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25. Professer Bernhand
er lich an dem Prielter körperlich vergriffen habe. Als
hinter Bruckners VII. Symphonie, an die es lich gut an¬
er leine zwei Monate Gefängnis verbüllt hat, legt die
Ichloß. Leider war die Aufnahme nicht lo warm, wie
Schweiter ein Gelländnis ihrer fallchen Auslage ab. Ein
man hätte erwarten dürfen. Das Publikum zeigte lich
Wiederaufnahmeverfahren würde Bernhardi eine glänzende
lichtlich befremdet durch Mahlers kühne Kolorierkunst,
Genugtuung verschaffen. Er aber will nichts davon willen,
durch leine Tkizzenhafte Behandlung des Orchellers und
ihn ekelt vor der Offentlichkeit, er will leine Ruhe haben,
durch mancherlei experimentelle Instrumentationseffekte.
um leine Zeit völlig leinen medizinilchen und willenschaft¬
In der Tat fehlt der PSymphonie“, wie Mahler diesen
lichen Aufgaben widmen zu können.
Kranz von Solokantaten sehr frei nennt, die Geschlolfenheit
In dielem Stück ist lelbltverltändlich viel Wienerisches.
der Form. Und auch in den einzelnen Gedichten, die
Und es wird auch mehr in Leitartikeln geredet, als für
Hans Bethges ?Chinelilcher Flöte“ entnommen lind, ver¬
ein Itraff gebautes Theaterstück gut ist. Aber war dieler
fährt Mahler lehr willkürlich, indem er logar zwilchen
Komödie ihren Wert gibt, was lie einem lieb und herzlich
logilch zulammenhängende Sätze längere Zwilchenlpiele
vertraut macht, das ist die reife, volle Menichlichkeit, mit
des Orchelters einflicht und lo die Gedanken mehr zer¬
der jede einzelne Perion ohne Ausnahme erfüllt ist. Hier
lplittert als vertieft. Trotz alledem bleibt das „Lied von
lind wieder einmal, endlich, nicht konstruierte Puppen,
der Erdeg ein liebenswertes und originales Werk. Es
die nur des Autors Thefen verkünden, sondern Menichen,
zeigt Mahlers Schwächen fehr offen, wer aber hinein hört
deren Herz und Hirn wir uns verwandt fühlen. Das
in diele sonderbare und falt abltrufe Mulik, der wird neben
Ideal Schnitzlers scheint mir nicht unler aller Ideal zu sein.
vielen Feinheiten auch echte Herzenstöne vernehmen.
Sein Held will nichts als Arzt lein, will von allen Tages¬
Belonders das letzte der Gedichte, der leider nur lo arg
debatten nichts willen, will immer und gleichmäßig die
in die Länge gezogene =Ablchied“ enthält viel Wärme
Fragen der Willenschaft, als über der Debatte stehend,
und es ist gewill kein Zufall, daß die Stelle =Mir war auf
relpektiert fehen. Er wehrt lich dagegen, daß auf irgend¬
dieler Welt das Glück nicht holde mit dem vollen Klang¬
einem Gebiete irgendeine Partei ilm für lich in Beschlag
zauber des Mahlerichen Orchellers dem Hörer ans Herz
nimmt. Er will einlam wirken, einlam, aber für alle.
greift. Man darf nicht vergellen, daß Mahler den trüben,
Daß die Menschheit nie fortichreiten würde, wenn alle
zerrillenen und quälerilchen Eindruck, den das „Lied der
Männer von Fähigkeiten lo denken würden, hat Schnitzler
Erdes macht, beablichtigt hat, und man muß es leiner
wohl nicht dabei bedacht. Unlere Entwicklung gestattet
Eigenart zugute halten, wenn er dabei vielleicht zu
diele Weltabgelchiedenheit nicht, und die Allgemeinheit
weit gegangen ist. Die Altpartie wurde von Madame
hat ein Recht darauf, von den geiltigen Führern ihrer
Charles Cahier hingebend und doch vornehm gelungen,
Zeit eine Mitwirkung an der gelamten Fortentwicklung
während der Hofopernlänger Paul Seidler unzureichend
zu verlangen. Die ganze Komödie leidet ein wenig unter
erlchien. Im übrigen lind die beiden Gelangspartien recht
dielem ölterreichilchen Zug zur Wurichtigkeit, aber man
wenig dankbar geletzt und man fühlt überall durch, das
hat das Gefühl, daß der Dichter innerlich doch nicht
für Mahler das Orchelter das primäre und bellimmende
ganz lo kühl über all dielen Dingen Reht, wie er glauben
Element war. lit es nötig zu lagen, daß Oscar Fried dem
mnachen will. In einer wunderlchönen Szene, als der
*Lied der Erdeg ein begeißierter Interpret war? P. Zsch.
