box 30/1
25. BrfesRernha
sschnitt aug:
ERINITe uuRA BERLIN
om: 20H0U 1
Holt Masthn Teinein
wo die Interpellanten begreiflicherweise betonen, wenn
Theater und Konzerte
der Direktor der Anstalt kein Jude sondern ein Christ
Kleines Theater. „Professor Bernhardi“.
gewesen, wäre das sicher nicht passiert. Der Kultus¬
Komödie in fünf Akten von Arthur Schnit
—
minister verweist die Angelegenheit an das Justizministe¬
aufführung. Arthur Schnitzler als Tendenlzdramatiker,
rium, was zur Folge hat, daß Professor Bernhardi
von dieser Seite kannten wir ihn noch nicht. Aber es
wegen Religionsstörung zwei Monate ins Loch kommt.
mußte ja über kurz oder lang so kommen, es lag gleich¬
Bei seiner Freilassung bringen ihm, wie das in Wien
sam in der Luft. Schnitzler ist Arzt, er lebt auf dem
so üblich, die Herren Studenten begeisterte Ovationen.
zunruhigen Wiener Boden, ist Israelit und Dichter. All
So wären wir nach eifrigem Szenenwechsel glücklich im
Idiese Vorbedingungen ergeben den Tendenzdramatiker
fünften Akte gelandet. Da besinnt sich der Autor plötz¬
Arthur Schnitzler. Das, was er uns in diesem „Pro¬
lich, daß er eigentlich eine Komödie schreiben wollte
fessor Bernhardi“ vorführt, passiert in Oesterreich alle
und er bemüht sich krampfhaft, dem düstern Bilde noch
Augenblicke i. irgend einer Form. Schnitzler griff einen
einige Lichter aufzusetzen, um einen richtigen Komödien¬
Fall heraus, der ihm als Arzt am nächsten lag. In
schluß zu finden. Er läßt die Krankenschwester, die zu
einer Wiener Klinik liegt ein blutjunges Mädchen, das
diesem Zwecke selbstverständlich hysterisch sein muß, ihre
zu Fall kam und das die Folgen seines Fehltrittes durch
Zeugenaussage bei der ersten Verhandlung feierlich
einen unerlaubten Eingriff beseitigen lassen wollte, am
widerrufen, so daß also der Märtyrer Bernhardi noch¬
Sterben. Aber es hat keine Ahnung von sei em Zustande,
mals vor Gericht erscheinen muß. Und er hat es doch
hofft vielmehr, jeden Augenblick werde der Geliebte kom¬
so
satt die ganze Geschichte. Wir auch. „Wie kann
men und es gesund und vohl aus der Klinik heimführen.
man einem aber auch nur daraus einen Strick drehen,
Die Krankenschwester fühlt sich verpflichtet, einen Priester
wenn man bloß tut, was man für recht hält“
zu holen. Wie dieser die Sterbende besuchen will, tritt
sagt der Professor zum Hofrat Dr. Winkler vom Unter¬
ihm der Anstaltsdirektor Professor Bernhardi entgegen
richtsministerium. „Ja, mein Lieber“, erwidert der,
und erklärt ihm kurz und bündig, daß er als Arzt es
wenn einer den ganzen Tag nur tun wollte, was er
nicht verantworten könne, wenn die Kranke da drinnen
für recht hält, dann säße er am Abend schon hinter
durch das Erscheinen des Priesters um ihre letzten Hoff¬
Schloß und Riegel.“
„Ja, aber Herr Hofrat, Sie
nungen gebracht und infolge des Schreckens vielleicht
hätten an meiner Stelle doch sicher gerade so gehandelt.“
um einige Stunden ihres Lobens verkürzt würde. Der
„Gewiß, Herr Professor, wäre ich das gleiche Viech
Geistliche besteht natürlich darauf, bei der Sterbenden
gewesen, wie Sie.“
vorgelassen zu werden „da es sich doch um Höheres als
Mit diesen erhebenden Worten entläßt uns der Dichter.
