II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 476

begreiflich, daß füngst ein e
Schinken ist in dieser Operette vorgeschrieben — das ist das reine
Ausstattungsstück!“ Im Deutichen Volkstheater wird eine Komödi¬
vorbereitet: „Am Teetisch“ in drei Akten und vier Mahlzeiten Einig
Mahlzeiten dürfte der Rotstift des Regisseurs streichen, sie sind jetz
kostspieliger als die Dekorationen. Auch in der letzten Burgtheater
novität, in dem Schnitzlerschen Einakter „Das Bacchusfest“ de¬
in der Wartehalle eines Baynhofes spielt, hat die Regie die
Aufgabe, für ein echtes Büfett zu sorgen. Das Büfett macht den
Burgtheater alle Ehre, es liegen die schönsten Delikaiessen auf
Und in der großen Szene werden tatsächlich fünf Stück Gugelhup
verspeist Auf Fräulein Wohlgemuth entfällt ein Stück, au
Harry Walden und auf Herrn Romberg je zwei. Da der Gugel
hupf von einer der ersten Kondiwreien stammt, meinte Her
Romberg: „Von allen Stücken der letzten Jahre freue ie
mich — auf diese zwei Stücke am meisten“
Ein guter Titel ist nicht zu unterschätzen. Er wirkt wie ei
lockendes Schild: „Hereinspaziert, meine Herrschaften!“ Ma
findet ihn oft schwerer als den Stoff oder die Melodien. Heuer zer
brechen sich nicht weniger als drei Librettisten und zwei Kom
ponisten die Köpfe, um einen hübschen Titel zu finden. I
Carl=Theater hat die Taufe der nächsten Novität keine gering
Schwierigleiten bereitet. Die neue Operette von Reinhardt wa
fix und fertig, nur der Titel fehlie bis zum letzten Momeni
Man konnte sie aus diesem Grunde gar nicht anzeigen. Direkto¬
die
Komiker des
Regisseur sannen
nach,
und

hin und her.
Hauses, ja selbst der Inspizient grübelten
Titel finden.
es wollte sich aber kein passender
Der eine Autor meinte: „Wenn ein Stück beim Theater ein
großer Erfolg wird, ist der Titel ganz nebemächlich.“ Worauf der
Regisseur entgegnete: „Wenn wir das ganz sicher wüßten könnie
man ja die Operette ganz ohne Titel aufführen.“ Herr Oester¬
reicher war anfangs ziemlich verzweifelt Da er aber auch im
Privatleben einen witzigen Dialog spricht, fand er sich mit Galgen¬
humor in die Situation. Jeden Bekannten auf der Straße fiel er
mit den Worten an: „Haben Sie keinen Titel für meine
Operette?“ Bei den Proben beugte er sich plötzlich zum Souffleur
mit der gleichen Frage Und als ihm einmal der Piklolo vom
nahegelegenen Restaurant das Gabelfrühstück auf die Bühne bringt,
richtet er auch an diesen die ewige Frage.
Alle Beteiligten, Bekannten, ja selbst die Familie sammelte
nun Titel. So waren bald die folgenden beisammen:
Dis berühmte Liebe,
Die interessante Frau,
Der Triumphwagen.
Menn zwei sich tüssen.
Das Glückskind.
Die ewige Eva.
Das Glück auf dem Präsentierteller.
Die Heirat um die Ecke
5 Die Ehe auf Raien.
Schließlich schlug einer den Titel vor: „Die Frau von
ge# n" Er gefiel allen, nur Herr Oesterreicher meinte: „Dann
würre es also auf dem Theaterzettel heißen:
„Heute und die folgenden Tage: „Die Frau von
gestern"“ So verwarf man dann auch diesen Tiiel, der zu dem
Stück am besten passen würde, und blieb endgültig bei „Die
erste Frau“
Die gleichen Titelsorgen hatte man auch im Theater an der##
Wien für die nächste Novität von Eysler, die ursprünglich „Leutnant
Gustl“ hieß, was in der jetzigen Zeit aber nicht tatsam schien.
Man entschloß sich, das Werk „Wenn zwei sich lieben“ zu nennen.
Manchmal haben auch Soubretten klassische Anwa dlungen
Abend für Abend obliegt es ihnen, die anderen lachen zu machen
und so wissen sie sich an einem der seltenen freien Sonntags.
nachmittage nichts besseres, als sich durch die edelsten Schöpfungen
deutscher Dichtkunst rühren zu lassen. Wenn Frau Zwerenz einmal
frei hat kann man gewiß sein, sie in einer klassischen Nach¬
mittagsvorstellung zu finden, wo sie mit der Inbrunst einer
höheren Tochter der edlen Sprache Schillers, Goethes oder
Grillparzers lauscht. Als vor einigen Sonntagen im Deutschen
Volkstheater „Kabale und Liebe“ aufgeführt wurde, saß sie, man
fann nicht sagen seelenvergnügt, aber in erhobener Stimmung
in einer Loge. Und als sie wegging, wunderte sie sich
Freunden gegenüber, warum die Darsteller auf der Bühne
immer so erstaunt zu ihr hinausgesehen und sich darüber
anscheinend amüierten, daß sie sich den Schiller ansah
Die Schauspieler erzählten ihr darauf die Geschichte jener einst
maligen Soubrette des Josefstädiertheaters, die Jahre hindurc
Abend für Abend auf den Bretteln, die ihre Welt bedeuten, ge¬
standen war, und als sie die Wonnen eines gemischten Revertoires!