II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 226

25. Professor Bernhardi box 30/3
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Dchw abischter Merku
Stuttgart
Ausschnitt aus:
19 JAR 1314
vom:
ten dem Aufruf.
2 Tübingen 18. Jon. Mit Arthur Schnitzlers 5aktiger Ko¬
mödie „Professor Bernhardi“ hat die Kgl. Hofbühne ihre
Gastspiele im Muséuptssaal im neuen Jahr wieder aufgenom¬
27ö#i#s russburger Post
terialbeamten
men. Es bedeutet gin großes Entgegenkommen der Inten¬
vom:
hardi im Inter
danz. uns mit esyem Stück aufzuwarten, das 22 Darsteller
(Fortsetzung folgt.)
kämpft und
erfordert. Der „Wiener Dichter beschäftigt sich bekanntlich
Das Wei ist
in diesem Werk u. a. mit einer Frage, die wohl geeignet ist,
selbst es sagt,
Straßburger Stadttheater.
akademische Kreise zu interessieren, mit der Möglichkeit eines
Und nun de
Konflikts zwischen Arzt und Seelsorger am Lager einer dem
Professor Bernhardi.
hardi, der ärzt
Tod geweihten Sünderin“. Man muß ihm zugestehen, daß
K. S. Straßburg, 27. Januar.
er sein heikles Thema, das wohl besser in einer wissenschaft¬
Kranken eine
geweiht ist. Di
lichen Zeitschrift erörtert würde, mit taktvollem Ernst und
Ein eigener Zufsll hat es gefügt, daß der Spielplan der deutschen
glückselig. Sie
* Theater in diesem/„ Jahre drei Stücke enthält, die sich mehr oder
der ungetreue
maßvoller Zurückhaltung behandelt, ohne es freilich einer ve¬
weniger gründlich mit jüdischen Fragen beschäftigen. Zuerst er¬
keit ihr Puls
friedigenden Lösung zuzuführen. Es ist ihm auch offenbar
schienen die munkeren Fünf Frankfurter, deren liebenswürdiger Humor
Wissen Bernha
gar nicht ausschließlich um eine gründliche und erschöpfende
die Bühnen im Sturm eroberte und den Theaterdirektoren gute Ein¬
stungen ihrer
Durcharbeitung seines Problems zu tun gewesen; er schiebt
nahmen brachte/+ Rothschild in Wien behauptete bekanntlich, Rößler,
os des öfteren auf längere Zeit bei Seite.um dem Aulifenll.,
Priester den
der Verfasser des Frankfurter Judengassenstücks, sei der einzige, der mit
tismus auf den Leib zu rücken, fürs Freimaurertum eine
d' letzte glück
dem Hau'e Röthschild ein Geschäft mache, von dem die Firma selbst
Lanze zu brechen, allerlei östreichische Verhältnisse ironisch
wissen, von
keinen Nutzen habs —, dann kam der Däne Nathansen mit dem
zu beleuchten u. a. m. Er wendet dabei seinen ganzen Geist¬
iern, und Got
ernsteren, freilich alcch längst nicht so zugkräftigen Schauspiel Hinter
reichtum auf und fesselt vielfach durch wirklich sein geschliffe¬
Die Handlungs
Mauern, und endlich schrieb Arthur Schnitzler seine fünfaktige
nen Dialog, liefert verschiedene äußerst wirksame Bühnenbil¬
Haß gegen der
Komödie Professor Bernhardi, die, in Oesterreich verboten, neben
der, reißt aber den Faden der Handlung des öfteren willkür¬
verständlich nich
Jüdischem allerdings auch vielerlei Christliches=Allzuchristliches und —
lich ab, um Gelegenheit zu bekommen zur Aus prache all
tischen Kreisen
über das Konfessionelle higaus — auch Rein=Menschliches bringt.
dessen, was sein Herz bewegte, als daß noch von einem
— nach Ansicht
Wir kennen Schnitzler auf der Straßburger Bühne von seinem
straffen, konzentrierten Aufbau seines Dramas die Rede sein
Kunst den christ
bunten Renaissance=Gemälde Der Schleier der Beatrice und seinen
könnte. In der Charakterzeichnung bewährt er sich als
Anzeigen des
zierlichen Anatol=Einaktern. Wenn dieser Dichter plaudert, ist er voller
Meister. Die Stuttgarter Künstlerschar brachte unter Leitung
Juden Bernhar
Charme und geistreich wie ein Franzose. Er kennt die Frauenherzen
des Intendanzrats V. Stephani eine in jedem Betracht
kottiert. Dann
besser als irgend ein anderer österreichlscher Schriftsteller, er weiß von
musterhafte Aufführung zustande. Besonders gefeiert vurde
welche Konzessic
der Liebe Lust und Leid uns die zierlichsten und wehmütigsten Dinge zu
vom Publikum der Darsteller der Titelrolle E. Richter.
verfeindet sichn
Neben ihm behautpteien sich R. Tenhaeff (Minister), O. Hof¬
sagen. Weniger gut findet er sich in den Stil der großen Komödie.
Herren Fühlung
meister (Dr. Cyprian), M. Marx (Vizedirektor), W. Franke
Seine feuilletonistische Art, die in der Skizze so springquellfrisch sprudelt
(Hofrat), K. Junker (Pfarrer), wie überhaunt alle im Stück
legenheit in Fo
und ein Bonmot nach dem andern emporwirft, reicht nicht ganz aus
Beschäft
haus ehrenvoll.
Einem Ruf der Mu¬
zur Darstellung großer Begebenheiten und schwerer Lebensschicksale. Er
in einer stürmis
## lch die Berliner
des Krankenhauf
haftet zu fest am Kleinen und Einzelnen und findet infolgedessen nie¬
5.5. Karl und
mals die große dramatische Linie, die ein machtvolles Bühnenstück haben
Gegnern das Fe
##stern erst¬
Unterrichtsminist
muß, wenn es uns fortgesetzt fesseln soll. Seine Technik ist die eines fleißigen
Ge¬
Webers, der Fadenum Faden zu zarten Geweben fügt und dennoch kein klares
ihm aber entfren
gen¬
seinen Lebenswe
und festes Muster zustande bringt. Wir hören unendlich viel Geist¬

die Jnstizbehörde
reiches in seinen Stücken, zum Schluß jedoch sind wir ernüchtert und
die Angelegenhe
unbefriedigt, weil wir nichts wahrhaft Erschütterndes und Zwingendes
wied wegen Stö
erlebt haben. Diese Erfahrung mahten wir Samstag Abend von
ureilt. Im letzt
neuem bei seinem Professor Bernhardi. Was hat der Dichter nicht
Feit aus der
alles in diesen fünf Akten zusammengesaßt! Wir lernen die ärztlichen
werden wird, erf
Infassen eines ganzen Krankenhauses kennen und hören mehr als genug
aus dem Gefäng
Medizinisches; wir werden Zeugen einer verblüffend eingehend behandelten
Fitunde und jetzi
Aufsichtsratssitzung und nehmen teil an langen politischen Erörterungen
über die Stellung des Judentums in der heutigen österreichischen Ge¬
köcien beide sich
sellschaft und die Macht des Kierus; ernste und fröhliche Männer der
Eit munterer Ho
Wissenschaft und Schurken und Heuchler tauchen auf und verschwinden,
fingst, Bernhard
Minsch mische sich
und endlich, wenn der meist hinter der Szene sich abspielende Kampf
vorüber ist. müssen wir von dem Dichter derch:###nd eineg Mini¬nich angehen; i