II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 416

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26.1 KZyklus
Ed. ne¬
Bassermann spielt Schnitzler
Im Volkstheater.
* In Wien wird jetzt sehr selten Schnitzler
gespielt. Zu Unrecht. Er ist der zarteste Dich¬
ter eines Österreich, das es auch auf dem
M. Kot
Theater nicht mehr gibt. Er hat eine Welt
gestaltet, die noch 1914 wirkliches Wien war,
Komödien gedichtet, in denen die feinere in¬
tellektuelle Schicht in ihren Konflikten gezeigt
wurde, die sich um Geld und Liebe drehten,
Dienstag, den 18. Juni 1929
mm¬
I um Abenteuer, um Erlebnis, um Erinnerung
und ewige Rückkehr. Man spielt den „Ein¬
er
samen Weg“ nicht mehr, das „Weite Land“
vom
rs
Bühne und Kunst
ist verschwunden und dem neueren Schnitzler
eitere
ge¬
war nur kurzes Bühnenleben beschieden. Er
mehr
zeu¬
Deutsches Volkstheater
mußte erst ein so heutiges Buch wie „Fräu¬
nfache
Der
lein Else“ schreiben, daß es einen Buch-,
„Komödie der Worte“.
undert
eim
Film- und hoffentlich auch einen Büb## nerfolg
d das
Albert Bassermanns Gastspiel am Deutschen Volks¬
iche
ergibt. Albert Bassermann ist einer der paar
st als
theater geht seinem Ende entgegen. Um uns den Abschied
and
deutschen Künstler, die Schnitzler in ihrem
besonders schwer zu machen, ließ er seine unvergleichliche
gnügen.
inge
Gastspielrepertoire führen und ihn unentwegt
Kunst noch einmal in allen Nüancen und Facetten leuchten
erin
darstellen.
ung und spielte uns wieder einmal die Hauptrollen in den
ichtigen
Die „Komödie der Worte“ eines der
drei Schnitzlerschen Einaktern vor, drei Rollen, die die bei¬
atz, e
stärksten Schnitzler-Themen, belichtet Basser¬
spiellose Wandlungsfähigkeit des großen Künstlers an
Zez.,
Lanzlei-,
manns menschenbildende Kunst immer wieder
seinem Abend staunend erleben lassen. Bei solchem Spiel
und es scheint, als gebe er von Jahr zu Jahr
wird aus der Komödie der Worte eine Komödie des Lebens,
neue Details, als schöpfte er aus eigenem Er¬
auch wenn die einzelnen Stücke deutlich den Stempel ihrer
rich
Entstehungszeit tragen und die Wahrheiten versunkener Tage
leben immer wieder andere Valeurs. Die große
e 8
heute an Interesse manches verloren haben. Die „Stunde
Abrechnung führt er als ein Meister psycho¬
zem
logischer Dialektik, eine grandiose Diskussion
des Erkennens“ ist unter den drei kleinen Dramen durch
faßt
Problem und Psychologie wohl das feinste und tiefste.
über die Problematik der Ehe. Und in der
inen
Ibsens Lebenslüge taucht wie ein drohender Spuck auf
„großen Szene“ gibt er den von Erfolg, Leben
und ein paar Tropfen Strindbergschen Vitriols machen diese
und Geliebtwerden umbrandeten Schauspieler
Abrechnung zwischen Mann und Frau scharf, ja fast giftig.
als wandelbaren ewig kindischen Künstler, der
aden
Bassermann gibt den Arzt Dr. Eckold, mit Glatze
sich immer wieder ent ündet, immer wieder in
(ba,
und rötlichem Vollbart, hart, unerbittlich und voll eines
Flammen steht, aber d. ch niemanden versengt.
noch
verdeckten, glühenden Hasses, der immer wieder in irgend¬
Bassermann gestaltet hier Liebesgeschichten
einem Tonfall, in irgendeiner Geste aus unheimlicher Ver¬
und Launen eines Künstlermenschen, jenseits
den.
haltenheit hervorlodert. Erika Waaner ist die vom Leben
der Bürgerlichkeit postiert, der er doch immer
ktri¬
enttäuschte, um Liebe betrogene Frau, Otto Schmöle
wieder mit Pathos in die geöffneten Arme
der glückbegünstigte, eitle Professor Ormin. Das Zusammen¬
fällt.
ber¬
spiel läßt keinen Wunsch offen.
Im „Bacchusfest“ endlich spricht Basser¬
imt¬
Dann folgte die „Große Szene“ jene famos gezeichnete
mann ganz scharmant einen echt Sehnitzlerschen
zen,
Charakterstudie eines mit falschem Pathos und verlogenen
Lustspiel-Dialog, bis zum Rand mit witziger
ihr¬
Gefühlen spielenden kindlich=kindischen Bühnenkünstlers. Sie
Zartheit und sanfter Melancholie gefüllt.
der
Bassermann spielen zu sehen — und in welchem Tempo,
ge
Das Volkstheater gab die drei Einakter im
mit welcher Virtuosität, mit welcher Beweglichkeit und mit
guten Stil. Erika Wagner war Bassermanns
welch bezwingender Liebenswürdigkeit —, gehört zu den
Partnerin, die enttäuschte um ihr Leben ge¬
erlesensten Theatergenüssen. Frau Else Bassermann
Irn.
brachte Frau des ersten Stücks, in dem Herr
als gütige Gattin, Ferdinand Onno als charaktervoller,
#ien
Schmöle den Professor Ormin als eine selbst¬
übertölpelter Bräutigam und Karl Forest als geschulter,
en.
herrliche, vom Leben reich bedachte Figur des
verständnisvoller Theaterdirektor sekundierten dem meister¬
die
glückhaften Menschen hinstellte, In der
lichen Spiel aufs trefflichste. — Im „Bacchusfest“, einer
sem
„Großen Szene“ ist Else Bassermann von ein¬
halb witzigen, halb melancholischen Auseinandersetzung zu
te
facher Natürlichkeit, ganz Güte und Gattin,
dreien und zweien, ist Bassermann der entschlossene
ner
Herr Forest spieit den Theaterdirektor mit Er¬
und überlegene Ehemann, der seine Frau einem nicht gerade
innerungen an Otto Brahm und Herr Onno gibt
sehr geistreichen, aber jugendfrischen Segelsportler im letzten
des.
der Szene des Edgar Gley Ruhe, Entschlossen¬
Augenblick wieder abjagt. Ida Stukering, diskret und
zer¬
heit und Charakter. Im letzten Stück freut man
sympathisch wie immer, und Hans Olden, entzückend echt
eine
sich wieder über den amüsanten Herrn Olden,
und amüsant, waren ausgezeichnete Partner.
uung
der auch bessere Dinge leicht plaudernd löst
27
Die Aufführung der kleinen Komödien hatte unter Karl
shen
und über Fräulein Stuckering, die hübsche
Forests Spielleitung Stimmung, Stil und Schwung. Der
3
Frau am Bahnhof, ihrer Gefühle. Fräulein
Beifall eines vollbesetzten Hauses dröhnte wie nur je an
des
E. H.
Stuckering fühlt sich auch bei Schnitzler sehr
inter
einem Abend Bassermanns.
wohl und der Dichter bekommt bei ihr ein
Aamt¬
im
rosiges, harmloses Lustspiel-Gesicht.
Tanzaufführungen der Akademie für Musik und darstellende
Bez.,
120
irten= Kunst. Man hat in der Akademie schon so vier¬
Faludy will schon wieder Direktor