Seite 14
Wien, Freitag
TNeue Freie Presse.
29. November
anschauungen, den die Angst, daß ihn die Snobs einen Kontrapunkt. Worauf ihm freilich die hübsche Antwort geschaffen hatte und
Phrasendrescher heißen könnten, niemals und nirgends
zuteil wird, daß dies nur solange der Fall sei, bis einer
handelte. Die seine Z
verleitet, den Paradoxen und Lügen das Feld zu räumen.
komme, dem wieder einmal eine Melodie einfalle. Aber
gewürdigt wie der am
Dann etwa der Salonprofessor aus der Welt, in der man
wie überhaupt der gi
der Minister läßt sich durch solche Einwände nicht irre¬
sich nicht langweilt, der gegen den „nihilistischen Hochmut
machen. Arbeiten, Leisten, das bezeichnet er als seine Welt¬
hat, vor allem wohl
der Wissenschaft“ Front macht und erklärt, Glaube und
beinahe das Lustspiel
anschauung, und dieser Forderung gegenüber muß alles
Wissenschaft vertrügen sich sehr gut. Wissenschaft ohne
Schnitzler erwartet h
in den Hintergrund treten. Darum ist er auch stets zu
Glaube bleibe sogar eine etwas unsichere Angelegenheit,
Was die schausp
Konzessionen bereit, zu so ausgiebigen Konzessionen, daß
weil die sittliche Grundlage fehle. Neben dem nationalen
es ein Ehrenabend
er schließlich der Minister für Kultus und Konkordat ge¬
Antisemiten steht
der klerikale Streber und der
allen Anforderungen
nannt wird. Vorderhand stellt er sich auf die Seite Bern¬
überzeugte Jude,
den zeitlebens die übertriebene
von der Darstellung
hardis, dem er freilich nachsagt, daß ihm der Blick fürs
Antisemitenriecherei quält, und zu ihnen tritt der Mann,
Novität Einzelnleistu
Wesentliche fehle, ohne den alle Ueberzeugungstreue doch
dessen Gattin den Lebenswunsch nicht unterdrücken kann,
wie dies kaum ein
nur Rechthaberei bleibe. Er wünscht zunächst, daß ihm die
an ihrem Geburtstag Hofrätin zu werden. Auch sonst
gebracht hätte. Freilich
Interpellation im Parlament erspart werde, redet auch
fehlt es nicht an überzeugten Anhängern der Lebens¬
fessors Bernhardi, H
seinerseits Bernhardi zu, eine Erklärung abzugeben. Aber
anschauung von der „selbstlosen Gemeinheit“, das heißt
übrig. Er war etwa
da er von jenem kleinen Kuhhandel hört, der Bernhardi
Leute, die gemein sind ohne Grund, ohne Zweck, sogar
keine sehr sympathisch
zugemutet wurde, ändert er plötzlich seine Auffassung,
ohne einen Vorteil.
der Autor schuld sein
Das Haupt dieser
ge¬
denn jetzt fürchtet er die Interpellation nicht mehr und
mischten Gesellschaft
des Helden in diesem
Das
ist Professor Bernhardi.
glaubt, der Klerikalen Herr zu werden, wenn er von
Institut ist unter seiner Leitung über die ärgsten Fähr¬
dungen zu erheben.
der parlamentarischen Tribüne die Gesinnungslosigkeit
lichkeiten, die verderblichsten Kinderkrankheiten hinaus¬
des Herrn Abel, d
aufdecken wird, die man von Bernhardi als Preis ver¬
gediehen. Es hat eine Protektorin, eine hochadelige
dieses Schauspielers
langte.
Dame, die ihre schützende Hand über Bälle hält, die zu
traditionen entspricht.
Dazu kommt es aber nicht. Denn da der Minister
seinen Gunsten veranstaltet werden, und ein Kuratorium,
klerikale Professor Ebe
im Parlament die Interpellation beantwortet, spürt er
in dem ein Prinz und ein Bischof, ein Bankdirektor und
spielte. Hans Sa
plötzlich mit seinem feinen Instinkt für die Massen¬
ein Hofrat sitzen. Und es gibt sogar reiche Leute, die
feldner, den alten
stimmungen, daß das Haus auf seiten der Inter¬
Geld dafür hergeben, die es aber freilich nicht täten, wenn
sympathisch. Den Un
pellanten stehe. Er kommt von seinem Thema ab, spricht
eben kein Prinz und kein Bischof Kuratoren wären.
