II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 222

Re¬
Zellen in den Blutkreislauf gelangen, abzubauen; diese Reaktion
erweist sich sogar auch dem entsprechenden Organeiweiß andrer
Tierarten gegenüber wirksam. Hingegen werden die Eiweißstosse
e im
andrer Organe als die der Plazenta vom Serum Schwangerer nicht
hlich
angegriffen. In weiteren Untersuchungen wird noch festgestellt wer¬
men
den müssen, ob sich solche spezisisch wirkenden Schutzfermente nu
#nsch
während der Schwangerschaft ausbilden, ob nicht vielleicht auch bei
daß
andern abnormen Zuständen des Körpers Stoffe auftreten, die das
Plazentaeiweiß abzubauen vermögen. Vorläufig haben sich solche
eder
Ausnahmen, die den praktischen Wert der Methode beeinträchtigen
aßen
würden, noch nicht finden lassen; wir sind daher in der Lage, ein¬
wandfrei aus der Untersuchung des Bluts die Diagnose der Schwan¬
gerschaft stellen zu können. Es ist sehr denkbar, daß sich ähnliche
Verfahren auch zur Feststellung andrer Zustände, die mit Abstoßung
bestimmter Zellen oder bestimmter Eiweißgebilde in das Blut ein¬
hergehen, ausbilden lassen. Bei gewissen Krankheiten, bösartigen
Geschwülsten, Schilddrüsenvergrößerungen usw., werden ebenfalls
Zellen oder Zellprodukte, die normalerweise im Blute nichts zu
suchen haben, in den Kreislauf abgestoßen und hier vielleicht auch
e der
durch Schutzfermente abgebaut. So kann der Nachweis spezifischer
auis¬
Fermente, der uns von Abderhalden gelehrt ist, eine wertvolle Be¬
Ver¬
reicherung unsrer diagnostischen Methoden werden.
ut¬
Wir haben gesehen, daß Fermente bei dem organischen Geschehen
Blut
im Tier= und Pflanzenreich eine große Rolle spielen; nur einen
isisch
kleinen Teil aller Vorgänge, die durch Fermente bewirkt werden,
Wege haben wir in den Kreis unsrer Betrachtungen ziehen können. Im¬
wir
mer handelt es sich um Abbauprozesse, um Zerlegung kompliziert
ein¬
zusammengesetzter chemischer Gebilde in einfachere Stoffe. Die zahl¬
bei¬
reichen Fermente, die sich in der Hefe vorfinden, — mit Recht hat
man
man die Hefezelle ein biologisches Laboratorium der Ferment¬
sung
erzeugung genannt — spalten Kohlehydrate bis zum einfachen
pritzt
Zuckermolekül; auch dieses unterliegt unter dem Einfluß des in
nun
der Hefe gebildeten Gärungsferments, der Buchnerschen Zymase,
zu= einer weiteren Spaltung in Kohlensäure und Alkohol. Andre
mit
Gärungsprozesse, die Essiggärung, die Milchsäure= und Buttersäure¬
hig¬
gärung werden ebenfalls durch Fermente ausgelöst, die im Leibe be¬
eile stimmter Mikroorganismen zur Bildung gelangen. Wie Buchner
difen,
bewiesen hat, gehen die Spaltungen auch ohne die Anwesenheit der
palt= lebenden Zellen vor sich. Von den Verdauungsfermenten, die von
Blut= bestin mten Drüsenzellen des tierischen Organismus produziert wer¬
das den, wissen wir das schon lange. Pepsin und Trypfin bringen Ei¬
weiß im Reagenzröhrchen ebenso vollständig zur Auflösung wie im
1 der
Darmkanal des Menschen. Auch die Schutzfermente, deren Existenz
im Blute wir durch die neueste Entwicklung der Fermentforschung
ösung
kennen gelernt haben, wirken außerhalb des menschlichen Organis¬
wei߬
mus unverändert fort. Nur dadurch ist es möglich, sie im Blutserum
1 aber
nachzuweisen und diagnostisch zu verwerten.
dem
Die Physiologen und Chemiker erblicken darum heute in den
pritzt.
Fermentvorgängen chemische Prozesse, freilich solche von äußerst
seiner Natur. Der Vergleich Emil Fischers, daß Substanz und Fer¬
#3 zu
ment wie Schloß und Schlüssel geformt sein müssen, wenn eine Wir¬
hoden
kung zustande kommen soll, veranschaulicht die Fermentvorgänge in
geben
geistvoller Weise. Nur das bestimmt geformte Rohrzuckerferment
vermag den Rohrzucker aufzuschließen; alle andern Zuckerarten, auch
einem
die nahe verwandten, beeinflußt es nicht. Besonders deutlich wird
4. rote
dieser spezifische Charakter bei den Schutzfermenten, die sogar nur
bilden
eine bestimmte Eiweißart, etwa die des Mutterkuchens, aufschließen,
eEin¬
andre Eiweißgebilde aber unbeeinflußt lassen. Dr. G. Wolff.
Blut¬
#ersuch
schen
Kleines Feuilleion.
Ham¬
Altes Theater (Professor Bernhardi, Komödie in fünf
weiter
Akten von Artur Schnitzler). — In der neuen Schnitzlerschen
ch, das
Komödic hat das städtische Schauspiel abermals ein Stück gefunden,
behan¬
das das Interesse des Publikums zu fesseln weiß. Nicht ein Werk,
Körper
das unmittelbar überzeugt wie Ludwig Thomas Magdalena, aber
eise im
eins, das irritiert und den Zuschauer zwingt, Stellung zu nehmen.
Und das ist auch etwas, mag man selbst zu schroffer Ablehnung
in Ver¬
kommen.
gegen
Das Stück, auf dessen Einstudierung unter der Leitung des
smus
Herrn Huth große Sorgfalt verwendet worden ist, hat, nach der
jährend
Wirkung auf das Publikum beurteilt, zwei Gesichter. Es wirkt zu¬
I
Embryo
nächst, drei Akte lang, wie eines jener Standesstücke (Lehrer=,
utkreis¬
Pastoren=, Journalistenstücke), deren wir in den letzten Jahrzehnten
manche genossen haben. Diese Wirkung hält an bis zum Schlusse
den, die
eigenen
des dritten Akts, der eine jener Konferenzen bringt, in der die ver¬
schiedenen streitenden Vertreter des Standes zusammengeführt wer¬
dieses
den und sich um den einzelnen Widerstrebenden gruppieren dürfen.
n diese
Dann aber tritt klar und klarer das hervor, was Schnitzlers Glaube,
schwan¬
was sein Bekenntnis ist — die Sphäre des Standesstücks wird ver¬
azenta¬
Stun¬
lassen, und der Zuschauer wird bedenklich und mehr und mehr
Ent¬
reserviert. Es fragt sich, ob mit Recht.
dährend
Man möchte fast vermuten, daß Schnitzler, von dem wir ja
en; die
mehrere elegant gebaute Einakter haben, ursprünglich die Absicht
Metho¬
gehabt habe, einen Einakter zu schreiben, der im wesentlichen die
weisen.
Haltung des ersten Akts der Komödie hätte haben können. Vor dem
#te, so
Krankenzimmer einer Sterbenden treffen Arzt und Priester auf¬
einander. Die Sterbende ist kurz vor ihrem Ende im Zustande
e Fer= seligsten Glückempfindens: sie hofft gesund zu werden, hofft, daß
#, feit= ihr Geliebter bald kommen wird, sie zu hofen. Der Arzt findet es

mh