26.1. Kongedie der Norte—ZykinS
n Dulder, von Worten zu einem trium¬
gebnisse offenbart es eine symbolhältige Kraft von außer¬
kin gemacht werde. Worte sind mein
ordentlicher Bedeutung. In Familiengeschichten spiegelt sich
ir ein traumseliger Knabe, glücklich wie
die Geschichte der menschlichen Natur. Und die Geschichte
ehe das gedankenblasse Wort in mein
der menschlichen Natur wirft beziehungsreiche Lichter auf
in eingriff. Das Wort ist ein Schatten.
die Naturgeschichte des Weltalls, das (wie jeder einzelne
Abgeschiedenen gleicht dem Schatten eines
Mensch) an tragischen Krisen und unter tragikomischen
sem Schatten eines Schatten diene
Mißverständnissen leidet.
chatten
selbst.
meiner
Worte
Es ist im übrigen kein Zufall, daß uns gerade Arthur
Worte schlagen mich nieder, Worte
Schnitzler diese tragisch vertiefte Komödie der Worte bietet.
kellen mich.. „Welch' ein Esel bin ich,
Denn er hat sie seit vielen Jahren an sich selber erlebt. Er
z ich, des teurer Vater ward ermordet,
gehört zu den beliebtesten und doch auch mißverstandensten
Emel angespornt zur Rache, entlad' mein
Dichtern unserer Zeit. Zu der besonderen Art jener ge¬
wie ’ne Hure?“
feierten und doch auch vergewaltigten Schöpfer, die mit
Worte! Bei Kainz wurde diese sechs¬
ihrem vielgestaltigen Wesen in ein bestimmtes Gesichtsfeld
irst recht zu einer Komödie der Worte.
hineingezwängt und unter einem feststehenden Sehwinkel
ir raschen Kadenz mit unsäglicher Gering¬
geprüft werden. Dieses behagliche Verfahren ergibt pfeudo¬
ind ließ jede abschweifende Melancholie
skopische Täuschungen. Obzwar er bereits mehr als fünf¬
den unzuständigen Untersuchungs¬
undzwanzig begehrte Bücher geschrieben, gilt er in manchen
igen Wahrheitssucher, den „alten Narren“
Kreisen sozusagen noch immer als home unius libri. Gilt
gling" Polonius auf die primitive Schul¬
er als Anatol. Als Meister der spielerischen= oder tod¬
sen „Schülers“ versetzte. Hamlet wurde
bringenden Liebe, die den schweren Ernst des Lebens auf
ir mit schneidender Ironie im Sinne
die allzu leichte Achsel nimmt oder den rosigen Leichtsinn
jen schien: „Wo Begriffe fehlen, da stellt
des Daseins auf eigen schwarzen Katafalk hebt. Worte,
hien Zeit sich ein. Mit Worten läßt sich
Worte, Worte üben ein unzuständiges und unrichtiges Ge¬
i Worten ein System bereiten, an Worte
richt über ihn aus. Worte treiben eine Komödie mit ihm
mauben, von einem Wort läßt sich kein
selbst. Kein Wunder, daß er sich diesen so oft und so innig
IIm Ganzen haltet Euch an Worte, dann
durchlittenen Konflikt in parabolischen Bekenninissen mit
sich're Pforte zum Tempel der Ge¬
dem vorgeschützten Gleichmut eines persönlich unbetroffenen
Beobachters von der Seele schreiben mußte.
irte, die in das blinblings angebetete Reich
Parabeln sind seine drei Einakter. Nicht Parabeln zu
Begriffe oder der begrifflosen und un¬
dem Thema „Drei Worte nenn' ich inhaltsschwer“ wie
führt, stellt sich heute dem fortschritt¬
Schillers Gedicht über die Worte des Glaubens besagt.
entschiedener denn je als unsicheres Tor
Vielmehr Parabeln zu dem Thema: Hundert und aber¬
hundert Worte nenn'sich inhaltsleicht oder inhaltslos. Sie
äter, die in Amt und Würden oder auch
ingelehrten Kopf
und mit ihrem spie߬
sind klingende Schellen. Kein Gefühl tönt aus ihnen
sch davorstanden,
gingen unter dem
hervor. Aus den Urgründen der menschlich echten
Hammer Friedrich Nietzsches zugrunde.
