II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 475

seinert noch jene andere, die mit dem robusten Blaunist arbeitet. Siesschen kann, weil sie sozusagen von psychologischer Bedeutung
klügelt noch mehr, um aus Harmlongkeiten Dinge zu schöpfen sinei junge Gatten — mißverstehen sich in dieser Szene. Die
die eines Verbotes wert sind und sie möchte am liebsten die Welt Fra## thätscheit den Mann, sie wird ihm mit ihren Zärtlichkeiten
mit dem Stil eines Hoizeremonienmeisters versehen, der immerl beinahe unangenehm, sie füttert den geliebten Mann fast
und zu jeder Zeit genau die Stellen im Kopf hat an denen mans zu Tode. Der Autor hat nun hier ein kompaktes Fruhstück
nicht anstoßen darf.
— In der „Komödie der Worte“ Schnitzlers,ganz genau vorgeschrieben, da es nun einmal charakteristisch
der gewiß mit vollendeter Technik das Verfänglichste zu ist Schon bei den Proben meinte der Regisseur: „Man sollte
sagen versteht, gab es auch einige Stellen, bei denen die Szene streichen — bei dieser Teuerung können wir uns
der Hauszensor wohl nervös zusammenzuckte, als das nicht leisten.“ Der Autor bestand aber auf seinem Schein —
es mußten allabendlich echte Requisiten da sein. Nach der ##
zweiten Aufführung kam der Direktor:
„Das Stück ist für die gegenwärtige Zeit viel zu kost¬
spielig. Ich habe heute ausrechnen lassen, was mich jedesmal
Ihre üppige Frühstücksszene für Geld kostet.
„Wird nicht so arg sein!“ lächelte der Autor.“
„Bitte, hier ist der Zettel des Requisiteurs.“ Und er reichte
ihn dem Autor:
1 Kilo Butter (Teschner) . . . — Kronen 1.—
—2
Schinken (dick belegt)

Rostdeef (ebenso)

4 Eier (Teeier)
„ —80
½ Liter Milch (Obers)
25

5 Brote (à 70 Gramm)
—25
Zusammen Kronen 730
„Dabei rechne ich Zucker. Kaffee, Tee nicht — Kronen 7•30
jeden Abend für ein Frühstück ist ein bißchen viel . . . Und wenn
ich an fleischlosen Tagen etwas anderes auftischen lasse — ist es
ja noch teurer.“ „Ich habe das Stück vor fünf Jahren geschrieben.
damals hat man noch nichts von der Schwierigkeit der Approvi¬
sionierung Wiens gewußt,“ entgegnete schüchtern der Autor. „Aber
in Ihrem neuen Stücke, das Sie mir vor ein paar Tagen über¬
reicht haben, kommt ja ein ganzer Akt im separierten Zimmer
eines Restaurants vor. Da sind wohlgezählte drei Eßszenen, sogar
Champagner, der in „Strömen fließt“, haben Sie vorgeschrieben
das geht absolut nicht! Während der Kriegsdauer
führe ich prinzipiell keine Stücke mit Eßszenen auf.
ich mache die allgemeine Teuerung zu Hause mit, aber nicht auch
noch in meinem Theater. Und daß Sie auch ausdrücklich
„Semmeln“ vorschreiben, als ob wir im tiefsten Frieden leben
würden, versiehe ich nicht! Wissen Sie, daß ich für Ihre Früh
stücksszene, in der jedesmal vier Brote mit Butter bestrichen werden,
eine separate Brotkarte brauche! Wo soll ich die
hernehmen? Sie machen sonst so billige Witze — warum
dichten Sie nicht auch mit Rücksicht auf die Teuerung“
Und gerade in dieser Saison wird in den verschiedenen
Theatern auf der Bühne ziemlich viel gegessen. Es ist also
begreiflich, daß jüngst ein Direktor ausgerusen hat: „Was, ein
Schinken ist in dieser Operette vorgeschrieben — das ist das reine
Ausstattungsstück!“ Im Deutichen Volkstheater wird eine Komödi##
vorbereitet: „Am Teetisch“ in drei Akten und vier Mahlzeiten Einigl
Mahlzeiten dürfte der Rotstift des Regisseurs streichen, sie sind jetz
kostspieliger als die Dekorationen. Auch in der letzten Burgtheater¬
novität, in dem Schnitzlerschen Einakter „Das Bacchusfest“, dei
in der Wartehalle eines Bahnhofes spielt, hat die Regie die
Aufgabe, für ein echtes Büfett zu sorgen. Das Büfett macht den
Burgtheater alle Ehre, es liegen die schönsten Delikaiessen auf
Und in der großen Szene werden tatsächlich fünf Stück Gugelyup
verspeist. Auf Fräulein Wohlgemuth entfällt ein Stück, au
Harry Walden und auf Herrn Romberg je zwei. Da der Gugel
hupf von einer der ersten Kondiworeien stammt, meinte Her#
Romberg: „Von allen Stücken der letzten Jahre freue ich
mich — auf diese zwei Stücke am meisten“
Ein guter Titel ist nicht zu unterschätzen. Er wirkt wie ei
lockendes Schild: „Hereinspaziert, meine Herrschaften!“ Ma
findet ihn oft schwerer als den Stoff oder die Melodien. Heuer zer
brechen sich nicht weniger als drei Librettisten und zwei Kom
ponisten die Köpfe um einen hübschen Titel zu finden. Jo
Carl=Theater hat die Taufe der nächsten Novität keine gering
Schwierigleiten bereitet. Die neue Operette von Reinhardt wä
fix und fertig. nur der Titel fehlie bis zum letzten Moment
Man konnte sie aus diesem Grunde gar nicht anzeigen. Direkto¬
und Regisseur, sannen nach, die
Komiker des
Hauses, ja selbst der Inspizient grübelten
hin und her.
es wollte
sich aber kein passender Titel finden.
Der eine Autor meinte: „Wenn ein Stück beim Theater ein
großer Ersolg wird ist der Titel ganz nebenjächlich.“ Worauf der
Regisseur entgegnete: „Wenn wir das ganz sicher wüßten könnte
man ja die Operette ganz ohne Titel aufführen.“ Herr Oester¬
reicher war anfangs ziemlich verzweifelt Da er aber auch im
Privatleben einen witzigen Dialog spricht, fand er sich mit Galgen¬
humor in die Situaiten. Jeden Bekannten auf der Straße fiel er
mit den Worten an: „Haben Sie keinen Titel für meine
Operette?“ Bei den Proben beugte er sich plötzlich zum Souffleur