II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 492

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26 1. KondideOrZykLns
Dr. euhe Gewautt
eini au Pikante Blätter, Wien
26012 1915
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Seitbetrachtungen.
Jetzt habe ich auch das neueste Werk
Schuitzlers „Komödieder Worte“ geschen. Ge

hat mich enttäuscht. Ich habe nach dem „Wei
Zcchiling), Kredei(Radierung,
(Skeinzeichnung). Durch eine etwas strangere Jury und eine
ten Land“ uns Großzügigeres, Tieseres er¬
etwas stärkere Heranziehung-von Aüßenseitern könnte der Wert
wartet. Ju Komödie der Worte“ sehlt das
der Jahresmapp##i gehoben werden, auch ließe sich der Gedanke
gewisse Etwas, welches in der Gymnasialsprache
erwägen.— der Umschlag nicht das Jugendstilgewand ab¬
als die Gegenüberstellung der Gegensätze und die
legen soll.
daraus folgende sittliche Lehre gerannt wird.
Aufführungsverbote und Burgfrieden. Wir lesen im
Ich stehe ganz und gar nicht auf dem Stand¬
chsten Dezemberheft des „Deutschen Willens“ (Kunstwart) die sol¬
punkte, daß die Bühne vor allem eine moralische“
genden uns beachtenswert erscheinenden Ausführungen: „In ver¬
Anstalt sein soll und erwarte niemals von einem
schiedenen Städten ist von der Kirche aus eine Bewegung gegen
kinige Bühnenstücke erregt worden, und in einigen hat sie auch
Stücke, daß man nach dem Anhören sich hin¬
Ischon zu Aufführungs=Verboten unterm Kriegsrecht geführt.
setzen könne und nach Schulschema, A Einleitung,
Handelte sichs dabei um gleichgültige Possen oder lüsterne oder
B Durchführung usw. über die moralischen
unsittliche Schmarren, über deren Unwert alle einig sind? Es
Lehren des Stückes zu schreiben imstande sei.
rumort noch genug Schund auf unsren Bühnen, dem jeder
Aber es soll doch das Stück einen allgemeinen
Gebildete einen Besen wünscht. Und hier? Es handelte sich um
Hintergrund haben, etwas, das auf die Zeit und
Schillings „Monna Vanna“, um Schnitzlers „Komödie der
die Menschen angewendet werden kann.
Worte“ um Schönherrs „Weibstener
t den
Was ist das nun in dieser Trilogie? Das
Stücke hier zu be¬
mit Absicht, den Wert
stellt eigentlich den Mann — denn auf den
sprechen, es genügt, darauf hinzuweisen, daß dieser Wert sehr
verschieden beucteilt wird. Nicht wir, aber viele ernste und
kommt es hier an — als einen gemeinen Schwäch¬
gescheite anders als wir Denkende schätzen diesen Wert sogar
ling dar, der alles dreht, wie es ihm paßt und
hoch ein und finden auch in allen diesen Stücken oder doch in
sein ganzes Tun und Handeln mit allerlei
dem einen oder andern davon nicht etwa nur „künstlerische“, son¬
Sophistereien, wie z. B. im Bachusfest zu be¬
dern sittliche Werte. Also eine Urreiisverschiedenheit, die
tief geht. In solchen Fällen gibt es einen sehr einfachen Protest
derer, die das Gebotene verwerfen: im nächsten Zwischenakt
hinauszugehen, wenn sie überrascht werden, oder, falls sie
sich schon zur Genüge unterrichtet glauben: überhaupt nicht
mänteln und zu begründen sucht, dabei ist das
hinzugehen. Mag man, wenn man sich seiner Sache sicher
Weib durch Liebe, Gewöhntsein an ihn doch nur
fühlt, die Gleichdenkenden auch mit aller Entschiedenheit vor dem
Besuche öffentlich warnen. Aber die Aufführung zu
seine Sklavin. Das sind, da die Gestalten dem Leben
verbieten, weil uns ein Stück nicht behagt, obgleich wir¬7
abgetanscht sein dürften, recht bedenkliche An
wissen, daß andere Erwachsene ernste Werte darin sehen, das
zeichen des Niederganges. Da ist doch im
widerspricht dem Burgfriedensgedanken. Und zwar dem Ge¬
„Weiten Land“ ein Abschluß, ein Aufslammen,
danken an den Burgfrieden, der den Krieg überdauerk
Euergie. Aber dort! Die Männer weich und
gemein, namentlich im ersten Stück „Abrechmnig.“
Und die Frauen so abhängig, so ganz an den
Männern klebend. Und was soll das Ganze?

Nur zeigen, wie es ist? Kein Strahl des Lichtes,
nicht die Hoffnung auf eine Aenderung und auch
Ks
keine richtige Resignation. Nur ein sanles So¬
R
gehenlassen. Mir ist das Stück unangenehm,
#trotz der seinen Zeichnungen.
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