6, daß die feine sat
von der Notwendigkeit der religiösen Erziehung und
Diese idyllische Situation, die nur gelegentlich gestört
Geltung kam. Der
endigt, vielleicht zu seiner eigenen Ueberraschung, mit der
wird, wenn es sich um Personalfragen handelt und nicht Mitteilung, daß er sich mit seinem Ministerkollegen von
freilich, der unter der
alle Professoren zu der Auffassung Bernhardis sich bekehren
der allerwienerischsten
der Justiz ins Einvernehmen gesetzt habe, ob dem Pro¬
lassen wollen, daß jeder Posten dem Tüchtigsten gebühre,
Wiener Darstellers
fessor Bernhardi nicht der Prozeß wegen Religionsstörung
hört mit einem Schlage auf, als der Professor mit der
sein Möglichstes tat.
gemacht werden solle. Und dieser Prozeß wird tatsächlich
Kirche in Konflikt gerät. Da liegt auf einer Abteilung durchgeführt, die Anklage lautet noch dazu auf Verbrechen
Es gab Beifall
des Elisabethinums ein achtzehnjähriges Mädchen. Sie und die Geschwornen finden Bernhardi schuldig, trotzdem
starken Beifall, und
ist vollkommen bei Bewußtsein, möchte aufstehen, spazieren
beiwohnte, konnte me
der Psarrer vor Gericht seine Ueberzeugung ausspricht,
gehen, hält sich für ganz gesund und ist doch eine Tod¬
das Verhalten des Angeklagten sei keineswegs von osten¬
geweihte, eine Sterbende. Völlig ahnungslos ist sie in
tativ=feindl.cher Absicht gegen die katholische Kirche geleitet
dem glücklichen Wahn befangen, daß in der nächsten
gewesen. Als der verurteilte Bernhardi in seine Wohnung
Stunde jemand, der ihr nahe steht, erscheinen wird, um
heimkehrt, da erscheint der Geistliche bei ihm, um sich mit
sie abzuholen, um sie wieder mit sich zu nehmen ins
ihm auszusprechen. Und es ist eine der tiefsten
Leben und ins Glück. An das Sterbelager dieses
Szenen in dem Schnitzlerschen Werk. in der die
ist und sich
Mädchens, das unrettbar verloren
beiden Vertreter entgegengesetzter Weltanschauungen
genesen glaubt, soll der Priester mit den Tröstungen die geistigen Waffen kreuzen, und die schließlich
und
der Rteligion treten,
Bernhardi meint,
damit endet, daß der Priester zu seiner Religion
fast möchte er sagen kein
sei kein gutes,
sich bekennt, die ihm gebietet, auch die zu lieben, die ihn
gottgefälliges Werk, wollte man sie aus ihrem letzten
hassen, während der Arzt seine Weltanschauung rühmt,
Traum erwecken. Der Priester zögert. Er fragt, ob die
die von ihm heischt, auch dort zu verstehen, wo er nicht
Möglichkeit vorhanden sei, daß sein Erscheinen den Ver¬
verstanden werde. Bernhardi geht in das Gefängnis.
lauf der Krankheit in ungünstiger Weise beschleunigen
Aber schon deutet sich bei ihm der innere Umschwung an,
würde. Wenn die Kranke noch zu retten ist, dann will
der sich während der Kerkerhaft vollendet. Er will nicht,
er sich zurückziehen; aber wenn sie unbedingt verloren
daß seine Sache ein Politikum werde. Davor flüchtet er
ist, dann besteht er auf seinem Recht, beharrt er auf der
sich eigentlich in die Zelle. Seine Lebensaufaabe ist es,
Erfüllung seiner Pflicht. Denn was ein glückliches Sterben
Leute gesund zu machen oder ihnen wenig'tens einzu¬
sei, darüber gehen seine Anschauung und die des Pro¬
reden, daß er es könne. Eine politische Affaire will er
fessors begreiflicherweise auseinander. Bernhardi verwehrt
aus seiner Angelegenheit nicht machen lassen. Das würde
als Arzt dem Priester, an das Bett der Kranken zu
ihn zu einer Rolle verführen, zu der er sich gar nicht
treten, als Arzt, dem das Wohl seines Patienten bis zur
tauglich fühlt, weil es eben nur eine Rolle wäre. Darum
letzten Stunde anvertraut bleibe, und er rührt leicht mit
verzichtet er auf alle Rechtsmittel und büßt seine Haft ab.
