II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 149

25. PrefesseBerna
(Gnellenangess dane Ger###n
sschnitt aus: Deutsches Tagblatt
Ostdeutsche Bundschau


Wien
Kunst und Bühne.
Schnitzler und H. L. Rosegger. Der hoch¬
begabte-Sohn-unseres alten Peter Rosegger, der unseren
Lesern längst bekannte Hans Ludwig Rosegger, urteilt im
HHeimgarten“ über das Tendenzstück „Professor Bern¬
hardi“ von Schnitzler ganz in unserem Sinne; er schreibt:
„Daß man verboten hat, Schnitzlers Komödie „Professor
Bernhardi“ in Oesterreich aufzuführen, ist eine Sache für
sich, aber das Stück selbst halte ich für eine bedauerliche
Leistung. Es ist ein sensationelles Tendenzstück, mit dem
ein gerissener Schriftsteller (um von sich reden zu machen)
als Erstlingswerk auftreten kann, doch eine reife Persön¬
lichkeit wie Schnitzler hätte es — besonders in seinem
Jubiläumsjahr — nicht tun sollen. Vielleicht beruft er
ich dagegen auf seine „Ueberzeugung“ der er gehorchen
mnußte — möglich. Ich schätze Ueberzeugungen nicht, die
ibertreiben, Groteskheiten zusammentragen — verhetzen
sagen wir es nur offen); schätze sie schon gar nicht bei
inem Mann, der hundertsach bewiesen hat, daß er ob¬
ektiv und unparteiisch sein kann. „Professor Bernhardi“
st eine grob inszenierte Judenschutzkomödie —
hier der schlimme Antisemit, dort der entsetzlich edle Sohn
Sems!

die durch aufdringliche Absicht mehr
als verstimmend wirkt. Nach der Lektüre des Stückes
regten sich in mir starke antisemitische Gefühly, und so
wird es wohl vielen ergehen.“
0„ FARETT
Sschhfte aus:
Leimgarten, Gras, Stelormark
1
1 Smmng
Schnitzler=Verehrer. Da kann ich Ihnen
nicht beistimen Man verboten hat,
Schnitzlers Komödie „Professor Bernharvi“ in
Österreich aufzuführen, ist eine Sache für sich,
aber das Stück selbst halte ich für eine be¬
dauerliche Leistung. Es ist ein sensationelles
Tendenzstück, mit dem ein gerissener Schrift¬
steller (um von sich reden zu machen) als Erst¬
lingswerk auftreten kann, doch eine reife Persön¬
lichkeit wie Schnitzler hätte es — besonders
seinem Jubiläumsjahr — nicht tun sollen.
in
Vielleicht beruft er sich dagegen auf seine
„Überzeugung“, der er gehorchen mußte —
möglich. Ich schätze Überzeugungen nicht, die
übertreiben, Groteskheiten zusammentragen —
verhetzen (sagen wir es nur offen); schätze sie
schon gar nicht bei einem Mann, der hundert¬
fach bewiesen hat, daß er objektiv und un¬
parteiisch sein kann. „Professor Bernhardi“
ist eine grob inszenierte Jndenschutzkomödie —
hier der schlimme Antisemit, dort der entsetzlich
edle Sohn Sems! — die durch aufdringliche
Absicht mehr als verstimmend wirkt. Nach
der Lektüre des Stückes regten sich in mir starke
antisemitische Gefühle, und so wird es wohl
vielen ergehen. Jene Instanzen, die die Auf¬
führung verboten, haben vielleicht kleinlich
gehandelt, aber sie haben (und dafür sollte
Schnitzler ihnen eigentlich dankbar sein) dem
künstlerischen Ruf des Verfassers nur gedient.
Vom Drama „Das weite Land“ bis zu „Pro¬
fessor Bernhardi“ ist ein weiter und kein schöner
Weg — kein Weg ins Freie! II. L. R.
box 30//2
Ausschaltt aus: Jumburgel Zeitung
S-APR.1913
vom:
8.
" „Prosesor Vernhardt“ von Schmitler und D. L.
„Rosegger. Der bekannte Schriftsteller Arkür Schnitzler hat
ein Theaterstück geschrieben „Professor Bernhardi“.
betitelt, ein Tendenzstück durch und durch, das von der Zen¬
sur für ganz Oesterreich verboten worden ist.]
Das Werk behandelt den Konflikt zwischen dem Vertreter
der Wissenschaft, einem Juden, und einem katholischen
Priester; neben der Gegenüberstellung dieser Hauptper¬
sonen spielen noch Details in das Leben eines öffentlichen!
Krankenhauses mit, sogar ein Minister kommt auf die:
Szene, dessen Charakter so schwankend wie möglich darge¬
stellt ist. Diese Momente lassen das Zensurverbot begreif¬
lich erscheinen. — Interessant ist es da zu erfahren, wie sich
der hochbegabte Sohn Peter Roseggers, der Schriftsteller
Hans Ludwig Rosegger, über dieses Tendenzstück äußert.
Er schreibt: „Daß man verboten hat, Schnitzlers Komödie
„Professor Bernhardi“ in Oesterreich aufzuführen, ist eine
Sache für sich, aber das Stück selbst halte ich für eine be¬
dauerliche Leistung. Es ist ein sensationelles Tendenzstück,
mit dem ein gerissener Schriftsteller (um von
sich reden zu machen) als Erstlingswerk auftreten kann, doch
eine reise Persönlichkeit wie Schnitzler hätte es — be¬
sonders in seinem Jubiläumsjahr — nicht tun sollen. Viel¬
leicht beruft er sich dagegen auf seine „Ueberzeugung“, der
er gehorchen mußte — möglich. Ich schätze Ueberzeugungen
nicht, die übertreiben, Groteskheiten zusam¬
mentragen — verhetzen (sagen wir es nur offen):
schätze sie schon gar nicht bei einem Mann, der hundertfach
bewiesen hat, daß er objektiv und unparteiisch sein kann.
„Professor Bernhardi“ ist eine grob insze¬
nierte Indenschutzkomödie — hier der schlimme
Antisemit, dort der entsetzlich edle Sohn Sems! — die durch
aufdringl iche Absicht mehr verstimmend“¬
wirkt. Nach der Lektüre des Stückes regten sich in mir
starke antisemitische Gefühle, und so wird es ##
wohl) bielen ergehen.“