II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 489

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26.1. Konoedie der NorteZuklus
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Wien
Ausschnitt aus: Der Humerist, Wien
Die Musken
Ausschnitt aus:
vom:
ZOB0UI9TF
185001915
vom:
Brünner Theaterbrief.
Schnitzlers-drei Einankter, die er als „Komödie der Worte“.
zusammenfaßt, tragen diese Bezeichnung mit Recht. Worte, nichts
als Worte, die hin= und hergehen, monoton und gleichmäßig,
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breit gefaltet und geschwätzig, um die Kümmerlichkeit, Fremdheit
des Geschehens zu verdecken. In allen drei Stücken Ehebruch durch
Komödie der Worte.
Worte verschleiert oder zum Schein mit interessanter Eigenart
Der grüne Kakadu, der ein Vermächtnis der
drapiert. Am peinlichsten wirkt die „Stunde des Eriennens“
Frau Berta Garlan an den Anatol ist, beides Däm¬
zwischen dem Arzte Eckold und seiner Frau Klara, die zehn Jahre
merseelen, flog mit dem Schleier der Beatrice
miteinander lebten, ohne den inneren und äußeren Bruch ihrer
im Schnabel über einen einsamen Weg ins weite
Gemeinschaft als Hemmnis zu fühlen. Der Mann schweigt so
Land, um den Wegins Freie zu suchen; dabei er¬
lange Zeit und soll nun auf einmal Temperament genug haben,
eignete sich das unangenehme Zwischenspiel, daß
um die alte Sünde der Gattin als Trennungsgrund zu fühlen.
er dem jungen Medardus begegnete, der gerade einen
Dazu ist es der Unrechte, mit dem er sie gepaart glaubt. Unan¬
Reigen von Marionetten anführte, in dem sich auch
genehm überspitzt, pathetisch in so bedenklicher Steigerung ist dies,
Leutnant Gustl und Frau Beate und ihr Sohn
daß die Stimmung ins Groteske umzuschlagen droht. Die „Große
befanden; dieser betrachtete ihn als Freiwild und fing
Szene“ weiß wenigstens aus abgebrauchten Motiven (Schnitzler
ihn, um ihn der Komtess’ Mitzi zu schenken, die mit
fällt in seinem engen Kreis von Themen nichts mehr ein) starke
dem Professor Bernhardi eine Liebelei hatte mit
dramatische Spannung zu erzielen. Der Schauspieler Herbot,
sehr lebendigen Stunden.
dessen gekränkte Frau eben erst zurückkehrte, spielt einem jungen
Mann, der ihn wegen der Verführung seiner Braut zur Rechen¬
schaft zieht, eine beredte Komödie vor, in der er viel zugibt, das
Letzte leugnet und mit Raffinement einen Brief als entscheidenden
Coup verwertet. Der reizende Adrian hätie es genau so getroffen.
Ganz geringfügig „Das Bacchusfest.“ Wie bei den Griechen nach
der freien Hingabe während der Nacht, die dem Gotte geweiht
war, die Frau den Liebhaber am Morgen nicht mehr kennen
und begehren durfte, so findet Agnes Staufner nach dem Abenteuer,
das sie mit dem Dr. Wernig hatte, wieder den Weg zu ihrem
Ausschnitt aus:
„ Etager Tegb’ait. Prag
Gatten. Seine modern räsonnierende, auf antike Art stoische Moral
öffnet ihr die Augen. Man kann bei aller Hochachtung für den
vom: -Cuchisze
Dichter an diesem seinen letzten Werk nicht einmal ein Lächeln
n Eein weisedenisches Arteit der die Wie,
vorübergleiten lassen. Er hat sich selbst abgeschrieben und schlecht
ner Literatur. In einer Kritik der „Kölnischen!
dazu. „Der einsame Weg“, „Der grüne Kakadu“ und „Literatur“.
Zeitung" über Stucke „Wiener Literaten“, nämlich
sind echter, dichterischer, lebendiger als die Komödie der Worte“.
Schönherrs „Weibsteufel“, Bahrs „Queru¬
Herr
„Der Worte sind genug gedrechselt, laßt mich .
