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26. 1. Kondie der Nortezyklus
inmmmmmmmmmmimmmmmmmmmmnn
DEUTSCHE BUEHNE
„Komcedie der Worte“
von Arthur Schnitzler
Die =Deutsche Bühnen, die vor eini¬
gen Monaten mit höchst ermuligen¬
dem Publikums- und Presseersolge im
& Studio-Champs-Elysées n debüliert
hat, ist soeben mit einer sweiten Auf¬
führung an die Oeffentlichkeit geire¬
ten.
Die Erschliessung Schnitzlers für
Paris, nachdem bisher — zumindest
seit dem Kriege — nur eDer einsame
Wego durch Eugen Roberts zusam¬
mengestoppelte Startruppe im GGym¬
nasen geseigt worden wer, war soei¬
fellos eine reisvolle Aufgabe für ein
deutsches Ensemble in Frankreichs
Hauptstadl eine Aufgabe zudem, de¬
ren Inangriffnahme bestimmt mit dem
Beifall des theatergewaltigen Herrn Al¬
fred Kerr zu rechnen vermag. Ich
kann mich nicht ohne weileres dasu
verstehen= ihr eine primäre Wichtig¬
keit beisumessen, solunge man in
Frankreich Wedekind noch iqnoriert,
der ohne jeden Zweifel als Europas
aeichtigster Theaterneuerer der letsten
Jahrzehnte zu betruchten ist.
Damit gelangen wir jedoch schon
zu der wientigsten unter allen, die
=Deutsche Bühnen zu Paris betressen¬
den Fragen, nämlich zu der ihrer
Wirkensmöglichkeit. Kann die Puri¬
ser (Deutsche Bühnen das Loch stop¬
son, das in der Kenntnis des deuischen“
Dromes selbst in den Fachkreisen
Frunkreiche besteht — obtoohl es sich
In letzter Zeil sichtlich verkleinert hat:
und sich in der nächsten Spielseit be¬
simmt weiter verkleinern wird —
kann sie deutsche Regie- und Schau¬
spielkunst in Frankreich würdig re¬
präsentieren, oder kann sie nur eine
Unterkaltungsstätte der deutschen
kolonies werden und bleiben. Ich
sweifle nicht, dass Fräulein Boners
Ambitionen weit über die leiste Mög¬
lichkeit hinauszielen, und ich wün¬
sche von Herzen, dass ihr ein befrie¬
digender ideeller Erfolg ihre Mühe
Tohnen wird. Nur: es gehört gans un¬
gewöhnlich viel dasu, denn, wenn die
Deutsche Bühnen im Poriser Theater¬
leben etwas gelten soll, 80 muss sie
sich weit über jegliche Durchschnitt¬
lichkeit in Verkucht und Mittlung
hinauskeben!
XWarum nicht Wedekind?s wärel
also die erste Frage die sich an Fräu¬
lein Boner stellen liesse, wenn man
sie sich nicht selbst zu beantworten
vermöchte. Für Wedekinds wichtigste!
Werke källe wahrscheinlich heute das
Ensemble noch geschll. Für Scimitz-u
lers (Komödie der Worten dagegen
aer eine Besetsung vorhanden. Ich
muss jedoch auch gegen diese Werk¬
wahl das Bedenken gellend machen,
ob die &Komödie der Worle, nicht!
durch ein anderes Stück zu ersefsen
gerresen Trüre. Sind diese drei Einak-
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box 3277
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26. 1. Kondie der Nortezyklus
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DEUTSCHE BUEHNE
„Komcedie der Worte“
von Arthur Schnitzler
Die =Deutsche Bühnen, die vor eini¬
gen Monaten mit höchst ermuligen¬
dem Publikums- und Presseersolge im
& Studio-Champs-Elysées n debüliert
hat, ist soeben mit einer sweiten Auf¬
führung an die Oeffentlichkeit geire¬
ten.
Die Erschliessung Schnitzlers für
Paris, nachdem bisher — zumindest
seit dem Kriege — nur eDer einsame
Wego durch Eugen Roberts zusam¬
mengestoppelte Startruppe im GGym¬
nasen geseigt worden wer, war soei¬
fellos eine reisvolle Aufgabe für ein
deutsches Ensemble in Frankreichs
Hauptstadl eine Aufgabe zudem, de¬
ren Inangriffnahme bestimmt mit dem
Beifall des theatergewaltigen Herrn Al¬
fred Kerr zu rechnen vermag. Ich
kann mich nicht ohne weileres dasu
verstehen= ihr eine primäre Wichtig¬
keit beisumessen, solunge man in
Frankreich Wedekind noch iqnoriert,
der ohne jeden Zweifel als Europas
aeichtigster Theaterneuerer der letsten
Jahrzehnte zu betruchten ist.
Damit gelangen wir jedoch schon
zu der wientigsten unter allen, die
=Deutsche Bühnen zu Paris betressen¬
den Fragen, nämlich zu der ihrer
Wirkensmöglichkeit. Kann die Puri¬
ser (Deutsche Bühnen das Loch stop¬
son, das in der Kenntnis des deuischen“
Dromes selbst in den Fachkreisen
Frunkreiche besteht — obtoohl es sich
In letzter Zeil sichtlich verkleinert hat:
und sich in der nächsten Spielseit be¬
simmt weiter verkleinern wird —
kann sie deutsche Regie- und Schau¬
spielkunst in Frankreich würdig re¬
präsentieren, oder kann sie nur eine
Unterkaltungsstätte der deutschen
kolonies werden und bleiben. Ich
sweifle nicht, dass Fräulein Boners
Ambitionen weit über die leiste Mög¬
lichkeit hinauszielen, und ich wün¬
sche von Herzen, dass ihr ein befrie¬
digender ideeller Erfolg ihre Mühe
Tohnen wird. Nur: es gehört gans un¬
gewöhnlich viel dasu, denn, wenn die
Deutsche Bühnen im Poriser Theater¬
leben etwas gelten soll, 80 muss sie
sich weit über jegliche Durchschnitt¬
lichkeit in Verkucht und Mittlung
hinauskeben!
XWarum nicht Wedekind?s wärel
also die erste Frage die sich an Fräu¬
lein Boner stellen liesse, wenn man
sie sich nicht selbst zu beantworten
vermöchte. Für Wedekinds wichtigste!
Werke källe wahrscheinlich heute das
Ensemble noch geschll. Für Scimitz-u
lers (Komödie der Worten dagegen
aer eine Besetsung vorhanden. Ich
muss jedoch auch gegen diese Werk¬
wahl das Bedenken gellend machen,
ob die &Komödie der Worle, nicht!
durch ein anderes Stück zu ersefsen
gerresen Trüre. Sind diese drei Einak-
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