Be
box 30/2
25. Professnhandi
Ausschnitt aus:
r Allgemeine Zeitung, Wien.
D- 120/482-
vom:
zu tiefst in sich schließt. Es war die Epoche, in welcher
Feuilleton.
der Bankrott der kulturell=ethischen Mission des Liberalis¬
mus hereinbrach. Und wo nun eine heftige Reaktion auch
Professor Bernardi.
die schönen Errungenschaften von Duldung und Gleich¬
Es gibt Dramen, die der Dichter schöpft aus dem
berechtigung, die die Aufklärungsjahre gebracht hatten,
tiefsten Verlies eines innersten Schauens. Dort, wo
hinwegschwemmte. Die Gegensätzlichkeit von Rasse, die
keine Bewußtheit mehr hinablangt und wo die Seele wie
Stammesfremdheit wurde das Losungswort, das den
eine Pflanze käumhaft ihre Kräfte der Sonne und Erde
Aufstrebenden einer neuen Machtverteilung zum Anstieg
diente.
entziehs. Dramen, die sich entfalten wie sprießende Natur.
Und es gibt/Dramnen, die von außen her dem Dichter
So tauchte wieder einmal die Judenfrage a
in die Arbeitskammer seines Intellekts getragen, von ihm
Latent ist sie ja immer da — oder sozusagen im Unter¬
zu zweckdienenden Gebilden gestaltet werden. Im Symbol,
bewußtsein der Menge. Nur Zeiten einer allgemeinen
in der Elnordnung des Geschehens zu Diensten einer
Not, oder eines stark idealistischen Weltgesühles, oder einer
höheren Einheit, ruht der Dichterwert jener unbewußten
wirtschaftlich reichen Erhebung lassen hier ausgleichende
Weckrufé, die unser Gefühl einem weiteren, unsichtbaren
Kräfte spielen. Wenn es aber wieder einmal zu einer
Sein lauschend macht. Die andere Art dient der Er¬
großen Ungebuld und zu einer Enttäuschung der Allge¬
kenntnis. Sie gibt statt Gefühlslösung Charakter¬
meinheit kommt, dann tritt als erstes Symptom einer
prägung. Sie drängt nach der Offenbarung eines Gesell¬
Umwandlungsperiode das Ahasver=Problem hervor.
schaftszustandes, nach realer Aufklärung, nach sittlich¬
Immer wieder grübelt nun Schnitzler diesem Problem
moralischer Tendenzwirkung. Sie kann, Lebensvorgänge
nach. War aber sein Roman „Der Weg ins Freie“ eine
zusammenfassend, zum starken Beispiel erheben. Aber das
letzte weite Gewissensprüfung, war er eine Auseinander¬
solcher Erschauens gewordene Werk ist immer nur Abbild,
niemals Schöpfung.
setzung seines eigensten Verhä tnisses zum Judentum, war
er die versuchte Abklärung des persönlichsten Erlebnisses,
Diesmal hat Artur Schnitzler in seiner von der
so ist die Wiederaufnahme des Problems in dramatischer
Zensur verbotenen Komödie „Professor Bernardi“
Form diesmal wohl nur die Frucht eines „Miterlebnisses“.
ein Stück gegeben, welches im Getriebe des Tages steht.
eines Miterleidens. Und nicht einer Auseinandersetzung steht
Soziale Fragen werden in Geschehnissen lebendig. Rechts¬
man gegenüber, sondern einer Abrechnung.
und Machtstreit, als Probleme eng umschriebener Zeit¬
charakteristik, geben die Feststellung eines Zustandes. Der
Auch Ibsens „Vollsfeind“ ist eine Abrechnung ge¬
Uebergang des Liberalismus zum Kapitalismus; die not¬
wesen. Als sein Land ihn nach dem Erscheinen der
wendige Erneuerung einer verbrauchten und zur
Gespenster“ schmähte, da kam ihm die grimme Lust, die
Heuchelei gewordenen Wahrheit, diese zu Anfang der
Tragikomödie des „Ehrlichen“ zu schreiben, dessen Sittlich¬#
Jahre 1880 beginnende Umbildung der wirtschaft¬
keitsforderungen von der kompakten Majorität der Streber,
lichen Energieformen hatten die gewöhnlichen Umsturz¬
der Schleicher, der Brutalen, der Kompromißler und der
zuckungen zur Folge. Der Untergang einer Welt¬
Dummen gedrosselt werden. Und er ließ seinen Helden Dr.