Mlant“ und Schnitlens „Komödie der Worte“
Walden war vornehm und klug als Eckold, virtuos als Herbot,
heißt es: „Die Werke sind so bar jeder echten schöp¬
meisterhaft fein als Staufner. Er ist ein so großer, persönlich
ferischen, künstlerischen Kraft, so im Letzten banal,
hinreißender Künstler, daß er allein den Erfolg auch dieser Stücke
daß der selige Anzengruber in der Erinne¬
rung vor diesen Erzeugnissen fast wie ein li¬
entscheiden konnte. Fr. Kreith=Lanius war etwas zu un¬
terarischer Halbgott erscheint. Ja, man
geistig, zu bürgerlich, zu schwer als Klara, Herr Pidoll wenig
fragt sich, gegenuber den etwas krampfhaften Be¬
überzeugend als Professor Armin. Frl. Claire Wolff spielte
mühungen der Leitung unseres Theaters, gerade
die Frau des Schauspielers sehr sympathisch und mit beherrschter
jetzt den bundesbrüderlichen Erzeugnissen in deut¬
Natürlichkeit, die Herren Böhm den Bräutigam und Teller
schen Landen Anerkennung zu verschaffen, nicht
den Theaterdirektor sehr geschickt. Vorzüglich Frl. Han in einer
ohne Grund, ob es nicht doch auch im jungen
Deutschland Wichter gibt, die die viele aufgewendete
Episode. Frl. Ida Sinek war als Frau des Schriftstellers auch
Mühe besser lohnen als das genannte Kleeblatt
den mäßigsten Ansprüchen nicht gewachsen und eher ein unbe¬
Wiener Literatentums, das nach den letzten Pro¬
deutendes Ding aus kleinen Verhältnissen, als eine interessante
ben seiner Kunst völlig versagt hat... Nachdem
Frau pikanter Färbung. Herr Mahr traf den rechten Ton eines
wir mit Enttäuschung Schnitzler, Schönherr und
linkischen, doch eifrigen Liebhabers und Herr Giblhauser stellte
Bahr so schnell hintereinander an einem deutschen
eine köstliche Type als Bahnhofportier hin. — Zur Schiller=Feier
Theater erleben konnten, mag eine Gewissens¬
wurde „Die Braut von Messina“ aufgeführt, ohne Zweifel
frage kulturell-politischer Art gestat¬
iet sein: Glaubt ernstlich jemand in Deutschland
dichterisch am vollkommensten von den Dramen des Dichters und
Heute noch an die Ueberlegenheit jener
von einer ungeheuren, unerbittlichen tragischen Wucht, über die
ssogenannten österreichischen Kul¬
der Chor feierliche Reflexionen hält. Die feindlichen Brüder stellten
stur, sei es nun Theater oder Kunstgewerbe, oder
Recke und Böhm dar, der eine mit hohlem Pathos und
sind nicht gerade jene letzten Dokumente eines
mechanisch abgezirkelten Armgesten, der andere mit einem schönen
wienerischen Literatentums und jener
Feuer und starker natürlicher Kraft des Ausdrucks und Spiels.
viel zu sehr künstlich gezüchteten Ge¬
Frau Kreith=Lanius hatte hinreißende Momente, ließ aber
schmäcklerkunst Beweis dafür, daß unser
trefflicher Bundesbruder in diesem Weltkrieg auch
die Wirkung edler Fürstlichkeit vermissen, Frl. Steinsiek, vom
einer inneren Reformation an Haupt und Glie¬
Deutschen Volkstheater, war eine Beatrice von ergreifender Innig¬
dern bedarf, um fortan in einer neuen deutschen
keit und Beseeltheit. Frl. Windhag, die sie das zweitemal
W
Weltkultur bestehen zu können?“
spielte, gab sich alle Mühe. Herr Pidoll war ein Chorführer
von scharf gemeißelter Wucht, Herr Strauß als der andere von
eindrucksvoller Würde. Im ganzen eine angemessene, nur szenisch
nicht ganz befriedigende Vorstellung. — Frau Sigrid Arnoldson
gastierte, wie in jedem Jahr, diesmal als Carmen und Margarete.
Man muß es endlich sagen, daß sie gut daran täte, sich einen
T ehrenvollen Abgang durch die Mitte zu sichern. Bewunderung