di
25. Professo
Paria, Kom, San Franeisco, Stockuell., —
(Ouellenasgabe e##e Gewlu).
Ausschnitt aus: Pressburger Zeitung
29 S. 30 2n
vom:
„
—
** Die Verhinderung der Aufführung von
Schnitzlers „Professor Bernhardy“, durch einen Be¬
chluß des Theaterkomités, worüber wir im gestrigen
Abendblatte berichteten, — hat in den hiesigen Krei¬
sen peinliches Befremden bervorgerufen. Außerdem
hat Bürgermeister k. Rat Theodor Brolly über
eigenen Entschluß eine neuerliche Sitzung des Thea¬
terkomités für heute vormittags halb 12 Uhr anbe¬
raumt. Das Theaterkomité hat demnach
Gelegenheit seinen gestrigen Be¬
schluß umznändern und wir erwarten dies
im
zuversichtlich! — Wie blamiert Pozsony¬
entgegengesetzten Falle — dastehen würde, beweist
auch der Umstand, daß dies Stück Schnitzlers, das
am 28. November 1912 =im Kleinen Theater
zu Berlin zur Uraufführung kam und nun von dem¬
selben Ensemble auch in Budapest aufgeführt wurde,
von der unvoreingenommenen deutschen Kritik vor
allem vonwegen seiner scharfen Charakterisie¬
rung hervorgehoben wird, außerdem ist das Ganze
voll herrlicher Einzelheiten. Fünfzehn Aerzte:
einer derselben wird Unterrichts¬
Professoren,
minister — Dozenten, Assistenten, Kandidaten und
ein kleiner Bezirksarzt, all diese fünfzehn Medizin¬
männer sind mit einzigartiger Technik unterschieden.
Was das Sujet anbelangt, so besteht dies nur in dem
Widerstreite zweier Weltanschauungen, repräsentiert
durch einen Priester und einen Arzt. Der Streit
dreht sich um die physische und psychische Ruhe eines
jungen Mädchens, das in Bälde stirbt, aber noch zu
gesunden wähnt. Der Arzt will ihr diesen Glauben
durch den Priester nicht vergällen lassen, der Priester
will ihr die Wegzehrung fürs Jenseits bieten. Die
deutsche Kritik schreibt diesbezüglich: „Die Komödie
spielt in Oesterreich, in diesem Greislerladen von
konfessionellen und nationalen Fragen, wo alles
und jedes politisiert", — doch nicht dies kommt in
Betracht, sondern die brillante Charakterisierung,
dies Grundelement jeder Bühnendichtung. Zudem!
gehört auch der Widerstreit von Welt¬
anschauungen auf die Bühne, und nicht nur
Ehebruchsgeschichten und anderweitige Laszivitäten.
Wenn diese einer Weltanschauung nicht Abbruch lei¬
sten, dann geschieht dies um so weniger durch Dia¬
lege über Weltprobleme! Im Gegenteile: das Ge¬
wissen erwacht, der Geist erhebt sich in
höhere Regionen! — Dies Stück gelangt nun
vom Ensemole des Berliner Kleinen Theaters in
Pozsony zur Aufführung. Derselben wohnen —
wie uns mitgeteilt wird — über 200 Pozsonyer bei:
sie verschafften sich und erhielten die Karten! — Es
ist ein literarisch wertvolles Stück: die Aufführung
desselben gereicht dem Pozsonyer Theater nur Zur
Ehre!
box 30/2
——.—
Ausschnitt aus: Presskurger Tagblatt
vom: 29 4.
