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26.1. Konoedie der Norte zuklus
Die Zeit. Wier 10. S. 1010
h.— VolksbühnKomödie der
Worte“ drei Ein##ter von Attur Schnin¬
ter. Abert Va######pann als „Istermrnt
Schnitzlerss Zwei große Lügstser der sielert¬
schen Ruänce gerates# da umen. Die
schillernd bewegten drer Einkter sind eng# wie
Neuss Wie#e. Jag#### Wien
Salzkammergutseen; ein großer, Hauch von
Geist spielt, spielt auf ihnen Leben, Wage.
#
Ozean. Däs Vielfältige kleiner Wellen, das ist =
B
etwas für Bassermann; aber im Salzkammer¬
Volksbühne. Gastspiel Albert Bassermann.
gut ist er ein distinguierter Salontiroler. Man
Die drei Hauptfiguren in Schnitzlers Einakterzyklus
merkt es so stark in dem dritten Einakter, dem
„Komödie der Worte#gemeinsamen
„Baechusfest“, der im wesentlichen aus einer
Grundton: den Drang nach Verstellung, nach der
angeregten Gugelhupf=Jause besteht. Basser¬
Schauspielermaske. Dabei ist der Berufsschauspieler
mann, in Schnitlers Maske, spielt statt „Gugel¬
im Mittelstück trotz seines steten Schwebens und
Lupf“
— „Napfkuchen“ — und uns schmeckt es
Verschwebens zwischen Trug und Wahrheit die ehr¬
balt nicht so gut. Er ist gewiß überwältigend
lichste Komödiantennatur unter ihnen. Bassermann
kraftvoll, aber, wo Schnitzler die feinste Ko¬
läßt die Vitalität dieses Sonntagskindes der Kunst
mödie der Worte schrieb, schmeist er eine Dame
in leicht spielendem Flockenschaum aufstrahlen.
grob auf Stühle, tätschelt ihr im Gesicht herum,
Seine Liebenswürdigkeit ist bezwingend; sein
ist ein großer freier Geist mit Interjektionen,
Liebestrieb auch dort, wo er zu einem erotischen
wie: nlial, weiß der Geliebten das einmalige
Raubzug in ein Brautgemach ausartet, durch einen
Bacchanal zu verzeiben und hat doch dionysischen
Zug kindlich anmutender Naivität derart gemildert,
Geistes wenig im Blut. Dagegen jenseits aller
daß man ihm nicht gram werden kann. Eine dank¬
Bedenken großartig die erste Rolle: der Arzt¬
bare Rolle, vom Künstler sprühend dargestellt, bei
mensch, der zehn Jahre lang gelauert hat und
nun die Ehebrecherin zermalmt. Diese Gestalt,
deren Gestaltung der Dichter nur eines vergaß: die
die aus dem Hinterhalt schleicht, ist so recht was
heimliche Träne, die auch dem lachenden Gaukler
für den Meister der halben Blicke, der zerstreu¬
einen Untergrund echter Menschlichkeit verleiht..—
ten kleinen Gesten, des plötzlichen Gebrülls. In
Aus einem andern, sehr gewundenen geistigen
dem mittleren Einakter „Große Szene“ spielt
Bezirk ist der Arzt in der „Stunde des Er¬
Bassermann den berühmten Mimen, der so un¬
kennens“. Auch ein Komödiant, der zehn Jahre
glaublich zu lügen verstcht, daß es seiner Frau
eine Rolle glänzend spielt, zehn Jahre an dem ge¬
graut. Aber er spielt eigentlich einen
heimen Vorgefühl der Rache an seiner Frau, die
Schmierenkomödjanten, dem niemand glauben
ihn betrogen, kaut und dann diese Rache mit kühlem,
würde. Er übertreibi hier maßlos: ebendes¬
bitterem Behagen auskostet. Bassermann spielt
wegen werden nach diesem Akt die Backfische
diesen Arzt mit trockener, stiller Ueberlegenheit, als
toll, und man möchte ihnen gern Mäulchen und
raffinierter Feinschmecker seines grausamen Sieges
Patschhändchen zubinden, mit rosa Mascherln
und nur zum Schluß von heimlich zuckenden
natürlich. Um die kühle und doch rasend be¬
Schmerzgefühlen leise angeglüht. — Von ähnlicher
wegte Meisterschaft das Gastes herum eine rocht
Prägung ist der Schriftsteller im „Bacchusfest“.
