II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 195

enen rtise enesene e enn sie 1eren 1een 1ee ere 1ee 1e e e hesichsehenegechen
ie Teuerung, Frau Helene Gra- angenageit, sondern auch durch vier sehr lange Schrauben fest¬
Gründe des Zenfurverbotes betrifft. Beide durfte das
ner sehr wirkungsvollen Streitschrift,
geschraubt, und der Kopf jeder Schraube und jedes Nagels
Publikum heute im Vortragssaal nachprüfen, und, das
Mode“ erscheinend, ehen im vierten
wurde in der üblichen Weise mit einem Wachssiegel bedeckt,
Resultat, zu dem man gelangte, war wohl allgemein eine
gelangt. In übersichtlicher Weise,
die abwechselnd die Stampiglie der Bank von England und
Kräftigung der längst gewonnenen Erkenntnis, daß der
ildern unterstützt, wird hier auf
des Crédit Lyonnais trugen. Unter militärischer Eskorte
Zensurbeirat, der sich übrigens nicht einstimmig gegen
tudien den Ursachen der Teuerung
wurden die vierzig Kisten nun am 12. November von London
„Professor Bernhardi“ ausgesprochen hat, so gut gemeint
gangen, sowie den Folgen der
nach dem deutschen Dampfer „Schwalbe“ gebracht und dort in
„ „ Mabunnas= uud
er sein mag, keine Gewähr für eine moderne Handhabung
Mn
einem eigens für solche Sendungen bestimmten Raum ver¬
der Bühnenzensur b## et, und daß es höchste Zeit ist,
sperrt. Dieser Raum liegt direkt unter der Kommandobrücke
auch die Justiz in Theaterdingen nach heutigen Rechts¬
und wurde ununterbrochen bewacht. Die Tür dieser Kammer
hat drei schwere Schlösser. Ein Schlüssel paßt zu zwei der
auffassungen mit dem Instanzenzug bis zum Verwal¬
Vorlegeschlösser, ein anderer zum dritten Schloß. Den einen
tungsgerichtshofe zu regeln.
Schlüssel übernahm der Kapitän, den zweiten der erste Offizier.
Aus dem weiten Land der Seele hat Artur Schnitzler
Nach menschlichem Ermessen ist es also vollkommen ausge¬
sich den Weg zu gesellschaftlichen und politischen Problemen
schlossen, daß irgend jemand während der Fahrt der „Schwalbe“
der Gegenwart oder sagen wir zum mindesten der Mit¬
mit den Goldkisten in Berührung kommen konnte. Die
vergangenheit gebahnt und ein Stück geschrieben, das in
„Schwalbe“ fuhr nach Bremen, wo die vierzig Kisten wieder
dem Wien um das Jahr 1900 spielt. Vielleicht wird der
unter allen Vorsichtsmaßregeln von deutschen Postbeamten
aufmerksame Hörer oder Leser sich mitunter sagen, daß
übernommen und per Eisenbahn weiter nach Triest be¬
der Dichter, der die Handlung des „Professor Bernhardi“
fördert wurden. Vorher wurde jede Kiste genau untersucht
und als unversehrt gefüllt und gleich im Gewichte befunden.
etwa um ein halbes Menschenalter zurückdatiert, noch ge¬
In Triest wurden die kostbaren Kisten abermals übernommen
trost eine weitere Hälfte hätte daraufgeben können; denn
und wieder mit aller Vorsicht an Bord des Dampfers
es will einen glücklicherweise dünken, als sei die Flut,
„Heluan“ gebracht. Am 18. November kamen sie dann an
deren verheerende Wirkung auf die Wiener Oeffentlichkeit
ihrem Bestimmungsort Alexandrien an. Dort wurden sie von
Artur Schnitzler darstellt, bereits ein wenig zurückgeebbt.
