II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 225

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sammelt worden.
Ausnahme der Urtextausgaben fehlt Es ist gerade von dieser
zur n
Sonate anläßlich des Flesch=Schnabelschen Sonatenabends die
Motette in der Thomeskirche: Sonnabend, 11. Jan., nachm.
Rede gewesen, wo auf sie hingewiesen wurde. Dieses eigen¬
Mot
½2 Uhr Otto Barblau: op. 23, Toccata für Orgel (Manuskript)
artige und bedeutende Werk des 17jährigen Mozart hat auch
J. H. Schein: Verbum caro factum est. G. F. Richter Adoramus
Aufna
Ca-l Thiel: „dorabo.
in diesem Konzert seine heutige öffentliche Feuerprobe bestanden,
Offentliche Probe: Freitag, 10 Jan., abends ¼ 7 Uhr.
und zwar glänzend. Es ist ein ganz anderer Mozart, den
Essigs
Kirchenmusik in der N kolailirde: Sonntag, 12 Jan, vorm.
man da hört, als der allgemeinbekannte, und nichts war ver¬
½10 Uhr. I. Brahms: „Wie lieblich sind deine Wohnungen“ aus
dienstlicher als ihr eine etwas spätere Sonate (Udur Nr. 306)
das 9
dem „Deutschen Requiem“.
folgen zu lassen. Der stilistische Unterschied ist außerordent
mit z
Katholische Kirche St. Trinitatis: Sonntag früh 6 und
lich, von Rokoko enthält die in Mailand geschriebene und der
7Uhr heil Messe, ½ 9 Uhr Predigt, Asperges, Hochamt, vorm 10 Uhr
kurzen „komantischen“ Periode angehörende frühere Sonate
(Dich
Schulgottesdienst mit Predigt, 11 Uhr heil. Messe nachm 3 Uhr
fast gar nichts, eine Herbigkeit spielt aus ihr bei aller Liebens¬
Taufen, abends 6 Uhr Andacht. Wochentags früh ½7, 7 und
würdigkeit, die einen ganz seltenen Zauber ausübt, drei
8 Uhr heil. Messen. Sonnabend abends von 6 bis 8 Uhr Beichte.
„Go
längere Mollsätze nacheinander! Tritt dann plötzlich das Dur
Katholische Kirche St. Laurentius (L.=Reudnitz, Wilhelmstr. 20)
Sonntag früh 7 Uhr heil. Messe, 9 Uhr Predigt und Hochamt
im Menuett hervor mit der unsagbar schönen und vornehmen
„Pa
nachm. 3 Uhr Andacht.
Melodie, so kann's einem kalt und warm zugleich herunter¬
Katholische Marienkirche L.=Plagwitz=Lindenau (Karl Heinestr.):
laufen. An einer derartigen Vorführung sieht man auch, wie
Richa
Sonntag früh ½7 Uhr Beichte, 7 Uhr heil. Messe, 9 Uhr Hochamt
sehr das intime Verständnis Mozarts noch im Argen liegt;
deutse
und Predigt, vorm. 11 Uhr heil. Messe, nachm. 4 Uhr Taufen,
denn wie ist's möglich, fragt man sich, daß derartige
abends 6 Uhr Andacht.
Werke nicht nur völlig unbekannt sind, sondern von Andr
Katholischer Gottesdienst in der Kapelle L.=Gohlis (Jäger¬
Kennern Mozarts wie Köchel und Jahn in jeder Beziehung rechte
platz): Sonntag vorm ½8 Uhr Beichte, 9 Uhr Predigt und heu
Messe 10 Uhr Taufen.
verkannt werden konnten. Mit welch seltenem Stilgefühl
Israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig. Sabbatgottes diens
traten aber auch die beiden Künstler an den Vortrag dieser
gesa
Freitag abend 4½ Uhr. Sonnabend vorm. 9 Uhr.
wie der anderen Sonaten. Man kann den Unterschied zwischen
Mozart und Beethoven kaum klarer zum Ausdruck bringen
die :
als wie es besonders von der Pianistin Frl. Eisele geschah,
Kunst und Wissenschaft.
die ihren Partner, den trefflichen Primgeiger des Seveik¬
ward
Quartetts, zudem an technischer Delikatesse nicht unbedeutend
bekar
überragte. Sein tonlich Bestes gab Hr. Lhotsky erst beim
Altes Theater.
