II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 174

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(Quellenangabe ohne Oewähr.)
Ausschnitt aus: Nachmittagsausgabe
jak 19# Wien
vom:
Ueber das Aufführungsverbot, von
dem Schnitzlers „Professor Bernhard“
fnun auch in Preßburg ereilt wurde, schreibt der kenntnis¬
freichste und geistvollste Kritiker, über den die Wiener
liberale Tagespresse zu verfügen hat, Dr. Robert
[Hirschfeld, im Feuilleton des „Neuen Wiener
Tagblatt" u. a.#
Es gibt auch eine inn ere Zensur, die dem Ge¬
müte die Teilnahme an einem Werke verbietet. Diese innere
Zensur ist stärker als die gewaltsame äußere, weil sie aus dem
sästhetischen Urteil fließt, das keinen Einspruch gestattet. Mein
(Geschmacksurteil ließe sich in einem Sonder¬
jzuge nicht entführen; es steht auf dem heimischen
Boden so fest wie auf jedem andern und erstrebt kein
[Asyl im Lande der Magyaren. Von sittlichen
Werten zunächst ganz abgesehen, gilt mir in der inneren An¬
schauung die Komödie „Professor Bernhardi“ als Verstoß
gegen den
künstlerischen
Geschmack.
Wir sind vor ein Problem gestellt, das
dem
Gläubigen nichts weniger denn als Problem erscheint
und als sakramentaler Bestandteil der Religion vor der
weiteren komödienhaften Erörterung, wie sie
(dem Autor des „Professor Bernhardi“ beliebte, vor dem
Kulissenzauber, vor der Verpöbelung durch un¬
treif
eGaleriebesucher behütet werden müßte.
Man mag ungläubig sein und freien Sinnes nach Toleranz
rufen — die wahrhaft tolerante Menschlichkeit bewährt sich
doch vor allem darin, daß ins Gehege einer Religionsgemein¬
schaft nicht irgendwie eingebrochen wird
am wenigsten auf
dem Theater, das keine gesetzgebende Stelle und nicht der Ort
für Religionsverbesserer ist.
Hirschfeld faßt seine Kritik in den Schlußsatz
zusammen: „Es ist schade, daß das Werk mit seinem
engen Horizont nirgends einen großen Ausblick
bietet.“ — Aber was Geschmack und Fachmännerurteil!
Der Fichtegassenintelligenz gefällt das Polizeiwidrige!
Tauchchangabe omlie Gewahr.)
erliner Börsen Courier, Berlis
Ausschnitt alfs!
Abendansgate
vom:

Schnitzlers Professor Borchardt“ wurde
fun auch in Ungärn, und zwar in Preßburg,
derboten, wo es von Wiener Theaterkräften aufge¬
führt werden sollte. Man hält dieses Verbot für
einen Akt Courtoisic gegenüber den österreichischen
Behörden.