box 30/1
25. Professor Bernhandi
Gene 1
sozialen Herrschaft. Er scheint selbst zu fühlen, daß der
sprechen kurz und sachlich
Feuilleton.
Konflikt, den er schildert, schon zehn Jahre später wesent¬
Sektionsbefunde, gelegentl
ah0
lich anders aussehen würde und daß er hundert Jahre
Poritik, manchmal blitzen
später vielleicht unverständlich wäre. Es muß immerhin
heiten durch, man ahnt,
„Professor Bernhardi.“
bedenklich stimmen, wenn die Glaubhaftigkeit eines Stückes
nisten denkt oder der path
— Komödie in fünf Akten von Arthur Schnitzler. —
derart von der Lebensdauer einer politischen Partei ab¬
des Diagnostikers — die
Von Ernst Gö
hängt. Man erkennt allmählich, daß diese Komödie weni¬
einer Echtheit und einer
Berlin, 29. November.
ger einem künstlerischen als einem polemischen Willen
staltet deren nur ein ##
Man sieht ein packendes, ein lebensvolles Stück, ein
ihre Entstehung verdankt. Daß hier irgendein konkreter
ein Eingeweihter ist. Ma#
Stück, das dem wärmsten Empfinden entsprang und bis
Fall
mag er sich unter geänderten politischen Ver¬
zu riechen. Hinter der S#
an den Rand von edelster Menschlichkeit erfüllt ist —
hältnissen auch kaum wieder ereignen können — den
arme Mädel, und eine de
und man ist dennoch enttäuscht. Nicht etwa von den
Sozialkritiker in Schnitzler, den man noch vom „Frei¬
verpflichtet, den Priester
Qualitäten dieses Stückes, nein, man ist bloß enttäuscht,
wild" und vom „Vermächtnis“ her kennt, zu heftiger Ab¬
sakramente reiche. Nun
weil man just von Schnitzler ein ganz anderes erhofft
wehr trieb. Ein Fall, in dem sich Bosheit, Dummheit
Ahnung davon, daß sie st
und erwartet hatte. Es nützt gar nichts, einzusehen, daß
und Geistesknechtung feindlich gegen die freie Wissen¬
so wohl und glücklich wie
dies vielleicht unklug und ungerecht war. Man sagt sich
schaft, gegen den Aerzteberuf wendet, ein Fall also, der
liebter sie nun bald abhol
dennoch immer wieder: Das ist nicht jeuer Schnitzler,
überdies den Arzt in Schnitzler sich bäumen ließ. So
ist der Zustand der Euph
auf den wir uns freuten. Zumindest ist es nicht der
schrieb nicht so sehr der Dichter, als der coctor medicinae
fest, nicht ohne selbst ein wen
ganze Shnitzler. Nichts von all dem ist da, was wir so
Schnitzler dieses Stück. Denn: „Alles kann man auf¬
Bernhardi ist einer jener
sehr an ihm liebten. Nichts von der Feinheit, mit der er
hören zu sein
Arzt niemals!“ heißt es darin an
sondern immer auch ihr
so behutsam an Seelentiefen zu rühren vermochte, nichts
einer Stelle.
bringen, einer nach dem
von seiner weichen und doch männlichen Anmut, nichts
Der diese Worte spricht, hat äußerlich allerdings auf¬
das Wort stammt, daß n
von seiner leisen und wehmütigen Ironie, die so elegant
gehört, Arzt zu sein, nachdem er vom Katheder bis zum
guter Arzt sein könne. Er
über die Dinge hinwegglitt — — nichts, nichts von alle¬
Fauteuil des Unterrichtsministers aufgestiegen war. Als
imputsiven und vornehme
dem. Hier ist alles deutlch, fest und sicher gesagt und
solchem obliegt ihm die Entscheidung in der überaus
sene Gestalt der Wiener
0
gestaltet, hinter keinem Wort dämmern wie sonst stille
peinlichen Affäre, die der allgemein hochgeschätzte Pro¬
Nothnagel, Billroth, Rokit
Tragödien, es gibt keine nachdenklichen Verborgenheiten,
fessor Dr. Bernhardi heraufbeschwor und die nun entstellt
lichen Schlages zu dieser
keine Zartheiten, keine Halbtöne, was auch sehr erklärlich
und verzerrt zur politischen Sensation ausgebeutet wird.
