II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 228

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25 PBernhandi
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Der Merker, Wien
— Zasstos

STRASSBURG I. E.
Die Erotik hat von jeher in der Welt des
Seins und des Scheins eine große Rolle gespielt
und Artha Schnitzler hat uns beinahe zwanzig
Jahre hindureh anfanrien m einem jeweilig
neuesten Opus die Tragik des Liebeslebens mit
genialem Geist vorgeführt. Und nun erfahren
wir just in dem Jahre, in dem er sein erstes
halbes Jahrhundert hinter sich hat, daß dies gar
nicht sein eigenes Glaubensbekenntnis war,
sondern nur die Folgen seines dichterischen
Erschauens. Er scheint der Wucht der Erotik
ferner zu stehen als man annahm, sonst hätte
er sie in seinem „Ich-Drama“ nicht so ganz aus¬
schalten können. Hierin liegt die Größe des
Dichters Arthur Schnitzler und des Professors
Bernhardi, den er durch Weglassen aller ernsten
und heiteren Liebesgeschichten und Liebes¬
tändeleien zu einem seltenen Drama aufbaute.
Doppelt bewundern wir ihn nun, den Dichter, der
uns neben der Liebelei, Vermächtnis und Ge¬
fährtin diesen Professor Bernhardi schenkte.
Einige Längen im Dialog könnten dem Stück
dramatisch sehr gefährlich werden, man spürt
sie wenig, weil man durch die grandiose Be¬
shandlung des Stoffes immer wieder staunend
gepackt wird. Jeder einzelne Charakter ist ihm
ja auch prächtig gelungen und es gibt wenige
Komödien, die eine Fülle von solch glänzend
gestalteten Menschen aufweisen.
Die Aufführung an unserem Stadttheater war
stellenweise ganz hervorragend. Vor allem schuf
Ernst Nachbaur in Schnitzlers Maske einen
Bernhardi von kolossal tiefer Wirkung, einen
Menschen von prachtvoller Plastik. Seine Aus¬
einandersetzung mit dem Geistlichen (Josef
Kron), die wertvollste Szene des Dramas, wurde
zu einem Erlebnis, das sichtbar vor den Augen
der Zuschauer emporwuchs. Daß der etwas sehr
satyrisch gefärbte Schlußakt nicht an Wirkung
einbüßte, war dem in Ton und Haltung meister¬
haft gezeichneten Hofrat durch Wilhelmi zu
verdanken. Der Erfolg war einheitlich groß.
Professor Bernhardi ist wohl die interessanffste
Komödie unseres interessantesten Dichteg.
Richard Lefner.
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KaLons.
Aunsgaik und 7u Aeute.
Cchamweh
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(Straßburg i. Els. Stadttheater. Unser
Intendant, Herr Maximilian Wilhelmi scheidet mit
Schluß der Saison von seinem Posten; er will uns den
Abschied recht schwer machen und bringt in diesem
Jahre kurz nach den Uraufführungen die Leckerbissen
der Saison. Arthur Schnitzlers gewaltige Komödie
„Professor Bernhardi“ wurde uns letzten
Sonnabend in glänzender Darstellung geboten. Diese
Aerztekomödie ist nicht immer dramatisch, sie hatLasigen,
aber sie ist eine interessante Komödie eines geistreichen
Dichters, der Menschen zu schaffen versteht denen wir
gerne einige Stunden zuhören, und über die man nach¬
her gerne weiter disputiert. Technisch steht Schnitzler
hier nicht auf seiner Höhe, aber die Art, wie er seinen
Stoff meißelte, wie er hier im Kontraste zu all seinen
früheren Werken die Erotik ganz ausschaltete, darin
liegen die Vorzüge. Alle die vielen und verschieden¬
artigen Charaktere gelangen ihm meisterhaft, jede ein¬
zelne Figur atmet Natürlichkeit und wird zum Erleb¬
nis. Schnitzler hat nun auch mal seinen Kollegen den
Weg gezeigt, auf denen man Schauspiele, die nicht
schwere tragische Schlüsse lösen wollen, zu Ende führt:
es ist die Satiré. Unsere Dichter nehmen meistens ihre
Helden viel ernster und wuchtiger, als sie uns dünken
und das Pathos, mit dem sie sie endigen lassen, scheint
uns stets viel zu viel gekünstelt. Neue Bahnen, meine
Herren, um mit Kramer aus Sodoms Ende zu sprechen,
zeigt uns Schnitzlers Bernhardi und es wäre freudig
Das
zu begrüßen, wenn daraus gelernt würde. —
Drama erfordert mindestens 16 gute Schauspieler, und
da so viele gute Kräfte an einer Bühne selten sind,
so wird es wohl kaum den Weg über die meisten
Ernst Nach¬
Bühnen machen; das ist zu bedauern. —
baur war als Bernhardi direkt vorbildlich: ein Meister¬
werk ersten Ranges. Josef Kron (Pfarrer) hätte nach
seiner Aussprache mit Bernhardi tosenden Beifall auf
offener Szene verdient und Wilhelmi hat uns als
Hofrat noch einen Edelstein geschenkt, den wir vor
uns blitzen sehen werden, wenn er schon lange in Penz
Rich. Leinz#
sion sein wird.