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26.1. Konoedie der Irte Zuklus box 32/5
11.406 1917
Egerer Zeitung
Stadttheater. „Komödie der Worte“ von
Thur
Schnitzler hat uns das
yyer Gesellschaftsstück geschenkt. Daß Sittenrein¬
Feheliche Treue, Aufopferung und wie alle diese
schönen Tugenden heißen in ihm keinen Platz haben,
ist nicht Schnitzlers Schuld. So ist eben einmal
die Wiener Gesellschoft. Der Ehebruch ist dort eben¬
so zuhause, wie im Westen Berlins oder in Paris.
TEURT 1917
Dennoch vermeidet Schnitzler jede Laszivität. Mit
drazer Tagblatt #147
zesem fittlichen Einst nähert er sich den psychologi¬
schen Problemen, die jede Ehe in ihrem Schoße ge¬
Abendblatt.
biert, weil diese Institution im Interesse des Staates,
en schlte er rich
der Familie und vielleicht nicht zuletzt der Bequem¬
Schauspielhaus.) Die zweite Probe, die R.
lichkeit sich gegen die menschliche Natur versündigt.
Grädnitzer gestern in den drei unter dem Titel
In des „Stunde des Erkennens“ schildert uns
[[Komödie der Worte“ vereinigten Schnitz¬
Schnitzlei eine wurmstichige Ehe, die längst reif
erschen Ein###begte, ist im allgemeinennh
war, zu zerfallen, die aber des Kindes halber 10
fungünstig ausgefallen. Der echte, elegante, lebens- b
Jahre voll innerlicher Verlogenheit fortgefrettet
sprühende, die Bühne mit dem Augenblick seines 2#
wurde, damit schließlich der Mann den Triumph
Auftretens beherrschende Bonvivant vom Schlage e.
habe, seiner ehebrecherischen Gattin die Schmach an¬
Harry Waldens und auch unseres unvergessenen F
zutun und ihr zuzurufen, daß sie 10 Jahre hin¬
Viktor Lauter ist er nicht, und wenn man ihn für d
durch, nur seine Dirne gewesen ist. Dieser Mann
dieses Fach in Frage ziehen wollte, müßte man X
ist ein psychologisches Meisterstück Schnitzlers und
vor allem auch noch Aufklärung darüber erhalten, si
Hany Walden vom Buigtheater konnte hier sein!
Bestes zeigen. Wir alle find Charakteren wie dem
wie er sich in von Humor getragenen Rollen be¬ Ii
des verbitterten Dr. Eckold schon begegnet. Daß
währt; fast will es scheinen, als ob seine von einigen C
wir diese Empfindung hatten, war das Verdienst
noch anhaftenden Schlacken leicht zu reinigende,
des Gastes. Ei##eicher ist die Rolle des Schau¬
entschieden nicht unbedeutende Begabung ihrer
spielers Herbot, eines Menschen, der trotz all seiner
ganzen Wesenheit nach mohr auf Aufgaben schwere¬
Erfolge nicht nur auf der Bühne, sondern auch bei den
ren Stils hinweisen würde. Eines steht jedenfalls
Frauen ein großes Kind geblieben ist, des sich an seiner
fest: ein vollgiltiger Ersatz für Max Brückner
eigenen Fähigkeit, geschickt zu lügen, berauscht, damit
könnte er uns als Schauspieler nicht sein und als
prahlt und gar nicht bemerkt, daß ihn darob sein
Spielleiter käme er bei seiner Jugend wohl über¬
Weib achtet der seine Frau liebt, sie dabei ruhig
haupt nicht in Betracht. Es wäre deshalb unbe¬
betrügt, ohne sich seiner Tat auch nur recht bewußt
dingt im Interesse unserer Bühne gelegen, mit
zu werden. In dieser Rolle entfesselte Heu Walden
Brückner ein neues Abkommen zu treffen, dessen
nicht endenwollende Beifallsstürme. Versöhnend
Abschluß ja gewiß auf keine unüberbrückbaren
endet das „Bachusfest“. Auch hier drohte eine Ehe
Schwierigkeiten stoßen wird, und den Gast mit dem
bereits zu kentein, aber in der tiefen Frömmigkeit
Bewußtsein ziehen zu lassen, daß er hier einen
des Verzeihens und Verstehens finden sich
keineswegs ungünstigen Eindruck hervorgerufen
Gatten wieder. Schnitzler hatte es gewagt, drei
hat und daß es vorwiegend nur an der gegenwärti¬
Einakter ohne jede Handlung auf die Bühne zu
gen Zusammensetzung unserer Schauspielkräfte
stellen. Dasür hat jedes Wort Gewicht. Das
liegt, wenn man ihn nicht gut für einen anderen
Wagnis ist ihm gelungen und daß der Dichter auch
Platz in Vorschlag bringen kann. Die übrige Auf¬
gestern in Franzenzensbad mit seinen drei Ein¬
führung verlief unter Julius Grevenbergs.
