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26.1. Konoedie der Norte zyklus
Treppen
Freie Schlesische Presse,
Tdeater und Kunst.
Troppauer Stadttheater.
„Komödie der Worte“ drei Einakter von
AArthur Schnitzler.
. Das „Dreieck=Motiv“ be¬
herrichtahmen die ganze lange
4-KTTAT
Reihe der dramatischen Dichtungen Schnitzlers
und
auch in seiner jüngsten Schöpfung „Komödie
der
Warte“ erklingt dieses Motiv mannigfaltig variiert.
1 Schlesische Presse, Troppar
Diese drei Einakter sind echtester Schnitzter, rand¬
voll von Geist, von seingeschlifsenen, farbig aufblit¬
zenden Worten, von wehmütig=lächelnder, über¬
Theater und Kunst.
legener Ironie. Jedes einzelne dieser Dramen ist
gewiß ein bostbares Stück Kleinkunst aber von einem
Stadttheater in Mähr.=Ostrau.
Meister gebildet, der soviele gleicher Art schon ge¬
schaffen hat, daß ihm ihre Form bereits in den
„Komlödie der Worte“ ein Einakterzyk¬
Fingerspitzen sitzt, und diese Fertigkeit gibt den Wer¬
lus in 3AAufzügen von Axtur Schnitzler. Erstaute.
ken ein klein wenig konventionelle Glätte. Doch,
führung am 29. September 1917. — Dieses geist¬
selbstverständlich, man hört aufs höchste interessiert
volle Wortgsplänkel über das uralte Ehethema nahm
zu und freut sich des schönen Spieles mit Worten
das Interesse des ausverkauften Hauses völlig in
und der geistreichen Wortspiele. Ein Neues über¬
Anspruch und folgte man den 3 Einaktern mit stei¬
rascht an diesen Dramen: Schnitzler, der Fwauenlob,
gender Spannung. „Stunde der Erkenntnis“ wel¬
der sonst fast immer für das Weib Partei nimmt,
ches den Anfang machte, gab Frau Ott sowie den
läßt in allen diesen drei Einaktern die Frau als
Herren Herbst und Gradnitzer Gelegenheit,
die Unterlegene erscheinen; in allen drei Stücken
ihre schauspielerische Gedankemoutine in schönstem
triumphiert der Mann, obgleich er, wenigstens in
Lichte zu zeigen, und war es insbesondere Herr
den beiden ersten Stücken, der sittlich Schwächere ist!
Ziemlich ausgeklügelt ist das Problem des ersten
Stückes: „Stunde des Erkennens“. Der Arzt Dr.
Gradnitzer, der in diesem wie in den folgenden Ein¬
zaktern das Gesamtinteresse auf sich zu lenken wußte.
Cchold weiß, daß seine Frau ihm untreu gewesen,
Sein Dr. Eckhold in der „Stunde der Erkenntnis“
verrät aber mit keinem Worte sein bittres Wissen;
wurde in ruhiger, weltmännischer Art gegeben und
erst nach 10 Jahren, nachdem die Tochter verheirgtet
brührte dadurch nicht unsympathisch. — „Große
ist, sagt er der ahnungslosen Frau mit berechnend¬
Szene“ Eine wohl falsch geschaute, durch die Brille
ster rachsüchtiger Grausamkeit, welche entwürdigende
kines Kunstdilettanten belauschtes Künstlerleben wir¬
Rolle an seiner Seite er sie habe spielen lassen und
ungsvoll aufgebaut, mit einem Tropfen längst ver¬
Das zweite Stück:
verlangt die Trennung.
