II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 137

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25. Prafesson-Bernhandi
— K. Standsah deb Sialarger — —— —
Bord geworfen wurde. In diesen Tagen, da wir am
Kreise
meisten zu verlieren oder zu gewinnen hatten und
Gnade eines das Turnier der Gegensätze, die hier aufeinanderstoßen,
das Bewußtsein davon nicht etwa in unserer öffentlichen
wurde mannigfaltiger, bunter bewegt. Auch erweiterte sich
In maßgebend
der Justitia
Meinung nicht lebendig war, sondern vielmehr in ihr wie
so der Kreis verschiedenartiger Figuren, der sich um den
d ins Ueber¬
ein verzehrendes inneres Feuer fraß, bemeisterte sich unsere beginnt sich die Auf
Professor dreht. Und da bewundert man immer wieder die
was ja nicht
Presse so sehr, daß im Auslande die Furcht vor einer zu daß mit Rücksicht
Kunst, mit der Schnitzler seine Charaktere beobachtet und
lichen Haltung
der Großmächte z
lauten publizistischen Verkündigung unserer Interessen in
durchstudiert, oft mit ein paar Strichen ins Leben ruft.
der in derselben
hen, daß die
den Mut umschlagen konnte, nun gegen diese Interessen
Sie sind alle „zum Schreien“ ähnlich. Gewiß hat er kein
lich eingenommene
Angelegenheit
in die Trompete zu stoßen und sich dabei womöglich
Schlüsselstück geschrieben, gewiß aber auch Selbsterlebtes
opportun erschei
en, Fackelzüge
noch auf einzelne Organe der Monarchie zu berufen.
reichlich verwertet. Am unsanftesten zerzaust er die „guten
b. Kurz, man
Denn wir waren offenbar zu gerecht, zu mäßig, zu Interesse Serbien
Freunde", die Loyalen und Unparteiischen, die Unent¬
icksal gemacht,
korrekt. Europa, das anfänglich besorgt hatte, wir könnten lenken in dieser
wegten, die Aufrechten, all die gerechten Kammacher,
die Politik.
gegenüber den Ereignissen auf dem Balkan ohne viel
denen der Herr verzeihen möge, „denn sie wissen ver¬
Keine Verschiebung
Gemeinheit —
Rücksichten unsere eigene Politik machen, gewöhnte sich
dammt gut, was sie tun“. Den Heuchlern stellt er eine
des Stückes,
diese Besorgnisse sehr rasch ab und eine gewisse Art der
ganze Garderobe von Mänteln und Mäntelchen zur Ver¬
ters selbst zu
Kontrolle über unser Verhalten an, die mehr oder weniger
fügung, wie sie bei keinem Maskenverleiher in reicherer
Wir erhalten folgen
Da werden aber
darauf hinausläuft, uns zuzumuten, auf eine eigene
Auswahl zu finden. Fast noch besser trifst er jene be¬
Preßbureaus:
stel zum Zweck
Politik überhaupt zu verzichten. Die Zurückhaltung, die
sondere Sorte von verlogenen Gesellschaftsmenschen, denen
Wie Rechtsidee
wir uns gegenüber den Ereignissen auf dem Balkan auf¬
ein Rest Ehrlichkeit verblieb, die mit einer gewissen Auf¬
Die Annahme, das S
t hie und da
erlegten, scheint also, was unser Verhältnis zu einigen
richtigkeit („Ueberzeugung, das suggeriert man sich in der
Avmee nach Norbe
chts Gemeines,
Großmächten betrifft, übel angebracht gewesen zu sein.
Aufregung des Kampfes*) ihre Lügen für Wahrheit
der Feststellung, daß
und hunds¬
Wir sind aber überzeugt, daß sie gut angebracht war vom
Politik ganz halten. Unter ihnen ist Unterrichtsminister Flint eine Perle.
Wahrheit entspr
Standpunkte unserer Beziehungen zu den Balkanstaaten.
Ihm schwebt Großes vor, er trägt durchgreifende Reformen
beflissen ist, jede
ftliche Ordnung
Schließlich haben wir diese Politik der Zurückhaltung
im Kopfe, und vor diesem hohen Ziele tritt bei ihm alles
flikt zu vermeide
wohin sie uns
auch weniger aus Rücksicht für Europa als darum ver¬
Nebensächliche in den Hintergrund. Der Einzelfall ist ihm
Atlantis is
folgt, weil unsere Interessen mit denen der Balkanstaaten
gleichgiltig, sein Auge bleibt immer aufs Ganze gerichtet.
Die serbische Regic
8 Zensur und
verbunden sind, weil wir die Grundlage eines dauernd
So im Fall Bernhardi. Hier galt es ihm nicht, einem
hum noch ein
guten Verhältnisses zu diesen schaffen und insbesondere
Bedrängten zu seinem Rechte zu verhelfen, sondern ein
ht durch das
Serbien nach den Schwierigkeiten der letzten Jahre eine
Posten mußte gerettet werden, auf dem er, der Minister,
Die „Südslavische K
im alltäglichen
goldene Brücke bauen wollten. Ob wir auf dem Wege
zum Heile des Staates wirken konnte. Er nennt das
sind, dieses Ziel auch wirklich zu erreichen, steht heute grad: Die der Regier
bald weniger.
„der immanenten Idee seines eigenen Lebens mit Treue
zeichnet eine Insorma
rt der Staats¬
noch dahin. Die Haltung Serbiens allerdings bietet uns
dienen", und mit dieser wunderlichen Dialektik beweist er dem
Pasic eine Erklärung
vorderhand keine Aussichten darauf. Serbien hat die
um, auch die
armen Professor, daß die gerühmte Ueberzeugungstreue
Forderung der Mächten
Dienste, die wir ihm mit seinen Verbündeten am Beginne
und sogenannte Anständigkeit, wenn damit der Weg zu
keinen Widerstand entgeg
des Krieges durch unsere Politik erwiesen haben, zunächst
wackere Pro¬
den höheren Zielen verlegt werden soll, einfach un¬
nach einem Zugange zum
wohl mit einem honigsüßen Lächeln quittiert. Noch am
ht der Politik,
moralisch sei. „Jawohl, mein lieber Bernhardi, un¬
Nach Aeußerungen
21. Oktober erklärte Pasic, er hege den lebhaften Wunsch
den Kopf in
moralisch.“
gelten, müßte man dar
nach einer rückhaltlosen Verständigung mit Oesterreich¬
Buden gemacht,
Einen warmen Händedruck möchte man dem Geist¬
Regierung noch immer
Ungarn, ja noch am 2. November läßt er durch einen
nicht notwendig
lichen geben. Er ist durchaus sympathisch aezeichnet Nach
rechnet. Es ist festzustelle
englischen Publizisten mitteilen, er habe sich die Aufgabe
t um die Frage,
der Verurteilung scheut er sich nicht, den Professor zu be¬
eine ruhigere Sti
gestellt, eine Entente, vielleicht sogar ein formelles
Kampf zwischen
suchen, um ihm seine Ueberzeugung auszusprechen, daß er
nell gebundenen
Arzt, innerhalb seines Pflichtenkreises, ganz Bündnis mit der Monarchie zu schließen. Diesem lächer= in Gesprächen mit Mit
vienerischer ge¬
fierenzierte, und korrekt gehandelt habe. Vor Gericht treilich konnte er diele lichen Versuche, uns mit einigen Phrasen hinzuhalten, daß die Friedenskunda#