der Hand an die Schulter des Priesters, um ihm sym¬
Darum verwahrt er sich auch gegen die Wiederaufnahme
bolisch den Eintritt ins Krankenzimmer zu wehren. Die
des Verfahrens, als es sich herausstellt, daß seine Verur¬
Schwester hat die Kranke verständigt. „Muß ich denn
teilung im ersten Prozeß nur durch falsche Zeugenaus¬
wirklich sterben?“ ächzt diese in banger Qual. Während
sagen ermöglicht wurde. Freilich muß er sich von dem
noch Arzt und Priester miteinander rechten kommt der
Minister sagen lassen, daß jenem sein Märtyrertum nicht
diensthabende Wärter mit der Meldung, daß alles vorbei
besonders imponiere. Es liege darin nichts als eine
sei. „Als Sünderin,“ sagte der Geistliche, „ohne Tröstung
Tragikomödie des Eigensinns und eine ziemlich unge¬
der Religion ist sie dahingegangen, und das ist die Schuld
fährliche noch dazu, in einer Zeit, in der schließlich „in
des Arztes.“ Bernhardi erklärt, sie auf sich zu nehmen.
Nun überstürzen sich die Ereignisse. Die Fürstin Oesterreich nicht mehr die Scheiterhaufen gegen Himmel
lohen“..
Stixenstein legt das Ballprotektorat nieder. Das
Für die Vorlesungszwecke hat sich die fünfaktige
Kuratorium demissioniert in corpore und Bernhardi sieht
Komödie selbstverständlich wesentliche Kürzungen gefallen
sein Institut dem sicheren Untergang geweiht. Zuerst will
lassen müssen. Herr Onno ist seiner schwierigen, restlos
er eine beschwichtigende Erklärung abgeben. Es handelt
sich ja nur, wie ihm nahegelegt wird, um ein tleines wohl überhaupt nicht zu bewältigenden Aufgabe bis zu
Opfer der Eitelfeit, das er bringen soll. Dem großen, einem bemerkenswert hohen Grade gerecht geworden. Er
Wien, Freitag
TNeue Freie Presse.
29. November
anschauungen, den die Angst, daß ihn die Snobs einen Kontrapunkt. Worauf ihm freilich die hübsche Antwort geschaffen hatte und
Phrasendrescher heißen könnten, niemals und nirgends
zuteil wird, daß dies nur solange der Fall sei, bis einer
handelte. Die seine Z
verleitet, den Paradoxen und Lügen das Feld zu räumen.
komme, dem wieder einmal eine Melodie einfalle. Aber
gewürdigt wie der am
Dann etwa der Salonprofessor aus der Welt, in der man
wie überhaupt der gi
der Minister läßt sich durch solche Einwände nicht irre¬
sich nicht langweilt, der gegen den „nihilistischen Hochmut
machen. Arbeiten, Leisten, das bezeichnet er als seine Welt¬
hat, vor allem wohl
der Wissenschaft“ Front macht und erklärt, Glaube und
beinahe das Lustspiel
anschauung, und dieser Forderung gegenüber muß alles
Wissenschaft vertrügen sich sehr gut. Wissenschaft ohne
Schnitzler erwartet h
in den Hintergrund treten. Darum ist er auch stets zu
Glaube bleibe sogar eine etwas unsichere Angelegenheit,
Was die schausp
Konzessionen bereit, zu so ausgiebigen Konzessionen, daß
weil die sittliche Grundlage fehle. Neben dem nationalen
es ein Ehrenabend
er schließlich der Minister für Kultus und Konkordat ge¬
Antisemiten steht
der klerikale Streber und der
allen Anforderungen
nannt wird. Vorderhand stellt er sich auf die Seite Bern¬
überzeugte Jude,
den zeitlebens die übertriebene
von der Darstellung
hardis, dem er freilich nachsagt, daß ihm der Blick fürs
Antisemitenriecherei quält, und zu ihnen tritt der Mann,
Novität Einzelnleistu
Wesentliche fehle, ohne den alle Ueberzeugungstreue doch
dessen Gattin den Lebenswunsch nicht unterdrücken kann,
wie dies kaum ein
nur Rechthaberei bleibe. Er wünscht zunächst, daß ihm die
an ihrem Geburtstag Hofrätin zu werden. Auch sonst
gebracht hätte. Freilich
Interpellation im Parlament erspart werde, redet auch
fehlt es nicht an überzeugten Anhängern der Lebens¬
fessors Bernhardi, H
seinerseits Bernhardi zu, eine Erklärung abzugeben. Aber
anschauung von der „selbstlosen Gemeinheit“, das heißt
übrig. Er war etwa
da er von jenem kleinen Kuhhandel hört, der Bernhardi
Leute, die gemein sind ohne Grund, ohne Zweck, sogar
keine sehr sympathisch
zugemutet wurde, ändert er plötzlich seine Auffassung,
ohne einen Vorteil.
