II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 146

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25 PrfeBernhandi
10 JMN 19•3
Reichenberner Zeitune
(SchnitzlersProfessor Bernhardi“ und
die Zensur.) Wie das „Wiener Ill. Exira¬
blatt“ maldet, wird der Direktor des Dent¬
schen Volkstheaters, Weisse, von dem Mini¬
ster des Innern Freiherrn von Heinold in
Andienz empfangen werden und die Bitte
stellen, Schnitzsers Dichtung „Professor
Bernhardt“ zur Aufführung im Deutschen
Volkstheater freizugeben. Bekannt¬
lich hat die Zensur das genannte Werk nach
Anhörung des Zensurbeirates verboten. Es
wäre nicht das erste Mal, daß das Ministe¬
rium des Innern ein Aufführungsverbot
kassiert. Wie erinnerlich, wurden Haupt
manns „Weber“ und „Rose Bernd“, dann #
das Klosterstück „Die Brüder von Sankts
Bernhard“ von Ohorn und Schnitzlers „Der
grüne Sakadn“ ebenfalls erst im Rekurzege
zur Ausführung zugelassen.
LEA
debefer-Zeitung, Wien
113N 1973
Schnintero Pröfessor Bernhardi“. Wie mitgeteilt
wird, sind der Kömfödte „Pros
sor Bernhardt“ von
Arthur Schnitzler, deren Aufführung dem Deut chen Volts¬
theater in Wien ohne Angabe von Gründen durch die Zensur¬
behörde verweigert wurde, auch in München Zensurschwierigkeiten
erwachsen. Dort haben aber die Behörden ihre Bedenten gegen
das Werk, das in Berlin einen nachhaltigen Erfolg erzielt hat,
fallen gelassen. Infolgedessen wurde die Première für das, Stück
im Münchener Schauspielhause für den 1. Februar gngesetzt.
Die Zensurvehörden sind eben nicht bald wo so unvernünstig
wie bei uns.
— —
Ausschnitt aus Houes Wiener Journal, Wier
vom .15 1 1973
* Wie verlautet, soll Schnitzlers „Professor Bernhardi“ von
nfur mit einigen Aenderlngen freigegeben werden.
tlich hat die Direktion des Deutschen Volkstheaters gegen
rbot den Rekurs an das Ministerium des Innernje

Ausschnitt aus:
S ML1gi Wiener Mitags-Zeitong
vom:
„Prosessor Bernardi“ am Deutschen
Volkstheater. Analog der Vereinigung von Wiener
Künstlern zur Aufführung zensurfreier Stücke an der Neuen
Wiener Bühne hat sich eine Vereinigung gebildei, an deren
Spitze der Direktor des Deutschen Volkstheaiers, Weisse,
und der Dramaturg Heinrich Glücksmann stehen.
Die Ende Jänner beginnenden Vorstellungen werden vor
geladenen Gästen im Deutschen Volkstbeater
stattfinden. Die Reihe dieser Vorstellungen wird mit
Schnitzlers „Professor Bernardi“ be¬
gonnen.
box 30/2
Mildiriertes Wiener Ertrahlatt
17.3 1912
Wien
Wiener Theatergeschichten.
Xx.
#### Professor Vernhardi.
Ein Pfarrer ist von einer Wärterin gerufen
worden, um eine Totkranke zu versehen. Doch der
Direktor des Spitals verwehrt dem Priester den Zutritt
zu dem Krankenbette. Die sterbende Frau ist bei
vollem Bewußtsein; sie ahnt nicht, daß sie an der Schwelle
der Ewigkeit stehe ... Die Spendung des Sterbesakra¬
ments würde, nach der Meinung des Direktors, den holden
Lebenswahn der Totgeweihten zerstören... Das ist der
Konflikt in Schnitzlers Dichtung „Professor Bernhardi“.
Im ersten Akte wird das Publikum zum Zeugen des
Widerstreits zwischen Arzt und Priester. Was weiter
geschieht, haben die Leser bereits aus früheren Mit¬
teilungen in diesem Blatte erfahren. In Berlin
feierte Artur Schnitzlers Werk die Erstaufführung:
„demnächst wird es in München in Szene gehen, wo
es gelungen ist, die Bedenken der Zenur zu über¬
winden. In Wien ist „Professor Bernhardi“ noch ver¬
boten. Mau erhofft jedoch vom Minister Freiherrn
v. Heinold die Freigabe des Schau piel Ich habe
von sehr geschätzter Seite eine Zuschrift bekommen,
deren Veröffeutlichung weite Kreise interessieren wird.
Sie lautet:
Sehr geehrter Herr Redakteur! Mit großer
Aufmerksamkeit verfolge ich den Kampf um „Pro¬
fessor Bernhardi“, und ich habe in Ihrem Blatte
gelesen, daß jetzt die Entscheidung bei Sr. Exzellenz
dem Herrn Minister des Innern liegt. Gestatten
Sie mir, folgendes mitzuteilen: Vor vielen Jahren,
als Hofrat Professor Theodor Meynert die
psychiatrische Klinik leitete, gab er dem Warte¬
personal den Auftrag, Priester nur dann zu rufen,
wenn dem auf dem Sterbebette befindlichen
Kranken das Bewußtsein geschwunden ist.
Im anderen Falle nicht. Man hat von
einem Widerstand gegen diese Order nichts
gehört. Hofrat Meynert ging im Sommer auf
Urlaub und übertrug die Stellvertretung seinem
ersten Assistenten. Einem Juden. Während der Ab¬
wesenheit des Vorstandes kam der Direktor des
Allgemeinen Krankenhauses und fragte, ob es wahr
sei, daß Priester, welche das Sterbesakrament spenden
wollen, nicht zu den Kranken gelassen werden?
„Und wie denken Sie übereinen solchen Auftrag“, forschte
der Spitalsdirektor weiter. „Es wäre eine Takt¬
losigkeit von mir, wollte ich Erlässe meines Chefs
und Lehrers kritisieren.“ Man wartete auf Hof¬
rats Meynerts Rückkehr. Was dann geschah, entzieht
sich meiner Kenntuis. Noch eine Bemerkung: wer
Hofrat Professor Meynert gewesen ist, brauch
ich wohl nicht zu erklären. Was den Assisteus#k
betrifft, so bekleidet er heute eine hervorragende
Stellung in der Wiener medizinischen Welt.
Hat Schnitler von dem Vorfalle auf der Klinit
Meynerts erfahren, oder ließ er seine Phantasie frei
walten, als er den Konflikt in „Professor Bernhardi“)
ersonnen hat? Ich füge noch bei, daß mir der Name
des ehemaligen Assistenten des berühmten Psychigters
bekannt ist.