II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 501


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Waeenshac namngangeen i
deutschen Ausdrucke zu jahnden, meinen aber, daß sich darf nicht vergifte
Es darf niht weiß aus
das Fremdwort Gagen ganz gut und ehrlich durch schwarz und schwarz aus weiß machen, nur weil sich
das deutsche Löhne ersetzen läßt! Unsere Theaterleier geistreich darüber plankern läßt. Wir haben uns unter
zeigten auch
nicht übel Lust, von ihrem vertrag= dem Einfluß neuer geistiger Strömungen in den letzten
lichen Rechte Gebrauch zu machen und hätten dies Jahrzehnten daran gewöhnt zu ##sen, Kunst hat mit
bestimmi getan, wenn ihre anfängliche Befürchtung zuge= dem Ethos nichts zu tun, sie muß tendenzfrei
troffen wäre, die Befürchtun nämlich, daß neben den sein.
Gewiß kann und muß sie das an sich
großen Vorgängen auf dem Weltentheater das kleine
sein (*),
r
er
Schöpfer
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Theaterspiel auf den Brettern unmöglich sein werde. Und
Stückes, der als Künstler nur negierender Geist ohne
man hätte ihnen dies gar nicht so sehr übel nehmen können.
eigenes Ethos in, stellt die inneren Gesetze des Lebens
Aber der Theaterbesuch, dies zeigte sich bald, war gar nicht
falsch dar. Er zeichnet nur kleinliche Menschen, jeder
so übel. So bewilligten denn die Direltoren zumeist halbe
tragische Konflikt wird unter seinen Händen eine Farce,
Friedenslöhne, mit deuen de Schauspieler nun anderthalb
jeder Alltagsmensch fühlt sich durch ihn in seinen soge¬
Jahre haben haushalten müssen. Dies mag zur vernnnft¬
nannten Instinkten bestätigt, die Frau ist ihm nur Jagd¬
gemäßen und gerechten Herabsetzung massches ungesund
geheue des Mannes. Es war ein Uebelstand, daß bisher
hohen Star=Einkommens geführt haben, hat abei anderer¬
allein nur ruckwärts orientierte Menschen mit oft falscher,
seits wieder in hundert Schauspielerhaushalte Sorge und
enger Einstellung gegen eine Verletzung ihres persönlichen
knappeste Einschränkung getragen. Allmäblich drohte aus
Empfindens (9) auf der Bühne Protest erhoben, daß es
diesem anfänglichen Notzustande ein Dauerzustand zu werden.
aber als liberal und fortschrittlich galt auch der Vergiftung
In demselben Maße, in dem sich unsere militärisdhe Lage
gegenüber „vorurteilslos“ zu sein. Derjenige aber, der
verbesserte, in dem unser endlicher Sieg zu immer sichereren
das Wort, fortschrittlich“ als eine Steigerung des
Gewißbeit wurde, in eben diesem Maße verbesserte sich der
Ethos im Leben begreift, hat die Pflicht, gegen
Theaterbesuch, so daß beute viele Häuser bessere Einnahmen er¬
jederlei Neoation
des Ethos, speziell im Leben
zielen, als in friedlichen Zeiten. Immer noch liefen indessen die
der Geschlechter, auf der Bühne zu protestieren
Kriegslörne der Schauspieler. Nun endlich ist die Ungerechtig¬
und muß wünschen, daß das Publikum sich selbst hilft,
keit dieses Zustandes öffentlich zur Spracke gekommen und
wenn die Kiiik versagt. Ein künstlerischer
schon haben sich zwei Wiener Theaterdirektoren gefunden,
Typus dieses vergiftenden Geistes ist
die ihren Kräften vollen Friedenslohn gewähren oder
eispielsweise
W
r Dichter
wenigstens einen Lohn, der dem Friedensbezuge fast eben¬
A. Schnitler. Wer als sich entwickelnder Mensch sein
bürtig ist. Das ist um so erfreulicher, als sicher mancher
letztes Werk „Komödie der Worte“ drei Einakier, sieht,
Theaterbesucher trotz schlechter und gar nicht theatermäßiner
wird von dem Geist, der diese Stücke schrieb. in seinem
Stimmung seine Karte kaufte, in dem Gefühl, dami eine Wollen nach aufwärts gehemmt (die Frivolität des franzö¬
Pflicht zu erfüllen, da man ja den Stand, den man in so sischen Salons war witzig und halte doch nichts mit Ge¬
vielen Friedensjahren durch lebhafte Inanspruchnahme seiner weihl eit zu tun) er erlebt die Leuanurg der germanischen
Dienste gewissermaßen für seinen eigenen Bedarf gro߬
Auffassung von der Heiligkeit des Lebens und der Tragik,
gezogen hatte, nun nicht einjach auf das Trockene geraten
die die Verletzung seiner Gesetze nach sich zieht.
lassen durste. Diesem Opfersinn des Publikums haben sich
Gut, mag ein negierender Geist auftreten, wo er will,
freilich die wenigsten Theater in der Kriegszeit dankbar
warum lehnen ihn aber die Germanen, die im Zu¬
erwiesen.