der Autor schuld sein
Das Haupt dieser
ge¬
denn jetzt fürchtet er die Interpellation nicht mehr und
mischten Gesellschaft
des Helden in diesem
Das
ist Professor Bernhardi.
glaubt, der Klerikalen Herr zu werden, wenn er von
Institut ist unter seiner Leitung über die ärgsten Fähr¬
dungen zu erheben.
der parlamentarischen Tribüne die Gesinnungslosigkeit
lichkeiten, die verderblichsten Kinderkrankheiten hinaus¬
des Herrn Abel, d
aufdecken wird, die man von Bernhardi als Preis ver¬
gediehen. Es hat eine Protektorin, eine hochadelige
dieses Schauspielers
langte.
Dame, die ihre schützende Hand über Bälle hält, die zu
traditionen entspricht.
Dazu kommt es aber nicht. Denn da der Minister
seinen Gunsten veranstaltet werden, und ein Kuratorium,
klerikale Professor Ebe
im Parlament die Interpellation beantwortet, spürt er
in dem ein Prinz und ein Bischof, ein Bankdirektor und
spielte. Hans Sa
plötzlich mit seinem feinen Instinkt für die Massen¬
ein Hofrat sitzen. Und es gibt sogar reiche Leute, die
feldner, den alten
stimmungen, daß das Haus auf seiten der Inter¬
Geld dafür hergeben, die es aber freilich nicht täten, wenn
sympathisch. Den Un
pellanten stehe. Er kommt von seinem Thema ab, spricht
eben kein Prinz und kein Bischof Kuratoren wären.
6, daß die feine sat
von der Notwendigkeit der religiösen Erziehung und
Diese idyllische Situation, die nur gelegentlich gestört
Geltung kam. Der
endigt, vielleicht zu seiner eigenen Ueberraschung, mit der
wird, wenn es sich um Personalfragen handelt und nicht Mitteilung, daß er sich mit seinem Ministerkollegen von
freilich, der unter der
alle Professoren zu der Auffassung Bernhardis sich bekehren
der allerwienerischsten
der Justiz ins Einvernehmen gesetzt habe, ob dem Pro¬
lassen wollen, daß jeder Posten dem Tüchtigsten gebühre,
Wiener Darstellers
fessor Bernhardi nicht der Prozeß wegen Religionsstörung
hört mit einem Schlage auf, als der Professor mit der
sein Möglichstes tat.
gemacht werden solle. Und dieser Prozeß wird tatsächlich
Kirche in Konflikt gerät. Da liegt auf einer Abteilung durchgeführt, die Anklage lautet noch dazu auf Verbrechen
Es gab Beifall
des Elisabethinums ein achtzehnjähriges Mädchen. Sie und die Geschwornen finden Bernhardi schuldig, trotzdem
starken Beifall, und
ist vollkommen bei Bewußtsein, möchte aufstehen, spazieren
beiwohnte, konnte me
der Psarrer vor Gericht seine Ueberzeugung ausspricht,
gehen, hält sich für ganz gesund und ist doch eine Tod¬
das Verhalten des Angeklagten sei keineswegs von osten¬
geweihte, eine Sterbende. Völlig ahnungslos ist sie in
tativ=feindl.cher Absicht gegen die katholische Kirche geleitet
dem glücklichen Wahn befangen, daß in der nächsten
gewesen. Als der verurteilte Bernhardi in seine Wohnung
Stunde jemand, der ihr nahe steht, erscheinen wird, um
heimkehrt, da erscheint der Geistliche bei ihm, um sich mit
sie abzuholen, um sie wieder mit sich zu nehmen ins
ihm auszusprechen. Und es ist eine der tiefsten
Leben und ins Glück. An das Sterbelager dieses
Szenen in dem Schnitzlerschen Werk. in der die
ist und sich
Mädchens, das unrettbar verloren
beiden Vertreter entgegengesetzter Weltanschauungen
genesen glaubt, soll der Priester mit den Tröstungen die geistigen Waffen kreuzen, und die schließlich
und
der Rteligion treten,
Bernhardi meint,
damit endet, daß der Priester zu seiner Religion
fast möchte er sagen kein
sei kein gutes,
sich bekennt, die ihm gebietet, auch die zu lieben, die ihn
gottgefälliges Werk, wollte man sie aus ihrem letzten
hassen, während der Arzt seine Weltanschauung rühmt,
Traum erwecken. Der Priester zögert. Er fragt, ob die
die von ihm heischt, auch dort zu verstehen, wo er nicht
Möglichkeit vorhanden sei, daß sein Erscheinen den Ver¬
verstanden werde. Bernhardi geht in das Gefängnis.
