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26. 1. Konoedie der WorteZyklus
Ausschnitt Dise Morgen Wies
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vom:
Schicksal falscher Besetzungen, das uns herrisch gewordene Worte
ihr weniger gefährlich
Falsche Besetzungen.
bereiten, nicht entgangen. Gleich die drei Stücke besetzen die Rollen
nichts davon weiß und
Zur Erstaufführung von Arthur S
nicht richtig, die ihnen der gemeinsame Titel zuteilt. Das wäre natür¬
glers Einakter¬
selben Tage spurlos
lich von untergeordneter Bedeutung, wenn es nicht weiter wirken
folge „Komödie der
Gatten zurück, der dur
würde. Der Dichter hat gewünscht, daß die drei männlichen Haupt¬
Wir sind allesamt Schauspieler und spielen Rollen, die uns
für den Erhörten hält,
rollen mit demselben Schauspieler, die drei weiblichen aber mit
die große Spielleitung jenseits unserer Wünsche zugeteilt hat.
vollständig seine Geliebt
verschiedenen Darstellerinnen besetzt würden. Man muß also an¬
Sind wir eine gute Besetzung, dann werden wir Erfolg haben
ringste davon, daß er
nehmen, daß er drei Spielarten des Männlichen oder des Männ¬
And beliebt sein, andernfalls aber unbarmherzig mit faulen
Ormins — des Unerhö
chens mit innerster Wesenseinheit drei wesensverschiedenen Weib¬
Eiern beworfen werden. Manche drängen sich zu der Rolle, die
ihm, der übers Meer s#
lichkeiten gegenüberstellen wollte. Die Durchführung dieses Ge¬
sie dann so fürchterlich verhauen, anderen wieder wird die Auf¬
aus übergroßer Liebe n
dankens ist aber nicht zu erkennen; am allerwenigsten der Zu¬
gabe, die sie unter dem Jubel der Zuschauer lösen, gegen ihr
ihm ganz überflüssiger u
sammenhang dieser Menschen und ihrer Schicksale mit der Komödie,
heftigstes Sträuben aufgedrängt. Falsche Besetzungen werden sehr
bazu, mit dem er auf de
die ihre eigenen Worte oder Worte der anderen mit ihnen spielen.
oft behauptet, aber nur sehr selten berücksichtigt. Meist werden
Nun kommt die große
Weit eher würde das für die brei Frauen stimmen, deren Be¬
sie erst bei den Leichenreden festgestellt, die man der gescheiterten
lang verheuchelten Ehebr
setzung mit einer und derselben Künstlerin sich künstlerisch besser
Existenz eines hoffnungslos Weiterlebenden hält. Die Rolle, die
durch Präventivuntreue
rechtfertigen ließe. Wenn an irgenheinem Theater der „Liebling“
einer spielt, ist seine Aufgabe und sein Kleid. Das sind ver¬
zweifellos versöhnlicher T
alle drei Rollen spielt, um seine Vielseitigkeit zu zeigen, mag sich sein
einigte Gegensätze; denn eine Aufgabe, der man sich ganz hingibt,
machen kann, wieder akti
Wunsch mit dem des Theaterkassiers decken; doch was hat das
enthüllt, zeigt unsere inneren Formen auf, ein Kleid aber verhüllt,
weist sie nämlich nicht ni
mit dem Wunsche des Tichters zu tun? Im Burgtheater aber ist
deckt unsere Blößen zu. Ahnlich geht es uns mit dem wichtigsten
daß er die einzelnen „Ve
der Besetzungseinfall des Dichters nicht einmal in diesem Sinne
Verständigungsmittel, dessen wir uns in diesen Rollen bedienen:
gender Absicht vorgenom
fruchtbar geworden. Den kleinlichen, schäbigen Neider, Dr. Eckold,
den Worten. Sie enthüllen oder verhüllen. Zu beiden sind sie da.
achtungen für diesen Tag
den Mann, der zehn Jahre lang die Komödie einer Ehe spielen
Aber nicht immer sind sie tote Werkzeuge. Es ist ein seltsames
ist mit Recht sehr einpört
kann, in der die Frau sich als seine Geliebte und Lebensgefährtin
fast unheimliches Eigenleben in ihnen; sie spielen mit, sie geberden
schnell ein wenig, indem
fühlen darf, während er sie — ohne sich je zu verraten — nur
sich nicht nur wie Taten, sie werden wirklich zu solchen. Sie
Erinnerung an das mit
als Geschlechtsobjekt behandelt, dem er die Besudelung mit
verstricken uns. Unsere Seele will durch sie wie zu anderen
Meinung bestärkt, daß wit
Wollust ins Gesicht schleudern will, wenn die Tochter aus dem
Scelen sprechen, aber sie antworten ihr selbst. Stellen sich gegen
wehesten tut, der Brecher
Hause ist — den Mann muß im Burgtheater Herr Heine spielen.
