II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 14

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ProfessorRernhandi
Stelle verdient. Es ist zufällig wieder einer,
schwarzrichen und korrichen Rnlncen. Am amni¬
dessen Vorfahren an den Wassern Dabels saßen
santesten Klein=Rohdens intrigant=strebe¬
und weinten. Schnitzler will eben die Dinge
rischer Ebenwold und Guido Herzfelds Cy¬
so scharf kontrastieren, wie sie ihm im heutigen
prian. Alfred Abel gab dem klugen Pfarrer
Kampf der Meinungen erscheinen. Sein Held muß
eine wunderschön milde Abtönung. Herr Adal¬
darum fallen. Der aalglatte Minister, Bernhardis
bert, der anarchistische Hofrat aus dem Kultus¬
Jugendfreund, der ihm schon bei der Inter¬
ministerium, ist sehr munter, aber er scheint
pellationsberatung die Grube gräbt, nennt später
österreichische Hofräte für Subalternbeamte in
solches Festhalten an der Ueberzeugung, an der
schlecht sitzenden Gehröcken zu halten.
Wahrheit, an dem einmal für gut Erachteten, ein¬
Norbert Falk,
fach „Starrsinn“; er sieht in Bernhardis Ge¬
schichte nur die Tragikomödie des Eigensinns, und
meint ja auch einmal: der Brustton der
Ueberzeugung gebe einen hohlen Klang, was
wirke, sei nur der Kontrapunkt.
Bernhardi hätte es nach seiner Verurteilung,
die auf Grund falscher Zeugnisaussagen folgt —
er soll den Priester weggestoßen haben, indeß
er nur seine Schulter leicht berührte
in der Hand, ein populärer Tagesheld
zu
werden. Er will aber aus einem Rechtsfall
keine politische Affäre machen und sitzt die Strafe
ab. Und als am Tage seiner Haftentlassung die
Hauptzeugin sich der falschen Aussage bezichtigt,
da verschmäht er es, ein neues Verfahren zu be¬
antragen. Nicht aus übertriebener Mürtyrerpose;
er will nur Ruhe haben. Und wird wohl sicherlich
Ausschnitt aus: Münchner Zeitung
wieder Direktor des Elisabethinums werden.
29 Nav 181.
Schnitzler ist so ironisch, uns glauben zu
vom:
machen, daß er den berühmten Sieg des Guten
über die Niedertracht erwarte. Dazu hat er aber
Kleines Feuilleton. V
vorher die Leute in ihrer „selbstlosen Gemeinheit“
in ihrer emsigen Tüchtigkeit, in ihrer Methode
*Lernee Scninlenüter Berliner R. W.=Korre¬
zu treffend gezeichnet. Die werden sich schon alle
spondent telegraphiert uns: Im Kleinen ###
fand gestern die Uraufführung von Arthur Schnitz¬
wacker auf ihren Posten und Pöstchen halten.
lers Drama „Professor Bernardy“ statt. Man
Mit der ganzen Kunst seiner Charakterskizzierung
kann begreifen, daß das Stück in Wien von einem
zeichnet Schnitzler gleich beim Professorenaufmarsch
Zengürverbot ereilt wurde, denn es beleuchtet echt
des ersten Aktes die Biedermänner. Schnitzler
östgereichische Verhältnisse, die von manchen Kreisen als
der Arzt ist hier auf einem Boden, den er gut
li#ig und unverletzlich angesehen werden. Schnitzler hat
kennt; er hat den Humor des Metiers, wenn¬
er ein Milien geschildert, das ihm als Mediziner ver¬
gleich der alte Witz vom Diener der Klinik, der
traut ist. Er führt die Zuschauer in die Heilanstalt Eli¬
den Spiritus von den anatomischen Präparaten!
ssabethinum, deren Leiter Professor Bernardy ist, und ent¬
wegtrinkt, fehlen könnte. Schnitzler hat in sei¬
wickelt einen Konflikt zwischen Wissenschaft und.
