II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 508

26.1. Koncedie der Norte zuklus
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bei der Durchführung dieset Bestrebungen nicht entbehrt wer¬
den kann, betont aber, daß die Staatshilfe nur dann ergänzend
einzutreten hat, wo sich andere Wege als ungangbar erweisen.
Der Katholische Frauenbund Deutschlands ist der Ansicht, daß
bei der ganzen Lösung der Frage erzieherische Gesichtspunkte in
den Vordergrund geschoben und alles vermieden werden muß,
was eine Gefährdung der religiös=sittlichen Entwicklung unse¬
rer Töchter oder eine weitere Lockerung des Familienlebens
herbeiführen könne.“
„Die 6. Generalversammlung des Katholischen Frauenbundes
Deutschlands ist sich der Schwierigkeiten bewußt, welche auf die
fortgesetzte Umwandlung und Weiterentwicklung des
Publikums. Die Arbeiter haben es vorgemacht, sie lassen sich den Volksbühnen keine Rücksicht zu nehmen brauchen, denen
nd Theater.
gute Stücke als „Volksvorstellungen“ geben. Es ist nur eine
kein Problem verschlossen bleibt, selbst die für die Kirche un¬
Tat“ schreibt Eugen Diede¬
Organisationsfrage, die sich lösen läßt, wenn gesund
diskutablen nicht? Wir befürchten aber, daß Herr Diederichs
ater u. a.: „Man braucht in fühlende Männer Theatervereine gründen und ihren Mit¬
ungezählte Millionen an seinem Reformtheater verlieren
eiden Worte nicht sofort an gliedern Stücke bieten, die nicht nur „interessant“, sondern
würde, denn wie die Dinge liegen findet er zurzeit keine
nes auch durchaus am Platze
auch innerlich aufbauend sind.“
Zuschauerschaft, die ihn stützen würde. Ohne die breite
chtigung des Verbotes von
Diesem Vorschlag schließt Diederichs dann die Behauptung
Schicht der Wohlhabenden und ohne ihre Eintrittsgelder ist
tät des Menschen beschäftigen,
an, „die Kirche und ähnlich positiv gesinnte Kreise“ brächten eine große Bühne unmöglich, — die Arbeiter=Theaterver¬
nachzudenken. Nie darf dem
eine Theatervereins=Organisation nicht fertig, weil es leich= eine, die Schiller=Theater sie sind, jedes auf seine Art, Be¬
bgesprochen werden, etwas ter sei, nach dem Kadi zu rufen, als selbst zu handeln, und
weise dafür. Theaterfachleute wissen, weshalb.
sieranstalt für Backfische und weil fruchtbares, erzieherisches Handeln frei von geistiger
Der schlimme Geist der Verwahrlosung und der kitzeln¬
nn es soll zu allen Mensch= Enge sein müsse. Diese Schlußwendung zeugt vielleicht
den Frivolität, den Diederichs erfreulich mannhaft tadelt,
auf prüde Zuhörer Stellung wieder für Diederichs' bedauerliche Neigung zu polemischen
ist nicht durch ein oder zwei, selbst nicht durch ein ganzes
soll man im Interesse des Entgleisungen, die wir erst neulich bei der „Montags¬
Dutzend neuer Bühnen, aus der deutschen Welt zu schaffen.
fnicht vergiften! Es
zeitungs“=Angelegenheit feststellen mußten. Von „geistiger
Diese neuen Bühnen würden gerade an ihm zugrunde gehen;
d schwarz aus weiß machen, Enge“ Andersgesinnter pflegen die wirklich geistig Weiten hätten sie doch nur auf den Besuch einer Minderheit zu rech¬X
plaudern läßt.