anschauung wird immer vom Scheinwerfer der Politik ge¬
Stockmann, der dem Volk die vergifteten Brunnen wies
färbt. Und die Ablösung, die nalwendige Erneuerung
(im realen und im symbolischen Sinne) von diesem Volke
von wirtschaftlich=sozialen Kulturformen, zeitigt immer vor
steinigen. Mit ähnlicher Erbitterung nun schildert Schnitzler
allem anderen einen menschlich erniedrigenden Ringkampf
die Entwicklung eines Schickfals, das durch die Strömungen
der Parteien. Dieses Miterlebnis solcher Wandlungen fiel
des hereinbrechenden antisemitisch=deutschnationalen und
in die Jugendjahre Artur Schnitzlers, in diese weichsten
klerikalen Regüns aus seiner geruhigen, harmonischen und
Schollenjahre, wo das Erdreich der Seele allen Samen
geradgeleisigen Bahn gerissen wird. Professor Bernardi
hat mit dem Aufgebot seltener Energie und Tatkraft fünf¬
Wegen Raummangel verspätet.
zehn Jahre, bevor die dramatische Entwicklung einsetzt,
ein wissenschaftl
außerstaatliches
Maße dem Get
Er hat durch se
geschaffen, welch
Institut seinen
Begründer und
schaftlich=klinische
die Ellenbogen¬
Juden, die bis
Werke gearbeitet,
von Bernardi se
Dr. Ebenwald t
des Instituls zu
kleinen Menschen
nimmt Vorteil,
Lust am Verrat
ist die Einheitg
erstrebenden Ar
Juden.
Benardi
gegenüber. Oder
und sicher, fühlt
angesammelte Kon
seine Sprengkraft
ungefähr ein Zufe
Denn das
Moment findet
Problems, welche
Ghetto=Wiederaufe
Klerikalismus glau
zu Zeiten polßisch
aufgebauschte, so
springenden Gegn
schiedenheit, welche
Geistlichen ausbrich
engsten logischen Z
Grundthema. Der
die auf der Abteil
letzte Oelung geben
die Kranke in eine
der vollkommensten
Grauen des Abschi
gefühls voll, ins 2
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Ausschnitt aus:
r Allgemeine Zeitung, Wien.
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vom:
zu tiefst in sich schließt. Es war die Epoche, in welcher
Feuilleton.
der Bankrott der kulturell=ethischen Mission des Liberalis¬
mus hereinbrach. Und wo nun eine heftige Reaktion auch
Professor Bernardi.
die schönen Errungenschaften von Duldung und Gleich¬
Es gibt Dramen, die der Dichter schöpft aus dem
berechtigung, die die Aufklärungsjahre gebracht hatten,
tiefsten Verlies eines innersten Schauens. Dort, wo
hinwegschwemmte. Die Gegensätzlichkeit von Rasse, die
keine Bewußtheit mehr hinablangt und wo die Seele wie
Stammesfremdheit wurde das Losungswort, das den
eine Pflanze käumhaft ihre Kräfte der Sonne und Erde
Aufstrebenden einer neuen Machtverteilung zum Anstieg
diente.
entziehs. Dramen, die sich entfalten wie sprießende Natur.
