II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 163

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Man muß sich zu helfen wissen. Aus Wien meldet
lein P. T.= Drahtbericht: Eine literarische Gruppe beab¬
sichtigt Schnitzlers letzte Schöpfung „Professor Ber¬
harndg aufzuführen, und zwar durch einel
Gruppe von Schauspielern des Kleinen Theaters in Berlin.]
Preßburg liegt hart an der österreichischen Grenze auf
ungarischem Gebiet. Am Tage der Aufführung sollen die
Besucher mittels Sonderdampfers nach Preßburg befördert
werden. — Bekanntlich ist dieses Schnitzlersche Werk für
Oesterreich verboten.
AusSBEHITE Aus:
Neue Freie Presse,
Wien
11 APhIL 19131ndblatt
1
Schnitzlers „Professor Bernhardi“.

Wien, 11. April.
Wie bereits mitgeteilt wurde, finden demnächst in Pre߬
burg und Budapest Aufführungen von Schnitzlers
Professoy Bernhardi“ statt, zu denen Separatzüge von Wien
abgelassen werden. Dagegen hat die niederösterreichische Statt¬
halterei die Aufführung des Werkes selbst in einer geschlossenen
Vorstellung vor geladenen Gästen verboten, und zwar ohne
Angabe von Gründen. Der Hinweis darauf, daß die Zenfur
durch die Aufführung von Wedekinds „Die Büchse der
Pandora“ vor geladenen Gästen gestattet habe, übte auf die
Zensur keinen Einfluß.
Dagegen hat das Deutsche Volkstheater die Mitteilung
erhalten, daß die Statthalterei die Aufführung von Wede¬
kinds neuester Dichtung „Franziska“ zugelassen habe.
hat dieses Werk vor einiger Zeit im Foyer des
Wedekind
Volkstheaters vor einem geladenen Publikum
Deutschen
gelesen.
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seressen Geselschaft augesahnt werdn, un Gine
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daß auch das Werk in geschlossener. Gesellschaft in a
Oesterreich nicht aufgeführt werden dürse. Es ist
dies das erste Mal, daß in Oesterreich zu dieser
Maßnahme gegriffen wird. Wie verlautet, bereiten¬
literarische Kreise Oesterreichs einen gemeinsamen
Protest gegen das Vorgehen der Zenfür Gor¬“
— Des ##
box 30/2
(Quellenangabe ohne Gewanr.)
Ausschnitt aus: Die Wage, Wien
194PR. 1910
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Glossen. 0
Kultur und Geschäft.
Viel Schweiß der Edlen wird jetzt vergossen, um den Wienern
eine Aufführung des „Professor Bernhardi“ zu zeigen. Zuerst
gab es Vorlesungen mit teuren Preisen, dann mit volkstümlichen,
dann wurden „geschlossene Vorstellungen“ des Berliner Kleinen
Theaters angekündigt, was die Konkurrenz veranlaßte, schnell das
Stück für die Neue Wiener Bühne mit den Schauspielern des
Deutschen Volkstheaters zu proben. Weil aber die Zensur nicht
kapitulierte, sind wir jetzt bei Preßburg, Dampferfahrten, Mohn¬
beugel und „Professor Bernhardi“. Vormerkungen werden bereits
entgegengenommen. Daß die Zensur das Schnitzlerstück verbot, ist
sicher eine Dummheit. Eine Wiener Aufführung des Schauspieles
eine Kulturtat zu nennen, ist zumindest auch eine Dummheit,
aber eine bewußte, weil sie Tatsachen entstellt und verschleiert.
Die Aufführung der Wedekindschen „Büchse der Pandora“ vor
einem eingeladenen und zahlungskräftigen Publikum von Schmocks
und Hysterikerinnen war ja auch so eine famose Kulturtat!
Interessant und lehrreich ist aber die Bilanz dieses Kulturgeschäftes:
20.000 Kronen gingen ein, davon erhielt der Dichter Wedekind
2000 Kronen, die Eysoldt 4000 Kronen, somit verbleiben den Ver¬
anstaltern noch immer etliche tausend Kronen als Kulturprämie. Das
lockt natürlich zu neuen Kulturtaten. Die Herren mögen ihr
Geschäft machen, wie sie wollen, sie sollen uns nur nicht ein¬
reden, es geschähe um irgendwelcher idealer Güter wegen. Die
idealen Güter, die dabei zu gewinnen sind, werden von jeder¬
Bank gerne entgegengenommen und nicht unter Kultur, sondern
unter Geschäft gebucht.
Orfheus.
120
SR
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