nen Novellen viel Wunderschönes zur Psycho¬
Religion, der im Verlaufe der Begebenheiten immer
logie der Sterbestunde beigesteuert; diesmal läßt
weit re Kreise zieht, um schließlich konsequent, aber doch
er aus dem Verscheiden eines Mädchens, dem
nicht bühnenwirksam auszugehen. Die Frage, die schon
aufgeworfen wurde, ob es nicht für ängstliche Herzen eine
durch das Erscheinen eines Priesters nicht die
gewisse Grausamkeit ist, einem Sterbenden die letzte Weg¬
letzten Hoffnungsminuten zur Todesgewißheit
zehrung reichen zu lassen, und ihn so zu vergewissern,
werden sollen, einen Gewissenskenflikt von tra¬
daß sein Scheiden nahe ist, hat Schnitzler zum Angel¬
gischer Schärfe aufsteigen. Der Arzt will seiner
punkt der Geschehnisse gemacht. Generell wird diese Frage
Kranken ein glückliches Sterben verschaffen, der
sich natürlich nicht beantworten lassen. Schnitzler ver¬
Priester will sie nicht ohne den Zuspruch der
sucht im übrigen seine Beweisführung nicht allgemein zuß
Religion ins Jenseits lassen. Zwei Welt¬
gestalten, sondern spitzt sie dahin zu, daß entschieden
anschauungen stehen gegen einander; Ethik gegen
werden soll, ob dem Arzt das Recht zusteht, den Geistlichen
Ethik. Und wenn, nach erfolgter Verurteilung,
vom Krankenbett fernzuhalten, wenn er weiß, daß hier¬
der Priester bei Bernhardi erscheint, um ihm zu
von das Leben des Leidenden abhängt. Prof. Vernardys
sagen, daß er sein Verhalten verstehe, daß er
weist so einen Geistlichen zurück und wird später durch die
aber vor Gericht nicht so sprechen durfte, — da
falsche Aussaae einer Krankenschwester zu zwei Monaten
rolli der Dichter mit einem Schlage den Gegensatz

von Kirchentum und Wissenschaft auf. Priester
Haft verurteilt. Als die Pflegerin dann, von Reue erfaßt,
und Arzt reichen einander „über einem Abgrund“
ihre Schuld bekennt, weigert er sich, das Wiederaufnahme¬
die Hände. Es ist die stärkste und darum schönste
Schnitzler gibt in seinem
verfahren aufzunehmen. —
Stelle des Werkes, das hier einen realen Vorgang
Drama ein interessantes Bild von den Stimmungen und
zum kühnen Symbol werden läßt.
Strömungen in Oesterreich, von den herrschenden Ge¬
halten, von der Beeinflussung aller Verhältnisse durch
Just in der Sterbestunde Otto Brahms ist
Politik und konfessionellen Hader. Ihm lag es am Her¬
Schnitzlers Werk, dem sich diesmal das Lessing¬
##en einmal alles zu sagen, und das tut er in diesen fünf
sütten, von denen zwei zu viel sind. Diese Breite ist eine
theater verschlossen hatte, auf der Bühne jenes
Schwächung der Beweiskraft, und es muß sich ein Weg
Mannes gespielt worden, der Brahms Erbe am
finden lassen, in lnapper Form eine noch leichtere Wir¬
Friedrich=Karl=Ufer antreten wird. Ein sonder¬
kung zu erzielen. Sie war jedenfalls auch so noch ge¬
barer Zufall Barnowsky hat sich mit Fleiß
uug packend und ergreifend, und der Dichter konnte
und Können der Aufgabe unterzogen und die
unter starkem Beifall ungezählte Male vor den Vorhang
fünf Akte auf der kleinen Bühne trefflich bewäl¬
. Eine bis in die kleinsten Einzelheiten vollendete
tigt. Den Bernhardi gab Bruno Decarli aus
Aaffältun grug zum Erfolg wesentlich bei.
Leipzig, der nun wohl bald Barnowskys Lessing¬
theater angehören wird, mit maßvoller Zurück¬
haltung und jener Gelassenheit, die diese
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