II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 408

W
26.1. Kongedieder-ortezyklus
sonerk.. in5 Eindentige, und wenn *
dieses Lustspielpersonal Couplets sang, so wünschte man, daß
Reinhardts Bühne einen Lehrmeister aus der Operette oder der
Revue anstellen möchte. Aristophanes, kehre zurück! M. J.
(Deutsches Volkstheater.) Schnitzlers eigen¬
artiger Einakterzyklus „Komödie der Worte“ hat sich nunmehr die fr
vierte Wiener Bühne erodert. Diese drei literarischen Vitrinen=si¬
stücke haben zuerst mit Harry Walden am Burgtheater sehr ge= u¬
fallen, ihr Erfolg erneuerte sich dann an der Renaissancebühne sp
und später auch am Modernen Theater. Daß Schnitzler ein hi
Meister des Einakters ist, hat er bereits in den „Lebendigen a#
Stunden“ bewiesen. Fast jede dieser Komödien birgt den Stoff sei
zu einem Dreiakter, deshalb wirken sie so kräftig und nachhaltig. H##
Tiessie seelische Entschleierung gelingt dem Dichter in der „Stunde
„C
des Erkennens". Bewundernswert ist hier die künstlerische im
Oekonomie. Der Arzt, dessen Mund zehn Jahre geschwiegen,
während seine Seele lauter als je gesprochen hat, ist eine S
trefflich geschaute Figur.
Korff
macht sie sofort Tit
mit ein paar charakteristischen Strichen lebendig. Jedes Wort,
jede Geste ist von verblüfsender Echtheit. Man glaubt es diesem vor
Manne, daß er zehn lange Jahre dieser Stunde der Abrechnung im
entgegengestartt hat. Voll innerer Laune und tieferem Geist ist die
„Große Szene". Eine scharf umrandete Gestalt ist hier der Schau¬
spieler, der sich am Worte berauscht und förmlich vom Worte lebt,B#¬
Die Eitelkeit ist sein Souffleur. Korff bietet in dieser Rolle eine hun
Bravourleistung im besten Sinn des Wortes. Mit Humor be¬ als
lügt er sich selbst, mit Grazie belügt er die anderen. von
Niemand kann
wie
Pointen improvisieren,
er bringt sie so leger, als ob sie ihm im Augenblick einfallen hat:
würden. Auch im letzten Einakter „Das Bacchusfest“ zeigt sich gart
Schnitzlers Gestaltungskraft auf bemerkenswerter Höhe. Neben der
Korff wirken die Damen Erika Wagner. Cäcilie Lvovskyheiß
und Frau Steinsieck, jede in ihrer persönlichen Art ein= Ger
dringlich und sympathisch Fräulein Lvovsky gibt mit künstlerischer werd
Diskretion und tieferer Innigkeit die Frau des Schauspielers.Gen
Fräulein Paula Wessely zeigt wieder in einer Episodenrolle
Schi
ihre frische und kecke Begabung, sie hatte nach ihrer prächtig
gefur
gespielten Szene lebhaften Abgangsapplaus. Die Herren Josef schon
Klein und Senia schufen hübsch tonturierte Gestalten. Der
führr
anregende Abend wurde mit herzlichem Beifall ausgenommen.] Weit¬
war
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sein bevorstehendes Gastspiel am Volkscheuer;
fraglich geworden sei.
Deulsches Volkstheater
14
Auch Arnold Korff gehört zu den Schau¬
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1
spielern, die mit Vorliebe alte Rollen, alte Stücke
40
spielen; er mag dies aus zwei Gründen tun:
weil sie ihm ans Herz gewachsen sind und weil
es keine tauglichen neuen gibt. Erfreulicherweise
erstarrt er weder in Manien noch Schablone, H#
spürt man bei ihm weder Leerlauf noch Gleich¬
gültigkeit der längst gelösten Aufgabe gegenüber.
A
Im Gegenteil. Er verwächst von einem Mal
zum anderen inniger mit der Figur, so daß es
allmählig zu einer geradezu idealen Ueberein¬
stimmung gekommen ist. In Artur Schnitz¬
lers Einakterzyklus „Komödie der
Worte“ den man nun wieder neueinstudiert
zu hören bekommen hat, der nach wie vor durch
sublime Kultiviertheit und Präzision ausge¬
vol
zeichnet erscheint und gegen den man einen ein¬
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zigen, die Wirkung indes kaum beeinträchtigenden
ste
Vorwurf erheben könnte, daß er dreiteilig,

gleicherweise in die Tiefe wie in die Breite
geht — in diesen kleinen, so köstlich kontrastierten
Stücken bietet Arnold Korff drei vollgültige
Meisterleistungen. Unheimlich das Porträt des
Arztes, charmant, strotzend von Lebensechtheit,
der Komödiant in der Mitte — bei dem es aller¬
dings nicht ohne einige Unterstreichungen abgeht
und ebenbürtig der Schriftsteller zum Schluß.
Die Frau Dr. Eckhold spielte Erika Wagner;
voll wirklicher fraulicher Würde, herb, edel im
Ausdruck und mit sehr schöner Einfachheit. Die
Ve¬
im wahren Sinne des Wortes fliederblasse Zart¬
An¬
heit des Frl. Lvovsky bildete hernach zur
ins
Robustheit ihres Partners einen durchaus
wis
passenden Gegensatz. Im „Bacchusfest“ Frau
von
Steinsieck überaus reizvoll anzusehen, aber
doch ein wenig zu gewichtig im Ton, nicht mit
der nötigen leichten Lusispiellaune ausgestattet.
Der Ormin (in der „Stunde des Erkennens")
war Herrn Homma überantwortet worden.
Wofür er sicher nichts kann. Es ist nicht anzu¬
nehmen, daß dieser kluge und vortreffliche
Künstler diese Rolle verlangt hat, die seinem
lung
Wesen so fern liegt wie nur möglich und der sein
Küg
Lebtag keinen resignierenden Liebhaber vor¬
aus
stellen wird. Herr Schott, energisch und kräftig
charakterisierend; Herr Klein, ein jovial¬
natürlicher Theaterdirektor. Herr Sima aus¬
geh
gezeichnet — obzwar gesagt werden muß, daß er
Mas¬
an der Figur eigentlich vorbeigespielt hat; er
war überaus lustig, aber es war Schwank statt
Komödie, Blumenthal statt Schnitzler. Was nun
endlich Frl. Wessely anlangt, so steht ihr
Talent außer Frage; gleichwohl verdirbt sie sich
Vot
durch ihre Absichtlichkeit vieles und es ist gar
Joh
nicht abzusehen, wohin sie dieses verhängnisvolle
p. k.
Outrieren noch führen mag.
Der Jauberer in der Neuen Wiener
ersté¬
Bühne
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