nicht zu sprechen; wer den Widersacher enggeistig nennt
nen. Uebermächtig herrscht im öffentlichen Leben das
Einfluß neuer geistiger Strö= und ihn damit erledigt zu haben glaubt, kennzeichnet weniger
Ganz=Gemeine, die Lust am Lüsternen, und
die
ten daran gewöhnt zu sagen,
ihn als sich. Zur Sache selbst ist zu bemerken, daß die Auf¬
diese Lust ohne Unterlaß aufstacheln, mühen sich
zu tun, sie muß tendenzfrei
gaben der Kunst und des Theaters sich doch nur in sittlicher
literarische und jouraalistische Wortführer der irre¬
das an sich sein, aber der
geleiteten Nation. Sie haben einen S#
Beziehung gleichen; zum Ziele führen ganz verschiedene
der Herrn
Künstler nur negierender
Wege. Auf einen Wettbewerb mit der Bühne kann und
Diederichs als der künstlerische Thpis der
ellt die inneren Gesetze
Geistes erscheint, auf den Thron gehoben; sie haben auch seine
will sich die Kirche nicht einlassen aus inneren Gründen, die
zeichnet nur kleinliche Men¬
„Komödie der Worte“, einen fast völlig wertlosen, gedehn¬
wir vor Christenmenschen wirklich nicht erst zu entwickeln
ird unter seinen Händen eine
ten und gedunsenen Schmarren, bewundert, und ihre Gläu¬##
brauchen. Auch praktische Gründe verbieten eine Unter¬
t sich durch ihn in seinen In¬
bigen füllen — während der Kriegszeit! — die Theater, die
nehmung, wie Diederichs sie kurzerhand vorschlägt: Geist¬
ihm nur Jagdgehege des
liche können kein Theater leiten, weil sie allzu strengen Maß= Schnitzler spielen. Sollen wir wirklich den hundertmal nutz¬?
dieses vergiftenden stab anlegen müßten und mit zu hoher Verantwortlichkeit los beklagten Jammer noch einmal ausführlich beklagen?#
Auch der Kreis der „Tat“ erkennt ihn ja deutlich ... Wieg
selbst in Nebendingen belastet würden. Stellten sie aber
der Wiener Dichter
zu helfen ist, das steht auf einem anderen Blatt. Heute
Laien als Leiter an, so entglitten ihnen wahrscheinlich die
entwickelnder Mensch sein
müssen wir einmal damit rechnen, daß das große Publikum
Zügel der Aufsicht sehr bald, denn der Laie wäre schon um
Worte“ drei Einakter,
von den Theatern die Kost weiter verlangt, an die es dreißig,
des Geschäftsganges willen geneigt minder strenge Kost zu
iese Stücke schrieb, in seinem
vierzig Jahre lang gewöhnt ist, und daß die Theater ihm
bieten und könnte sich nicht an die hohen Forderungen seiner
t (die Frivolität des fran¬
immer stärkere Getränke bieten. So treibt ein Keil den
Auftraggeber halten.
d hatte doch nichts mit Ge¬
Herr Diederichs weiß so gut
anderen. Gründliche innere Erneuerung, allgemeine, ehr¬
Leugnung der germanischen
wie wir, daß ohne zahlendes Publikum kein Theater mög¬
liche Abkehr, die allein Rettung bringen könnte, — wer
des Lebens und der Tragik,
lich ist, und das zahlende Publikum marschiert einstweilen
rechnet darauf? Und welcher gutgläubige Träumer und
e nach sich zieht.
noch in den ihm jahrzehntelang gebahnten und gewiesenen
Menschenfreund hofft ernsthaft, durch seine persönliche
ierender Geist auftreten, wo
Gleisen. (Die von Diederichs gewünschte „Auflehnung der treuherzige Entrüstung, durch Gründung eines Vereins usw.
aber die Germanen,
Germanen im Zuschauerraum“ ist eine fast naive Phantasie.
der geschäftsklugen, von allen Maßgebenden, wenn nicht
itzen, nichtab? Gibt es
Bekanntlich entscheiden über das Schicksal eines Stückes die
unterstützten, so doch geduldeten Gemeinheit Herr zu werden?“
rtiger Literatur keinen Ge¬
Erstaufführungen, richtiger gesagt, die Berliner Erstauf¬
Der Ruf nach dem Kadi wird hüben und drüben ver¬
Fichte zuwenden. Nun, es
führungen.) Auch die Volksbühnen müssen, um zu existieren, spottet: von denen, die ihn zu fürchten hätten, und von
bewußt, daß sie Gift trinken,
sehr häufig sehr leichtes Zeug bringen, Stücke aus wirklich denen, die der Bühne ganzer Jammer noch nie angefaßt hat.
n sich zu „amüsieren“. Immer geistiger Enge,
die vor hoher
Sittlichkeit und Wir wissen nicht, ob Herr Diederichs unter dem Kadi auch
iveau des Publikums — aus idealer Kunstauffassung nicht bestehen. Warum also —den Gesetzgeber und den Zensor versteht. Verzichtet er auf
inen anderen Weg, der Ent= wir erlauben uns die Gegenfrage — machen sich nicht die ihre wuchtige Hilfe, dann ist auch sein Notschrei nichts als
tgehen, als Selbsthilfe des Kreise um Herrn Diederichs an die Arbeit, die ja doch, gleich Lufterschütterung. Für die gewöhnlichen Giftmischer wird