Prieller den Arzt nach leiner Verurteilung auflucht, glänzt
sK2• IKDINKD NKD DCS IAD· IKDNICNIENSGINESKCSIICSIICBUEG
dat eiskalte Licht der Erkenntnis auf, daß zwilchen Flüben
2Der Schneider von Maltas
und Drüben, zwilchen den Weltanlchauungen, die diese
zwei Menichen vertreten, eine tiefe Kluft gähnt, über die
Bei dem großen Mangel an erfolgreichen Opern
für den großen Haufen keine Brücke führt. Aber in die
humoriltilchen Charakters wird man über jeden Fortichritt
kühle Erkenntnis hinein Brahlt dann doch ein wenig
erfreut lein, der auf diesem Gebiete gemacht wird, über
Wärme aus dem Bewußtlein, daß wenigltens die Einzel¬
jede Hoffnung auf Neues und Eigenartiges, die lich auf¬
individuen, lo hier Arzt und Prieller, lich über den Ab¬
tut. Mit dielen Augen wird die komilche Oper betrachtet
grund hinweg die Hände reichen können, in dem felten
werden müllen, die Waldemar Wendland, durch sDar
Willen, nicht in leine gähnenden Tiefen hinabzusehen.
kluge Felleilens und das von Gregor ehedem in der
Dieles Marke und ichöne Stück, das gewiß nie in
Berliner Komilchen Oper aus der Taufe gehobene Werk
atemloler Spannung mitreißt, aber Rets interelliert und
„Das vergellene Iche bereits vorteilhaft bekannt, kom¬
anregt, erlebte im Kleinen Theater eine Darltellung,
poniert hat. Es lcheint, als wenn es unlerer Zeit ganz
vor der man die kritilche Feder relpektvoll zu lenken
belonders ichwer fällt, ihren Stil für die Komilche Oper
hat. Man müßte sämtliche Darkteller nennen, wollte man
zu finden. Einltweilen ist überall die Annäherung an die
gerecht lein. Man merkte ihnen allen die Freude dar¬
Operette auf der einen Seite, der Mangel an wirklichem
über an, die Gelchöpfe eines Menichengestalters nach¬
Humor auf der anderen Seite noch empfindlich bemerkbar.
bilden zu dürfen. Es war einer jener Abende, an denen,
Auch der von dem Berliner Richard Schott gedichtete
das Theater leine schönlten und volllten Reize aus¬
„Schneider von Maltag ilt zwar ein recht gutes Libretto,
Srömt.
Erich Köbfer
aber es mangelt an wirklich feinem Humor. Während
KIGTKMIEIOICNCENCU NISCDCOR
die Grundidee von dem Schmeider glücklich ist, der aus
dem Stoff für zwölf Mäntel noch genügend für einen
Gustav Mahlers PLied von der Erdes
dreizehnten beileite legt und dadurch in politische Ver¬
i nun nuch in Berlin zur Aufführung nekomme
25. Professer Bernhand
er lich an dem Prielter körperlich vergriffen habe. Als
hinter Bruckners VII. Symphonie, an die es lich gut an¬
er leine zwei Monate Gefängnis verbüllt hat, legt die
Ichloß. Leider war die Aufnahme nicht lo warm, wie
Schweiter ein Gelländnis ihrer fallchen Auslage ab. Ein
man hätte erwarten dürfen. Das Publikum zeigte lich
Wiederaufnahmeverfahren würde Bernhardi eine glänzende
lichtlich befremdet durch Mahlers kühne Kolorierkunst,
Genugtuung verschaffen. Er aber will nichts davon willen,
durch leine Tkizzenhafte Behandlung des Orchellers und
ihn ekelt vor der Offentlichkeit, er will leine Ruhe haben,
durch mancherlei experimentelle Instrumentationseffekte.
um leine Zeit völlig leinen medizinilchen und willenschaft¬
In der Tat fehlt der PSymphonie“, wie Mahler diesen
lichen Aufgaben widmen zu können.
Kranz von Solokantaten sehr frei nennt, die Geschlolfenheit
In dielem Stück ist lelbltverltändlich viel Wienerisches.
der Form. Und auch in den einzelnen Gedichten, die
Und es wird auch mehr in Leitartikeln geredet, als für
Hans Bethges ?Chinelilcher Flöte“ entnommen lind, ver¬
ein Itraff gebautes Theaterstück gut ist. Aber war dieler
fährt Mahler lehr willkürlich, indem er logar zwilchen
Komödie ihren Wert gibt, was lie einem lieb und herzlich
logilch zulammenhängende Sätze längere Zwilchenlpiele
vertraut macht, das ist die reife, volle Menichlichkeit, mit
des Orchelters einflicht und lo die Gedanken mehr zer¬
der jede einzelne Perion ohne Ausnahme erfüllt ist. Hier
lplittert als vertieft. Trotz alledem bleibt das „Lied von
lind wieder einmal, endlich, nicht konstruierte Puppen,
der Erdeg ein liebenswertes und originales Werk. Es
die nur des Autors Thefen verkünden, sondern Menichen,
zeigt Mahlers Schwächen fehr offen, wer aber hinein hört
deren Herz und Hirn wir uns verwandt fühlen. Das
in diele sonderbare und falt abltrufe Mulik, der wird neben
Ideal Schnitzlers scheint mir nicht unler aller Ideal zu sein.
vielen Feinheiten auch echte Herzenstöne vernehmen.