Vortrage von Griegs prächtiger, ursprünglicher, wenn auch
Z. 1. M.: „Professor Bernhardi“. Komödie in 5 Akten von
etwas ungleicher Sonate, wobei man sich allerdings vor
Arthur Schnitzler.
„Zar
Augen zu halten hat, daß der Feurichsaal mit seiner ver¬
Leipzig, 8. Jan. Auf alle Fälle ist dieses neueste Werk
bastia
gröbernden Akustik ein Feind feinsinnigen Violinspiels, wie
des stets mit bedachtsamer Umsicht schaffenden Wiener Poeten,
Enga
es Mozart verlangt, ist; jede schärfere Reibung wird dem
dem die Maske eines boshaft-liebenswürdig lächelnden Satyrs
Balle
Hörer in der Potenz übermittelt. Frl. Eisele wird man
so trefflich zu Gesicht steht, ein in fruchtbaren Stunden er¬
morg
unseren besten Kammermusikspielerinnen gerade auch klassischer
sonnenes, mit liebevollem Raffinement bis ins kleinste Detail
abend
Tonwerke zurechen müssen, nicht zum wenigsten deshalb, weil
ausgemaltes Theaterstück, dessen Geschehnisse, von einem figuren.
„Pete
sie mit einem ganz prächtig gesunden Instinkt das einem
ermäf
reichen Apparat getragen, den Zuschauer bis zum vierten Akt
Werke Eigentümliche herausfühlt und es mit einer heute
wird
nicht nur zu interessieren, sondern auch zur Teilnahme zu recht selten werdenden Einfachheit zum Vortrag bringt. Und
Sonn
zwingen vermögen. Bis dahin kommt uns Schnitzler ganz Stilgefühl ist's vor allem, was uns nottut, ohne dieses steht
Wien“
ernsthaft, so ernsthaft, daß man fast zu glauben geneigt ist,
„Coris
man heute besonders Mozart mehr oder weniger verloren
er meine es diesmal wirklich ehrlich, er enthülle ein Stückchen
Theat
gegenüber.
A. H.
Tragik seines eigenen Lebenskampfes, und erst wenn auch über
theate
diesem Aufzuge, der eine gefährlich langatmige Gegenüberstellung
hardts
Liederabend von Anton Bürger.
zweier sich unverträglich befehdender Weltanschauungen, daneben
tümlic
Leipzig, 9. Jan. Der Königl Kammersänger Hr. Anton Mittwi
aber auch einen unmöglichen Verteidiger und einen Zeitungs: Bürger bot seinen Hörern einen der duftigsten Liedersträuße Szene.
reporter, der förmlich nach Witzblatt=Atmosphäre schmeckt, ber in ganzer Fülle: „Die schöne Müllerin“ von Franz Schubert. Kamm
schert, der Vorhang zusammengerauscht ist, rückt die Situation] Einzelne herausgerissene Blumen empfängt man ja häufig,
theater
in echt Schnitzlerische Beleuchtung: an der Stelle des Märtyrers,
Kasse:
im Konzertsaal wie im Familienkreise; den ganzen Strauß
der um seiner Humanität willen Stellung und Freiheit hat
dieses
seltener. Für den Sänger ist der ungekürzte Vortrag dieser
verlieren müssen, erscheint ein lachender, Welt und Menschen,
Städli
zwanzig Nummern gewiß keine undankbare, aber auch keine
Klimas
Politik und Religion mit der Lauge ätzenden Spottes über leichte Aufgabe. Indem er sich nicht string als Konzertgeber,
Entlas
gießender Philosoph, der sich darüber freut, daß wir seinen sondern als der lebendig individuelle Mittelpunkt des Ganzen
noch v
künstlich aufgebauten Konflikt mit dem Vertreter der Kirche fühlen muß, von dem die verschiedenartigsten Empfindungen
gütlich
und seinen Kampf gegen eine plumpe Intrigenwirtschaft so
ausströmen, muß er in seiner Art ein Poet sein. Ist er dies
sagen:
furchtbar tragisch genommen haben. Die Satyren=Herrlichkeit
nicht, so wird er auch mit dem kleinen Roman des Müller¬
des Schlußaktes verwischt rasch und gründlich das ernste
sellsch
burschen nichts anfangen können. Hr. Bürger, der über einen
tendenziöse Zeitbild, das mit scheinbar so unbedingter,
Leitun
umfangreichen, wohllautenden Tenor=Bariton verfügt, gestern
aus dem Innersten strömender Überzeugungstreue intim
bei C.
