II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 491

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26. 1. Konoedie der Norte—Zuklus
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(Quellenangabe ondie Gewähr.)
Unien (Früher Politik) Prag
sschnitt aus:
REICHSPOST, WIEN
Ausechnitt aus:
25.101.
m:
5-OEL 1915
1
Mn
vom:
Cheater.
— Schnitzeers „Komödie der Worte“. In der Bei¬
Liebenswürdige Kritik.
„Die scZaruckes „Literar. Zentral¬

blitt“ (Nr. 23, 1915), das bei Breitkopf und Härtel in
im ciner Kritik der „Kölnischen Zeitung“ ülber
Läpzig erscheint, findet sich folgendes Urteil des Kritikers
Stücke „Wiener Literaten“, nämlich Schönbergs
Shefeld über Schnitzlers „Komödie der Worte": „Es gehört
„Weibsteufel“, Bahrs „Querulant“ unSchaltslere¬
wirklich einige Ueberwindung dazu, sich in
„Komödie der Worte“, heißt es: „Die Werke sind so
diesen großen, weltgeschichtlichen Tagen mit Schnitzlers
bar jeder echten schöpferischen, künstlerischen Kraft,
Ideen= und Gestaltenwelt zu befassen. Während niemals
so im Letzten banal, daß der selige Anzemgruber in
die Tugenden der Deutschen in hellerem Lichte gestrahlt
der Erinnerung vor diesen Erzeugnissen iast wie ein
haben, während alle, Männer wie Frauen, täglich
literarischer Halbgott erscheimt. Ja, man fraßt, sich,
bewunderungswürdige Proben von Heldenmut, Selbst¬
gegenüber den etwas krampfhaften Bemühungen der
verleugnung, Treue, Aufopferung geben, findet S.'s
Leitung unseres Theaters, gerade jetzt den bundes¬
als Menschen vorzu¬
Besseres
Muse nichts
brüderlichen Erzeugnissen in deutschen Landen An¬
sind,
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ins 2
führen, die
Verkeimnung zu verschaffen, nicht ohne Grund, ob es
erbärmliche, von ihrem kleinlichen Selbst aufgeblähte Wichte,
nicht doch auch im jungen Deutschland Dichter gibt,
bei denen nichts als die Brunst groß ist und die in unauf¬
die die viele aufgewendete Mühe besser lohnen als
hörlichem leeren Wortschwall vor den Zuhörern ihre nur
das genamie Kleeblatt Wiener Literatentums, das
für die interessanten Erlebnisse und unsauberen Gelüste!
nach den letzten Proben seiner Kunst völlig versagt
enthüllen. Die Einakterreihe „Komödie der Worte“ neben¬
hat Nachdem wir mit Enttäuschung Schnitzler,
bei bemerkt, einer jener bei dem Verfasser beliebten weil
Schönherr und Bahr so sehnell hintereihander an ei¬
alle möglichen
d
die Neugierde erregenden Titel,
nem deutschen ###ater erleben konnten, mäg eine Ge¬
Deutungen zulassen und eigentlich gar nichts bedeuten,
wissensirage kulturell-politischer Art gestattet sein:
eine Aneinanderreihung von Ehebrüchen in ver¬
ist
Glaubt ernstlich jemand in Deutschland heute noch
Das also wäre der Gewinn,
schiedenen Spielarten ...
an die Ueberlegenheit jener sogenamten österreichi¬
den wir aus der mit Recht erfolgten Aechtung der
seinen Kultur, sei es nun Theater oder Kunstgewerbe,
—tranzösischen Sitten= oder vielmehr Unsittenkomödien gezogen
oder sind nicht gerade jene letzten Dokumente eines
haben! Man vertreibt sie, um sie auf der anderen Seite
wienerischen Literatenhums und jener viel zu sehr
in vergröberter Gestalt unter deutscher Maske wieder herein¬
künstlich gezüchteten Geschmäcklerkunst Beweis da¬
zulassen. . . .. Und für dieses öde Machwerk waren
für, daß unser trefflicher Bundesbruder in diesem
die ersten Kräfte des Wiener Burgtheaters ins Treffen ge¬
Weitkrieg auch einer inneren Reformation an Haupt
führt worden, die wirklich auch aus dem Nichts etwas zu
und Gliedern bedarf, um fortan im einer neuen
schaffen wissen! Man kann sie nur aufs herzlichste be¬
deutschen Weltkultur bestellen zu können?“
dauern und ebenso auch uns, denen in diesen Tagen
Die „Arbeitetzeitung“ bemerkt dazu: An¬
genehme Herrschaften, nicht! Wobei man wohl sagen
nationaler Erhebung auf der einst ersten und immer noch
kann, daß diese Theaterstücke aus Wien den Ver¬
ausgezeichneten deutschen Schauspielbühne etwas als Kunst
gleich mit dem, was des „jungen. Deutschlands Dich¬
vorgeführt wird, was alles andere nur nicht deutsche
ter“ an dramatischer Kunst im Kriegsjahr hervorge¬
Kunst vorstellt und wohl am treffendsten durch das von
bracht hat, noch lange aushalten
selbs gewählte derbe Wort „moderner Dreckge¬
teuhreichnet wird.