II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 502

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26.1. Koneedieder NorteZykius

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REICHSPOST WIEN
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Theater,
Kunst, Musik.
Der Burgtheaterskandal hört nicht
auf!
Darum sind ja von jeher Dichter
gewesen und Helden, Sänger und
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Gotlerleuchtete, daß an ihnen die
armen, zerrütteten Menschen sich
aufrichten, ihres Ursprunges ge¬
denken und ihres Zieles.
Grillparzer am Grabe Beethovens.
Kuf unsere Artikel über den dieser Zeit ganz un¬
würdigen Geist, der gegenwärtig im Burgt eater herrscht,
ist uns eine wahre Flut von begeisterten Zustimmungs¬
schreiben zugekommen und es sind wahrlich nicht die
Schlechtesten, die sich rückhaltlos und freudig an unsere
Seite gestellt haben Wir werden, um unseren Lesern die
Stimmung des Volkes — es sind Briefe aus allen Volks¬
schichten in unserem Besitze — zu zeigen, in der nächsten
Zeit eine oder die andere dieser Zuschriften zum
Abdrucke bringen. Wir haben, nachdem wir unsere
Stellung zu dem gegenwärtigen Programm des Burg¬
theaters unverkennbar ausgedrückt haben, ein paar Wochen
es wieder ein¬
abwartend geschwiegen. Nun aber ist
der Zeit, die öffentliche Aufmerksamkeit
mal
auf die Vorgänge am Hofburgtheater hinzulenken.
Und da muß denn festgesteült werden: Der Burgtheater¬
Skandal hört nicht auf! Eine Schnitzler=Schönherr=Woche
löst die andere ab Nur so nebenher, mit geringem Auf¬
wande an Aufmerksamkeit. Fleiß und Mühe, wird einmal
ein Stück vol Grillparzer gespielt, jenem altmodischen Grill¬
parzer, der so geschmackios war, am Grabe Beethovens zu
sagen, darum seien ja von jeher die Dichter dagewesen,
damit sich an ihnen die zerrüttete Menschheit aufrichte
Lächerlich! Die Tichter sind dazu da, der Menschheit zu
zeigen, wie spassig versuchte Ehen sind, wie ungestraft man
die Frau des Freundes verführen darf, wie gefährlich
brünstige Weiber werden können und derg eichen
Wieviel Hohn — leider muß gesagt werden: berech¬
tigten Hohn — wieviel spitze Bemerkungen uns die Presse
unserer deutschen Bundesbrüder wegen des fortgesetzten
Schönherr=Schnitzler=Skandales bereis hit zutell werden
lassen, das ist von uns schon mehrfach registriert worden Man
macht draußen im Reiche uns, uns Oesterreicher alle, ohne
jede Ausnahme, für die en Unfug verantwortlich, der immer
noch ungestraft an uuserer Hofbühne betrieben werden darf.
Man bedenkt nicht daß dieser Unfug nur von einem ganz
bestimmten Teile uinseres Volkes gefördert und geduldet
wird, daß er nur von einer ganz bestimmten Presse geschützt
wird. Der Hohn, aber, den man „draußen“ allenthalben
auf diese ganz unerhörten Vorgänge aufbringt, trifft uns
alle, uns Oesterreicher alle Darum können wir, wir anderen.
gar nicht oft beionen, daß wir abseits stehen von diesen
Dingen, daß wir ihnen unerbittliche und unversöhnliche
Fehde ansagen Die letzte Abrechnung aber, mit den gewissen
verantwortlichen Herren, die sich nicht schenen, ihre Hermat so
sehr in Verruf zu bringen, müssen wir auf eine Zeit verschieben,
in der uns keine Ricksichten das Wort beengen werden.
In den „Stimmen der Zeit“ lesen wir: „Wir wären
sehr übel beraten, wenn wir unseren Kampf ausschließlich
oder auch nur in eister Linie im Namen der Kunst führen
wollten. Denn literarische Streitigkenten sind nicht jeder¬
manns Sache Es geht um Linge, die ganz anders fest¬
stehen, als ästhetische Werturteile und die unser gesamtes
Volkswohl ganz anders bedrohen, als ein künstlerisch mi߬
lungenes Bühnenstück Auch nach dem Urteile sehr ernst zu
nehmender Nichtkatholiken handelt es sich um die fori¬
gesetzte Erschütterung unentbehrlicher
Grundlagenunserer Sittlichkeit. In der
bekannten Erklärung der Stuttgarter protestantischen Pfarrer
heißt es: Wenn je so hätte as Theater in unserer ernsten Zeit
allen Grund, sich als „moralische Anstalt“ und Träger geistiger
Kultur zu bewähren und auf das Empfinden weiter Kreise
des deut chen Volkes Rücksicht zu nehmen Während
wir ganz auf Treue und Zucht ange¬
swiesen sind, und unser ganzes Dasein durche