26.1. Kongedie der Norte—Zyklus
A
ndao
2-24
uf Inserate.
Föffnungen.
924
Nebenbuhler aus dem Felde und beendigt das Intermezzo. Er
stieg tiefer in die Psyche des Ehemanns und gab ihr zwingend
Leben und Gestalt. Der Liebhaber wurde von Stunde zu
rspielen.
Stunde überflüssiger, und die Ehegatten fanden wieder zu sich.
Von den Mitspielern sei noch Julia Serda als Klara
und heucheln.
Eckold genannt, Else Bassermann als die feine, gefühls¬
brüert, immer
empfindliche Frau Sophie, ferner Sigmund Nunberg, der
h Verhältnisse
bald aufdringlich joviale, dann wieder trocken belehrende
was in jahre¬
Theaterdirektor Falk. Anni Mewes war ein Gemisch von
mert da. Ob¬
Dame und Girl, wodurch ihr Spiel etwas unreif wirkte.
ur, was wir
Sp. —
t oder ersehnt
Stunde des
heimnisses ge¬
e täuschen sich
ll, Basser¬)
Spiel in diesep
des Melanchö¬
im Gegensatz
d müde Weis¬
Hier muß doch
in. Die Lüge
fire durchsticken.
n als Schau¬
nüber so ganz
de Problematik
doch so selbst¬
aus Schnitzlers
Jungengesicht,
schichte beinahe
ier versinnlicht
iegt diesem
n den Rätseln
einer gesunden
Auch der letzte
„Eheproblem.
Einsamkeit des
in den Armen #
mehr an denk
schlägt er den
box 32/6
ADOLF SCHUSTERMANN
ZEITUNGSNACHRICHTEN-BUREAU
BERLIN SO 16, RUNGESTR. 22-24
Zeiung: Der Reichsbote
Morgen-Rusgabe
Adresse: Berlin
2 - MAl 124
Datum:
Theater und Musie.
Kammerspiele.
Bassermann=Gastspiel.
„Die Komödie der Worte“ nennt Arthur Schnitz¬
ler drei Einakter, in denen Albert Bassermann wiederum
Gelegenheit fand, vor einem rückhaltlos bewundernden Publikum
das volle Spiel seiner eminenten Künstlerschaft zu entfalten. Das
Thema der dialogischen Novelletten, wie man diese dramatische
Kleinkunst genannt hat, ist bei allen dasselbe: die Darstellung
brüchiger Ehen, die mit bewußter oder unbewußter Lüge dahin¬
gelebt werden,zun die vom Dichter, zum Teil mit verzeihendem
Verständnis, imper aber mit leiser Ironie und seelisch außer¬
ordentlich fein gestaltet sind. Fast alle, die da auftreten, sind
Menschen einer verfeinerten, schon dekadenten Schicht, Leute, die
#starke Gefühlsausbrüche leiden, die auch da, wo das Ende tragisch
wird, still und gefaßt auseinander gehen.
Diese Gehaltenheit der Schnitzlerschen Menschen liegt nicht
immer einem so vollsaftigen Künstler, wie unser Gast einer ist.
so ausgeklügelter Verstandeskälte wie
Durchschnittsnaturen
tunde des Erkennens“, der zehn
den Dr. Eckolt in de
Jahre neben seiner Frau dahinzuleben vermag, ehe er die Maske
lüftet, und auch dann immer noch der Betrogene bleibt, werden
wohl überhaupt nie recht lebendig werden können. Vorzüglich
gelang dagegen aus dem Schlußstück „Ein Bacchusfest“ die
Figur des Schriftstellers Staufner, die ganz für Bassermann ge¬
schaffen zu sein scheint in ihrer Verbindung des geistigen Menschen
und des Weltmannes. Ergreifend und tragisch wirkt jene Szene,
als dieser bedeutende Mann blutenden Herzens und doch mit über¬
legener Ironie sein dummes Gänschen von Frau und ihren pro¬
movierten Galan zur Ordnung des Lebens zurückruft. Doch was
wollen diese mit scharfem Kunstverstand geschaffenen Gestalten
besagen neben dem Schauspieler Konrad Gerbot aus dem Mittel¬
und Prunkstück des Abends, der „Großen Szene“, wo Albert
Bassermann eben der sein konnte, der er wirklich ist, ein großes,
sprudelndes Künstlertemperament, ein Genie der Bühne, der hier
nun mit Komödiantenmitteln auch durch alle selbstgeschaffenen
Fährlichkeiten seines eigenen, wenig vorbildlichen Lebens glücklich
hindurchschlüpft. Das Publikum raste vor Vergnügen über diese
Szene tollsten Uebermutes und konnte sich in Beifallsstürmen nicht
genug tun.
Die Nebenspieler einer so überragenden Hauptgestalt haben
keinen leichten Stand. Else Bassermann war unter den
Frauen die einzig ebenbürtige. Ihre Sophie aus der „Großen
Szene“ war eine edle weibliche Erscheinung, echt frauenhaft in
allen Stärken und Schwächen ihres Geschlechtes. Von den
Männern verdienen Paul Bildt — zugleich der erfolgreiche
Spielleiter des Abends — und Siegmund Nunberg lobende
Erwähnung. Beide wußten eigene Töne anzuschlagen, jener als
vornehmer, seelisch zerrissener Arzt, dieser als robuster Theater¬
direktor, der das verzwickte Seelenleben seiner Schutzbefohlenen
mit trockenem Humor zu bändigen weiß. Die übrigen Darsteller
standen, doppelt auffällig bei solchem Gastspiel, weit unter dem
H. G.
Niveau, das man sonst an dieser Stätte gewohnt ist.