Und es gibt/Dramnen, die von außen her dem Dichter
So tauchte wieder einmal die Judenfrage a
in die Arbeitskammer seines Intellekts getragen, von ihm
Latent ist sie ja immer da — oder sozusagen im Unter¬
zu zweckdienenden Gebilden gestaltet werden. Im Symbol,
bewußtsein der Menge. Nur Zeiten einer allgemeinen
in der Elnordnung des Geschehens zu Diensten einer
Not, oder eines stark idealistischen Weltgesühles, oder einer
höheren Einheit, ruht der Dichterwert jener unbewußten
wirtschaftlich reichen Erhebung lassen hier ausgleichende
Weckrufé, die unser Gefühl einem weiteren, unsichtbaren
Kräfte spielen. Wenn es aber wieder einmal zu einer
Sein lauschend macht. Die andere Art dient der Er¬
großen Ungebuld und zu einer Enttäuschung der Allge¬
kenntnis. Sie gibt statt Gefühlslösung Charakter¬
meinheit kommt, dann tritt als erstes Symptom einer
prägung. Sie drängt nach der Offenbarung eines Gesell¬
Umwandlungsperiode das Ahasver=Problem hervor.
schaftszustandes, nach realer Aufklärung, nach sittlich¬
Immer wieder grübelt nun Schnitzler diesem Problem
moralischer Tendenzwirkung. Sie kann, Lebensvorgänge
nach. War aber sein Roman „Der Weg ins Freie“ eine
zusammenfassend, zum starken Beispiel erheben. Aber das
letzte weite Gewissensprüfung, war er eine Auseinander¬
solcher Erschauens gewordene Werk ist immer nur Abbild,
niemals Schöpfung.
setzung seines eigensten Verhä tnisses zum Judentum, war
er die versuchte Abklärung des persönlichsten Erlebnisses,
Diesmal hat Artur Schnitzler in seiner von der
so ist die Wiederaufnahme des Problems in dramatischer
Zensur verbotenen Komödie „Professor Bernardi“
Form diesmal wohl nur die Frucht eines „Miterlebnisses“.
ein Stück gegeben, welches im Getriebe des Tages steht.
eines Miterleidens. Und nicht einer Auseinandersetzung steht
Soziale Fragen werden in Geschehnissen lebendig. Rechts¬
man gegenüber, sondern einer Abrechnung.
und Machtstreit, als Probleme eng umschriebener Zeit¬
charakteristik, geben die Feststellung eines Zustandes. Der
Auch Ibsens „Vollsfeind“ ist eine Abrechnung ge¬
Uebergang des Liberalismus zum Kapitalismus; die not¬
wesen. Als sein Land ihn nach dem Erscheinen der
wendige Erneuerung einer verbrauchten und zur
Gespenster“ schmähte, da kam ihm die grimme Lust, die
Heuchelei gewordenen Wahrheit, diese zu Anfang der
Tragikomödie des „Ehrlichen“ zu schreiben, dessen Sittlich¬#
Jahre 1880 beginnende Umbildung der wirtschaft¬
keitsforderungen von der kompakten Majorität der Streber,
lichen Energieformen hatten die gewöhnlichen Umsturz¬
der Schleicher, der Brutalen, der Kompromißler und der
zuckungen zur Folge. Der Untergang einer Welt¬
Dummen gedrosselt werden. Und er ließ seinen Helden Dr.
anschauung wird immer vom Scheinwerfer der Politik ge¬
Stockmann, der dem Volk die vergifteten Brunnen wies
färbt. Und die Ablösung, die nalwendige Erneuerung
(im realen und im symbolischen Sinne) von diesem Volke
von wirtschaftlich=sozialen Kulturformen, zeitigt immer vor
steinigen. Mit ähnlicher Erbitterung nun schildert Schnitzler
allem anderen einen menschlich erniedrigenden Ringkampf
die Entwicklung eines Schickfals, das durch die Strömungen
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des hereinbrechenden antisemitisch=deutschnationalen und
in die Jugendjahre Artur Schnitzlers, in diese weichsten
klerikalen Regüns aus seiner geruhigen, harmonischen und
Schollenjahre, wo das Erdreich der Seele allen Samen
geradgeleisigen Bahn gerissen wird. Professor Bernardi
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