Die wichtigsten nämlich haben auf die
schauerraum sitzen, nicht ab? Gibt es doch genug der Re¬
herrschende Stimmung Bedacht Kenommen und wie
aierenden, die an derirtiger Literatur doch witunter keinen
wenig gerade unsere größten Theater sich im Kriege
Geschmack haben und sich Kant und Fichte zuwenden. Nun,
als Anstaiten zur Erhöhung, Aufrichtung und edleren
es ist den Zuschauern ja gar nicht bewußt, daß sie Gis
Samwlung des Volkes in schweren Tagen bewährt haben,
trinken, sie gingen ja pur ins Theater, um sich zu „amü¬
das haben wir oft genug angekreidet und werden nicht
sieren“. Immer tiefer züchtet das Theater das Niveau des
wude werden, es immer und immer wieder zu tun.
Publikums — aus Geldinieresse.“
Wir haben durch eingefügte Fragezeichen kenntlich
Immer häufiger steben auf den Zetteln welche Wohl= gemacht, wo wirssicht eines Sinnes mit Herrn Diederichs
tätigkeitsauffuhrungen und allerlei andere Veranstaltungen sind. Seltsam „aber, wie sehr sich unsere alten, oft vers
antündigen, Tänzerinnen angeführt. Meist solche von höhnten. „klexkkalen“ Forderungen an das Theater pötzlick.
Namen und Rang so daß sich mancher versuchen läßt, sich mit den (Wünschen dieses modernen Freisinnigen treffen!
eine Karie für diese Aufführung zu kaufen, zumal diese
Damen gewöhnlich Schubert oder Strauß oder Lanner zu
tanzen pflegen. Für den einfachen, unverbildeten Zuschauer
mit geraden, gesunden Sinnen
ist das Endgefühl
in der Regel: Wut. Empörung, Scham. Wir sind
dem
Versuche,
entfernt,
weit' davon
Musik
durch rhrimische Körperbewegungen zu interpretieren,
abzusprechen. Aber
0
jeden Wert
munche
modernste Tänzerinnen sich dabei an affeltierten Ueber¬
treibungen, an gewaltsamen Verzerrungen und grotesken
Verrenkungen ihrer Glieder, an widerlichen Grimassen und
schlingernden Armbewegungen leisten, das übersteigt denn
doch schon alle Grenzen Selbswerständlich ist fast regel¬
mäßig der möglichst hohe Wurf der Röcke und die Farbe
e solcher Art zut Gentung kommt, einer
der Unterhose. d
der wiritigsten Bestandteile der Kunstleistung. Ueber all
dies wäre nicht viel zu sagen wenn solche Tänzerinnen in
den geschlossenen Kreisen blieben, die bisher daran Gefallen
fanden, und wenn sie mit ihrer ach, so modernen Kunst bloß die
modernen Meister der Tonkunst interpretieren wollien.
suchen mit emsigem Streben den Weg in die
Allein,
Oeffentlichkeit und fle vergreifen sich, wie gesagt, an
Schubertscher Musik,
an
der Tonkunst eines
Strauß und Lanner Schubert, der schlichte, fast ein¬
einfache Musikant! Was er wohl dazu sagen
fältig
würde, wenn er solch eine wahnwitzig au gelöste, über¬
spannte Tänzerin ihre Beine nach seinen herrlichen Melodien
schiendern sähe! Und Strauß und Lanner! Gewiß haben
sie sich für ihr Tenzmusik Tänzer und Tänzerinnen ge¬
wünscht und gi cklich hat ihr Auge geglüht, wenn es über
ein wiegendes Meer von tanzenden Vaaren hinschweiste
Allein wie ihre Musik nach Regeln voll des höchsten Eben¬
maßes aufgebaut war, wie sie voll innerer Gesatztheil und
Vollkommenhen war, so wünschten sie sich auch Tänzer und
Tänzerinnen von Ebenmaß, von Ausgeglichenheit Und das
alles war wahrhaftig in der Wiener Tänzerin von
damals zu finden Das Krankhaft=Ueberspaume das heute
in die Tanzkonst gekommen ist, ist von weiß Gott woher
eingeschle#t worden — Schmerzlich sind solche Schubert¬
Strauß=Lanner=Abende, für niemanden schmerzlicher als für