anständig farblose Aufführung, für eine Wiener
Bassermann stellt diesen Intellektuellen rotwangig
Volksbühne an einem Schnipler=Abend doch
in einem beschämenden Ausmaß wenig wiene¬
hin, gesund, von Erdgeruch kräftig angehaucht, aber
risch gehalten. Eise Bassermann ist eine
mit geballter geistiger Energie, die er in der Szene,
der drei Gattinnen, die ihr Gatte an diesem
in der er das lose Bündnis seiner Frau mit ihrem
Abend hat: ihre vertieste Rube wirkt sehr an¬
Geliebten zerreißt, zielbewußt entladet, aber dann
genehm. Lilly Karoly, die junge, versteift
doch mit dem öden Gefühl des überwundenen Ueber¬
sich darauf, eine allernde Frau rocht araufaarig
winders zurückbleibt. Dieser Schriftsteller hat mehr
zu machen und gerät aus einer sonst recht Ung
Geist als Lebensblut. Ueber diese Unausgeglichenheit
verstandenen Relle manchnal ins Fachrwasser
der Gestalt vermag auch die Kunst Bassermanns,
der trefflichen Kolleain Maia Sering: der
die selbst über seelische Kasuistik einen belebenden
komischen Alten. Cbristine Faurnier stellt
Glanz streut, nicht völlig hinwegzutäuschen. M. b.
sich die Frau eines großen Dichters ein bisschen
zu unbedeutend vor. Grete Jakobsen, der
diskrete Hans Ziegler, Hans Hamsa
steben sehr gut auf ihrem Platz: der junge Josef
Schildkrant ist von einer sompathischen
Zurückhaltung. in der woll noch etwas Steif¬
heit steckt. Aber alle zusammen lasson jeden
Hauch von österreichscher Podenstürhigkeit ver¬
wissen; man sah Schnitzler in einer Uever¬
setzung
26.1. Konoedie der Norte zuklus
Die Zeit. Wier 10. S. 1010
h.— VolksbühnKomödie der
Worte“ drei Ein##ter von Attur Schnin¬
ter. Abert Va######pann als „Istermrnt
Schnitzlerss Zwei große Lügstser der sielert¬
schen Ruänce gerates# da umen. Die
schillernd bewegten drer Einkter sind eng# wie
Neuss Wie#e. Jag#### Wien
Salzkammergutseen; ein großer, Hauch von
Geist spielt, spielt auf ihnen Leben, Wage.
#
Ozean. Däs Vielfältige kleiner Wellen, das ist =
B
etwas für Bassermann; aber im Salzkammer¬
Volksbühne. Gastspiel Albert Bassermann.
gut ist er ein distinguierter Salontiroler. Man
Die drei Hauptfiguren in Schnitzlers Einakterzyklus
merkt es so stark in dem dritten Einakter, dem
„Komödie der Worte#gemeinsamen
„Baechusfest“, der im wesentlichen aus einer
Grundton: den Drang nach Verstellung, nach der
angeregten Gugelhupf=Jause besteht. Basser¬
Schauspielermaske. Dabei ist der Berufsschauspieler
mann, in Schnitlers Maske, spielt statt „Gugel¬
im Mittelstück trotz seines steten Schwebens und
Lupf“
— „Napfkuchen“ — und uns schmeckt es
Verschwebens zwischen Trug und Wahrheit die ehr¬
balt nicht so gut. Er ist gewiß überwältigend
lichste Komödiantennatur unter ihnen. Bassermann
kraftvoll, aber, wo Schnitzler die feinste Ko¬
läßt die Vitalität dieses Sonntagskindes der Kunst
mödie der Worte schrieb, schmeist er eine Dame
in leicht spielendem Flockenschaum aufstrahlen.