uns, schlagen uns — die eigenen Worte. Tanzen einen wilden
in den Tod. So muß m
Dann wäre wenigstens die theatralische Kraft der Racheszene
Reigen um unsere Gefühle und Gedanken, höhnen unsere Erkennt¬
das geringste Gepäckstück
stark zum Ausdruck gekommen. Ich glaube aber, daß aufrichtige
nisse und unseren Willen. Spielen eine gewaltige Rolle in unseren
nämlich nicht überleben,
Freunde des Dichters wie des Dramatikers Schnitzler ihm die
Rollen mit. Bis die Rollen vertauscht sind: bis wir ihre Werk¬
Gattin und Geliebte geach
Wahrheit schuldig sind, statt einer Komödie der Worte. Die
zeuge sind, statt sie die unsrigen. Schnitzler nennt das die
Liebe für Ormin und de
„Stunde des Erkennens“ vermittelt offenbar nicht, was der
„Komödie der Worte“. Er hätte ebensogut „Tragödie“ oder am
Freunde des Hauses ihre
Dichter mit ihr ausdrücken wollte, ist also verfehlt. Diese Frau
besten „Tragikomödie“ sagen können. Die Worte lügen selbst¬
gnädigst aufnahm. Man da
Klara, die in der Darstellung der Fr, Bleibtreu natürlich noch
tätig ohne uns. Wir wollen uns zuweilen durch sie entblößen,
Frau während ihrer versch
schwerer und feierlicher wird — (die Rolle würde Fr. Witt
aber sie dulden nicht, daß wir die Hüllen wechseln und setzen eine
fremdungen mit ihrem Guc
passen) — ist im Grunde eine lächerliche Figur. Sie hat das
Lüge an die Stelle der anderen. Oft bloß die Lüge des Redens
Hause hatte! Nein, hier ist
schäbige Subiekt, ihren Gatten, geliebt. Dann liebt sie dessen
für die des Schweigens. Verderben uns die Rolle, daß aus der
Satirspiel der Geschlechtsn
Rivalen Ormin. Da sie diesen aber zu sehr liebt um sicher zu
guten Besetzung eine falsche wird ....
falscher Besetzungen. Ich
sein, daß ein Verhältnis mit ihm im Rahmen ihrer Ehe bleiben
Bernsteins darum, wenn ei
Schnitzler selbst und nach ihm das Burgtheater sind dem würde, wird sie die Geliebte eines anderen, der bescheidener und] Schnitter es gar nicht gesch
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26. 1. Konoedie der WorteZyklus
Ausschnitt Dise Morgen Wies
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vom:
Schicksal falscher Besetzungen, das uns herrisch gewordene Worte
ihr weniger gefährlich
Falsche Besetzungen.
bereiten, nicht entgangen. Gleich die drei Stücke besetzen die Rollen
nichts davon weiß und
Zur Erstaufführung von Arthur S
nicht richtig, die ihnen der gemeinsame Titel zuteilt. Das wäre natür¬
glers Einakter¬
selben Tage spurlos
lich von untergeordneter Bedeutung, wenn es nicht weiter wirken
folge „Komödie der
Gatten zurück, der dur
würde. Der Dichter hat gewünscht, daß die drei männlichen Haupt¬
Wir sind allesamt Schauspieler und spielen Rollen, die uns
für den Erhörten hält,
rollen mit demselben Schauspieler, die drei weiblichen aber mit
die große Spielleitung jenseits unserer Wünsche zugeteilt hat.
vollständig seine Geliebt
verschiedenen Darstellerinnen besetzt würden. Man muß also an¬
Sind wir eine gute Besetzung, dann werden wir Erfolg haben
ringste davon, daß er
nehmen, daß er drei Spielarten des Männlichen oder des Männ¬
And beliebt sein, andernfalls aber unbarmherzig mit faulen
Ormins — des Unerhö
chens mit innerster Wesenseinheit drei wesensverschiedenen Weib¬
Eiern beworfen werden. Manche drängen sich zu der Rolle, die
ihm, der übers Meer s#
lichkeiten gegenüberstellen wollte. Die Durchführung dieses Ge¬
sie dann so fürchterlich verhauen, anderen wieder wird die Auf¬
aus übergroßer Liebe n
dankens ist aber nicht zu erkennen; am allerwenigsten der Zu¬
gabe, die sie unter dem Jubel der Zuschauer lösen, gegen ihr
ihm ganz überflüssiger u
sammenhang dieser Menschen und ihrer Schicksale mit der Komödie,
heftigstes Sträuben aufgedrängt. Falsche Besetzungen werden sehr
bazu, mit dem er auf de
die ihre eigenen Worte oder Worte der anderen mit ihnen spielen.