7 Neuerliche Einbernsung des Theaterkömi¬
dees. Wie wir in unserem Abendblatte berich¬
tete habenf hielt das städtische Theaterkomitee
gestern vormittags eine Sitzung, in welcher
esgegech die Aufführung der Komödie „Pro¬
fessor Bernhardi“ Stellung nahm. Der
abweisende Beschlußantrag wurde mit Hin¬
weis darauf gefaßt, daß das Theater nicht den
Interessen einer privaten, geschlosse¬
inen Gesellschaft zu dienen hat. Nun aber er¬
schienen gestern nachmittags im Bürgermei¬
steramte mehrere Mitglieder des Theaterkomi¬
tees und verlangten, man möge das Komitee
neuerdings zusammenrufen, um
den bereits gefaßten — in ihren Augen „un¬
glücklichen“ — Beschlußantrag abändern zu
können. Sie bezeichnen den am Vormittage
erbrachten Beschluß als von „unmodernem
Geistes“ diktiert und sprachen von Rücksichts¬
losigkeit gegenüber den Interessen der Stadt,
derekk Fremdenverkehr auf solche Art
verhindert werde. Der Begründung des vor¬
mittags gefaßten Beschlusses, die Vorführung
wäre nur für Mitglieder einer geschlosse¬
nen Gesellschaft veranstaltet, treten die Pe¬
tenten mit dem Nachweis entgegen, daß
Preßburger, die sich rechtzeitig gemel¬
det haben, Karten ohneweiters bekommen ha¬
ben. Bürgermeister kön. Rat Th. Brolly
sah sich diesen Forderungen zufolge veranlaßt,
das Theaterkomitee für heute vormittags
halb 12 Uhr neuerdings einzubern¬
fen.
Wir sind neugierig, ob unser Theaterko¬
mitee das echt Preßburgerische Kunststück zu¬
standebringt, einen gestern gefaßten Beschluß
heute umzustürzen, ohne daß sich die Situation
seither zugunsten der Gegner des gestrigen
Beschlusses geändert hätte. Uns kann es
gleichgültig sein, wie die Abweisung des
Gesuches der Theaterdirektion um Aufführung
des antikatholischen Tendenzstückes „Professor
Bernhardi“ motiviert wird. Die Haupt¬
sache ist, daß diese Aufführung überhaupt un¬
terbleibt. Es ist keinerlei zwingender Grund
vorhanden, unser teures Stadttheater zum
Tummelplatz konfessioneller Het¬
zen herzugeben. Was man heute den Katholiken
antut, kann morgen den Inden oder Prote¬
stanten passieren, kämlich daß man Anders¬
denkende von der Bühne aus gegen sie mit
„ästhetischen“ Mitteln zum Hasse aufreizt.
Das kann nicht Aufgabe eines subventionier¬
ten Theaters sein; dagegen muß im Namen
der Kunst, des guten Geschmackes und des
interkonfessionelhen Friedens
energisch protestiert werden.
25. Professo
Paria, Kom, San Franeisco, Stockuell., —
(Ouellenasgabe e##e Gewlu).
Ausschnitt aus: Pressburger Zeitung
29 S. 30 2n
vom:
„
—
** Die Verhinderung der Aufführung von
Schnitzlers „Professor Bernhardy“, durch einen Be¬
chluß des Theaterkomités, worüber wir im gestrigen
Abendblatte berichteten, — hat in den hiesigen Krei¬
sen peinliches Befremden bervorgerufen. Außerdem
hat Bürgermeister k. Rat Theodor Brolly über
eigenen Entschluß eine neuerliche Sitzung des Thea¬
terkomités für heute vormittags halb 12 Uhr anbe¬
raumt. Das Theaterkomité hat demnach
Gelegenheit seinen gestrigen Be¬
schluß umznändern und wir erwarten dies
im
zuversichtlich! — Wie blamiert Pozsony¬
entgegengesetzten Falle — dastehen würde, beweist
auch der Umstand, daß dies Stück Schnitzlers, das
am 28. November 1912 =im Kleinen Theater
zu Berlin zur Uraufführung kam und nun von dem¬
selben Ensemble auch in Budapest aufgeführt wurde,
von der unvoreingenommenen deutschen Kritik vor
allem vonwegen seiner scharfen Charakterisie¬
rung hervorgehoben wird, außerdem ist das Ganze
voll herrlicher Einzelheiten. Fünfzehn Aerzte:
einer derselben wird Unterrichts¬
Professoren,
minister — Dozenten, Assistenten, Kandidaten und
ein kleiner Bezirksarzt, all diese fünfzehn Medizin¬
männer sind mit einzigartiger Technik unterschieden.
