II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 63

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25. Professon Bernhand
Sene.
teressen vertritt, so kann er anch das dech. t.
Fihnger Front gegen uns machen werden. Wir
Minister der öffentlichen Arbeiten
Arbeitsvertrages, das Koalitionsrecht seiner Arbeiter
mußten unseren Arbeitern klar machen, daß sie sichltenbach: Nach dem Standpunkt d
soll, wenigstens einen Teil der BrahmschenErbschaft
Rene und Strafe nicht mehr gibt, diese graziösel schwebende, beherzt=schüchterne Liebhab
würdig und erfolgreich verwalten wird.
Selbstverspottung einer von allen Lasten der Materie
Loos erst recht blaß und unwesenhaf
Wie es hier in der Schnitzlerschen Komödie die lbefreiten Menschlichkeit ist der eigentliche Gegen¬
Publikum ging es wie ihm: es wußte
Untertöne sind, die das Konzert führen, so ist es
stand der Rittnerschen Komödie, oder besser sagt man
es zu dem allen ja oder nein sagen
auch dem aus Galizien stammenden Verfasser der
wohl: des Rittnerschen Dialoges, der sich durch eine
Gescheitesten waren jedenfalls die, die sich
dreiaktigen Komödie „Sommer“, mehr um das
vor der Bühne kaum recht zu würdigende Anmut
zu Hause das Buch (Deutsch=österreichisch
Arabeskenwerk, um die mitschwingenden Stimmun=lund Behendigkeit auszeichnet. Doch bleibt dies alles
Wien) zu lesen, um von den Zweigen,
gen und Farbentöne zu tun als um einen auf Ja
on der Oberfläche haften. Die Figuren, so komisch
reifen, saftigen Früchte haben, sicher ein
oder Nein gestellten dramatischen Konflikt. Wieder
sie sich anlassen, kommen nicht recht zu der Herz¬
zart gefiederte Blüten zu pflücken.
ist es eine medizinische Sphäre, in die uns haftigkeit des Handelns, auf die ihre humoristische
Mit leichterer Unterhaltungswa
Thaddäus Rittner führt. In einem
Anlage Anspruch erheben soll, und die melancholische
[Trinanontheater und Lust
Sanatorium schildert er uns mit weltmännischer Lebensstimmung ist nicht mehr als das bischen
auf. Dort variiert Paul Gavau
Menschenkenntnis das Gewimmel und Gewühl all Blütenstaub auf einer Blume, der bei der ersten Be=französische Lieblingsthema der Lu
der ein wenig ramponierten Existenzen, die hier rührung ins Nichts verfliegt. Auch wird der aus
On revient toujours à ses premi
Heilung von wirklichen oder eingebildeten Leiden seiner zurückhaltenden Schüchternheit zum ver¬
Nicht weniger als vier Pärchen braucht
suchen. Meistens sind es Frauen, die das an einem wegenen Vabanquespiel aufgepeitschte Liebhaber
um nach langem Hin und Her, Für und
Alpensee gelegene Sanatorium, genannt „Frauen¬
bald wieder zage und feig, als er im dritten Akt
alte Weisheit neu zu bekräftigen: „Di
schloß", bevölkern. Und bei allen ist es irgend ein
hören muß, daß ihm mit der falschen Krankheits¬
die Beste.“ Wäre nicht Jun
mehr oder minder gefährliches erotisches Gift, das
diagnose nur ein Floh ins Ohr gesetzt worden ist.