aber nicht sonderlich bei Stimme zu sein schien, hat dise
und
gewissenhaft vor uns aufgerollt worden war.
Aufgabe so begriffen und durchgeführt, wie es nur ein Sänger
Als höchst unterhaltsames Kulissenstück hat „Professor
von Bildung vermag. Sein Vortrag hob frohgemut und un¬
Bernhardi“ unter den Bühnenwerken neueren Datums
befangen an, wuchs empor mit dem erblühten Glück, schilderte
wohl keine ernsthafte Konkurrenz zu fürchten, zumal da es
— allerdings nicht mit der hinreißenden und packenden Er¬
seinem Schöpfer auch nicht an Mut fehlt, mit halb regung Wüllners, sondern mehr sänftiglich und ergeben —
energischem, halb witzigem Finger an manche Wunde des
die Quellen der Efersucht und erstarb mit des Bächleins
der
modernen Wiener Geistes= und Gesellschaftslebens zu rühren.
Geflüster. So glaubte man ihm, was er sang, und das be¬
Torg
Betrachtet man es aber als zeitgeschichtliches Drama, wird das
deutet kein geringes Lob. Am Flügel saß als zuverlässiger
orden
Urteil wesentlich anders, d.h ungünstiger lauten müssen. Der Kern
und mitfühlendender Begleiter Hr. Eduard Behm. E. M.
Si
der Handlung ist ziemlich einfach: Professor Bernhardi hat
in seiner Eigenschaft als Krankenhausdirektor einem Priester,
der ko¬
Hochschulnachrichten.
abgeor
der einem sterbenden Halbweltkind das Sakrament spenden
Zufolge Verordnung des Königl Ministeriums des Kultus
Bei di
will, den Weg zum Krankenbett versperrt, um dem Mädchen
und öffentlichen Unterrichts wird Prof. Dr. med. Riecke von Bauck¬
ein leichtes Ende zu sichern. Der Professor ist gleich ein m
der medizinischen Fakultät der Universität Leipzig am 11.,
dem 9
großen Teil seiner Amtskollegen Jude. Seine Handlung wird
18. und 25. Januar von 6—7 Uhr nachmittags an die
ihm von den arischen Konkurrenten als religionsfeindliches
männlichen Studierenden aller Fakultäten öffentliche Vor¬
Verbrechen ausgelegt. Er wird gezwungen, vons inem Posten lesungen über das Thema: „Die Gefahren der Geschlechts.
Ein
zurückzutreten, und in dem Prozeß, der ihm aus politischen krankheiten und die Bedeutung des Geschlechtslebens für die
K
Gründen gemacht wird, lautet das Urteil auf zwei Monate
Gesundheit“ abhalten.
arktisch
Gefängnis. Der katholishe Priester, der mit jesuitischer Wort¬
Nördli
kunst jede Schuld an dem ganzen Konflikt in Abrede zu stellen
Zeitschriften.
treter
sucht, reicht dem Verurteilien die Hand zur Versöhnung.
Pelhagen und Klasings Monatshefte. Das mit einem länger
Bernhardi verbüßt die Strafe und kehrt als weltverachtender vaterländischen Gedichte „Neujahr 1913“ von Frida Schanz bergen
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