Was das Sujet anbelangt, so besteht dies nur in dem
Widerstreite zweier Weltanschauungen, repräsentiert
durch einen Priester und einen Arzt. Der Streit
dreht sich um die physische und psychische Ruhe eines
jungen Mädchens, das in Bälde stirbt, aber noch zu
gesunden wähnt. Der Arzt will ihr diesen Glauben
durch den Priester nicht vergällen lassen, der Priester
will ihr die Wegzehrung fürs Jenseits bieten. Die
deutsche Kritik schreibt diesbezüglich: „Die Komödie
spielt in Oesterreich, in diesem Greislerladen von
konfessionellen und nationalen Fragen, wo alles
und jedes politisiert", — doch nicht dies kommt in
Betracht, sondern die brillante Charakterisierung,
dies Grundelement jeder Bühnendichtung. Zudem!
gehört auch der Widerstreit von Welt¬
anschauungen auf die Bühne, und nicht nur
Ehebruchsgeschichten und anderweitige Laszivitäten.
Wenn diese einer Weltanschauung nicht Abbruch lei¬
sten, dann geschieht dies um so weniger durch Dia¬
lege über Weltprobleme! Im Gegenteile: das Ge¬
wissen erwacht, der Geist erhebt sich in
höhere Regionen! — Dies Stück gelangt nun
vom Ensemole des Berliner Kleinen Theaters in
Pozsony zur Aufführung. Derselben wohnen —
wie uns mitgeteilt wird — über 200 Pozsonyer bei:
sie verschafften sich und erhielten die Karten! — Es
ist ein literarisch wertvolles Stück: die Aufführung
desselben gereicht dem Pozsonyer Theater nur Zur
Ehre!
box 30/2
——.—
Ausschnitt aus: Presskurger Tagblatt
vom: 29 4.
7 Neuerliche Einbernsung des Theaterkömi¬
dees. Wie wir in unserem Abendblatte berich¬
tete habenf hielt das städtische Theaterkomitee
gestern vormittags eine Sitzung, in welcher
esgegech die Aufführung der Komödie „Pro¬
fessor Bernhardi“ Stellung nahm. Der
abweisende Beschlußantrag wurde mit Hin¬
weis darauf gefaßt, daß das Theater nicht den
Interessen einer privaten, geschlosse¬
inen Gesellschaft zu dienen hat. Nun aber er¬
schienen gestern nachmittags im Bürgermei¬
steramte mehrere Mitglieder des Theaterkomi¬
tees und verlangten, man möge das Komitee
neuerdings zusammenrufen, um
den bereits gefaßten — in ihren Augen „un¬
glücklichen“ — Beschlußantrag abändern zu
können. Sie bezeichnen den am Vormittage
erbrachten Beschluß als von „unmodernem
Geistes“ diktiert und sprachen von Rücksichts¬
losigkeit gegenüber den Interessen der Stadt,
derekk Fremdenverkehr auf solche Art
verhindert werde. Der Begründung des vor¬
mittags gefaßten Beschlusses, die Vorführung
wäre nur für Mitglieder einer geschlosse¬
nen Gesellschaft veranstaltet, treten die Pe¬
tenten mit dem Nachweis entgegen, daß
Preßburger, die sich rechtzeitig gemel¬
det haben, Karten ohneweiters bekommen ha¬
ben. Bürgermeister kön. Rat Th. Brolly
sah sich diesen Forderungen zufolge veranlaßt,
das Theaterkomitee für heute vormittags
halb 12 Uhr neuerdings einzubern¬
fen.
Wir sind neugierig, ob unser Theaterko¬
mitee das echt Preßburgerische Kunststück zu¬
standebringt, einen gestern gefaßten Beschluß
heute umzustürzen, ohne daß sich die Situation
seither zugunsten der Gegner des gestrigen
Beschlusses geändert hätte. Uns kann es
gleichgültig sein, wie die Abweisung des
Gesuches der Theaterdirektion um Aufführung
des antikatholischen Tendenzstückes „Professor
Bernhardi“ motiviert wird. Die Haupt¬
sache ist, daß diese Aufführung überhaupt un¬
terbleibt. Es ist keinerlei zwingender Grund
vorhanden, unser teures Stadttheater zum
Tummelplatz konfessioneller Het¬
zen herzugeben. Was man heute den Katholiken
antut, kann morgen den Inden oder Prote¬
stanten passieren, kämlich daß man Anders¬
denkende von der Bühne aus gegen sie mit
„ästhetischen“ Mitteln zum Hasse aufreizt.
Das kann nicht Aufgabe eines subventionier¬
ten Theaters sein; dagegen muß im Namen
der Kunst, des guten Geschmackes und des
interkonfessionelhen Friedens
energisch protestiert werden.