aktern einen durchschlagenden Erfolg erzielte, ist vor
Spielleitung tadellos, einschließlich der Bravour¬
allem dem Gafte, aber in zweiter Linie seiner Haupt¬
leistung Lori Lauter=Weisers, die am Tage
partnerin Frl. Deeren zu danken. Diese Künstlerin,
der Aufführung um 11 Uhr vormittags die ihr
die wir trotz aller Kritik bewundern und schätzen,
gänzlich fremde Rolle der Frau Agnes Staufner
ist wie geschaffen für das feine Konversations= und
an Stelle der plötzlich erkrankten Frau Imle über¬
Salonftöck. Die scharfe Damaszenerklinge des Wortes
E. R. v. Dombrowski.
nommen hatte.
44
verfieht sie geistvoll zu handhaben. W##
weniges um Leidenschaft und mehr um Psychologie
Ribalang II
handelt, da ist sie am Platze. Von den übrigen
Darstellern seien die Herre: Raul, Rolden,
Hübner und Frl. Arendt lobend erwähnt.
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26.1. Konoedie der Irte Zuklus box 32/5
11.406 1917
Egerer Zeitung
Stadttheater. „Komödie der Worte“ von
Thur
Schnitzler hat uns das
yyer Gesellschaftsstück geschenkt. Daß Sittenrein¬
Feheliche Treue, Aufopferung und wie alle diese
schönen Tugenden heißen in ihm keinen Platz haben,
ist nicht Schnitzlers Schuld. So ist eben einmal
die Wiener Gesellschoft. Der Ehebruch ist dort eben¬
so zuhause, wie im Westen Berlins oder in Paris.
TEURT 1917
Dennoch vermeidet Schnitzler jede Laszivität. Mit
drazer Tagblatt #147
zesem fittlichen Einst nähert er sich den psychologi¬
schen Problemen, die jede Ehe in ihrem Schoße ge¬
Abendblatt.
biert, weil diese Institution im Interesse des Staates,
en schlte er rich
der Familie und vielleicht nicht zuletzt der Bequem¬
Schauspielhaus.) Die zweite Probe, die R.
lichkeit sich gegen die menschliche Natur versündigt.
Grädnitzer gestern in den drei unter dem Titel
In des „Stunde des Erkennens“ schildert uns
[[Komödie der Worte“ vereinigten Schnitz¬
Schnitzlei eine wurmstichige Ehe, die längst reif
erschen Ein###begte, ist im allgemeinennh
war, zu zerfallen, die aber des Kindes halber 10
fungünstig ausgefallen. Der echte, elegante, lebens- b
Jahre voll innerlicher Verlogenheit fortgefrettet
sprühende, die Bühne mit dem Augenblick seines 2#
wurde, damit schließlich der Mann den Triumph
Auftretens beherrschende Bonvivant vom Schlage e.
habe, seiner ehebrecherischen Gattin die Schmach an¬
Harry Waldens und auch unseres unvergessenen F
zutun und ihr zuzurufen, daß sie 10 Jahre hin¬
Viktor Lauter ist er nicht, und wenn man ihn für d
durch, nur seine Dirne gewesen ist. Dieser Mann
dieses Fach in Frage ziehen wollte, müßte man X
ist ein psychologisches Meisterstück Schnitzlers und
vor allem auch noch Aufklärung darüber erhalten, si
Hany Walden vom Buigtheater konnte hier sein!