Gleichwohl will
Empfindungen leiten sie sich nicht her.
ch überaus zahlreiche Poloniusgreise, be¬
die Welt mit ihnen betrogen, will die Menschheit von ihnen
die (mit einem „überflüssigen Mangel
gequält werden. Man hat nicht mehr den Mut, der ur¬
Lbei Shakespeare heißt) auf der ausge¬
sprünglichen Natur zu folgen und seinen ganzen, seinen
ldieses bequemen Tempels der Gewißheit
unverfälschten Menschen aus den dunklen und dumpfen
n sich als Tempeldiener und sind doch im
Wirrnissen einer fatalen Bildung ans Licht zu ziehen.
geblasene Hotelportiers, die einen aus¬
Darüber war schon Goethe entrüstet. Und es ist be¬
für gangbare Scheidemünzen haben und
zeichnend genug, daß Schnitzler die nämliche Leitmelodie
digen Besucher mit einem adreßbuchartigen
in seiner speziellen Weise fortsetzt. Die familiären Be¬
ethischen, moralischen, ästhetischen oder
ziehungen der Menschen möchte er auf elementare Kräfte,
ni entgegenkommen. Sie „halten sich“ also
nicht auf leere Worte gestellt wissen. Die moderne Ehe
in Einzelnen an Worte. An Schlagworte,
oder Freundschaft ist zu einer Komödie der Worte ge¬
ldbetreßter Pförtnerstab in jedem Augen¬
„Statt das
worden. Daraus muß sie herausfinden.
als diktatorische Stütze benützen lassen.
Natürliche natürlich zu erleben, trüben es die Menschen
verhängnisschwere Tücken. Im Kleinen
durch ihre gottverdammte Psychologie. Unser Liebesleben
tim Einzelhirn und im sozialen Körper,
ist getrübt, ja vergiftet von Lüge und Selbstbetrug, von
ind im gesamten Staate, in den persön¬
Eifersucht und Angst, von Frechheit und Reue“. Die Natur
en des Privatmanns und in den gegen¬
wird von Worten erstickt. Und das Leben der Liebe stirbt
gen der Völker richten sie eine verheerende
an dem Pesthauch der deutelnden, dünkelhaften, selbst¬
sweilen fördern sie sogar einen Weltkrieg.
gerechten Worte.
tspsychologe bestätigen kann, wenn er das
In der „Stunde des Erkennens“ katechisiert ein phari¬
feststellt, daß manche Nationen ihr all¬
säerhafter Arzt seine zweiundzwangzigjährige Ehe mit über¬
üüber andere Reiche auf begrifflose oder
kommenen und überlebten Worten zu Tode. Binnen vierzig
dter („Militarismus — Imperialismus —
oder sechzig Minuten ist sein eigenes Schicksal entschieden.
und nicht auf sachlich ergründete Begriffe
Denn die dämonische Macht der gefühllosen und frevelhaft
ker maßt sich die Komödie der Worte ein
heraufbeschworenen Worte revanchiert sich. Sie jongliert
icht über ganze Menschheitskomplexe, über
mit spitzen Messern und tötet im scheinbaren Spiele. Die
lines halben Erdteils an. Und wird
erniedrigte Frau verläßt im nämlichen Augenblick das ent¬
hen Tragödie. Zu einer Riesentrag
weibte Haus. Hier erweist sich Schnitzler als Meister. Nur
an Strindberg kann man denken. — In der „Großen
as Problem hat seine Größe! Auck
Szene“ setzz eine herzensgute, aber allzu wohlgeborene
n kleiner und scheinbar leichtfertiger
Ehefrau des selhstgetr#ugh Freinatur ihres genialen Schaue 1
box 32/4
spielergatten mit prinzipiellen und verständnislosen Worten
Er ist immer er selbst. Auch in Zivil, auch in seinem
Speise= oder Schlafzimmer steht er auf der Bühne. Er pro¬
duziert ohne Unterlaß wie alle wahrhaft schöpferischen