kungenen Schmierenblutes gemischt, verfehlte da¬
„Große Szene“ ist das wirkungsvollste der drei
urch nicht seine Wirkung. Neben Herrn Grad¬
Dramen, aber auch das mindest originelle. Der
nitzer, der seinen großen Mimen mit all den dazu
große Schauspieler Konrad Herbot bricht seiner
ausgeklügelten Mätzchen gab und trotz aller Wider¬
Frau, so sehr er sie liebt, wiederholt die Treue und
sprüche kindlich schien, hatte Herr Thiele als ele¬
vermag doch die Zürnende und Empörte stets wie¬
gant aussehender Theaterdirektor durch seine voll¬
der zum Verzeihen und zum Bleiben zu bewegen,
endet zum Ausdruck gebrachte Mischung von Schlau¬
durch Worte — Worte! Dieses Stück hat unbescha¬
heit und Güte vollen Erfolg. Sehr brav hielt sich
det seiner unverkennbaren Aehnlichkeit mit Bahrs
Herr Aurich in der heiklen Rolle des betrogenen
köstlichem Lustspiel „Das Konzert“ stärksten Beifall
Bräutigams. Frl. Trauner gab die Frau Her¬
davongetragen. — Das dritte Stück: „Das Bachus¬
bot, Frl. Falkone eine Kunstelevin. — Das
fest“ wirkt stellenweise fast wie eine Groteske. Da
amüsanteste von allen war die kleine, am Bahnhof
ist eine junge Frau, die sich von einem Dr. Guido
spielende Komödie „Das Bachusfest“, in der Herr
Wernig entführen lassen will. In der Bahnhofshalle
Marton als beschränkter Lebemann sich ein wenig
trifft sie mit ihrem Manne zusammen und er, ein
auslebte, Frl. Sinek ein leichtsinniges Frauchen
Wissender, doch ohne sein Wissen zu verraten, spricht
unlustig darstellte, Herr Czernitz einen gut ge¬
spricht und gewinnt im Nu sein Weib zurück. Er
sehenen Bahnhofportier hinunterleierte und Herr
will wie in seinem Drama „Das Bachusfest“ an
Gradnitzer wie ein verborgenes Gewitter mit¬
dem er schreibt, nun fromm sein und der Verirr¬
ten unter Sonnenschein grollte. Das Publikum zollte
ten ihre Schuld vergeben! Freilich hat der Schrift¬
auch der Spielleitung des Herrn Le Bret, welcher
steller Staufner leichtes Spiel, denn der Rivale
für flottes Tempo und gute Umrahmung gesorgt
Dr. Wernig sinkt in der Gegenwart des sieghaften
hatte, seine Anerkennung, applaudierte allen Dar¬
Dichters in ein klägliches Nichts zusammen! Was
stellern, namentlich Herrn Gradnitzer, welcher nach
sich aber in allen drei Stücken auf der Bühne ab¬
der „Großen Szene“ ein mächtiges Blumengewinde
spielt, ist gar kein Drama, sondern, wie immer bei
erhielt und freute sich, gute, geistvolle Kost in so
Schnitzler, eine dialogisierte Novelle, in Pastellfar¬
leichter Form genossen zu haben.
ben, zarten leisen Tönen gemalt, und in diesen
Bildern spiegelt sich das Bild des Dichters selbst
mit seiner gütigen Weisheit und seiner weisheitsvol¬
len Güte.
Es ist wohl kaum ein Zufall, daß die moder¬
nen Dramen, die hier zur Aufführung gelangen,
26.1. Konoedie der Norte zyklus
Treppen
Freie Schlesische Presse,
Tdeater und Kunst.
Troppauer Stadttheater.
„Komödie der Worte“ drei Einakter von
AArthur Schnitzler.
. Das „Dreieck=Motiv“ be¬
herrichtahmen die ganze lange
4-KTTAT
Reihe der dramatischen Dichtungen Schnitzlers
und
auch in seiner jüngsten Schöpfung „Komödie
der
Warte“ erklingt dieses Motiv mannigfaltig variiert.
1 Schlesische Presse, Troppar
Diese drei Einakter sind echtester Schnitzter, rand¬
voll von Geist, von seingeschlifsenen, farbig aufblit¬
zenden Worten, von wehmütig=lächelnder, über¬
Theater und Kunst.
legener Ironie. Jedes einzelne dieser Dramen ist
gewiß ein bostbares Stück Kleinkunst aber von einem
Stadttheater in Mähr.=Ostrau.
Meister gebildet, der soviele gleicher Art schon ge¬
schaffen hat, daß ihm ihre Form bereits in den
„Komlödie der Worte“ ein Einakterzyk¬
Fingerspitzen sitzt, und diese Fertigkeit gibt den Wer¬
lus in 3AAufzügen von Axtur Schnitzler. Erstaute.
ken ein klein wenig konventionelle Glätte. Doch,
führung am 29. September 1917. — Dieses geist¬
selbstverständlich, man hört aufs höchste interessiert
volle Wortgsplänkel über das uralte Ehethema nahm
zu und freut sich des schönen Spieles mit Worten
das Interesse des ausverkauften Hauses völlig in
und der geistreichen Wortspiele. Ein Neues über¬
Anspruch und folgte man den 3 Einaktern mit stei¬
rascht an diesen Dramen: Schnitzler, der Fwauenlob,
gender Spannung. „Stunde der Erkenntnis“ wel¬
der sonst fast immer für das Weib Partei nimmt,
ches den Anfang machte, gab Frau Ott sowie den
läßt in allen diesen drei Einaktern die Frau als
Herren Herbst und Gradnitzer Gelegenheit,
die Unterlegene erscheinen; in allen drei Stücken
ihre schauspielerische Gedankemoutine in schönstem
triumphiert der Mann, obgleich er, wenigstens in
Lichte zu zeigen, und war es insbesondere Herr
den beiden ersten Stücken, der sittlich Schwächere ist!