Postbeamten und Beamten des Crédit Lyonnais ausgeladen
Von nicht geringem Reize ist es freilich, daß Artur
und wieder einzeln untersucht. Die Untersuchung besteht darin,
Schnitzler auf dieser seiner erfreulichen Flucht in die
daß jede Kiste genau auf allen Seiten angesehen, die Siegel
Oeffentlichkeit unserer Tage an die Jugenderinnerungen
geprüft und jede Kiste geschüttelt wird. Bei diesem Schütteln
des Vaterhauses anknüpft, und älteren Wienern wird bei
entdeckte man nun sofort, daß zwei der Kisten nicht dicht ge¬
füllt waren, sondern ihr Inhalt sich lose bewegte. Aeußerlich
der Lektüre des „Professor Bernhardi“ die Gestalt des
wiesen auch diese zwei Kisten nicht die geringste Spur irgend
Vaters des Dichters, des unvergessenen Arztes und
einer Manipulation auf und auch ihre vielen Siegel waren
Menschenfreundes, des Mitbegründers der Wiener Poli¬
absolut intakt. Ais man sie aber unter Hinzuziehung von
klinik, vor das geistige Auge treten. Seiner österreichischen
Polizeibeamten öffnete, fand man, daß ihr Inhalt nicht aus
Historie des jungen Medarous hat Artur Schnitzler nun
Holdstücken sondern aus je einem Bleistück im Gewichte
die österreichische Komödie folgen lassen oder wenigstens
von 96 Pfund — dem genauen Aequivalent für fünstausend
den Ansatz dazu; denn Professor Bernhardi gesteht selbst
Sovereigns — bestand. Der Crédit Lyonnais in London
zu, daß das, was er innerlich erlebte, ihm schließlich nicht
owohl wie die Bank von England wurden sofort per Kabel
mehr österreichische Politik oder Politik überhaupt war,
verständigt, und die Detektive=Inspektoren John Collison
und Leach, die zwei fähigsten Beamten von Scotland
sondern daß es sich ihm allmählich um allgemeine ethische
Yard, wurden mit dem Fall betraut. Diese Beamten stehen
Dinge handelte, um Verantwortung und Offenbarung und
aber ebenso wie ihre alexandrinischen, Triester und Bremer
im letzten Sinne um die Frage der Willensfreiheit.
Kollegen vor einem unlösbaren Rätsel und erklären, daß
Artur Schnitzler hat diesmal ein durchaus männ¬
dies das raffinierteste Diebsmanöver sei, das jemals die
liches Stück geschrieben. Nicht nur in dem Sinne, daß
Polizei beschäftigt habe. Zweifellos war der Diebstahl von
„Professor Bernhardi“ die entschiedene Abkehr von allen
langer Hand vorbereitet.
erotischen Fragen bedeutet und daß von den zwei Dutzend
[Ein Zyklon.] Aus Manila wird gemeldet:
handelnden Personen, die der Theaterzettel aufweist, nur
Ueber die Inseln Samar, Lepte und den nördlichen Teil
eine einzige, eine verschwindende Nebenfigur dazu, weib¬
von Panay ist ein schwerer Zyklon hingegangen. Viele
lichen Geschlechtes ist. Was in dieser Komödie behandelt
Menschen sind ums Leben gekommen. Drei Dampfer sind
wird, ist die Frage, wie weit praktische Politik mit dem
gescheitert.
kategorischen Imperativ vereinbar ist. Vielleicht ist im
[Schiffsbewegungen der Austro=Ameri¬
„Professor Bernhardi“ der an die Ironie eines Shaw ge¬
cana.] „Martha Washington“ ist am 28. d. von Neapel
nach Patras abgegangen; „Himalaya“ am 27. d. in New¬
mahnende Schluß das Oesterreichischeste: dem Professor
Orleans angekommen.
Bernhardi wird nämlich die nihilistische Weisheit ein¬
[Konsiskation.] Die „Oesterreichische Wochenschrift“
gebläut, daß er als echtes Kind seiner Zeit zum
Nr. 48 versiel der Konfiskation. Ursache der Beschlagnahme ist ein
Reformator nicht geboren sei, daß wir Gegenwarts¬
vom Verein zur Abwehr des Antisemitismus über die Affaire
menschen uns doch innerlich nicht bereit fühlen, bis zu
Hilsner eingesendeter Artikel. Eine zweite Auflage wurde veranstaltet.
den letzten Konsequenzen zu gehen und eventuell selbst
[Drucksehlerberichtigung.] Im Feuilleton „Liebes¬
unser Leben für unsere Ueberzeugung einzusetzen. „Und
tändelei“ der Dienstagmorgennummer muß es in der fünften Spalte
darum,“ sagt der Raisonneur der Komödie so ein echt
statt „Lalix“ richtig „Lelio“ heißen.