Potenzen. Aber die poloniusartige Gattin will
ihren angeheirateten Hamlet gewissermaßen
zu be¬
stimmten Kunstbureaustunden zwingen. Da sind die Worte
(die doch wieder in einem ganzen anderen Sinn das leben¬
formende Element jedes Schauspielers bilden) verteufelt
nahe daran, ein fünfjähriges Eheglück zu zerstören. Aber
es bleibt bei der Gefahr. Die Tragik renkt sich ein. Und
führt in die bisherige Komödienkomik zurück. Schnitzler
überwältigt hier mit einer weisen und unwiderstehlich
instrumentierten Laune, die das ganze Stück bis in das
letzte Hohlwort erfüllt. — Auch im „Bacchusfest“ fallen die
konventionellen Phrasen des spießbürgerlichen Alltags ins¬
geheim über einen hochgestimmten Ehefrieden her. Sie
unterminieren ihn in einer echt lustspielmäßigen Abwesen¬
heit des Gemahls. Aber der zurückgekehrte Mann, der ge¬
ziemenderweise ein Dichter ist, setzt ihnen die phantastische
Gewalt seiner poetischen Dialektik entgegen. Die Alltags¬
phrase der gottverlassenen Philisterin kapituliert vor der
Festtagsphrase des gottbegnadeten Künstlers, der in einem
köstlichen Scheingefecht (wie Hebbel sagt) den „Vollgehalt
seines Männerwertes“ wirken läßt. Das ist ganz in der
Ordnung. Und schafft auch die angestrebte Ordnung herbei.
Schnitzler spricht sich da selber eine Gloriole ums Haupt.
Eine Gloriole aus Worten, die nicht leichter und nicht
schwerer als der bittersüße Duft des Lorbeers sind.
Das Deutsche Schauspielhaus hat an dem gesamten
Lorbeer des Dichters nur in der stimmungskräftigen Regie
Max Montors, in der lebensschweren Arstgestalt Robert
Nhils, in der sinnfälligen Schriftstellerfigur Heinrich Langs
und in der springlebendigen Liebhabercharge Georg
Ottmays einen wesentlichen Anteil. Im übrigen greifen
unleidliche Besetzungsfehler ein. Und stören den dreifachen
Geist dieses tiefgründigen Triptychons.
Anton Lindner.
—
n Dulder, von Worten zu einem trium¬
gebnisse offenbart es eine symbolhältige Kraft von außer¬
kin gemacht werde. Worte sind mein
ordentlicher Bedeutung. In Familiengeschichten spiegelt sich
ir ein traumseliger Knabe, glücklich wie
die Geschichte der menschlichen Natur. Und die Geschichte
ehe das gedankenblasse Wort in mein
der menschlichen Natur wirft beziehungsreiche Lichter auf
in eingriff. Das Wort ist ein Schatten.
die Naturgeschichte des Weltalls, das (wie jeder einzelne
Abgeschiedenen gleicht dem Schatten eines
Mensch) an tragischen Krisen und unter tragikomischen
sem Schatten eines Schatten diene
Mißverständnissen leidet.
chatten
selbst.
meiner
Worte
Es ist im übrigen kein Zufall, daß uns gerade Arthur
Worte schlagen mich nieder, Worte
Schnitzler diese tragisch vertiefte Komödie der Worte bietet.
kellen mich.. „Welch' ein Esel bin ich,
Denn er hat sie seit vielen Jahren an sich selber erlebt. Er
z ich, des teurer Vater ward ermordet,
gehört zu den beliebtesten und doch auch mißverstandensten
Emel angespornt zur Rache, entlad' mein
Dichtern unserer Zeit. Zu der besonderen Art jener ge¬
wie ’ne Hure?“
feierten und doch auch vergewaltigten Schöpfer, die mit
Worte! Bei Kainz wurde diese sechs¬
ihrem vielgestaltigen Wesen in ein bestimmtes Gesichtsfeld
irst recht zu einer Komödie der Worte.
