25 ProfesseBernhand1
Osterreich. Telesgeflung. Wien
12 72. 1912
vom:
Arturl Schnitzlers „Professor Bern¬
hardt“ wurde bestehn neuerlich von Ferdinand Onno
vom Deutschen Voltstheater vorgelesen. Wir haben über
den ersten sehr guh besuchten Vorleseabend, der ver
setwa 14 Tagen im Saale des Ingenieur= und
Architektenvereins stattfand, berichtet und auch über den
Inhslt des von der Zensur für die Aufführung ver¬
Abpfenen Stückes gesprochen. Gestern fand der Vortrag
Iln weit geräumigeren großen Beethovensaale statt und
auch dieser war bis zum letztenatz von einer Zu¬
hörermenge gefüllt, die nach jedem der fünf Akte durch
rauschenden Beifall ihren Sympathien für den Dichter
Ausdruck gab. Die fein charakterisierende Art Onnos,
und die Meisterschaft, womit er die Lebendigkeit der
Handlung durch Anwendung der einfachsten Mittel
hervorzaubekte. brachte auch ihm stürmischen Applaus.
Burg, Porointe.“
(Quelletämabeschne Pewahth ost, Graz
Ausschnitt aus:
Abendblatt
13 11 197
vom
— Arthur Schnillers Professor Bernhardie Die
Konzertdirektion Huzd Heiter in Wien teilt mit, daß
sie ihre Tätigkeit mit der Veranstaltung einer Vor¬
lesung von Arthur Schnitzlers neuer Komödie
Professor Bernhardi durch Ferdinand Onno
aufnimmt. Bekanntlich setzt die Theaterzensur und der
Zeusurbeirat der Aufführung dieser neuen Dichtung
in Wien bis jetzt Schwierigkeiten entgegen, so daß die
Uraufführung nicht in Wien, sondern in Berlin statt¬
finden wird. Freitag den 22 d. wird nun die Dichtung
in Wien, im Saale des Architektenvereines durch Ferdi¬
nand Onno rezitiert werden. Der Kartenverkauf findet
bei Kehlendorfer und in der Hellerschen Buchhandlung
auf dem Bauernmarkt 3 statt. Ein Anteil am Ertrag
ist der allgemeinen Polyklinik in Wien gewidmet—
box 30/3
(Quellenangabe ohne Gewam.)
Ausschnitt lhübigsberger Hartung'sche Zeitunt
I. 12. 1315 Unigsbaer 1
vom
„Professor Bernhardi“ heißt der neue Fünfakter von
Artur Schnitzler, und eine Komödie dezn. Die medizinische Welt
des Franenurles Schnißler hat das „Milieu“ hergegeben für eine
Lühnenarbeit, welche die Kunsthöhe der Komödie niemals erreicht,
sich in Schnitzlers Dramenreihe an einen mittleren Platz zu stellen
hat, deren Wiener Zensurverbot aber wohl verständlich ist — wegen
des Konfliktes zwischen Wissenschaft und Kirche am Stelbebett und
wegen der kritischen Belichtung des persönlichen politischen Gebietes.
Der (jüdische) Arzt hält den Priester von seiner jungen Patientin fern,
um die Schwerkranke nicht durch den Anblick des Totenvogels aus
ihrer Illusion, nun sei sie bald gesund, herauszureißen und das Ende
zu beschleunigen. Nicht ohne sanfte Gewalt wird der Priester vom
Arzt abgewehrt, der humane Arzt wird dafür ins Gesängnis gesteckt.
Die Weltanschauungen diesseits und jenseits der „Berge“ treten auf
den Kampfplatz und ringen mit schweren und feinen Waffen um die
Herrschaft. Oesterreichische Männlichkeit. Gelegentliche ironische Ein¬
würfe und Streiflichter kommen nicht recht auf, trotz der liebevoll
durchgezeichneten (und auch angetuschten) Medizinmänner und Hof¬
männer, zu denen der aalglatte österreichische Kultusminister und sein
znarchistisch geölter Hofrat zählen. In dem ganzen Stück ist nur
zine weibliche Rolle — eine Krankenschwester: Traute Carlsen
satte sich mit ihr abzufinden. Die beste Leistung ist Alfred Abels
Priester, der Hofrat von Max Adalbert gibt ihm wenig nach.
Die Titelrolle hatte der gute Gestalter Decarli, eine saftige Charge
John Gottowt mit dem unglückseligen Landarzt Feuermann. Ein
Erfolg.
So webt sich aus Tod und Leben auch das Dasein der Kunst. Bar¬
sowsky wird nun, nach dem Ableben von Brahm, das Lessingtheater
das interimistisch zunächst geleitet wird — schon vor dem Jahre
914 übernehmen; er wird den Vorgänger dadurch ehren, daß er ihn
n Aufführungen weiterleben läßt, welche Lessings Losung bewahrhei¬
en: Kunst und Natur sind Eines nur.