österreichischer Hofrat — das Stück ist Max Burckhard ge¬
widmet — „ist es das Beste, ja das einzig Anständige,
[Echt persische Teppiche.] Von wenig soliden
die
wenn unsereiner sich in solche G'schichten gar nicht
Firmen werden jetzt „echt persische" Teppiche annonciert,
einläßt.“
gar nicht aus dem Oriente sind, und weder in Bezug auf
Farbenechtheit noch Haltbarkeit irgend welche Aehnlichkeit mit
Und nun sehen wir uns die Geschichte des Professors
dem unverwüstlichen echten Perserteppich haben. Um Irre¬
Bernhardi näher an. Bernhardi ist etwa 50 Jahre alt, hat
führung des Publikums zu vermeiden wende man sich nur
in seinem Leben viel gearbeitet und viel erreicht, hat eine
an ein renommiertes solides Haus eisten Ranges, wie dies
ausgebreitete Praxis in den höchsten Kreisen und in
beispielsweise die Weltfirma: Teppichhaus =Möbelhaus
anderen auch, wo es mehr trägt. Er ist der Gründer des
S. Schein, k. u. k. Hof= und Kammerlieferant, Wien,
„Elisabethiniums“. Das ist ein junges, sozusagen privates
1. Bezirk, Bauernmarkt 10, 12 und 14, ist.
Institut, in dessen Schoß es an Strömungen und Gegen¬
[Beschädigte echte Perserteppiche — spott¬
strömungen nicht fehlt. Vor zehn Jahren etwa ist dieses
billig.] Die bei den letzterhaltenen Warensendungen, direkt aus
dem Orbent, mehr oder weniger beschädigt eingelangten oder mit
ausschließlich philanthropischen Tendenzen dienende Kranken¬
Schönheitsfehlern behafteten, garantiert echten Perserteppiche werden
haus unter Kämpfen und Schmerzen geschaffen worden.
im Teppichhaus Orendi, Wien, 1. Bezirk, Rotenturmstraße 20,
Die Professorenzunft, die erbgesessenen Ordinarien waren
zu spottbilligen Preisen abgegeben. Erhältlich sind: Vorleger, Wand¬
seine Gegner. Einen Seuchenherd mitten in der Stadt hat
teppiche, Läuser, Diwanüberwürfe und Zimmerteppiche.
man es damals geschimpft und seine Gründer wurden eine
[Die Freude am Weihnachtsgeschenk.] Bei Aus¬
bedenkliche Clique allzu strebsamer junger Dozenten ge¬
wahl von Weihnachtsgeschenken ist es zu empfehlen, der der heutigen
scholten. Strebsam ist dieser und jener unter ihnen auch
Postauslage beiliegenden Weihnachtspreisliste des Porzellanhauses
Ernst Wahliß, k. u. k. Hoflieserant, Wien, 1. Bezirk, Kärntner¬
nach den abgelaufenen zehn Jahren geblieben, sogar allzu
straße 17, besondere Beachtung zu schenken. Die künstlerisch ausge¬
strebsam; aber die Jugend hat nachgelassen und bei einem
führte Preisliste enthält ausgezeichnete Abbildungen von Glas= und
und dem anderen auch das Feuer der Begeisterung und
Porzellanwaren als auch kunstgewerbliche Gegenstände, wie ent¬
der Selbstlosigkeit. Mit Liebe und augenscheinlich mit noch
zückende Jandinièren, Dekorationssiguten, Uhren, Blumenvasen,
Lampen 2c. 2c. Wer seinen Angehörigen und Freunden etwas wirk¬
größerer Lust hat Artur Schnitzler die verschiedenen Pro¬
lich Gediegenes, etwas, das sozusagen Ewigkeitswert besitzt, schenken
fessoren= und Dozententypen herausgearbeitet. Da ist der
will, der wende sich an das Porzellanhaus Ernst Wahliß.
Altliberale mit seinen feurigen Achtundvierziger¬