um ein paar kurze Lebensstunden, um eine Seele hau¬
Das aber, worum es sich handelt, ist um keinen Schritt
delt. Noch während der Auseinandersetzungen stirbt die
weitergekommen: Schnitzler bietet eine Menge Personen
Kranke tatsächlich. Der Geistliche muß unverrichteter
auf, kommt uns medizinisch, gibt Anregung zu seinen
Dinge die Klinik wieder verlassen. Ein Teil der Pro¬
Interieurs, bringt auch eine immer wirksame heftige
fessoren nimmt für, ein anderer gegen den Direktor
Sitzung auf die Bühne, läßt den Geistlichen und den
Stellung. Die Sache kommt schließlich vors Parlament, Arzt tiefgründige Weltanschauungs= und Religionsge¬
sorgung zn muchen and suy.....
spräche führen, das Parlament
vor der Rampe toben, wortbrüch
sche Hofräte, getaufte Juden und
noch alles aufmarschieren; trotz
nichts anderes zustande, als ein
Bart. Das gewiß große Problem
zweier Weltanschauungen wird
gezeigt, vor unseren Augen
Phrasendrescherei, billigen Theat
schen Kleinkram. Und ist das
Autor zum Schlusse seinen Held
erklärt. Was mit anderen W#
soll: Professor Bernhardi, was
ein dummer Kerl. Hättest du
gegenüber etwas klüger, etwas
men, dann wäre dir das alles e
lich hättest du ja doch der bleibe
Ein Charakter, dieser Professor,
lassen!
Wäre dieses Stück — Komöd
kaum nennen — nicht geschriebe
Literatur hätte deswegen noch
zuweisen und der Glorienschein
Schnitzler wäre nicht angelaufen
Zweisel bekommen möchte, ob e
Da die Aufführung bei tadellos
die Bank eine geradezu glänzend
der Titelrolle, Klein=Rhod
Herzfeld, Saffner, Lan
bert usw., sie alle waren vor
schwankende Premierenschifflein
über die vielen öden Klippen hi
persönlich anwesenden Verfasser
ren Erfolg..
25. BrfesRernha
sschnitt aug:
ERINITe uuRA BERLIN
om: 20H0U 1
Holt Masthn Teinein
wo die Interpellanten begreiflicherweise betonen, wenn
Theater und Konzerte
der Direktor der Anstalt kein Jude sondern ein Christ
Kleines Theater. „Professor Bernhardi“.
gewesen, wäre das sicher nicht passiert. Der Kultus¬
Komödie in fünf Akten von Arthur Schnit
—
minister verweist die Angelegenheit an das Justizministe¬
aufführung. Arthur Schnitzler als Tendenlzdramatiker,
rium, was zur Folge hat, daß Professor Bernhardi
von dieser Seite kannten wir ihn noch nicht. Aber es
wegen Religionsstörung zwei Monate ins Loch kommt.
mußte ja über kurz oder lang so kommen, es lag gleich¬
Bei seiner Freilassung bringen ihm, wie das in Wien
sam in der Luft. Schnitzler ist Arzt, er lebt auf dem
so üblich, die Herren Studenten begeisterte Ovationen.
zunruhigen Wiener Boden, ist Israelit und Dichter. All
So wären wir nach eifrigem Szenenwechsel glücklich im
Idiese Vorbedingungen ergeben den Tendenzdramatiker
fünften Akte gelandet. Da besinnt sich der Autor plötz¬
Arthur Schnitzler. Das, was er uns in diesem „Pro¬
lich, daß er eigentlich eine Komödie schreiben wollte
fessor Bernhardi“ vorführt, passiert in Oesterreich alle
und er bemüht sich krampfhaft, dem düstern Bilde noch
Augenblicke i. irgend einer Form. Schnitzler griff einen
einige Lichter aufzusetzen, um einen richtigen Komödien¬
Fall heraus, der ihm als Arzt am nächsten lag. In
schluß zu finden. Er läßt die Krankenschwester, die zu
einer Wiener Klinik liegt ein blutjunges Mädchen, das
diesem Zwecke selbstverständlich hysterisch sein muß, ihre
zu Fall kam und das die Folgen seines Fehltrittes durch
Zeugenaussage bei der ersten Verhandlung feierlich
einen unerlaubten Eingriff beseitigen lassen wollte, am
widerrufen, so daß also der Märtyrer Bernhardi noch¬
Sterben. Aber es hat keine Ahnung von sei em Zustande,
mals vor Gericht erscheinen muß. Und er hat es doch
hofft vielmehr, jeden Augenblick werde der Geliebte kom¬
so
satt die ganze Geschichte. Wir auch. „Wie kann
men und es gesund und vohl aus der Klinik heimführen.