A
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uf Inserate.
Föffnungen.
924
Nebenbuhler aus dem Felde und beendigt das Intermezzo. Er
stieg tiefer in die Psyche des Ehemanns und gab ihr zwingend
Leben und Gestalt. Der Liebhaber wurde von Stunde zu
rspielen.
Stunde überflüssiger, und die Ehegatten fanden wieder zu sich.
Von den Mitspielern sei noch Julia Serda als Klara
und heucheln.
Eckold genannt, Else Bassermann als die feine, gefühls¬
brüert, immer
empfindliche Frau Sophie, ferner Sigmund Nunberg, der
h Verhältnisse
bald aufdringlich joviale, dann wieder trocken belehrende
was in jahre¬
Theaterdirektor Falk. Anni Mewes war ein Gemisch von
mert da. Ob¬
Dame und Girl, wodurch ihr Spiel etwas unreif wirkte.
ur, was wir
Sp. —
t oder ersehnt
Stunde des
heimnisses ge¬
e täuschen sich
ll, Basser¬)
Spiel in diesep
des Melanchö¬
im Gegensatz
d müde Weis¬
Hier muß doch
in. Die Lüge
fire durchsticken.
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doch so selbst¬
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Jungengesicht,
schichte beinahe
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Auch der letzte
„Eheproblem.
Einsamkeit des
in den Armen #
mehr an denk
schlägt er den
box 32/6
ADOLF SCHUSTERMANN
ZEITUNGSNACHRICHTEN-BUREAU
BERLIN SO 16, RUNGESTR. 22-24
Zeiung: Der Reichsbote
Morgen-Rusgabe
Adresse: Berlin
2 - MAl 124
Datum:
Theater und Musie.
Kammerspiele.
Bassermann=Gastspiel.
„Die Komödie der Worte“ nennt Arthur Schnitz¬
ler drei Einakter, in denen Albert Bassermann wiederum
Gelegenheit fand, vor einem rückhaltlos bewundernden Publikum
das volle Spiel seiner eminenten Künstlerschaft zu entfalten. Das
Thema der dialogischen Novelletten, wie man diese dramatische
Kleinkunst genannt hat, ist bei allen dasselbe: die Darstellung
brüchiger Ehen, die mit bewußter oder unbewußter Lüge dahin¬
gelebt werden,zun die vom Dichter, zum Teil mit verzeihendem
Verständnis, imper aber mit leiser Ironie und seelisch außer¬
ordentlich fein gestaltet sind. Fast alle, die da auftreten, sind
Menschen einer verfeinerten, schon dekadenten Schicht, Leute, die
#starke Gefühlsausbrüche leiden, die auch da, wo das Ende tragisch
wird, still und gefaßt auseinander gehen.
Diese Gehaltenheit der Schnitzlerschen Menschen liegt nicht
immer einem so vollsaftigen Künstler, wie unser Gast einer ist.
so ausgeklügelter Verstandeskälte wie
Durchschnittsnaturen
tunde des Erkennens“, der zehn
den Dr. Eckolt in de
Jahre neben seiner Frau dahinzuleben vermag, ehe er die Maske
lüftet, und auch dann immer noch der Betrogene bleibt, werden
wohl überhaupt nie recht lebendig werden können. Vorzüglich
gelang dagegen aus dem Schlußstück „Ein Bacchusfest“ die
Figur des Schriftstellers Staufner, die ganz für Bassermann ge¬
schaffen zu sein scheint in ihrer Verbindung des geistigen Menschen
und des Weltmannes. Ergreifend und tragisch wirkt jene Szene,
als dieser bedeutende Mann blutenden Herzens und doch mit über¬
legener Ironie sein dummes Gänschen von Frau und ihren pro¬
movierten Galan zur Ordnung des Lebens zurückruft. Doch was
wollen diese mit scharfem Kunstverstand geschaffenen Gestalten
besagen neben dem Schauspieler Konrad Gerbot aus dem Mittel¬
und Prunkstück des Abends, der „Großen Szene“, wo Albert
Bassermann eben der sein konnte, der er wirklich ist, ein großes,
sprudelndes Künstlertemperament, ein Genie der Bühne, der hier
nun mit Komödiantenmitteln auch durch alle selbstgeschaffenen
Fährlichkeiten seines eigenen, wenig vorbildlichen Lebens glücklich
hindurchschlüpft. Das Publikum raste vor Vergnügen über diese
Szene tollsten Uebermutes und konnte sich in Beifallsstürmen nicht
genug tun.
Die Nebenspieler einer so überragenden Hauptgestalt haben
keinen leichten Stand. Else Bassermann war unter den
Frauen die einzig ebenbürtige. Ihre Sophie aus der „Großen
Szene“ war eine edle weibliche Erscheinung, echt frauenhaft in
allen Stärken und Schwächen ihres Geschlechtes. Von den
Männern verdienen Paul Bildt — zugleich der erfolgreiche
Spielleiter des Abends — und Siegmund Nunberg lobende
Erwähnung. Beide wußten eigene Töne anzuschlagen, jener als
vornehmer, seelisch zerrissener Arzt, dieser als robuster Theater¬
direktor, der das verzwickte Seelenleben seiner Schutzbefohlenen
mit trockenem Humor zu bändigen weiß. Die übrigen Darsteller
standen, doppelt auffällig bei solchem Gastspiel, weit unter dem
H. G.
Niveau, das man sonst an dieser Stätte gewohnt ist.