II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 217

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25. Promsssor Bernhand
„ „. Paris einttessen und vom 1 Prospett der Firma M. Ioole & Cb., L.=Plagwiß, del.
weniastens dem letzten Akt stärker als im Original!
gel ), dessen Hauptprinzip die politische Rücksicht=
mit höchster Wahrheitsprägung. Das ist das
die Wirkung einer Komödie gegeben, aber so dank¬
nat und die Wankelmütigkeit ist, schuf Herr
Fühlen eines leidenschaftsbebenden Frauenherzens,
bar dies im Interesse des Publikums zu begrüßen
Water einen originellen Typ. Herr Ingenohl
die Glut der Liebe, das Flackerfeuer verzehrenden
ist, so ist es doch sehr die Frage, ob Schnitzler sich
ferne zeichnete sich als der Pfarrer aus, der eigent¬
Hasses, der Lavastrom der Verzweiflung, der die
selbst durch diese angedeutete Lösung wesentlich im
lich die Ursache zur ganzen Handlung giht. Er
Schächte der Seele verschüttet. Frau Mildenburg
literarischen Sinne genützt hat. Die ernste Be¬
hat uns überhaupt erst bewiesen, was aus der Am¬
gab ihm eine überzeugungstreue Art, die ihn auch
handlung vorher kontrastiert zu stark zu dem bur¬
da sympathisch wirten ließ, wo man seinen Mei¬
neris gemacht werden kann, und die Tragik dieses
lesken Ton, der dann plötzlich angeschlagen wird.
nungen nicht zu folgen vermag. Rechnen wir nich
Weibes erst voll erschlossen. Sie war menschlich
Aber diese Bedenken sind vielleicht insofern hin¬
den amüsant=süffisanten Hofrat des Herrn Karsten
von erschütternder Echtheit und wußte dennoch die
fällig, als Professor Bernhardi ein gutes Theater¬
Darstellung auf die divine Höhe lauterer Kunst zu
hinzu, und den in seiner Angst trefflich charafteri¬
stellen, die das Weltgetümmel leuchtend überragt.
stück im landläufigen, technischen Sinne überhaupt
sierten Dr. Feuermann des Herrn Colmar, dann
nicht ist.
Kurz, wir fanden eine Gestalt aus heroischer Zeit,
hätten wir die bedeutungsvolleren Rollen erwähnt
äußerlich nicht bestechend durch Schönheit im land¬
Unser Publikum das erfreulich stark erschienen
Herrn Engst dürfte es anzuraten sein, sich einmal
läufigen Sinne, aber durch das Innenleben kostbar
einen anständigen Journalisten anzusehen.
war, bereitete der Schnitzlerschen Neuschöpfung eine
Er
verklärt Den Höhepunkt der Leistung brachte
sehr freundliche, stellenweise sogar begeisterte Auf¬
würde dann wohl nicht in die Versuchung geraten,
der 4. Akt mit den Ausbrüchen ungeheurer Leiden¬
die Entgleisung Schnitzlers noch weiter zu ver¬
nahme. Dafür kann der Autor der Darstellung
schaft, denen sich die klassische Ruhe des Radames
dankbar sein, denn diese war fast durchweg ganz
größern und zu vergröbern. Glücklicherweise sind
und der Fanatismus des Priesters entgegenstellen.
ausgezeichnet. Herr Decarli bot in der Titel¬
solche zusammenklappende Kreaturen, denen der Ser¬
Den Verzweiflungsschrei der Amneris wird wohl
rolle ein prächtiges Lebensbild, dem er eine starke
vilismus die erste Lebensbedingung ist, bei uns in
en.
niemand leicht vergessen. Darin lag etwas von
Wirkung durch die ansprechende Schlichtheit des
Deutschland selten und wir wollen es den Kollegen
Urgewalt. Er offenbarte unsagbare Seelenpein.
Charakters gab, den er in lobenswerter Klar¬
in Oesterreich wünschen, daß dieses Urteil auch in
Und im Dienste dieses eminenten dramatischen
heit entstehen ließ. Das war ein Mann, dem man
ihrem Bereich Geltung hat.
Male „Pro¬
Fühlens steht eine herrliche Stimme, deren Glanz,
die Festigkeit der Haltung zutraute, und die Un¬
Und nun noch einen Wunsch. Wir halten viel
on Arthur
Pastosität und Wandlungsfähigkeit der Gesamt¬
empfindlichkeit gegenüber kleinlichen Menschen.
zu starr an dem Prinzip fest, zu einer für alle
leistung den feinsten künstlerischen Adel leihen. Da¬
Mit dieser Leistung hat der Künstler dem
zu eine königliche Gebärdensprache. Wenn wir
Male festgelegten Zeit zu beginnen. Das Neue
wir uns
großen Kreis hervorragender Leistungen, die er
etwas an dieser Amneris auszusetzen haben, so be¬
Theater eröffnet seine Vorstellungen um 7 Uhr,
eingehend
uns schon beschert, eine weitere hinzugesellt. Ehe
zieht sich das auf eine pure Aeußerlichkeit: auf die
ir Wieder¬
auch wenn das kurze Werk, das etwa angesetzt ist,
ich mich den anderen Darstellern im einzelnen zu¬
Kostüme. Das Flimmerkleid erinnerte an das
ichkeit ge¬
gleich nach 9 Uhr zu Ende ist, das Alte Theater
wende, so weit dies möglich ist, sei ein Wort des
Variété und das weiße Flattergewand an die
gilt ledig.