gestanden wären. Da ##
ist, wenn man vernimmt, daß es in diesem Stück auch
Man ist im ersten Akt Zeuge dieses Vorfalls. Auf einem
ihn Bernhardi, dem Bett
keinerlei Liebe gibt, da es keine einzige Frauenrolle hat.
bleiben, die der bloße An
Freibett des „Elisabethinums“, dem Professor Bernhardi
Man denke, ein Stück von Arthur Schnitzler ohne
als Direktor vorsteht, liegt ein armes Mädel im Sterben.
das furchtbarste aus ihrem
Frauen! Schon dadurch ist sein Gebiet so eng begrenzt,
müsse. Der Mann der Kil
Sie wurde erst in der Liebe betrogen, betrog sich dann
daß es dem besten Können des Dichters keinen Raum
selbst um die Mutterschaft, es traten Komplikationen ein,
ständnis. Er hat „die S
gibt. Allein auch sonst zeigt es enge Grenzen. Es spielt
mag darüber auch das le
der Fall ist hoffnungslos. Er wird nur so zwischendurch
in Wien; doch nicht einfach im Wien unserer Tage wie inmitten anderer ärztlichen Gespräche erwähnt, die den
sammernswerten, das Glück
die „Liebelei“ oder der „Weg ins Freie“, sondern — aus¬
schlummern zu dürfen, in
ersten Akt fast ausschließlich füllen. Schauplatz ist der
drücklich setzt das der Dichter hinzu —
im Wien des
Vorraum eines Krankensaales.
greift nicht, wie ein Men
Die Leiter und die
Jahres 1900, genauer gesagt im Wien der christlich= Assistenten der diversen Abteilungen eilen hin und her, #astte zu spend
Trost und G
+1..
25. Professor Bernhandi
Gene 1
sozialen Herrschaft. Er scheint selbst zu fühlen, daß der
sprechen kurz und sachlich
Feuilleton.
Konflikt, den er schildert, schon zehn Jahre später wesent¬
Sektionsbefunde, gelegentl
ah0
lich anders aussehen würde und daß er hundert Jahre
Poritik, manchmal blitzen
später vielleicht unverständlich wäre. Es muß immerhin
heiten durch, man ahnt,
„Professor Bernhardi.“
bedenklich stimmen, wenn die Glaubhaftigkeit eines Stückes
nisten denkt oder der path
— Komödie in fünf Akten von Arthur Schnitzler. —
derart von der Lebensdauer einer politischen Partei ab¬
des Diagnostikers — die
Von Ernst Gö
hängt. Man erkennt allmählich, daß diese Komödie weni¬
einer Echtheit und einer
Berlin, 29. November.