oft behauptet, aber nur sehr selten berücksichtigt. Meist werden
Nun kommt die große
Weit eher würde das für die brei Frauen stimmen, deren Be¬
sie erst bei den Leichenreden festgestellt, die man der gescheiterten
lang verheuchelten Ehebr
setzung mit einer und derselben Künstlerin sich künstlerisch besser
Existenz eines hoffnungslos Weiterlebenden hält. Die Rolle, die
durch Präventivuntreue
rechtfertigen ließe. Wenn an irgenheinem Theater der „Liebling“
einer spielt, ist seine Aufgabe und sein Kleid. Das sind ver¬
zweifellos versöhnlicher T
alle drei Rollen spielt, um seine Vielseitigkeit zu zeigen, mag sich sein
einigte Gegensätze; denn eine Aufgabe, der man sich ganz hingibt,
machen kann, wieder akti
Wunsch mit dem des Theaterkassiers decken; doch was hat das
enthüllt, zeigt unsere inneren Formen auf, ein Kleid aber verhüllt,
weist sie nämlich nicht ni
mit dem Wunsche des Tichters zu tun? Im Burgtheater aber ist
deckt unsere Blößen zu. Ahnlich geht es uns mit dem wichtigsten
daß er die einzelnen „Ve
der Besetzungseinfall des Dichters nicht einmal in diesem Sinne
Verständigungsmittel, dessen wir uns in diesen Rollen bedienen:
gender Absicht vorgenom
fruchtbar geworden. Den kleinlichen, schäbigen Neider, Dr. Eckold,
den Worten. Sie enthüllen oder verhüllen. Zu beiden sind sie da.
achtungen für diesen Tag
den Mann, der zehn Jahre lang die Komödie einer Ehe spielen
Aber nicht immer sind sie tote Werkzeuge. Es ist ein seltsames
ist mit Recht sehr einpört
kann, in der die Frau sich als seine Geliebte und Lebensgefährtin
fast unheimliches Eigenleben in ihnen; sie spielen mit, sie geberden
schnell ein wenig, indem
fühlen darf, während er sie — ohne sich je zu verraten — nur
sich nicht nur wie Taten, sie werden wirklich zu solchen. Sie
Erinnerung an das mit
als Geschlechtsobjekt behandelt, dem er die Besudelung mit
verstricken uns. Unsere Seele will durch sie wie zu anderen
Meinung bestärkt, daß wit
Wollust ins Gesicht schleudern will, wenn die Tochter aus dem
Scelen sprechen, aber sie antworten ihr selbst. Stellen sich gegen
wehesten tut, der Brecher
Hause ist — den Mann muß im Burgtheater Herr Heine spielen.
uns, schlagen uns — die eigenen Worte. Tanzen einen wilden
in den Tod. So muß m
Dann wäre wenigstens die theatralische Kraft der Racheszene
Reigen um unsere Gefühle und Gedanken, höhnen unsere Erkennt¬
das geringste Gepäckstück
stark zum Ausdruck gekommen. Ich glaube aber, daß aufrichtige
nisse und unseren Willen. Spielen eine gewaltige Rolle in unseren
nämlich nicht überleben,
Freunde des Dichters wie des Dramatikers Schnitzler ihm die
Rollen mit. Bis die Rollen vertauscht sind: bis wir ihre Werk¬
Gattin und Geliebte geach
Wahrheit schuldig sind, statt einer Komödie der Worte. Die
zeuge sind, statt sie die unsrigen. Schnitzler nennt das die
Liebe für Ormin und de
„Stunde des Erkennens“ vermittelt offenbar nicht, was der
„Komödie der Worte“. Er hätte ebensogut „Tragödie“ oder am
Freunde des Hauses ihre
Dichter mit ihr ausdrücken wollte, ist also verfehlt. Diese Frau
besten „Tragikomödie“ sagen können. Die Worte lügen selbst¬
gnädigst aufnahm. Man da
Klara, die in der Darstellung der Fr, Bleibtreu natürlich noch
tätig ohne uns. Wir wollen uns zuweilen durch sie entblößen,
Frau während ihrer versch
schwerer und feierlicher wird — (die Rolle würde Fr. Witt
aber sie dulden nicht, daß wir die Hüllen wechseln und setzen eine
fremdungen mit ihrem Guc
passen) — ist im Grunde eine lächerliche Figur. Sie hat das
Lüge an die Stelle der anderen. Oft bloß die Lüge des Redens
Hause hatte! Nein, hier ist
schäbige Subiekt, ihren Gatten, geliebt. Dann liebt sie dessen
für die des Schweigens. Verderben uns die Rolle, daß aus der
Satirspiel der Geschlechtsn
Rivalen Ormin. Da sie diesen aber zu sehr liebt um sicher zu
guten Besetzung eine falsche wird ....
falscher Besetzungen. Ich
sein, daß ein Verhältnis mit ihm im Rahmen ihrer Ehe bleiben
Bernsteins darum, wenn ei
Schnitzler selbst und nach ihm das Burgtheater sind dem würde, wird sie die Geliebte eines anderen, der bescheidener und] Schnitter es gar nicht gesch
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