Lobes der Regie dargebracht. Herr Huth hatte
aber beginnt um 8 Uhr, auch wenn man dann
Hülle einer Serpentintänzerin, wenigstens während
zu äußern,
hier eine ausgezeichnete Tat begangen, es war
bis nach 11 Uhr verharren muß. In solchen Fällen
heftiger Bewegungen. Doch schließlich fällt das
te Akt mit
alles wunderschön abgestimmt und die Professoren¬
wäre es doch wirklich angebracht, schon aus Rück¬
an einer Bühne wenig auf, wo man z. B. einen
setzung im
szene war ein Muster der erregten Lebendigkeit.
ägyptischen Priester mit einer Art Bauchbinde
sicht auf das Publikum, den Theaterbeginn so zu
die bei
Wenn er nun noch den Inspizienten veranlaßt, für
herumlaufen läßt, die ein Bettvorleger ist, — imi¬
legen, daß eine halbwegs normale Schlußzeit dar¬
und nach¬
die Zukunft dafür zu sorgen, daß die notwendigen
tiertes Pantherfell. Dieses Thema wollen wir heute
aus resultiert.
frauenlosen
Requisiten immer zur Stelle sind, dann hat er
nicht weiter verfolgen. Sonst müßten wir wohl
ählt wohl
Wenn übrigens die Theaterleitung noch ein
wirklich das denkbar Beste hervorgebracht. Herr
auch von den Dekorationen reden, die z. T. an
n es auch
Uebriges tun will, um den Genuß im Alten
Huth spielte übrigens in dem Werke den Professor
Schaubudenfassaden des Meßplatzes erinnern.
se dennoch
Pflugfelder mit jener urwüchsigen Galligkeit und
Theater zu erhöhen, dann wäre eine gründliche
Das Publikum zeichnete außer der Frau Milden¬
den Dauer
dem guten Herzen, einem Bilde, das wir schon
Lufterneuerung nach Nachmittagsvorstellungen er¬
burg vor allem auch den herrlichen Urlus aus.
so weniger
früher ähnlich an ihm bewundern konnten Man
Frau Sanden ist dramatisch heißblütig, aber den
forderlich. Es ist kein Vergnügen, in einer heißen,
ohne jede
muß überhaupt beinahe den ganzen Theater¬
gesanglichen Anforderungen der Aida=Partie nicht
verbrauchten Atmosphäre noch mehrere Stunden
Schnitzler
zettel abschreiben, wenn man den Leistungen ge¬
vollig gewachsen Und wie häßlich war die Maske!
auszuhalten. Und schließlich rate ich dringend
as Haupt¬
recht werden will die der gestrige Abend hervor¬
Die Sklavin sah nicht aus, als ob sie einem äthio¬
ab, Preise für diejenigen zu stiften, die erheblich
Preite auf¬
brachte. So sei der lebenswahre drastisch gezeich¬
pischen Fürstenhause entstammte, man mußte viel¬
lchgeholfen,
zu spät kommen und für jene, die dabei den
nete Dr. Löwenstein des Herrn Zadeck genannt,
mehr an das Rußbuttenland denken. Besonderes
Reihe von
größten störenden Lärm verursachen. Es würde
und der arrogante hinterhältige Prof. Eben¬
Lob gebührt Otto Lohse für seine glänzende,
angebracht
wald, den Herr Helmuth=Bräm mit ge¬
zu schwer fallen, bei der großen Beteiligung und
an subtilen Reizen reiche Leistung.
P. D.
ergänzten.
wiegter Sicherheit zeichnete; den Prof. Cyprian
bei der lebhaften Anstrengung, einander an unge¬
drängt sich
hatte man mit Necht Herrn Demme anvertraut,
nierter Ruhestörung zu überbieten, den wirklich,
Der Leiter der städtischen Operette. Der Ober¬
das ist
er machte eine wirkungsvolle Figur daraus, die
Würdigen herauszufinden.
regisseur des Operetten=Ensembles der städtischen
eher den
auch den nötig.n Humor diskreterer Art nicht ver¬
Berthold Wolk.
Bühnen Karl, gehört dem Mitgliedsverbande
ache, daß
missen ließ. Scharf umrissen war der aristokratisch
dieser Theater nicht mehr an. Die überraschende
Verfolgten
angehauchte, eingebildete Prof. Flitz, den wir
Gastspiel im Neuen Theater. Anna Bahr¬
Lösung seines Vertrages ist, wie wir hören auf
auch schon
Herrn Heyse verdanken, und ihnen schlossen sich in
Mildenburg gilt mit Recht als eine der an¬
Vorkommnisse in seinem Privatleben zurückzuführen.
denn ein
mehr ##er meniger hervorttetenden Nollen die
gesehensten dramatischen Sängerinnen der Gegen¬
Es laufen in dieser Angelegenheit noch Gerüchte
nbestritten
Herren Becker, Beßler Mamelok und
wart. In der wundervollen Ausdeutun= der
um, nach denen auch die Behörden sich mit der Sache
eil wenig¬
Lohmeyer an. Für den Minister (auch anders¬
ägyptischen Köniastochter Amneris in Verdis befassen; nach Angabe der Frau Karl soll ihr Mann
s hatten1 wo als in Wien wird es solche Erscheinungen! Alda gab sie die Schilderung eines Frauenschicklals! auf längere Zeit verreist sein.)