hineingezwängt und unter einem feststehenden Sehwinkel
ir raschen Kadenz mit unsäglicher Gering¬
geprüft werden. Dieses behagliche Verfahren ergibt pfeudo¬
ind ließ jede abschweifende Melancholie
skopische Täuschungen. Obzwar er bereits mehr als fünf¬
den unzuständigen Untersuchungs¬
undzwanzig begehrte Bücher geschrieben, gilt er in manchen
igen Wahrheitssucher, den „alten Narren“
Kreisen sozusagen noch immer als home unius libri. Gilt
gling" Polonius auf die primitive Schul¬
er als Anatol. Als Meister der spielerischen= oder tod¬
sen „Schülers“ versetzte. Hamlet wurde
bringenden Liebe, die den schweren Ernst des Lebens auf
ir mit schneidender Ironie im Sinne
die allzu leichte Achsel nimmt oder den rosigen Leichtsinn
jen schien: „Wo Begriffe fehlen, da stellt
des Daseins auf eigen schwarzen Katafalk hebt. Worte,
hien Zeit sich ein. Mit Worten läßt sich
Worte, Worte üben ein unzuständiges und unrichtiges Ge¬
i Worten ein System bereiten, an Worte
richt über ihn aus. Worte treiben eine Komödie mit ihm
mauben, von einem Wort läßt sich kein
selbst. Kein Wunder, daß er sich diesen so oft und so innig
IIm Ganzen haltet Euch an Worte, dann
durchlittenen Konflikt in parabolischen Bekenninissen mit
sich're Pforte zum Tempel der Ge¬
dem vorgeschützten Gleichmut eines persönlich unbetroffenen
Beobachters von der Seele schreiben mußte.
irte, die in das blinblings angebetete Reich
Parabeln sind seine drei Einakter. Nicht Parabeln zu
Begriffe oder der begrifflosen und un¬
dem Thema „Drei Worte nenn' ich inhaltsschwer“ wie
führt, stellt sich heute dem fortschritt¬
Schillers Gedicht über die Worte des Glaubens besagt.
entschiedener denn je als unsicheres Tor
Vielmehr Parabeln zu dem Thema: Hundert und aber¬
hundert Worte nenn'sich inhaltsleicht oder inhaltslos. Sie
äter, die in Amt und Würden oder auch
ingelehrten Kopf
und mit ihrem spie߬
sind klingende Schellen. Kein Gefühl tönt aus ihnen
sch davorstanden,
gingen unter dem
hervor. Aus den Urgründen der menschlich echten
Hammer Friedrich Nietzsches zugrunde.
Gleichwohl will
Empfindungen leiten sie sich nicht her.
ch überaus zahlreiche Poloniusgreise, be¬
die Welt mit ihnen betrogen, will die Menschheit von ihnen
die (mit einem „überflüssigen Mangel
gequält werden. Man hat nicht mehr den Mut, der ur¬
Lbei Shakespeare heißt) auf der ausge¬
sprünglichen Natur zu folgen und seinen ganzen, seinen
ldieses bequemen Tempels der Gewißheit
unverfälschten Menschen aus den dunklen und dumpfen
n sich als Tempeldiener und sind doch im
Wirrnissen einer fatalen Bildung ans Licht zu ziehen.
geblasene Hotelportiers, die einen aus¬
Darüber war schon Goethe entrüstet. Und es ist be¬
für gangbare Scheidemünzen haben und
zeichnend genug, daß Schnitzler die nämliche Leitmelodie
digen Besucher mit einem adreßbuchartigen
in seiner speziellen Weise fortsetzt. Die familiären Be¬
ethischen, moralischen, ästhetischen oder
ziehungen der Menschen möchte er auf elementare Kräfte,
ni entgegenkommen. Sie „halten sich“ also
nicht auf leere Worte gestellt wissen. Die moderne Ehe
in Einzelnen an Worte. An Schlagworte,
oder Freundschaft ist zu einer Komödie der Worte ge¬
ldbetreßter Pförtnerstab in jedem Augen¬
„Statt das
worden. Daraus muß sie herausfinden.
als diktatorische Stütze benützen lassen.
