II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 338

26.1. Kongedie der Norte zyklus
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REICHSPOSP WE
— Volksbühne. Bassermann in Schnitz#ers
„Komödie der Worte“. Diese drei schwachen Ein¬
akter ergeben selbstverständlich für einen so durchaus
komödiantischen Komödianten reiche Wirkungsmöglich¬
keiten. Bassermann hat sie namentlich in der „Großen
Szene“ weidlich ausgenützt und nach diesem Akte rauschte
auch viel stürmischer Beifall auf ihn nieder. Schon hier
schien uns, daß der Künstler in der drastischen Unter¬
streichung des Wortes und der Absichten der Dichtung
vielleicht doch um einen Schritt zu weit gehe, ein Ein¬
druck, der sich im „Bacchusfest“ festigte. Wie weit darin
ein Komödiant gehen darf, und daß er ziemsich weit
gehen kann, hat uns Herr Walden am Burgtheater ge¬
zeigt. — Die ganze Aufführung setzte uns durch ihre
wirklich achtunggebietende Höhe in Erstaunen. Im ersten
Akte war es Fräulein Karoly, im zweiten Frau
Bassermann und Herr Ziegler, im dritten Fräu¬
lein Fournier und Herr Ziegler, die die Haupt¬
latton twaon
9-R 10
Deutsches WnCiatt
Wien
Volksbuhne. In Fortsetzung seines Gastspieles
achte gestern Albert Bassermann mit dem Ein¬
#kterzyktus „Komödie der Worte“ dem Wiener
Schriftsteller Artur Schui#ler seine dreifache Referenz.
Er spielte in dem vielleicht als Novelle wirksamen Stücke
„Die Stunde des Erkennens“ ausgezeichnet den Dr. Karl
Eckold, zeichnete in der „großen Szene“ den Schauspieler
den blendendsten Farben
Herbot mit
Konrad
seiner reichhaltigen Palette und traf in dem
„Das Baechusfest“, das Ueberlegen:,
Schlußbilde
Sarkastische des Schviftstellers Felix Skaufner ganz vor¬
züglich. Der interessante Gast wurde stürmisch gefeiert. An
dem großen Beifalle hatten auch die übrigen Mitwirkenden,
insbesondere Frau Else Bassermann, Fräulein Lilly
Karoly, Fräulein Grete Jakobsen und Fräulein
Fournier, sowie die Herren Hans Hamsa, Josef
Schildkraut und ganz besonders Direktor Hans
Ziegler für ihre schönen Leistungen gerechten Anteil,
Kal.
9 u.
9-Mi. 1916
Heies Firach Sunal Vier
(Volksbühne.) In den drei Stücken der „Komödie der
Worte“ überträgt Bassermann Schuitzl#s psychologische
Nuancenkunst ins Plastische. Er setzt die drei Abwandlungen
der im Grunde nur unter verschiedenen Masken erscheinenden
einzigen Gestalt dieser kleinen Dramen in lebendige Individualitäten
um, gibt jeder ihre eigene Farbe, die er stärker als der Dichter
betont. Die feine, blasse Atelierkunst des im Psychologischen];
raffinierten Dichters wird durch diesen Darsteller zu Lebens¬
ausschnitten mit stärfen dramatischen Momenten. Der seine“
spät ausübendes!
untreuen Frau
Rache an der
Dr. Eckold in der „Stunde des Erkennens“ wird
glaubhaft in seinem brutalen Zynismus, der Schauspieler Herbots:
in der „Großen Szeue“, dem Scheizo unter diesen Stücken, ist
einer von echtestem Komödiantenblut, und der Schriftstell¬
Staufner im „Bachusfest“ ist der wahrhaft Weise unter den Betrogen¬

Bassermann entfaltet sein zündendes Temperament, seine eindrucks¬
vollsten Gesten, seine Ironie und sein intelligentes Phatos in diesen
skizzierten Zeichnungen, am feinsten in dem abschließenden Stück
dieser „Komödie der Worte“. Frau Vassermann, Lilli Karoly mit
Temperament, aber geringerer geistiger Kultiviertheit, Fräulein
Fournier und Herr Ziegler sekundierten dem an diesem Abend
besonders geseierten Hauptdarsteller mit künstlerischem Takt. m.
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ERDPOST
WOrS 1519
(Voltsbähne) Vorgesen pielte Bassermaun,
der Vielgestaltige, die drei Einakter, die Artur Schnitzler,
Wit klugem Griffe naheliegende Einwände vorwegnehmend,
uuter dem Titel: „Komödie der Worte“ zusammen¬
gefaßt hat. In der „Stunde des Erkennens“,
dem schwächsten der drei Stücke, gelang es dem Künstler
beinahe, die höchst unwahrscheinliche Figur des Mannes
=glaubhaft zu machen, der die Rache an der ungetreuen
Gattin für ein volles Jahrzehnt aufs Eis gelegt hat, um
sie nach der Verheiratung der Tochter unbarmherzig her¬
vorzüholen. Alles, was die Rolle in sich birgt und ein gut
Teil dazu, wußte der Künstler aus dem geistreich=spitz¬
findigen Dialog ins Bühnenleben zu rufen. — Aus
dem Schauspieler Konrad Herbot in der „Großen
Szene“ gankelte er mit tausend Teufeleien alle
Lebenswahrheit hinweg; die Satire wurde zur Groteske,
und man kam nicht aus dem Lachen, solange Bassermann
agierte. Der Dichter mag sich beschweren — das Publikum
unterhielt sich fabelhaft und jubelte den großen Schau¬
spieler unzähligemal hervor. — Die feinste Gestalt, die
einheitlichste Leistung bot er als betrogener Gatte im
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„Bacchusfest“. Da zieht er alle Register seiner reichen
Kunst: geistige Überlegenheit, messerscharfe Ironie, aus
starkem Willen gebändigte Erregung, vorquellenden Zorn.
Von den Mitspielern seien außer Frau Else Basser¬
mann die Herren Ziegler und Schildkraut!;
lobend erwähnt.
10. 5. 1918
Fremdenblatt, Wie

(Volksbühne.) Aus dem Einakterzyklus „Komödie der
Worte“ von Artur Schnitzler macht Bassermann einen
Tummelplatz für seine Spielfreude. Hier läßt er allen seinen
Kräften, allen seinen Einfällen, allen Regungen seines
Temperamentes die Zügel frei und man muß ihn wirklich
in den drei Rollen dieser drei geistsprühenden Einakter ge¬
sehen haben. Den Doktor (im ersten) spielt er noch ganz gut
auf der Linie, auf der er seinen unvergeßlichen Herrn von
Sala geschaffen hat. Auch den Schriftsteller (im letzten
Stück) führt er die gleiche Bahn. Freilich gibt er diesen
beiden Gestalten schon einigermaßen parodistische Umri߬
linien. Den Schauspieler im zweiten Akte jedoch wirbelt er
wie einen Kreisel, beutelt die Gestalt durch und durch,
daß in den Bewegungen des tollsten Uebermuts ihr innerster
Seelengehalt nach außen in die Sichtbarkeit fällt, ober
besser purzelt. Er erinnert da an die hinreißende Maßlostsz¬
keit, mit der einst Mitterwurzer Lessings Derwisch spielte.
Könnte er dreißig Abende noch in Wien bleiben und
Schnitzlers „Komödie der Worte“ spielen, man müßte Abend
für Abend ins Theater gehen, um einen vollendeten Schau¬
spieler zu studieren, der da die Vollendung eines Schau¬
spielers mit bravourösem Gelingen darstellt.
I.-s.
— Der frühere Ohervegissen- und ####