Sein Held will nichts als Arzt lein, will von allen Tages¬
Belonders das letzte der Gedichte, der leider nur lo arg
debatten nichts willen, will immer und gleichmäßig die
in die Länge gezogene =Ablchied“ enthält viel Wärme
Fragen der Willenschaft, als über der Debatte stehend,
und es ist gewill kein Zufall, daß die Stelle =Mir war auf
relpektiert fehen. Er wehrt lich dagegen, daß auf irgend¬
dieler Welt das Glück nicht holde mit dem vollen Klang¬
einem Gebiete irgendeine Partei ilm für lich in Beschlag
zauber des Mahlerichen Orchellers dem Hörer ans Herz
nimmt. Er will einlam wirken, einlam, aber für alle.
greift. Man darf nicht vergellen, daß Mahler den trüben,
Daß die Menschheit nie fortichreiten würde, wenn alle
zerrillenen und quälerilchen Eindruck, den das „Lied der
Männer von Fähigkeiten lo denken würden, hat Schnitzler
Erdes macht, beablichtigt hat, und man muß es leiner
wohl nicht dabei bedacht. Unlere Entwicklung gestattet
Eigenart zugute halten, wenn er dabei vielleicht zu
diele Weltabgelchiedenheit nicht, und die Allgemeinheit
weit gegangen ist. Die Altpartie wurde von Madame
hat ein Recht darauf, von den geiltigen Führern ihrer
Charles Cahier hingebend und doch vornehm gelungen,
Zeit eine Mitwirkung an der gelamten Fortentwicklung
während der Hofopernlänger Paul Seidler unzureichend
zu verlangen. Die ganze Komödie leidet ein wenig unter
erlchien. Im übrigen lind die beiden Gelangspartien recht
dielem ölterreichilchen Zug zur Wurichtigkeit, aber man
wenig dankbar geletzt und man fühlt überall durch, das
hat das Gefühl, daß der Dichter innerlich doch nicht
für Mahler das Orchelter das primäre und bellimmende
ganz lo kühl über all dielen Dingen Reht, wie er glauben
Element war. lit es nötig zu lagen, daß Oscar Fried dem
mnachen will. In einer wunderlchönen Szene, als der
*Lied der Erdeg ein begeißierter Interpret war? P. Zsch.
Prieller den Arzt nach leiner Verurteilung auflucht, glänzt
sK2• IKDINKD NKD DCS IAD· IKDNICNIENSGINESKCSIICSIICBUEG
dat eiskalte Licht der Erkenntnis auf, daß zwilchen Flüben
2Der Schneider von Maltas
und Drüben, zwilchen den Weltanlchauungen, die diese
zwei Menichen vertreten, eine tiefe Kluft gähnt, über die
Bei dem großen Mangel an erfolgreichen Opern
für den großen Haufen keine Brücke führt. Aber in die
humoriltilchen Charakters wird man über jeden Fortichritt
kühle Erkenntnis hinein Brahlt dann doch ein wenig
erfreut lein, der auf diesem Gebiete gemacht wird, über
Wärme aus dem Bewußtlein, daß wenigltens die Einzel¬
jede Hoffnung auf Neues und Eigenartiges, die lich auf¬
individuen, lo hier Arzt und Prieller, lich über den Ab¬
tut. Mit dielen Augen wird die komilche Oper betrachtet
grund hinweg die Hände reichen können, in dem felten
werden müllen, die Waldemar Wendland, durch sDar
Willen, nicht in leine gähnenden Tiefen hinabzusehen.
kluge Felleilens und das von Gregor ehedem in der
Dieles Marke und ichöne Stück, das gewiß nie in
Berliner Komilchen Oper aus der Taufe gehobene Werk
atemloler Spannung mitreißt, aber Rets interelliert und
„Das vergellene Iche bereits vorteilhaft bekannt, kom¬
anregt, erlebte im Kleinen Theater eine Darltellung,
poniert hat. Es lcheint, als wenn es unlerer Zeit ganz
vor der man die kritilche Feder relpektvoll zu lenken
belonders ichwer fällt, ihren Stil für die Komilche Oper
hat. Man müßte sämtliche Darkteller nennen, wollte man
zu finden. Einltweilen ist überall die Annäherung an die
gerecht lein. Man merkte ihnen allen die Freude dar¬
Operette auf der einen Seite, der Mangel an wirklichem
über an, die Gelchöpfe eines Menichengestalters nach¬
Humor auf der anderen Seite noch empfindlich bemerkbar.
bilden zu dürfen. Es war einer jener Abende, an denen,
Auch der von dem Berliner Richard Schott gedichtete
das Theater leine schönlten und volllten Reize aus¬
„Schneider von Maltag ilt zwar ein recht gutes Libretto,
Srömt.
Erich Köbfer
aber es mangelt an wirklich feinem Humor. Während
KIGTKMIEIOICNCENCU NISCDCOR
die Grundidee von dem Schmeider glücklich ist, der aus
dem Stoff für zwölf Mäntel noch genügend für einen
Gustav Mahlers PLied von der Erdes
dreizehnten beileite legt und dadurch in politische Ver¬
i nun nuch in Berlin zur Aufführung nekomme