II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 336

Liebe führen konnten, behandeln ein und Das¬
seibe Thema, die Beziehungen zwischen Mann und
Weib. Weder der Stoff, noch die Art der Be¬
handlung sind neu.
Voll bitterer, grausamer Ironie ist das erste
der drei Stücke „Die Stunde des Erkennens" Ein
Ehepaar, das des Kindes wegen zehn Jahre##g
mit der Lüge neben einander lebte. Solange
wartete der Mann mit bitterem Haß im Herzen
auf die Stunde seiner Rache. Und als diese ge¬
kommen ist und er seiner Lebensgenossin den
Schimpf ins Gesicht schleudert, den diese zehn¬
jährige Gemeinschaft für sie bedeutet, scheidet das
Weib vom Manne gleichfalls mit einer Lüge,
indem sie seinen falschen Verdacht bekräftigt und
die Wonnen enthüllt, die sie in den Armen eines
Anderen gefunden. Auch das zweite Stück, „Die
große Szene“, handelt von der Lüge. Ein Komö¬
diant, dessen Eitelkeit die Grenzen der Wahrheit
und der schauspielerischen Pose in seinem Fühlen
und Handeln nicht mehr erkennen läßt, entzieht
sich der Verantwortung für begangene Schuld
durch ein meisterhaftes Lügenspiel, das ihm je¬
doch der Liebe und des Vertrauens des zu ihm
wieder zurückgekehrten Weibes zu berauben droht.
Der dritte, einer der fröhlichsten und übermütigsten
Einakier die Schnitzler geschrieben, behandelt ein
Motiv, das sich in der Ausnützung geotesken
Humors geradezu unerschöpflich erweist. „Das
Bechusfest“ karrikiert die unklaren Liebesgefühle
einer Frau und ihre Sehnsucht, sich aus den Fes¬
seln der Ehe zu lösen. Ein junges Paar, das
sich in einer Sommerfrische kennen gelernt hat,
erwartet in einer Bahnhofshalle den eintreffen¬
den Gatten, um ihn von der Absicht ihrer Ver¬
einigung zu verständigen. Der Gatte erscheint
und seine ersten Worte lösen die Frau von der
Seite des verblüfften Liebhabers.
Die Aufführung, von Spielleiter Max
Wolff mit Sorgfalt geleitet suchte den hohen
Ansprüchen die Schnitzler'sche Dialoge an die
Kunst der Konversation stellen nach Möglichkeit
gerecht zu werden. Die männliche Hauptrolle
in allen drei Stücken lag in den Händen des
Herrn Haber, der sich dieser schönen aber schwie¬
rigen Aufgabe mit vollem Ernste widmete. Der
vom Hasse getriebene Ehegatte des ersten Stücks,
der zehn Jahre lang die Lüge in seiner Ehe trägt
und dessen Darstellung viel Verinnerlichung er¬
fordert um glaubhaft zu erscheinen, gelang ihm
weniger gut als die mit starken Effekten aus¬
gestattete Rolle des Komödianten im zweiten oder
des selbstbewußten, der Treue seines Weibes sich
sicher fühlenden Ehemannes im dritten Stuck.
In Frl. Lothar fand Herr Haber eine ge¬
wiß sehr gewandte und intelligente Partnerin,
gegen deren lichere und ruhige Charakterisierung
nichts einzuwenden wäre. Nur reichen leider die
säußeren Mittel der Dame für die Verkörperung
ansprochsvoller Salonrollen nicht hin. Es fehlt
ihr der zarte sinnliche Reiz, den gerade Schnitzler'¬
sche Frauengestalten erfordern und der sich durch
Routine des Spiels nicht ersetzen läßt. Von den
übrigen Taritellern zeichnete sich Herr Wa߬
muth in der Rolle eines resignierenden Lieb¬
habers, Herr Grünau in der Rolle eines sich
selbst parodierenden Theaterdirektors, und Herr
Polland in der Rolle eines Bahnhofpoctiers
aus. Besondere Anerkennung verdient Herr
Mahr, der den anfänglich kühnen, sväter sich
betreten davonmachenden Liebhaber im „Bachus¬
fest“ mit sehr wirksamer Komik zur Dacstellung
brachte.
Die Theaterordnung hinsichtlich der Verstän¬
digung des Publikums vom Beginne der Vor¬
stellung und der einzelnen Akte bedarf dringend
einer Regelung. Es ereignete sich des öfteren,
daß das Zeichen für den Beginn des Spieles in
den Wandelgängen nicht deutlich genug wahrges
nommen wird.
Sch
Al. Mensesunim