man einem aber auch nur daraus einen Strick drehen,
Die Krankenschwester fühlt sich verpflichtet, einen Priester
wenn man bloß tut, was man für recht hält“
zu holen. Wie dieser die Sterbende besuchen will, tritt
sagt der Professor zum Hofrat Dr. Winkler vom Unter¬
ihm der Anstaltsdirektor Professor Bernhardi entgegen
richtsministerium. „Ja, mein Lieber“, erwidert der,
und erklärt ihm kurz und bündig, daß er als Arzt es
wenn einer den ganzen Tag nur tun wollte, was er
nicht verantworten könne, wenn die Kranke da drinnen
für recht hält, dann säße er am Abend schon hinter
durch das Erscheinen des Priesters um ihre letzten Hoff¬
Schloß und Riegel.“
„Ja, aber Herr Hofrat, Sie
nungen gebracht und infolge des Schreckens vielleicht
hätten an meiner Stelle doch sicher gerade so gehandelt.“
um einige Stunden ihres Lobens verkürzt würde. Der
„Gewiß, Herr Professor, wäre ich das gleiche Viech
Geistliche besteht natürlich darauf, bei der Sterbenden
gewesen, wie Sie.“
vorgelassen zu werden „da es sich doch um Höheres als
Mit diesen erhebenden Worten entläßt uns der Dichter.
um ein paar kurze Lebensstunden, um eine Seele hau¬
Das aber, worum es sich handelt, ist um keinen Schritt
delt. Noch während der Auseinandersetzungen stirbt die
weitergekommen: Schnitzler bietet eine Menge Personen
Kranke tatsächlich. Der Geistliche muß unverrichteter
auf, kommt uns medizinisch, gibt Anregung zu seinen
Dinge die Klinik wieder verlassen. Ein Teil der Pro¬
Interieurs, bringt auch eine immer wirksame heftige
fessoren nimmt für, ein anderer gegen den Direktor
Sitzung auf die Bühne, läßt den Geistlichen und den
Stellung. Die Sache kommt schließlich vors Parlament, Arzt tiefgründige Weltanschauungs= und Religionsge¬
sorgung zn muchen and suy.....
spräche führen, das Parlament
vor der Rampe toben, wortbrüch
sche Hofräte, getaufte Juden und
noch alles aufmarschieren; trotz
nichts anderes zustande, als ein
Bart. Das gewiß große Problem
zweier Weltanschauungen wird
gezeigt, vor unseren Augen
Phrasendrescherei, billigen Theat
schen Kleinkram. Und ist das
Autor zum Schlusse seinen Held
erklärt. Was mit anderen W#
soll: Professor Bernhardi, was
ein dummer Kerl. Hättest du
gegenüber etwas klüger, etwas
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Ein Charakter, dieser Professor,
lassen!
Wäre dieses Stück — Komöd
kaum nennen — nicht geschriebe
Literatur hätte deswegen noch
zuweisen und der Glorienschein
Schnitzler wäre nicht angelaufen
Zweisel bekommen möchte, ob e
Da die Aufführung bei tadellos
die Bank eine geradezu glänzend
der Titelrolle, Klein=Rhod
Herzfeld, Saffner, Lan
bert usw., sie alle waren vor
schwankende Premierenschifflein
über die vielen öden Klippen hi
persönlich anwesenden Verfasser
ren Erfolg..