Bestes zeigen. Wir alle find Charakteren wie dem
wie er sich in von Humor getragenen Rollen be¬ Ii
des verbitterten Dr. Eckold schon begegnet. Daß
währt; fast will es scheinen, als ob seine von einigen C
wir diese Empfindung hatten, war das Verdienst
noch anhaftenden Schlacken leicht zu reinigende,
des Gastes. Ei##eicher ist die Rolle des Schau¬
entschieden nicht unbedeutende Begabung ihrer
spielers Herbot, eines Menschen, der trotz all seiner
ganzen Wesenheit nach mohr auf Aufgaben schwere¬
Erfolge nicht nur auf der Bühne, sondern auch bei den
ren Stils hinweisen würde. Eines steht jedenfalls
Frauen ein großes Kind geblieben ist, des sich an seiner
fest: ein vollgiltiger Ersatz für Max Brückner
eigenen Fähigkeit, geschickt zu lügen, berauscht, damit
könnte er uns als Schauspieler nicht sein und als
prahlt und gar nicht bemerkt, daß ihn darob sein
Spielleiter käme er bei seiner Jugend wohl über¬
Weib achtet der seine Frau liebt, sie dabei ruhig
haupt nicht in Betracht. Es wäre deshalb unbe¬
betrügt, ohne sich seiner Tat auch nur recht bewußt
dingt im Interesse unserer Bühne gelegen, mit
zu werden. In dieser Rolle entfesselte Heu Walden
Brückner ein neues Abkommen zu treffen, dessen
nicht endenwollende Beifallsstürme. Versöhnend
Abschluß ja gewiß auf keine unüberbrückbaren
endet das „Bachusfest“. Auch hier drohte eine Ehe
Schwierigkeiten stoßen wird, und den Gast mit dem
bereits zu kentein, aber in der tiefen Frömmigkeit
Bewußtsein ziehen zu lassen, daß er hier einen
des Verzeihens und Verstehens finden sich
keineswegs ungünstigen Eindruck hervorgerufen
Gatten wieder. Schnitzler hatte es gewagt, drei
hat und daß es vorwiegend nur an der gegenwärti¬
Einakter ohne jede Handlung auf die Bühne zu
gen Zusammensetzung unserer Schauspielkräfte
stellen. Dasür hat jedes Wort Gewicht. Das
liegt, wenn man ihn nicht gut für einen anderen
Wagnis ist ihm gelungen und daß der Dichter auch
Platz in Vorschlag bringen kann. Die übrige Auf¬
gestern in Franzenzensbad mit seinen drei Ein¬
führung verlief unter Julius Grevenbergs.
aktern einen durchschlagenden Erfolg erzielte, ist vor
Spielleitung tadellos, einschließlich der Bravour¬
allem dem Gafte, aber in zweiter Linie seiner Haupt¬
leistung Lori Lauter=Weisers, die am Tage
partnerin Frl. Deeren zu danken. Diese Künstlerin,
der Aufführung um 11 Uhr vormittags die ihr
die wir trotz aller Kritik bewundern und schätzen,
gänzlich fremde Rolle der Frau Agnes Staufner
ist wie geschaffen für das feine Konversations= und
an Stelle der plötzlich erkrankten Frau Imle über¬
Salonftöck. Die scharfe Damaszenerklinge des Wortes
E. R. v. Dombrowski.
nommen hatte.
44
verfieht sie geistvoll zu handhaben. W##
weniges um Leidenschaft und mehr um Psychologie
Ribalang II
handelt, da ist sie am Platze. Von den übrigen
Darstellern seien die Herre: Raul, Rolden,
Hübner und Frl. Arendt lobend erwähnt.
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