Theodor Kappsteis.)
Osterreich. Telesgeflung. Wien
12 72. 1912
vom:
Arturl Schnitzlers „Professor Bern¬
hardt“ wurde bestehn neuerlich von Ferdinand Onno
vom Deutschen Voltstheater vorgelesen. Wir haben über
den ersten sehr guh besuchten Vorleseabend, der ver
setwa 14 Tagen im Saale des Ingenieur= und
Architektenvereins stattfand, berichtet und auch über den
Inhslt des von der Zensur für die Aufführung ver¬
Abpfenen Stückes gesprochen. Gestern fand der Vortrag
Iln weit geräumigeren großen Beethovensaale statt und
auch dieser war bis zum letztenatz von einer Zu¬
hörermenge gefüllt, die nach jedem der fünf Akte durch
rauschenden Beifall ihren Sympathien für den Dichter
Ausdruck gab. Die fein charakterisierende Art Onnos,
und die Meisterschaft, womit er die Lebendigkeit der
Handlung durch Anwendung der einfachsten Mittel
hervorzaubekte. brachte auch ihm stürmischen Applaus.
Burg, Porointe.“
(Quelletämabeschne Pewahth ost, Graz
Ausschnitt aus:
Abendblatt
13 11 197
vom
— Arthur Schnillers Professor Bernhardie Die
Konzertdirektion Huzd Heiter in Wien teilt mit, daß
sie ihre Tätigkeit mit der Veranstaltung einer Vor¬
lesung von Arthur Schnitzlers neuer Komödie
Professor Bernhardi durch Ferdinand Onno
aufnimmt. Bekanntlich setzt die Theaterzensur und der
Zeusurbeirat der Aufführung dieser neuen Dichtung
in Wien bis jetzt Schwierigkeiten entgegen, so daß die
Uraufführung nicht in Wien, sondern in Berlin statt¬
finden wird. Freitag den 22 d. wird nun die Dichtung
in Wien, im Saale des Architektenvereines durch Ferdi¬
nand Onno rezitiert werden. Der Kartenverkauf findet
bei Kehlendorfer und in der Hellerschen Buchhandlung
auf dem Bauernmarkt 3 statt. Ein Anteil am Ertrag
ist der allgemeinen Polyklinik in Wien gewidmet—
box 30/3
(Quellenangabe ohne Gewam.)
Ausschnitt lhübigsberger Hartung'sche Zeitunt
I. 12. 1315 Unigsbaer 1
vom
„Professor Bernhardi“ heißt der neue Fünfakter von
Artur Schnitzler, und eine Komödie dezn. Die medizinische Welt
des Franenurles Schnißler hat das „Milieu“ hergegeben für eine
Lühnenarbeit, welche die Kunsthöhe der Komödie niemals erreicht,
sich in Schnitzlers Dramenreihe an einen mittleren Platz zu stellen
hat, deren Wiener Zensurverbot aber wohl verständlich ist — wegen
des Konfliktes zwischen Wissenschaft und Kirche am Stelbebett und
wegen der kritischen Belichtung des persönlichen politischen Gebietes.
Der (jüdische) Arzt hält den Priester von seiner jungen Patientin fern,
um die Schwerkranke nicht durch den Anblick des Totenvogels aus
ihrer Illusion, nun sei sie bald gesund, herauszureißen und das Ende
zu beschleunigen. Nicht ohne sanfte Gewalt wird der Priester vom
Arzt abgewehrt, der humane Arzt wird dafür ins Gesängnis gesteckt.
Die Weltanschauungen diesseits und jenseits der „Berge“ treten auf
den Kampfplatz und ringen mit schweren und feinen Waffen um die
Herrschaft. Oesterreichische Männlichkeit. Gelegentliche ironische Ein¬
würfe und Streiflichter kommen nicht recht auf, trotz der liebevoll
durchgezeichneten (und auch angetuschten) Medizinmänner und Hof¬
männer, zu denen der aalglatte österreichische Kultusminister und sein
znarchistisch geölter Hofrat zählen. In dem ganzen Stück ist nur
zine weibliche Rolle — eine Krankenschwester: Traute Carlsen
satte sich mit ihr abzufinden. Die beste Leistung ist Alfred Abels
Priester, der Hofrat von Max Adalbert gibt ihm wenig nach.
Die Titelrolle hatte der gute Gestalter Decarli, eine saftige Charge
John Gottowt mit dem unglückseligen Landarzt Feuermann. Ein
Erfolg.
So webt sich aus Tod und Leben auch das Dasein der Kunst. Bar¬
sowsky wird nun, nach dem Ableben von Brahm, das Lessingtheater
das interimistisch zunächst geleitet wird — schon vor dem Jahre
914 übernehmen; er wird den Vorgänger dadurch ehren, daß er ihn
n Aufführungen weiterleben läßt, welche Lessings Losung bewahrhei¬
en: Kunst und Natur sind Eines nur.
Theodor Kappsteis.)