II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 42

25
K S S
B
box 30/1
Prfornhandi
ereiumimuen

istik seiner vielseitigen kenntnisvolle Philosoph für die Welt: „Möglich, —du wäre
burgihoronto.
e Raisonneurbegleitung
ich halt — entschuldigen schon Herr Professor, — gerad so
Inhalt wird nun die
ein Viech gewesen wie Sie.“
(Queffehängsbwohne dewfchltüg, Beriih
in führender Stellung,
Bei dieser Aufführung muß noch ein besonderes Wort
Ausschnitt aus:
unkt gegeben, und über
über die Regie gesagt werden. Barnowski, der Direktor
Gemeintesen die Wi¬
des Kleinen Theaters und künftiger Leiter des Lessingtheaters.
220821972
vom:
ist sein eigener Regisseur. In seinem Hause sah man wohl
Führung ab, sondern
noch nie eine mißglückte Vorstellung. Wie er diese Massen¬
he brillant gepauter und
szenen des Aerztestücks, ihre lärmenden Debatten und Sitz¬
gegliederter Situationen
ungsfuriosos zu einer unheimlich echten Lebenswirkung
Der neue Schuhler.—
Zeitgenossen.
brachte, das war in sprühender Augenblicksimpression ner¬
venaufpeitschend.
(„Professor Bernhardi“ im Kleinen Theater.)
sind sie geschaffen und
Während sich das abspielte, ging gegen 10 Uhr die Kunde
uspielkunst: diese Stre¬
Arthur Schnitzler als Tendenzpathetiker? Das will uns nicht
durch den Saal, daß Otto Brahm. dessen Sendung der
überzeugungsproßende
recht in den Sinn. Bisher wenigstens galt es für ausgemacht, daß
energische Kampf für die künstlerische Wahrheit gewesen, ent¬
gsjuden, und allzu frisch
der Anatol=Dichter nichts mit Gesinnungsprotzerei und lärmender

schlafen. Man dachte dieses Einsamen, Herven und Festen.
wurden. Sie alle unka¬
man füllte aber auch wie neulich beim Michael Kramer auf
künstlerischen Freude am
Parteipolemik gemein haben dürfe. Im Frack des melanchol###
dieser Bühne, daß hier in strenger Selbstforderung Erbschaft
ilt das von Sr. Exzel¬
heiteren Weltmanns war er uns jedesmal willkommen. Aber im
und geistige Gefelaschaft engetreien wird. Und das ist wohl
endfreund Bernhardis,
auch ein wohlgefälliges Totenopfer.
schlecht sitzenden Gehrock des politischen Kannegießers? Nein, da
Interesse“ fallen läßt.
Felix Poppenberg.
muß irgend etwas nicht stimmen.
der chevaleresken Geste
irdigsten Unzuverlässig¬
Es stimmt manches nicht. Freilich scheint's so, als ob
Schnitzlers Drama erschien bei S. Fischer, als erste¬
erfen, mit seiner Liebe
Schnitzler mit einem Male seine Gesinnung als Oesterreicher, als
Glied einer hoffentsich noch langen Reibe, nachdem der Fün
für die Mischung aus
Politiker, als Freigeist und als Jude entdeckt hat. Um einen
nigjährige die erste Lese und Ernte der Bühnenwerke in vie
eßerischen Esprit. Nie¬
# Persga disttuquiert gekleideten Bänden in di
aktuellen Fall — der jüdische Professor verwehrt aus ärztlichen
pen echter in die Er¬
Gründen einem Geistlichen den Eintritt ins Sterbezimmer —
da voll Gentilezza und
schreibt er fünf Diskussionsakte herum. Er tut es mit dem Ge¬
schmack, den er auch in seinen schwächsten Stunden aufweist. Er
— eine funkelnde Bla¬
schafft einen glitzernden Dialog, an dem man seine helle Freude
ldalberts — haben
iöt eine Art Satirspiel
haben kann. Er bringt auch, wenn man so will, zwei oder drei
seine Strafe von zwei
Szenen voll dramatischer Bewegtheit zustande. Und trotzdem,
verbüßt. Er entdeckte
finde ich, wird man vor dieser angeblichen Komödie seines Lebens
rer noch Helden eignet,
nicht froh. Der „Professor Bernhardi“ behält einen unheilbaren
paganda=Repräsentanten
Knacks, weil Arthur Schnitzler eben — Arthur Schnitzler und
net für ihre Interessen,
nicht Otto Ernst ist. Der Saltomortale ins Politische konnte nicht
ill er haben, und wei¬
gelingen, weil der Dichter der „Liebelei“ so ganz und gar nichts
setzung in dies durch
vom Tatmenschen, vom Demagogen, vom phrasengeschwängerten
den Minister und er¬
mmt er von den Welt¬
Bierbank=Apostel an sich hat. Er ist zu zaghaft, zu feminin und
drppelzingige. zweiden¬
vielleicht auch zu taktvoll, um (wie es etwa Ludwig Thoma getan
1
.Rechte“ zu tun durch¬
hätte), plötzlich mit der Faust auf den Tisch zu schlagen und der
n
ie peinliche Frage wird
ei
gottverfluchten Bande ein erlösendes Himmelkreuzdonnerwetter ins
gehandelt hätte, wenn
ir
Gesicht zu knallen. Er will gerecht sein. Er sucht nach Aus¬
aufen gäbe. Und als
gleichen und Kompromissen. Und so kommt es, daß er ein Zwitter¬
Verlegenheit — diese
5
geschöpf auf die Beine gestell. hat, das wie ein Bastard aus ehrlich
ine spontane ganz un¬
di
gemeintem Tendenzstück und unsicherer Satire anmutet.
den Kopf wächst, charak¬
li sehr fein als Unter¬
Ich kann damit nichts Rechtes anfangen. Der „Professor
Bernhardi aus solcher
si
Bernhardi“ hat einen aus Schnitzlers differenziertem Wesen
in Einwand weiß dem
k1
stammenden Bruch, den ich nicht wieder einzurenken vermag. Die
hätten genau so gehan¬ de
getrennten Welten des gläubigen Kämpfers und des lächelnden
ndte skeptische und er¬ ##
Skeptikers sind nun mal nicht unter einen Hut zu bringen. Das
muß ohl Schnitzler selber gefühlt haben. Denn die überraschende
Agschwenkung zum Nicht=mehr=Ernst=Nehmen, die der letzte Akt
#ingt, sieht verteufelt nach der lendenlahmen Entschuldigung
eines schlechten künstlerischen Gewissens aus.
Aber davon abgesehen, bleibt die prachtvolle Aufführung bei
Barnowsky (Decarli, Adalbert, Landa, Abel, Herz¬
feld, Salfner, Götz, Klein=Rhoden) eine Sache, die
der höchsten Bewunderung wert ist.
A. W.