ger einem künstlerischen als einem polemischen Willen
staltet deren nur ein ##
Man sieht ein packendes, ein lebensvolles Stück, ein
ihre Entstehung verdankt. Daß hier irgendein konkreter
ein Eingeweihter ist. Ma#
Stück, das dem wärmsten Empfinden entsprang und bis
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mag er sich unter geänderten politischen Ver¬
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an den Rand von edelster Menschlichkeit erfüllt ist —
hältnissen auch kaum wieder ereignen können — den
arme Mädel, und eine de
und man ist dennoch enttäuscht. Nicht etwa von den
Sozialkritiker in Schnitzler, den man noch vom „Frei¬
verpflichtet, den Priester
Qualitäten dieses Stückes, nein, man ist bloß enttäuscht,
wild" und vom „Vermächtnis“ her kennt, zu heftiger Ab¬
sakramente reiche. Nun
weil man just von Schnitzler ein ganz anderes erhofft
wehr trieb. Ein Fall, in dem sich Bosheit, Dummheit
Ahnung davon, daß sie st
und erwartet hatte. Es nützt gar nichts, einzusehen, daß
und Geistesknechtung feindlich gegen die freie Wissen¬
so wohl und glücklich wie
dies vielleicht unklug und ungerecht war. Man sagt sich
schaft, gegen den Aerzteberuf wendet, ein Fall also, der
liebter sie nun bald abhol
dennoch immer wieder: Das ist nicht jeuer Schnitzler,
überdies den Arzt in Schnitzler sich bäumen ließ. So
ist der Zustand der Euph
auf den wir uns freuten. Zumindest ist es nicht der
schrieb nicht so sehr der Dichter, als der coctor medicinae
fest, nicht ohne selbst ein wen
ganze Shnitzler. Nichts von all dem ist da, was wir so
Schnitzler dieses Stück. Denn: „Alles kann man auf¬
Bernhardi ist einer jener
sehr an ihm liebten. Nichts von der Feinheit, mit der er
hören zu sein
Arzt niemals!“ heißt es darin an
sondern immer auch ihr
so behutsam an Seelentiefen zu rühren vermochte, nichts
einer Stelle.
bringen, einer nach dem
von seiner weichen und doch männlichen Anmut, nichts
Der diese Worte spricht, hat äußerlich allerdings auf¬
das Wort stammt, daß n
von seiner leisen und wehmütigen Ironie, die so elegant
gehört, Arzt zu sein, nachdem er vom Katheder bis zum
guter Arzt sein könne. Er
über die Dinge hinwegglitt — — nichts, nichts von alle¬
Fauteuil des Unterrichtsministers aufgestiegen war. Als
imputsiven und vornehme
dem. Hier ist alles deutlch, fest und sicher gesagt und
solchem obliegt ihm die Entscheidung in der überaus
sene Gestalt der Wiener
0
gestaltet, hinter keinem Wort dämmern wie sonst stille
peinlichen Affäre, die der allgemein hochgeschätzte Pro¬
Nothnagel, Billroth, Rokit
Tragödien, es gibt keine nachdenklichen Verborgenheiten,
fessor Dr. Bernhardi heraufbeschwor und die nun entstellt
lichen Schlages zu dieser
keine Zartheiten, keine Halbtöne, was auch sehr erklärlich
und verzerrt zur politischen Sensation ausgebeutet wird.
gestanden wären. Da ##
ist, wenn man vernimmt, daß es in diesem Stück auch
Man ist im ersten Akt Zeuge dieses Vorfalls. Auf einem
ihn Bernhardi, dem Bett
keinerlei Liebe gibt, da es keine einzige Frauenrolle hat.
bleiben, die der bloße An
Freibett des „Elisabethinums“, dem Professor Bernhardi
Man denke, ein Stück von Arthur Schnitzler ohne
als Direktor vorsteht, liegt ein armes Mädel im Sterben.
das furchtbarste aus ihrem
Frauen! Schon dadurch ist sein Gebiet so eng begrenzt,
müsse. Der Mann der Kil
Sie wurde erst in der Liebe betrogen, betrog sich dann
daß es dem besten Können des Dichters keinen Raum
selbst um die Mutterschaft, es traten Komplikationen ein,
ständnis. Er hat „die S
gibt. Allein auch sonst zeigt es enge Grenzen. Es spielt
mag darüber auch das le
der Fall ist hoffnungslos. Er wird nur so zwischendurch
in Wien; doch nicht einfach im Wien unserer Tage wie inmitten anderer ärztlichen Gespräche erwähnt, die den
sammernswerten, das Glück
die „Liebelei“ oder der „Weg ins Freie“, sondern — aus¬
schlummern zu dürfen, in
ersten Akt fast ausschließlich füllen. Schauplatz ist der
drücklich setzt das der Dichter hinzu —
im Wien des
Vorraum eines Krankensaales.
greift nicht, wie ein Men
Die Leiter und die
Jahres 1900, genauer gesagt im Wien der christlich= Assistenten der diversen Abteilungen eilen hin und her, #astte zu spend
Trost und G
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