II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 382

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26.1. Kongedie der Norie—Zyklus
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BERLIN SO 16, RUNGESTRASSE 22-24
Bearbeitet die deutsche und ausländische Presse auch auf Inserate.
Lietert Listen über geplante Bauten aller Art. Geschättseroffnungen.
Festlichkeiten usw.
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Berliner Börsen=Courier
Abendausgabe — Berlin SW. 10
Ausschaftt aus der Nummer vom:
EI3. MAl 124
das Publikum soweit sein, auch ihn abzulehnen.
Selbst eine Rolle, die vor wenigen Jahren noch
Bassermann, Moissi und Schnitzler
reizend war: der Handwerksbursche in Tolstois
Kammerspiele und Deutsches Theater.
„Er ist an allem schuld“ ist heute nicht mehr zu
ertragen. Jede Wirkung ist bewußt. Und aus
„Wir spielen alle. Wer es weiß, ist klug.“
den feinen Uebergängen von Phantastik und
Arthur Schnitzlers Versspiel „Paracel¬
Ironie sind outrierte, isolierte Possenzüge ge¬
sus“, seing Einakter „Komödieder Worte“
worden.
sind rettungslose Vergangenheit. Als das Wiener
Bassermann aber hat, auf dem Boden
Theater Zusbruck einer menschlichen, einer
städtischen, Leinge gemeinschaftlichen Kultur war,
seiner alten Rollen, zur Meisterschaft zurück¬
lebte esls die Stadt die Weltanschauung, die
gefunden. Ein beglückender Strom von Leben¬
digkeit überschwemmte die dürren Stücke, über¬
sie und ihre geistigen Exponenten geschaffen
Seine
schwemmte Partner und Publikum.
hatten, vom Spiegelbild dieser Kultur, dem
Nuancen, die schon erstarrt zu sein schienen, sind
Theater in der Widerspiegelung zurückerhielt,
wieder im Fluß des schöpferischen Temperaments
wurde der Schöpfer zum Geschöpf. Anfang und
gelöst. Bassermann ist wieder jung geworden.
Ende vertauschten sich. Die Schriftsteller über¬
Ein beglückendes Erlebnis.
trugen das Spiel auf das Leben. Schnitzler und
Für das Deutsche Theater aber wird es not¬
Hofmannsthal, unfähig einen neuen Anfang zu
wendig sein, im nachsten Jahre völlig auf Gast¬
geben, blieben abhängig von diesem Zustande der
spiele zu verzichten. Denn selbst an den Basser¬
schwächlichen Umkehrung. Ihre Werke sind mit
mann=Abenden, selbst unter der Regie von Paul
dem alten Wien versunken.
Bildt erlebt man Darsteller, die wie Sigmund
Das Wort verlor seine Zeugungskraft und
Nunberg, in ddie tiefste Provinz gehören.
wurde entweder ironisch entwertet (Schnitzler)
Und neben Julie Serda mit ihren hohlen,
oder prunkend aufgetrieben (Hofmannsthal). An
tiefen, gezogenen Tönen erscheint Else Basser¬
die Stelle einer inneren Vorstellung trat die
mann fast als ein großes Talent. Die Schau¬
(nicht kämpferische, sondern passive) Zersetzung
spielkunst vertrat neben Bassermann nur Paul
anderer Anschauungen. An die Stelle des direk¬
Bildt, dem eine Rolle wie der etwas frisierte
ten Ausdrucks die umschreibende Mitteilung,
Dr. Ormin sehr gut liegt, der aber nach dem
Das Dranta wurde skeptisches Feuilleton oder
dekorative Geste. Man verbarg innere Leere — Erfolge in dieser Rolle und bei Andrejew er¬
entweder durch Ironie oder durch Schwulst. Der kennen wird, daß seine Zukunft nicht auf dem
Glaube an die schöpferischen Elemente der Gebiete von entrückten Liebhabern und Helden,
sondern von gedrängten Charakterrollen liegt.
Sprache war verloren (obwohl Hofmannsthal
Am Moissi=Abend sah es auf der Bühne noch
gerade für einen Sprachschöpfer gilt). Dichtung
schlimmer aus. Walter Brandt ist ein Talent.
wurde zur psychologischen (oder psychoanalyti¬
Aber seine Vitalität kommt nicht zum persön¬
schen) Diskussion. Kunst zum Kunstgewerbe.
In diese gespensterhafte Welt wurde manlichen, sondern meistens nur zum gebräuchlichen
durch das Gast'piel von Bassermann und Moissi „Ausdruck. Renée Stobrawa wird nicht
wieder eingeführt. Sie wurde an dem Moissi frichtig geleitet. Sie spricht oft nur Text, statt
Abend als lebendig nicht einmal mehr vorge= Fhn durchzugestalten.
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täuscht. Moissi als Paracelsus wiederholte die
Armut des Stückes. Wenn Schnitzler dichtet, als
wenn wienerisches Theater Weltanschauung
wäre, so spielt Moissi, als ob Schnitzler die Rolle.
nach den schauspielerischen Eindrücken Moissis ge¬
Wieder der melancholischt
schrieben hätte.
Singsang, wieder die gesenkte Kopfhaltung.
Eine aufreizende Affektation. Moissi hat die
Kühnheit befessen, in einer italienischen Zeitung
gegen die jüngere eutsche Dichtung, gegen die
jüngere deutsche Schanspielkunst zu sprechen. Es
ist eine Ehre für die jungen Dramatiker und
Schauspieler, daß Moissi sie ablehnt. Bald wird