden hätte.“
Halten wir uns also lediglich an den Dramatiker und betrach¬
ten die vorliegenden drei Einakter Schnitzlers, die gestern ihre
erste hiesige Aufführung erlebten. In allen dreien handelt es sich
um Ehen, die
ihrem Bestand bedroht sind. Im ersten:
Stunde des Erkennens gehen die Gatten auseinander,
in: Große Szene und: Das Bacchusfest kommt alles
wieder ins rechte Geleise, und die Getrennten kehren zu einander
zurück. Der Hauptreiz der Schnitzlerschen Stücke, die, wie ihre
Nebenbezeichnung sagt, wirklich mehr aus Worten, also aus
Gesprächen, als aus Handlung bestehen, ist eben das Wort:
die Grazie und Natürlichkeit des Dialogs. Es geht mit sicheren
Schritten mitten in den Konflikt hinein, und die Lösung erfolgt
mit der gleichen unverwirrbaren Leichtheit. Die Psychologie ist,
wenn auch nicht immer tief, so doch im Augenblick einleuchtend,
und das Ganze bietet sich fesselnd und anmutig dar. Eigentlich
von wirklichem inneren und außeren Wert ist nur die: große
(Stane. Das Bacchusfest ist sogar herzlich unbedeutend, und
Neues Wiener Tagkis4, Wien
0MAR 1916
* #lus Hamburg, 9. d., wird uns tele¬
Einalte
Artur Slercmneris
Fraphiert:
KKomödie der Worte“ sat bei der gestrigen Erst¬
zufführung im Deutschen Schauspielhaus einen
kroßen Erfolg errungen. Am Schlusse wurden der
Spielleiter Max Montor nebst den Hauptdarstellern
vielfach hervorgerufen.
Pe
26.1. Kongedie der Norte—Zykius
turger Cerrespenden % 70 77
Hamburg
—
die Stunde des Erkennens ist im Grundgedanken zu anzweifel¬
Hus Kunst und Leben.
bar der Gatte zu abstoßend mit seinem jahrelang verborgenen
Haß, um bei genauerem Hinsehen glaubhaft zu sein und zu
interessieren. Dem Abend war aber ein starker Erfolg beim
ONV0I /0 Deutschee Schaufpielbaue.
Publikum beschieden. Allen drei Einaktern folgte anhaltender
Fast klingt es wie bewußte Ironie auf die Zeit der Tra¬
Beifall, und die Künstler, die unter Montors kraftvoller
Spielleitung Vorzügliches leisteten und unter denen sich be¬
gödie der Taten, wenn der Dichter sein in eben dieser Zeit
erscheinendes Werk die Komödie der Worte benennt. Oder
sonders Herr Nhil, Herr Kreidemann, Herr Montor,
auch wie Spott auf das eigene Schaffen, das, der engen Künstler¬
Herr Gebhardt, Herr Lang, Fräulein Serda und Fräu¬
klause entstammend, der friedlichen Feder entfloß, während
lein Westhoven mit prächtigen Leistungen auszeichneten, wur¬
den unzählige Male hervorgerufen.
draußen in heldenmütigem Ringen die köstlichsten Güter der
P. Al, K,
Nation erkämpft werden. Der Titel unterstreicht doppelt und
dreifach den Unterschied zwischen dem Werden und Wachsen einer
neuen Zeit, der gewaltigen Reinigung und Hebung aller bestehen¬
den Werte, aller Empfindungen und Hoffnungen, dem Aufblühen
ungeahnter Ideale — und dem weltenfernen, von allem Geschehen
unberührten Formen aus dem Gedanken heraus. Ist es Teil¬
nahmlosigkeit oder Eingeständnis des Unvermögens, das über¬
wältigende Bild der Gegenwart künstlerisch zu erfassen? Die
Beantwortung dieser Frage sei dem Menschen und Dichter
Arthur Schnitzler, dem Vierundfünfzigjährigen, über¬
lassen, der sich mit den Worten Goethes erklären kann: „Kriegs¬
lieder schreiben und im Zimmer sitzen — das wäre meine Art
gewesen! Aus dem Biwak heraus, wo man nachts die Pferde
der feindlichen Vorposten wiehern hört: da hatte ich es mir ge¬
fallen lassen. Aber das war nicht mein Leben und nicht meine
Sache, sondern die von Theodor Körner. Ihn kleiden seine
Kriegslieder auch ganz vollkommen. Bei mir aber, der ich keine
kriegerische Natur bin und keinen kriegerischen Sinn habe, würden
Kriegslieder eine Maske gewesen sein, die mir sehr schlecht zu
Gesicht gestanden hätte.“
Halten wir uns also lediglich an den Dramatiker und betrach¬
ten die vorliegenden drei Einakter Schnitzlers, die gestern ihre
erste hiesige Aufführung erlebten. In allen dreien handelt es sich
um Ehen, die
ihrem Bestand bedroht sind. Im ersten:
Stunde des Erkennens gehen die Gatten auseinander,
in: Große Szene und: Das Bacchusfest kommt alles
wieder ins rechte Geleise, und die Getrennten kehren zu einander
zurück. Der Hauptreiz der Schnitzlerschen Stücke, die, wie ihre
Nebenbezeichnung sagt, wirklich mehr aus Worten, also aus
Gesprächen, als aus Handlung bestehen, ist eben das Wort:
die Grazie und Natürlichkeit des Dialogs. Es geht mit sicheren
Schritten mitten in den Konflikt hinein, und die Lösung erfolgt
mit der gleichen unverwirrbaren Leichtheit. Die Psychologie ist,
wenn auch nicht immer tief, so doch im Augenblick einleuchtend,
und das Ganze bietet sich fesselnd und anmutig dar. Eigentlich
von wirklichem inneren und außeren Wert ist nur die: große
(Stane. Das Bacchusfest ist sogar herzlich unbedeutend, und
Neues Wiener Tagkis4, Wien
0MAR 1916
* #lus Hamburg, 9. d., wird uns tele¬
Einalte
Artur Slercmneris
Fraphiert:
KKomödie der Worte“ sat bei der gestrigen Erst¬
zufführung im Deutschen Schauspielhaus einen
kroßen Erfolg errungen. Am Schlusse wurden der
Spielleiter Max Montor nebst den Hauptdarstellern
vielfach hervorgerufen.
Pe