Natürliche natürlich zu erleben, trüben es die Menschen
verhängnisschwere Tücken. Im Kleinen
durch ihre gottverdammte Psychologie. Unser Liebesleben
tim Einzelhirn und im sozialen Körper,
ist getrübt, ja vergiftet von Lüge und Selbstbetrug, von
ind im gesamten Staate, in den persön¬
Eifersucht und Angst, von Frechheit und Reue“. Die Natur
en des Privatmanns und in den gegen¬
wird von Worten erstickt. Und das Leben der Liebe stirbt
gen der Völker richten sie eine verheerende
an dem Pesthauch der deutelnden, dünkelhaften, selbst¬
sweilen fördern sie sogar einen Weltkrieg.
gerechten Worte.
tspsychologe bestätigen kann, wenn er das
In der „Stunde des Erkennens“ katechisiert ein phari¬
feststellt, daß manche Nationen ihr all¬
säerhafter Arzt seine zweiundzwangzigjährige Ehe mit über¬
üüber andere Reiche auf begrifflose oder
kommenen und überlebten Worten zu Tode. Binnen vierzig
dter („Militarismus — Imperialismus —
oder sechzig Minuten ist sein eigenes Schicksal entschieden.
und nicht auf sachlich ergründete Begriffe
Denn die dämonische Macht der gefühllosen und frevelhaft
ker maßt sich die Komödie der Worte ein
heraufbeschworenen Worte revanchiert sich. Sie jongliert
icht über ganze Menschheitskomplexe, über
mit spitzen Messern und tötet im scheinbaren Spiele. Die
lines halben Erdteils an. Und wird
erniedrigte Frau verläßt im nämlichen Augenblick das ent¬
hen Tragödie. Zu einer Riesentrag
weibte Haus. Hier erweist sich Schnitzler als Meister. Nur
an Strindberg kann man denken. — In der „Großen
as Problem hat seine Größe! Auck
Szene“ setzz eine herzensgute, aber allzu wohlgeborene
n kleiner und scheinbar leichtfertiger
Ehefrau des selhstgetr#ugh Freinatur ihres genialen Schaue 1
box 32/4
spielergatten mit prinzipiellen und verständnislosen Worten
Er ist immer er selbst. Auch in Zivil, auch in seinem
Speise= oder Schlafzimmer steht er auf der Bühne. Er pro¬
duziert ohne Unterlaß wie alle wahrhaft schöpferischen
Potenzen. Aber die poloniusartige Gattin will
ihren angeheirateten Hamlet gewissermaßen
zu be¬
stimmten Kunstbureaustunden zwingen. Da sind die Worte
(die doch wieder in einem ganzen anderen Sinn das leben¬
formende Element jedes Schauspielers bilden) verteufelt
nahe daran, ein fünfjähriges Eheglück zu zerstören. Aber
es bleibt bei der Gefahr. Die Tragik renkt sich ein. Und
führt in die bisherige Komödienkomik zurück. Schnitzler
überwältigt hier mit einer weisen und unwiderstehlich
instrumentierten Laune, die das ganze Stück bis in das
letzte Hohlwort erfüllt. — Auch im „Bacchusfest“ fallen die
konventionellen Phrasen des spießbürgerlichen Alltags ins¬
geheim über einen hochgestimmten Ehefrieden her. Sie
unterminieren ihn in einer echt lustspielmäßigen Abwesen¬
heit des Gemahls. Aber der zurückgekehrte Mann, der ge¬
ziemenderweise ein Dichter ist, setzt ihnen die phantastische
Gewalt seiner poetischen Dialektik entgegen. Die Alltags¬
phrase der gottverlassenen Philisterin kapituliert vor der
Festtagsphrase des gottbegnadeten Künstlers, der in einem
köstlichen Scheingefecht (wie Hebbel sagt) den „Vollgehalt
seines Männerwertes“ wirken läßt. Das ist ganz in der
Ordnung. Und schafft auch die angestrebte Ordnung herbei.
Schnitzler spricht sich da selber eine Gloriole ums Haupt.
Eine Gloriole aus Worten, die nicht leichter und nicht
schwerer als der bittersüße Duft des Lorbeers sind.
Das Deutsche Schauspielhaus hat an dem gesamten
Lorbeer des Dichters nur in der stimmungskräftigen Regie
Max Montors, in der lebensschweren Arstgestalt Robert
Nhils, in der sinnfälligen Schriftstellerfigur Heinrich Langs
und in der springlebendigen Liebhabercharge Georg
Ottmays einen wesentlichen Anteil. Im übrigen greifen
unleidliche Besetzungsfehler ein. Und stören den dreifachen
Geist dieses tiefgründigen Triptychons.
Anton Lindner.
—