trottlich=gutmütiger Lebegreis und Ado
ihnen durch die Adern fließt. Da geht es denn
Einem Dramatiker hätte gerade dieser Umschwung
im köstlichen englischen Tonfall spr#
zwischen Mein und Dein hinüber und herüber oftsin der Gemütsverfassung willkommenen Anlaß zu
ermüdlicher Liebhaberjüngling gewesen
recht bunt durcheinander. Der einzige unverrückbare komischen Verwicklungen gegeben. Rittner geht vor den drei in ihrer Handlung und M#
Fels in diesen Liebesbrandungen scheint der bär=darüber mit einer bequemen Handbewegung hinweg, sichtigen Akten noch um ein Stündche
beißige Arzt selber zu sein, denn er ist heillos in
schickt den armen Sünder ins Wasser, läßt ihn ge¬
müdet gewesen, als es auch mit diesem
seine eigne Frau verliebt, obgleich sie ihm, wie das
rettet werden und streichelt ihn mit den liebens=geschah.
in vorgerückten Ehen nicht selten sein soll, für alle
würdig=schwermütigen Zärtlichkeiten, die er für an
Im Lustspielhaus versuchte
seine täglich neu werbende Zärtlichkeit eine wachsende
seine andern Personen übrig hat, So entpuppt sich Saudeck und Alfred Halm,
Kühle entgegenbringt, während sie doch für andere
das Stück, da# in untergeordneten Momenten so kürzlich auf dem Theater am Nollendor
immer noch reichlich viel Koketterie auf Lager hat. lviele außergewöhnliche Begabung zeigt, als eins an Seite sah, humoristisches Kapital a#
Bisher verlief dergleichen harmlos. Jetzt, da den hjener dissoluten Stimmungsdichtungen, mit denen Stadien des preußisch=österreichischen
Arzt eine Operettensängerin umgarnt, die Frau einldie Wiener heutzutage nicht bloß den Roman, sondern
1866 zu schlagen. Was ihr Lustspiel „G
schüchterner, aber scheinbar um so tiefer veranlagter auch die Bühne zu erobern sich anmaßen, während
da aber an komischen Verwicklungen und
junger Patient bekurt, droht es zu einer Katastrophej das, was sie mit bringen, doch gerade nur für die
zusammenbringt, ist nur oberflächlich
zu kommen. Da verfällt der Arzt auf das Mittel,
Lyrik und für die kleine psychologische Novelle genügt.
Aus dem Wesen dieses Krieges und
jenem ihm gefährlich werdenden Nebenbuhler einzu¬
Das Stück wurde, nachdem es in Wien seine
tümlichen politischen Konstellation,
reden, er sei ein Todeskandidat und habe sein Leben
Burgtheater=Premiere gehabt hatte, bei uns im
friedlichen Gegenteil genesen ist, steigt
nur noch für diesen einen Sommer. Bei solchen[Lessingtheater gespielt, als erstes nach
all diesen billigen Witzen und Verwechsl
Aussichten denkt er, wird das schüchterne Kerlchen! Brahms Tode. Hätte er, der kluge Dämpfer, bis
österreichischer Kavallerieoffizier — dies
alle Lust zum Liebeln verlernen und sein Herz auflzuletzt die Regie überwachen können, so hätte er mit
entweicht mit wichtigen Papieren vor de
die letzten entscheidenden Dinge richten. Aber weit Rücksicht auf die leise Melodie des Stückes einer
Feinde aus der preußischen Gefange
gesehlt! Über den Schüchternen kommt im Gegen=Schauspielerin wie Tilla Durieux schwerlich die
bringt sich auf einem böhmischen Schlos
teil eine unbändige Lebenslust, ein Verlangen, seine
Betätigung ihres feurigen Bühnentemperaments inlheit, wo nun die Damen seiner Famili
Wünsche und Kräfte auf das Höchste und Außersteldem Maße vergönnt, wie sie es jetzt als Medizinal=mit einer preußischen Hofbankierstocht
zu spannen. Diese Sommerstimmung, diese auf=lrätin ausspielen durfte. Neben ihr sahen nun die seinem Verfolger, einem preußische
gelöste, sorglos hingegebene Freude an dem, was derlandern Darsteller, auch Reichers Medizinalratleutnant und ehemaligen Waffenbrudel
Augenblick bringt, nachdem es eine Zukunft mit und namentlich der zwischen Tod und Leben' durch allerlei galante Intrigen zu sch