grob auf Stühle, tätschelt ihr im Gesicht herum,
Seine Liebenswürdigkeit ist bezwingend; sein
ist ein großer freier Geist mit Interjektionen,
Liebestrieb auch dort, wo er zu einem erotischen
wie: nlial, weiß der Geliebten das einmalige
Raubzug in ein Brautgemach ausartet, durch einen
Bacchanal zu verzeiben und hat doch dionysischen
Zug kindlich anmutender Naivität derart gemildert,
Geistes wenig im Blut. Dagegen jenseits aller
daß man ihm nicht gram werden kann. Eine dank¬
Bedenken großartig die erste Rolle: der Arzt¬
bare Rolle, vom Künstler sprühend dargestellt, bei
mensch, der zehn Jahre lang gelauert hat und
nun die Ehebrecherin zermalmt. Diese Gestalt,
deren Gestaltung der Dichter nur eines vergaß: die
die aus dem Hinterhalt schleicht, ist so recht was
heimliche Träne, die auch dem lachenden Gaukler
für den Meister der halben Blicke, der zerstreu¬
einen Untergrund echter Menschlichkeit verleiht..—
ten kleinen Gesten, des plötzlichen Gebrülls. In
Aus einem andern, sehr gewundenen geistigen
dem mittleren Einakter „Große Szene“ spielt
Bezirk ist der Arzt in der „Stunde des Er¬
Bassermann den berühmten Mimen, der so un¬
kennens“. Auch ein Komödiant, der zehn Jahre
glaublich zu lügen verstcht, daß es seiner Frau
eine Rolle glänzend spielt, zehn Jahre an dem ge¬
graut. Aber er spielt eigentlich einen
heimen Vorgefühl der Rache an seiner Frau, die
Schmierenkomödjanten, dem niemand glauben
ihn betrogen, kaut und dann diese Rache mit kühlem,
würde. Er übertreibi hier maßlos: ebendes¬
bitterem Behagen auskostet. Bassermann spielt
wegen werden nach diesem Akt die Backfische
diesen Arzt mit trockener, stiller Ueberlegenheit, als
toll, und man möchte ihnen gern Mäulchen und
raffinierter Feinschmecker seines grausamen Sieges
Patschhändchen zubinden, mit rosa Mascherln
und nur zum Schluß von heimlich zuckenden
natürlich. Um die kühle und doch rasend be¬
Schmerzgefühlen leise angeglüht. — Von ähnlicher
wegte Meisterschaft das Gastes herum eine rocht
Prägung ist der Schriftsteller im „Bacchusfest“.
anständig farblose Aufführung, für eine Wiener
Bassermann stellt diesen Intellektuellen rotwangig
Volksbühne an einem Schnipler=Abend doch
in einem beschämenden Ausmaß wenig wiene¬
hin, gesund, von Erdgeruch kräftig angehaucht, aber
risch gehalten. Eise Bassermann ist eine
mit geballter geistiger Energie, die er in der Szene,
der drei Gattinnen, die ihr Gatte an diesem
in der er das lose Bündnis seiner Frau mit ihrem
Abend hat: ihre vertieste Rube wirkt sehr an¬
Geliebten zerreißt, zielbewußt entladet, aber dann
genehm. Lilly Karoly, die junge, versteift
doch mit dem öden Gefühl des überwundenen Ueber¬
sich darauf, eine allernde Frau rocht araufaarig
winders zurückbleibt. Dieser Schriftsteller hat mehr
zu machen und gerät aus einer sonst recht Ung
Geist als Lebensblut. Ueber diese Unausgeglichenheit
verstandenen Relle manchnal ins Fachrwasser
der Gestalt vermag auch die Kunst Bassermanns,
der trefflichen Kolleain Maia Sering: der
die selbst über seelische Kasuistik einen belebenden
komischen Alten. Cbristine Faurnier stellt
Glanz streut, nicht völlig hinwegzutäuschen. M. b.
sich die Frau eines großen Dichters ein bisschen
zu unbedeutend vor. Grete Jakobsen, der
diskrete Hans Ziegler, Hans Hamsa
steben sehr gut auf ihrem Platz: der junge Josef
Schildkrant ist von einer sompathischen
Zurückhaltung. in der woll noch etwas Steif¬
heit steckt. Aber alle zusammen lasson jeden
Hauch von österreichscher Podenstürhigkeit ver¬
wissen; man sah Schnitzler in einer Uever¬
setzung