II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 497

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26.1. Konoedie der Norte Zyklus
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Oe.C

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Umschau.
Die Tragweite der Theaterbewegung.
Dem erfreulichen Widerstand, der sich in den letzten Monaten gegen den
„Weibsteufel“, die „Mona Lisa“, die „Komödie der Worte“ und ähnliche
Bühnendichtungen erhoben hat, sind mehrmals Beweggründe unterschoben worden,
die über die Richtung des Kampfes täuschen und seine Kraft schwächen können.
Als die Aufführung des „Weibsteufels“ im Münchener Hoftheater untersagt
wurde, glaubte die Münchener Zeitung „daran erinnern zu dürfen“, daß Schön¬
herr der Verfasser von „Glaube und Heimat“ sei. Und am 30. Oktober erschien
in der Frankfurter Zeitung eine Zuschrift aus Wien, die kühn behauptete: „Es
handelt sich aber, wie jeder weiß, der ein wenig hinter die Kulissen der Aktion
schaut, gar nicht um eine Hetze gegen den „Weibsteufel“, sondern gegen seinen
Autor, den Dichter von „Glaube und Heimat" „der den Mut hatte, die Greuel
der Gegenreformation als Hintergrund seines Dramas zu verwenden. . . .“ Gleich¬
zeitig sprach die Vossische Zeitung von einer „Agitation der Zentrumspresse“.
Da selbstverständlich viele Leute nicht gewillt sind, eine Sache der Katholiken
oder des Zentrums zu unterstützen, so sind solche Darstellungen allerdings ge¬
eignet, die dringend notwendige Arbeit an der endlichen Gesundung unserer
Bühnen zu hemmen; aber den Tatsachen entsprechen sie nicht.
Schon aus bloß künstlerischen Gründen haben durchaus nicht nur Katholiken
gegen die in Rede stehenden Aufführungen Einspruch erhoben. Die Kölnische
Zeitung bezeichnete die letzten Werke Schönherrs und Schuitzlers als „viel
zu sehr künstlich gezüchtete Geschmäcklerkunst“. Im Literarischen Echo nannte
Alexander von Weilen Schnitzlers „Komödie der Worte“ „zum größten Teil ein
Produkt geistreichster, beschwerlichster Kombination, ersonnen und konstruiert, er¬
klügelt und verklügelt“. Sogar den Münchener Neuesten Nachrichten entschlüpste
ein behutsam verklauseltes Wort des Bedauerns darüber, daß sich das Burg¬
theater „in den Dienst solcher Belanglosigkeiten“ gestellt habe. Die Deutsche
Tageszeitung klagte über „breite, selbstgefällige Geschwätzigkeit“, über „Geschmack¬
losigkeit" und „mühsam konstruierten Schwindel“
Aber wir wären sehr übel beraten, wenn wir unseren Kampf ausschließlich
oder auch nur in erster Linie im Namen der Kunst führen wollten. Denn
literarische Streitigkeiten sind nicht jedermanns Sache. Es geht um Dinge, die
ganz anders feststehen als ästhetische Werturteile, und die unser gesamtes Volks¬
wohl ganz anders bedrohen als ein künstlerisch mißlungenes Bühnenstück. Auch
nach dem Urteil sehr ernst zu nehmender Nichtkatholiken handelt es sich um die
fortgesetzte Erschütterung unentbehrlicher Grundlagen unserer Sittlichkeit. In der