lauf der Krankheit in ungünstiger Weise beschleunigen
Aber schon deutet sich bei ihm der innere Umschwung an,
würde. Wenn die Kranke noch zu retten ist, dann will
der sich während der Kerkerhaft vollendet. Er will nicht,
er sich zurückziehen; aber wenn sie unbedingt verloren
daß seine Sache ein Politikum werde. Davor flüchtet er
ist, dann besteht er auf seinem Recht, beharrt er auf der
sich eigentlich in die Zelle. Seine Lebensaufaabe ist es,
Erfüllung seiner Pflicht. Denn was ein glückliches Sterben
Leute gesund zu machen oder ihnen wenig'tens einzu¬
sei, darüber gehen seine Anschauung und die des Pro¬
reden, daß er es könne. Eine politische Affaire will er
fessors begreiflicherweise auseinander. Bernhardi verwehrt
aus seiner Angelegenheit nicht machen lassen. Das würde
als Arzt dem Priester, an das Bett der Kranken zu
ihn zu einer Rolle verführen, zu der er sich gar nicht
treten, als Arzt, dem das Wohl seines Patienten bis zur
tauglich fühlt, weil es eben nur eine Rolle wäre. Darum
letzten Stunde anvertraut bleibe, und er rührt leicht mit
verzichtet er auf alle Rechtsmittel und büßt seine Haft ab.
der Hand an die Schulter des Priesters, um ihm sym¬
Darum verwahrt er sich auch gegen die Wiederaufnahme
bolisch den Eintritt ins Krankenzimmer zu wehren. Die
des Verfahrens, als es sich herausstellt, daß seine Verur¬
Schwester hat die Kranke verständigt. „Muß ich denn
teilung im ersten Prozeß nur durch falsche Zeugenaus¬
wirklich sterben?“ ächzt diese in banger Qual. Während
sagen ermöglicht wurde. Freilich muß er sich von dem
noch Arzt und Priester miteinander rechten kommt der
Minister sagen lassen, daß jenem sein Märtyrertum nicht
diensthabende Wärter mit der Meldung, daß alles vorbei
besonders imponiere. Es liege darin nichts als eine
sei. „Als Sünderin,“ sagte der Geistliche, „ohne Tröstung
Tragikomödie des Eigensinns und eine ziemlich unge¬
der Religion ist sie dahingegangen, und das ist die Schuld
fährliche noch dazu, in einer Zeit, in der schließlich „in
des Arztes.“ Bernhardi erklärt, sie auf sich zu nehmen.
Nun überstürzen sich die Ereignisse. Die Fürstin Oesterreich nicht mehr die Scheiterhaufen gegen Himmel
lohen“..
Stixenstein legt das Ballprotektorat nieder. Das
Für die Vorlesungszwecke hat sich die fünfaktige
Kuratorium demissioniert in corpore und Bernhardi sieht
Komödie selbstverständlich wesentliche Kürzungen gefallen
sein Institut dem sicheren Untergang geweiht. Zuerst will
lassen müssen. Herr Onno ist seiner schwierigen, restlos
er eine beschwichtigende Erklärung abgeben. Es handelt
sich ja nur, wie ihm nahegelegt wird, um ein tleines wohl überhaupt nicht zu bewältigenden Aufgabe bis zu
Opfer der Eitelfeit, das er bringen soll. Dem großen, einem bemerkenswert hohen Grade gerecht geworden. Er