Ziemlich ausgeklügelt ist das Problem des ersten
Stückes: „Stunde des Erkennens“. Der Arzt Dr.
Gradnitzer, der in diesem wie in den folgenden Ein¬
zaktern das Gesamtinteresse auf sich zu lenken wußte.
Cchold weiß, daß seine Frau ihm untreu gewesen,
Sein Dr. Eckhold in der „Stunde der Erkenntnis“
verrät aber mit keinem Worte sein bittres Wissen;
wurde in ruhiger, weltmännischer Art gegeben und
erst nach 10 Jahren, nachdem die Tochter verheirgtet
brührte dadurch nicht unsympathisch. — „Große
ist, sagt er der ahnungslosen Frau mit berechnend¬
Szene“ Eine wohl falsch geschaute, durch die Brille
ster rachsüchtiger Grausamkeit, welche entwürdigende
kines Kunstdilettanten belauschtes Künstlerleben wir¬
Rolle an seiner Seite er sie habe spielen lassen und
ungsvoll aufgebaut, mit einem Tropfen längst ver¬
Das zweite Stück:
verlangt die Trennung.
kungenen Schmierenblutes gemischt, verfehlte da¬
„Große Szene“ ist das wirkungsvollste der drei
urch nicht seine Wirkung. Neben Herrn Grad¬
Dramen, aber auch das mindest originelle. Der
nitzer, der seinen großen Mimen mit all den dazu
große Schauspieler Konrad Herbot bricht seiner
ausgeklügelten Mätzchen gab und trotz aller Wider¬
Frau, so sehr er sie liebt, wiederholt die Treue und
sprüche kindlich schien, hatte Herr Thiele als ele¬
vermag doch die Zürnende und Empörte stets wie¬
gant aussehender Theaterdirektor durch seine voll¬
der zum Verzeihen und zum Bleiben zu bewegen,
endet zum Ausdruck gebrachte Mischung von Schlau¬
durch Worte — Worte! Dieses Stück hat unbescha¬
heit und Güte vollen Erfolg. Sehr brav hielt sich
det seiner unverkennbaren Aehnlichkeit mit Bahrs
Herr Aurich in der heiklen Rolle des betrogenen
köstlichem Lustspiel „Das Konzert“ stärksten Beifall
Bräutigams. Frl. Trauner gab die Frau Her¬
davongetragen. — Das dritte Stück: „Das Bachus¬
bot, Frl. Falkone eine Kunstelevin. — Das
fest“ wirkt stellenweise fast wie eine Groteske. Da
amüsanteste von allen war die kleine, am Bahnhof
ist eine junge Frau, die sich von einem Dr. Guido
spielende Komödie „Das Bachusfest“, in der Herr
Wernig entführen lassen will. In der Bahnhofshalle
Marton als beschränkter Lebemann sich ein wenig
trifft sie mit ihrem Manne zusammen und er, ein
auslebte, Frl. Sinek ein leichtsinniges Frauchen
Wissender, doch ohne sein Wissen zu verraten, spricht
unlustig darstellte, Herr Czernitz einen gut ge¬
spricht und gewinnt im Nu sein Weib zurück. Er
sehenen Bahnhofportier hinunterleierte und Herr
will wie in seinem Drama „Das Bachusfest“ an
Gradnitzer wie ein verborgenes Gewitter mit¬
dem er schreibt, nun fromm sein und der Verirr¬
ten unter Sonnenschein grollte. Das Publikum zollte
ten ihre Schuld vergeben! Freilich hat der Schrift¬
auch der Spielleitung des Herrn Le Bret, welcher
steller Staufner leichtes Spiel, denn der Rivale
für flottes Tempo und gute Umrahmung gesorgt
Dr. Wernig sinkt in der Gegenwart des sieghaften
hatte, seine Anerkennung, applaudierte allen Dar¬
Dichters in ein klägliches Nichts zusammen! Was
stellern, namentlich Herrn Gradnitzer, welcher nach
sich aber in allen drei Stücken auf der Bühne ab¬
der „Großen Szene“ ein mächtiges Blumengewinde
spielt, ist gar kein Drama, sondern, wie immer bei
erhielt und freute sich, gute, geistvolle Kost in so
Schnitzler, eine dialogisierte Novelle, in Pastellfar¬
leichter Form genossen zu haben.
ben, zarten leisen Tönen gemalt, und in diesen
Bildern spiegelt sich das Bild des Dichters selbst
mit seiner gütigen Weisheit und seiner weisheitsvol¬
len Güte.
Es ist wohl kaum ein Zufall, daß die moder¬
nen Dramen, die hier zur Aufführung gelangen,